Bürger erwarten von nächster Bundesregierung vor allem Investitionen in Bildung

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BERLIN. Ein Großteil der Bevölkerung fordert laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage für das Deutsche Kinderhilfswerk höhere Investitionen des Staates in die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Eine große Mehrheit befürwortet dahingehend mehr finanzielle Mittel für eine chancengerechte Bildung und zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland. Woher soll das Geld dafür kommen? Die Besteuerung sehr hoher Einkommen findet den größten Zuspruch.

Bildung ist Ländersache? Von wegen. Wer immer hier (ins Bundeskanzleramt) einzieht, sollte sich mit dem Thema beschäftigen – das erwarten die Bürger mit großer Mehrheit jedenfalls. Foto: Shutterstock / Sybille Reuter

Als wichtige Aufgaben für die nächste Bundesregierung werden insbesondere die Verbesserung der Situation in Kitas und Schulen, die Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland sowie die finanzielle Absicherung der Kinder- und Jugendarbeit gesehen. Und auch Maßnahmen zur Demokratieförderung hält eine große Mehrheit für wichtig, ebenso wie die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz.

„Die Belange junger Menschen in Deutschland werden nach wie vor systematisch vernachlässigt“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. Das stellt unsere Gesellschaft zunehmend vor eine Zerreißprobe. Denn unsere Demokratie ist abhängig davon, dass es gelingt, gleichermaßen den Interessen aktueller Generationen als auch zukünftiger Generationen gerecht zu werden. Deshalb braucht es endlich konsequente politische Initiativen und Entscheidungen für eine generationengerechte Politik für Kinder und mit Kindern. Wir müssen aufhören, Investitionen in die Zukunftschancen junger Menschen als Luxus zu betrachten, den wir uns nur dann leisten, wenn es uns gut geht.“ Vielmehr handele es sich dabei um unerlässliche Maßnahmen zur Sicherung der Zukunft der deutschen Gesellschaft.

„Finanziert werden sollten diese Ausgaben vor allem durch eine zusätzliche Besteuerung sehr hoher Einkommen und durch Einsparungen an anderer Stelle. Zudem sollte im Hinblick auf die Frage der Aufnahme neuer Schulden mit Blick auf die Erfordernisse zusätzlicher Staatsausgaben für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen eine Haushaltsaufstellung unter dem Gesichtspunkt des Kindeswohlvorrangs die Regel werden“, so Krüger weiter.

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage im Einzelnen: Wenn es um die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen geht, sieht die große Mehrheit der Bevölkerung durchaus noch „Aufholbedarf“ hinsichtlich der Investitionen des Staates: So meinen 83 Prozent der Befragten, der Staat würde nicht genug für die Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen investieren. Nur eine kleine Minderheit (14 Prozent) sieht dies anders. Damit haben sich die Werte bei dieser Frage gegenüber einer gleichlautenden Befragung im Jahre 2022 nur unwesentlich verändert: Damals waren 77 Prozent der Befragten der Auffassung, der Staat würde nicht genug für die Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen investieren, und 17 Prozent waren gegenteiliger Meinung.

Danach gefragt, in welchen Bereichen sie gezielte Investitionen des Staates mit Blick auf zukünftige Generationen begrüßen würden, gibt eine große Mehrheit der Befragten an, Investitionen in eine chancengerechte Bildung (90 Prozent) und zur Bekämpfung von Kinderarmut (89 Prozent) zu begrüßen. Eine Mehrheit der Befragten würde auch gezielte Investitionen in die Digitalisierung (85 Prozent) befürworten. Ebenfalls mehrheitlich begrüßt würden aber auch Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, also z. B. einen kostenfreien und bedarfsgerechten ÖPNV (79 Prozent) oder in den Klima- und Umweltschutz (77 Prozent). Investitionen in diese beiden Bereiche würden von rund jedem fünften Befragten (19 bzw. 22 Prozent) hingegen nicht begrüßt.

