HANNOVER/BREMEN. Bei der Betreuung von Kleinkindern gibt es Engpässe. Zunehmend werben Kommunen daher Erzieher:innen aus dem Ausland an. 600 Fachkräfte sollen allein über das Programm «Willkommen im Kindergarten» von 2022 bis Ende 2024 nach Deutschland gekommen seien, überwiegend aus Spanien. Doch die Frage ist: Wollen sie auch bleiben?

Es ist ein Abenteuer: Brenda Hornos Justicia hat ihre Heimat Barcelona gegen den kleinen niedersächsischen Ort Krähenwinkel getauscht. Die 29-Jährige ist eine von inzwischen Hunderten spanischen Erzieherinnen, die von deutschen Behörden angeworben wurden, um die Personalnot in Kindertagesstätten abzumildern. In Spanien ist die Geburtenrate niedrig und es gibt es einen Überhang an gut ausgebildeten Erzieherinnen. Seit September gehört Brenda zum Team der Kita Krähenwinkel in der Region Hannover und betreut mit Kolleginnen die «Puckis», eine Gruppe von 15 Ein- bis Dreijährigen.
Abends sei es schon sehr ruhig in Krähenwinkel, erzählt Brenda, die sich dafür entschuldigt, dass ihr Deutsch während des Heimaturlaubs über den Jahreswechsel schlechter geworden sei. In Barcelona unternehme sie mehr in ihrer Freizeit, jedoch sei sie kein Strand-Typ und möge keine Hitze. «Ich würde auch gern in Finnland leben», sagt die Spanierin lachend. «Ich liebe das deutsche Wetter.»
14 spanische Erzieherinnen hat die Region Hannover anwerben können. Eigentlich standen in dem Pilotprojekt 22 Plätze zur Verfügung. Jedoch konkurrieren inzwischen mehrere deutsche Bundesländer sowie skandinavische Länder und Irland um die Fachkräfte. «Deutschland hat die Arme ausgebreitet für mich», sagt Brenda, die besonders die Arbeit im Team in ihrer neuen Kita schätzt. Ihr Ziel sei es, neue pädagogische Konzepte kennenzulernen.
Mehrmonatiger Deutschkurs vorweg
In Deutschland war die junge Pädagogin vor dem Start des Programms noch nie, Deutsch hat sie auch nicht in der Schule gelernt. Im April begann ihr bezahlter, mehrmonatiger Deutschkurs in Barcelona. Ihre Kita in der Nähe des Flughafens Hannover lernte sie in einer Schnupperwoche kennen. Der Vertrag der Spanierin mit der Kita Krähenwinkel läuft bis Anfang 2026. Absolviert sie das Projekt erfolgreich, steht am Ende die Anerkennung als staatlich anerkannte Erzieherin in Deutschland. In Spanien arbeitete Brenda nach ihrem Universitätsabschluss 2016 bereits mehrere Jahre als Erzieherin.
Kita-Leiterin Melanie Lüschen kann die Spanierin als Sozialassistentin und zusätzliche Fachkraft einsetzen. «Das ermöglicht uns, die Gruppen aufrechtzuerhalten, wenn Kollegen nicht da sind», sagt sie. Das Team profitiere von Brendas Ausbildung und Berufserfahrung. «Sie sieht, welche Bedürfnisse beim Kind sind» Mit ihrer fröhlichen Persönlichkeit sei die 29-Jährige eine Bereicherung. «Brenda ist ein Herzensmensch», betont die Pädagogin.
Das spüren die Kleinkinder. In der Eingewöhnungsphase bei den «Puckis» strich die Spanierin geplante freie Tage und kam in die Gruppe, weil ein neues Mädchen zu ihr eine innige Beziehung aufgebaut hatte, wie die Kita-Leiterin erzählt. Dass die junge Frau aus Barcelona bisher nicht so gut Deutsch spricht, finden die Eltern nicht schlimm. «Brenda macht das toll», sagt Elternvertreterin Jessica Napieraj. «Die Kinder können von ihr lernen, und sie kann von den Kindern lernen.»
Im Einverständnis mit der spanischen Arbeitsverwaltung
Welche deutschen Worte sind im Kita-Alltag besonders wichtig? «Achtung» und «Vorsicht», fallen der 29-Jährigen auf Anhieb ein. Auch «Wickeln» bei den Ein- bis Dreijährigen. «Eichhörnchen» und «Weihnachten» spielten zuletzt eine große Rolle.
Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit wirbt mit dem Einverständnis und der Unterstützung der spanischen Arbeitsverwaltung die Fachkräfte an. In kleinerem Umfang werde auch in Italien rekrutiert, berichtet die für die Zuwanderung von Fachkräften zuständige Behörde mit Sitz in Bonn.
Allein über das Programm «Willkommen im Kindergarten» haben laut ZAV von 2022 bis Ende 2024 rund 600 Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland ihre Arbeit aufgenommen, weit überwiegend aus Spanien. Es läuft schon länger in Bremen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Nordrhein-Westfalen. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sind in der Pilotphase. Ein ähnliches Pilotprojekt wie in der Region Hannover mit den Kommunen Langenhagen, Seelze und Garbsen gibt es in Melle im Landkreis Osnabrück.
Bundesweit ist die Situation in vielen Kitas äußerst angespannt. Vielerorts fehlen Fachkräfte, sodass Betreuungszeiten etwa bei Krankheitsausfällen verkürzt werden oder Kitas tageweise ganz schließen müssen. Laut dem Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 werden bis 2030 in Westdeutschland rund 252.000 zusätzliche Kita-Fachkräfte benötigt, um ein bedarfsdeckendes Angebot zu sichern. In Ostdeutschland würden dagegen mehr Personen ausgebildet, als für den Gesamtbedarf von 31.000 erforderlich seien. Gegen den Fachkräftemangel sollen auch Quereinsteiger-Programme helfen.
Deutsche Kommunen hoffen, dass Spanierinnen bleiben
Seit ihrer Ankunft im September hat Brenda viel über Deutschland gelernt. Sie hat sich über Schnee gefreut, über die Taktung und Zuverlässigkeit von Bussen und S-Bahnen gewundert. Sie habe sich für eine Wohnung in der Nähe der Kita entschieden, damit sie nicht auf den Bus angewiesen sei und zu Fuß gehen könne, erzählt sie. Zunächst waren die spanischen Erzieherinnen in Gastfamilien untergebracht, die Wohnungssuche als Ausländerin auf dem angespannten Markt funktionierte nur mit Unterstützung von Kolleginnen.
Die Region Hannover hat ein Interesse daran, dass Brenda Hornos Justicia nach ihrer staatlichen Anerkennung als Erzieherin in Deutschland in einer ihrer 21 Kommunen bleibt. Schon jetzt fehlten in der Kinderbetreuung der Region 600 Fachkräfte, bis 2030 werden es nach Berechnungen 6.122 offene Stellen sein, sagt Projektkoordinatorin Leena Wilke. In der Region Hannover leben rund 1,2 Millionen Menschen.
Die Bezahlung in der niedersächsischen Kita ist besser als in Barcelona, die Arbeit findet Brenda Hornos Justicia spannend, doch ihr Vater und Bruder sowie viele Freunde leben in Spanien. Aktuell könne sie nicht sagen, wie lange sie bleiben werde, sagt die 29-Jährige: «Es ist gut hier zu leben für einige Zeit. Ich bin zufrieden im Moment.»
Bildungsverwaltung berichtet von geringer Abbrecherquote
Bremen, eines der ersten Bundesländer, das spanische Erzieherinnen nach Deutschland geholt hat, hat bislang gute Erfahrungen mit den Fachkräften aus dem Ausland gemacht: Lediglich neun Personen seien nach Spanien zurückgekehrt. Die Abbrecherquote in dem Programm sei relativ gering, lässt das Bremer Bildungsressort wissen. Von 152 in den vergangenen Jahren angeworbenen Kita-Fachkräften schlossen demnach 124 Erzieherinnen und Erzieher das Programm erfolgreich ab, 115 von ihnen wurden unmittelbar danach in Einrichtungen des Landes Bremen angestellt.