Die größte Zustimmung (75 Prozent) bei der Frage, wie zusätzliche Staatsausgaben für gezielte Investitionen mit Blick auf zukünftige Generationen kompensiert werden sollten, erhält die Möglichkeit einer zusätzlichen Besteuerung sehr hoher Einkommen. Die Möglichkeit für den Staat, zur Finanzierung gezielter Investitionen mit Blick auf zukünftige Generationen mehr Schulden aufzunehmen, befürworten 40 Prozent. 39 Prozent sprechen sich für die Streichung von Staatsausgaben an anderer Stelle, wie Verteidigung, Straßenbau oder Wirtschaftsförderung aus. Und 19 Prozent befürworten für eine allgemeine Steuererhöhung.

Für die nächste Bundesregierung als sehr bzw. eher wichtige Aufgaben gesehen wird insbesondere die Verbesserung der Situation in Kitas und Schulen (91 Prozent), die Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland (85 Prozent) sowie die finanzielle Absicherung der Kinder- und Jugendarbeit hierzulande (82 Prozent). Maßnahmen zur Demokratieförderung hält darüber hinaus aber ebenfalls eine Mehrheit für (sehr) wichtig (75 Prozent), ebenso wie die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz (73 Prozent). News4teachers

“Wirtschaftsweise”: Schuldenbremse für Bildung lockern! Mehr noch: Regierungen zu Investitionen in Schulen verpflichten!

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Einer
14 Tage zuvor

Mehrausgaben für Bildung wäre super, aber wir müssen auch mehr ausgeben für die Infrastruktur und wir müssen mehr ausgeben für die NATO. Wenn man mal bei der NATO bleibt und etwas rechnet kommt man auf folgende Zahlen:

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt lag im Jahr 2024 bei ungefähr 4.306.000.000.000 Euro. Wenn wir unseren Beitrag auf 5 % steigern sollen, dann wären das ca 215.300.000.000 Euro. Der gesamte Bundeshalt im Jahr 2024 lag bei 476.000.000.000 Euro. Bei so vielen Nullen kann man schnell den Überblick verlieren, aber 5 % heißt, dass 45 % des Bundeshaushaltes für die Verteidigung ausgegeben werden würden. Selbst wenn die NATO mit 3,5 % des BIP zufrieden wäre, wären es noch über 30 % des Bundeshaushaltes. Das alles sind Summen, die nicht eingespart an anderer Stelle eingesparte werden können, also muss der Bundeshaushalt größer werden. Mehr Geld ausgeben heißt mehr Geld einnehmen durch Steuern oder mehr Schulden aufnehmen. Außer Herr Merz, der an ein gigantisches Wirtschaftswachstum glaubt sobald er an der Macht ist. Aber die anderen Parteien haben auch keine Lösung für dies Problem. Nur gibt es keine Partei zu. Dies Problem so offen zu benennen hieße wahrscheinlich die Wahl zu verlieren.

Im übrigen wäre ich dafür 5 % des BIP in Bildung zu investieren, aber da müssen sich unsere Politiker ja erst wieder 2 Jahre wegen des Föderalismus streiten.

Realist
14 Tage zuvor
Antwortet  Einer

Der Zug für “Investitionen in die Bildung” ist erst einmal abgefahren. Vor Corona gab es da ein Zeitfenster von ein paar Jahren, in denen der Staat (alle Ebenen) sprichwörtlich in Geld schwammen. Aber da hat man lieber soziale Wohltaten (vor allem diverse Rentenpakete) finanziert. Jetzt wird das Geld knapper und das Geld wird für Rüstung, Industrie-Subventionen und innere Sicherheit gebraucht. Auch die Migration (“Sie sind nun ja einmal da!”) muss weiter finanziert werden. Bildung kommt da erst ganz am Schluss.