Für Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) sind die Fachkräfte eine Bereicherung für die Kitas. «Sie bringen nicht nur andere Perspektiven und kulturelle Vielfalt ein, sondern stärken auch den interkulturellen Austausch in unseren bunten Kitas, deren kulturelle Vielfalt von den Kindern mitgebracht und gelebt wird.» Sie zeigten beispielhaft, welch Gewinn die Öffnung des Arbeitsortes bieten könne. News4teachers / mit Material der dpa
Eine qualifizierte Erzieherin (plus Hilfskräfte) für 60 Kinder reicht: Personalvorgaben gelockert
Ich wünsche den Leuten alles Gute, aber irgendwann werden sie Twitter oder den Fernseher einschalten und sehen, was Deutschland über nicht-Unwort des Jahres-Menschen diskussiert…
Ob diese Erzieher*innen in einem solchen Gesellschaftsklima erhalten bleiben? 🙁
Oder sie sehen Arbeitsbedingungen/Brutto/Netto/Lebenshaltungskosten. Das schreckt vermutlich nachhaltiger ab als irgendwelche politischen Diskussionen, die es so auch in vielen anderen Ländern gibt.
Ich hielt dieses Wort bisher immer für eine Verhohnepiepelung von Deutschen, so ähnlich wie ” Kartoffel” und habe mich aufrichtig gewundert, dass es rassistisch gegen Andere sein soll.
Sprachförderung der Kleinen fällt so aber aus ?
Sie lernen gemeinsam. 🙂
Ich wundere mich eh, dass die jungen arbeitslosen Südeuropäer nicht mehr herkommen und wir stattdessen Fachkräfte aus Drittländern suchen.
Ich kenne allerdings selbst einige hier in sozialen Berufen Berufstätige aus Spanien und auch Lateinamerika Und die Konflikte sind weniger kulturell, als beispielsweise das Gefälle Stadt – Land. Die meisten dieser jungen Leute kommen aus urbanen Gegenden. Von Madrid nach Hintertupfingen, das macht etwas. Wenn es an einem Ort mehrere ausländische Fachkräfte gibt, stellen sie oft selbst etwas an Freizeitunterhaltung auf die Beine, wie einen Stammtisch, Ausflüge oder Partys.
Die Arbeitszufriedenheit in Deutschland ist aber dagegen hoch. Unsere Chefs und Chefinnen sind im internationalen Vergleich gar nicht schlecht.
Allerdings ist Spanisch auch generell in Deutschland beliebt, und die Eltern finden es ganz toll, wenn die Kinder ein wenig lernen, das trifft nicht auf jede Sprache zu.
Pädagogische Fortbildungspraxis
Marion Milbradt
Freiherr-vom-Stein-Str. 36
57627 Hachenburg
Telefon: 0 26 62 / 5 07 93 67
E-Mail: info@marion-milbradt.de
E-Mail: marionmilbradt@web.de
Erzieherinnen in Not
Im Rahmen meiner pädagogischen Fortbildungspraxis veranstalte ich meine Grundlagenseminare (“Verhaltensauffällige Kinder” / “Grenzen setzen in sozialen Institutionen”) in Kindertagesstätten, Schulen, an Jugendämter, Schulämter und Kinder- und Jugendpsychatrien.
Je weniger die Eltern ihre Kinder an Grenzen sättigen (erziehen), je mehr müssen die Kinder in den Einrichtungen fragen: “Wie weit kann ich gehen und wo ist meine Grenze” und dort über Tische und Bänke springen. Die Kinder kommen zunehmend unterversorgt an Grenzen (Halt und Orientierung) in die Einrichtungen. Das Kinderschutzkonzept hat zu einer großen Verunsicherungen der Pädagogen und zu einer aktuell nicht einschätzbaren landesweiten Kindeswohlgefährtung geführt. In jeder zweiten Kindertagesstätte ist Gefahr in Verzug. Die Kinder kommen immer entgrenzter und grenzüberschreitender in die Kita und man nimmt den Erziehern jegliche Handlungsmöglichkeit das Kind freundlich, wertschätzend an Raum zu begrenzen. Immer mehr Träger sprechen sich dafür aus, das die Kinder nicht mehr angefasst werden dürfen. Ein Kind, welches nicht auf die Worte seiner Erzieherin hört, reagiert auch nicht, wenn ein anderes Kind (ein jüngers oder schwächeres Kind) sagt: Du tust mir weh”. Alles, was aktuell in den Bildungsplänen steht, ist nicht nur falsch, sondern schwächt den Erzieher an der Wurzel. Gleichzeitig bleibt das Kind unterversorgt in der Entgrenzung und man verweigert dem Kind sein Geburtsrecht auf Erziehung – Liebe, Halt und Orientierung.
In den Bildungsplänen ist die Rede von Erziehungspartnerschaft. Als Menschen stehen wir alle auf einer Ebene, in unserer Fachlichkeit aber nicht. Es steht, dass die Eltern die Experten für ihr Kind sind, aber die Aufgabe des Erziehers ist es, unsichere Eltern zur Erziehung zu beraten. Fachkräftemangel: Zunehmend entgrenzte Kinder, die nicht mehr erzogen werden dürfen, grenzüberschreitende Eltern, Träger, welche nicht hinter den Erziehern stehen, eine falsch verstandene Partizipation und die bedürfnisorientierte Erziehung verursachen unser gesellschaftliches Problem. Wie mir immer wieder aus den Kitas berichtet wird, verabschieden sich die Kinder morgens nicht mit Grußworten bei den Eltern: “Tschüss Papa, bis später”, sondern der Vater stellt sind in die Gruppentür und lässt sich von dem Kind in den Flur schubsen und sich manchmal noch in den Bauch treten.
Die Fackkräfte Kindertagesstätten und Schulen beklagen zunehmende Grenzüberschreitungen sowohl von den Kindern als auch von den Eltern. Es mangele zunehmend an Respekt und Wertschätzung!
Unsere Kinder werden von morgens bis Abends von ihren Eltern verbal zugetextet und mit Fragen überfordert: Etienne, möchtest du heute an den Rhein, an die Mosel oder an den Main fahren? Wann soll ich dich abholen oder soll dich lieber der Opa abholen und was möchtest du heute essen? Was können wir noch für dich tun, damit es dir besser geht? Wohin sollen wir in Urlaub fahren, Möchtest du noch ein Geschwisterchen und welches Auto sollen wir kaufen. Die Eltern gehen über die Grenzen des Kindes und geben jegliche Verantwortung und überfordern ihr Kind. Erziehung kann nur geschehen, wenn wir auf unterschiedlichen Ebenen stehen (ein Kind zu mir hochziehen). Mit der falsch verstandenen Partizipation und Bedürfnisorientierung gehen über die Grenzen des Kindes und geben jegliche Verantwortung ab und überfordern ihr Kind. Erziehung kann nur geschehen, wenn wir auf unterschiedlichen Ebenen stehen (ein Kind zu mir hochziehen). Das was unsere Kinder heute dringend wieder lernen müssen, ist ihr eigendes Bedürfnis zum Wohle einer Gruppe einmal hintenanzustellen. Das Bedürfnis des Kindes steht im Mittelpunkt und das Kind lernt heute nicht mehr, sein eigenes Bedürfnis einmal zurückzunehmen zum Wohle einer Schulklasse. Wir erziehen kleine Egoisten und gefährten damit langfristig unsere Demokratrie.
Es schadet Etienne, wenn er immer glücklich ist. Kinder benötigen Krisen, um stark zu werden (unter der Käseglocke wird ein Kind nicht stark).