Wenn mich heute jemand nach beruflichen Perspektiven fragen würde, müsste ich ehrlicherweise “Rüstung” empfehlen. Auf keinen Fall “Bildung”.

Honduraner
14 Tage zuvor

Ich erwarte von der nächsten Bundesregierung eigentlich gar nichts. Ich wäre froh, wenn Scholz weg ist, aber ich sehe keine wünschenswerte oder hoffnungsvolle Alternative. In diesem Sinne weiß ich zum ersten Mal wirklich nicht, wen ich wählen soll. Es ist eher wieder wie linke Tasche – rechte Tasche. Was soll man denn der CDU noch glauben, die die älteren Lehrer in Berlin auch nur verar….t hat. Vor den Wahlen trat sie für einen verbesserten Nachteilsausgleich ein, nach den Wahlen ist dazu Schweigen im Walde seit 3 Jahren und dann liest man hier noch, selbst schuld, wenn man das geglaubt hat. Was also soll ich jetzt noch glauben von all den Ankündigungen und Vorhaben???????

Wandervogel
14 Tage zuvor
Antwortet  Honduraner

Das sehe ich auch so. Was soll man der CDU noch glauben, so wie sie uns belogen und betrogen hat und hinterher noch über uns lacht, weil wir ihr glaubten. Man darf aber nicht vergessen, der lächerliche Nachteilsausgleich, der jetzt gilt, wurde von SPD, Grünen und Linken beschlossen! Denen haben wir das auch zu verdanken.

Vierblättriges Kleeblatt
13 Tage zuvor
Antwortet  Honduraner

Genau. Danke.

Spazierstock
14 Tage zuvor

https://www.tagesspiegel.de/berlin/plane-gegen-personalmangel-an-schulen-bildungssenatorin-verteilt-lehrerstellen-in-berlin-um-13066996.html

Das wurde bei uns diskutiert, eine neue Mogelpackung der CDU-Bildungssenatorin. Können Sie darüber berichten? Ich kann auch nur den Anfang lesen.

Rainer Zufall
14 Tage zuvor

Achja, der Bund und die Bildung… ?

Ich glaube ja, es geht auf den beknackten Wahlkampf des BSW zurück: Bundesländer sollen internationale Politik betreiben, während zur Bundestagswahl mehr Lehrkräfte gefordert werden -__-

Karl Heinz
14 Tage zuvor

…fordert
…befürwortet
…% der Befragten gaben an, …

Da erhalten Briefe an den FakeWeihnachtsmann mehr Aufmerksamkeit.
Es juckt schlicht und ergreifend niemanden.
Es wird nicht passieren.
Fertig.

Das fängt schon bei der Dummheit der Leute an, die sich Veränderungen wünschen, aber stets das Gleiche wählen.

https://youtu.be/LrRFYn4JsmA?feature=shared

447
14 Tage zuvor
Antwortet  Karl Heinz

So ist es.

Auch bekannt als “Geliefert wie bestellt”.

*trauriges tröt-fiep* 🙁

447
14 Tage zuvor

Ich glaube leider ehrlich gesagt NIX so wenig auf dem Schirm von Wählern ist wie Bildung.

Um zu glauben, dass das ernsthaft Einfluss auf die nächste Wahl hat…hartes copium, ganz hartes, tief inhaliert.

Vierblättriges Kleeblatt
13 Tage zuvor
Antwortet  447

Naja, es kommt wohl immer darauf an, welches Themen einem selbst gerade wichtig ist. Ich stimme Ihnen zu, Bildung ist einem wohl nicht das wichtigste Thema. Zur Zeit ist es wohl eher die Migration. Da nimmt man dann anderes in Kauf, was eine Partei vertritt und was man selbst eigentlich so gar nicht befürwortet.

447
10 Tage zuvor

Na ja…als direkt betroffene Arbeitskräfte wünschten wir uns wohl, es wäre anders. Aber wir sind halt eine extrem kleine Wählergruppe.