Ein Kind, welches am Morgen die Grenzen der Eltern überschreitet, geht mit herabgesetzter Hemmschwelle in die Welt und macht es an anderer Stelle wieder. Hält man auf dieses im kleinen gelebten Verhalten eine große Lupe, ist das im kleinen gelebte das, was im großen den Zuwachs an gesellschaftlicher Gewalt erklärt. Wenn ich mich an meine Grundschulzeit erinnere, so war es das schlimmste, wenn wir eine Bananenschale auf den Schulhof geworfen haben oder die Tafel so schludrig gewischt haben, das im Anschluss noch Streifen zu sehen waren, schreiben heute immer mehr Schulen in die Hausordnung, dass die Kinder keine Waffen und keine spitzen Gegenstände mitbringen dürfen. Dazu sage ich immer: Genau das, was Sie in Ihre Hausordnung schreiben, holen Sie sich an Grenzüberschreitungen rein. Um Grenzen zu überschreiten, muß ein Kind die Hausordnung genau kennen. Jedes Kind weiß, wer ist Direktor und wer Praktikant, bei wem springe ich über Tische und Bänke und bei wem nicht. Wenn Erziehung neben allem was wir vorleben im wesentlichen Grenzen setzen ist, muß es einen Raum geben, wo Grenzen gesetzt und gesucht werden (wertschätzend, leise, die Persönlichkeit des Kindes unversehrt lassen – du als Mensch bist ok, aber dein Verhalten an dieser Stelle nicht). Wir haben es in der Hand, ob wir die Arbeit bei der Bananenschale (bei den Krümmel, welche auf dem Tisch liegen bleiben machen, oder wie mir immer mehr Lehrer berichten, wir uns schlagen und bespucken lassen. Unsere Kinder heute, müssen sehr weit gehen, um eine Grenze, welche ihnen Halt und Orientierung gibt, zu erfahren. Vor vielen Jahren hatte ein Erzieher oder Lehrer eine geschenkte Autorität. Damals ging man davon aus, dieser Mensch ist Erzieher oder Lehrer und wird es irgendwie richten. Heute werden whatsapp Gruppen gebildet und noch bevor die Kita oder Schule beginnt, wird festgestellt, was mich diesen Menschen nicht in Ordnung ist.
Während meiner Grundschulzeit waren meine Brote in Butterbrotpapier eingepackt und diese schmeckten oftmals nach Tintenkiller, Spitzer und dem Leder meiner Tasche. Heute sind die modernen Brotdosen eines oftmals 30 cm x 25 cm groß und die Lebensmittel werden mit unterschiedlichen Formen ausgestochen. An dieser Stelle sage ich immer: Je größer die Brotdose, je wahrscheinlicher ist es, dass die Mutter am Mittag fragt: Hat mein Kind etwas gegessen.
Es gibt aktuell deutschlandweit keine freien Plätze in der Jugendhilfe. Auf eine freie Platz Meldung erfolgen unzählige Anfragen und ich erlebe die Tendenz, das die Jugendhilfeeinrichtungen, welche aktuell die Wahl haben, sich nicht diejenigen Kinder ins Haus holen, welche am unterversorgtesten oder verhaltensauffälligsten sind. Die Schicht in unserer Gesellschaft, wo es an Hilfen für gerade diese Kinder und Jugendliche fehlt, wird immer dicker und es bleiben zunehmend mehr Jugendliche unterversorgt, welche wie kleine langsam tickende Bomben irgendwann ausbrechen müssen und nach Halt und Orientierung schreien (Zuwachs an Gewalt).
Unsere Jugendämter gehen dazu über, sich Betten in den Ämtern aufzustellen, die Psychatrien, die Heilpädagogischen Zentren, die Sozialpädagogischen Einrichtungen sind randvoll. Die Kinderzentren in NRW haben Wartezeiten bis zu zwei Jahren. Die Herausgabe an Medikamenten nimmt zu. In jeder Kindertagesstätte ist die Rede davon, dass sie vor einigen Jahren ein oder zwei auffällige Kinder hatten – es heute im Gegenteil gerade umgekehrt seie. An dieser Stelle müssen wir uns die Frage stellen, wie kann es denn sein – heute, das trotz der modernsten sozialpsychologischen oder sozialpädagogischen Interventionsmöglichkeiten, unsere Kinder heute, so verhaltensauffällig oder unterversorgt sind, wie zu keiner Zeit zuvor.
Ich behaupte als Erklärungsansatz, der Raum, welche Kinder heute haben, ist auf das krankmachende angewachsen. Unsere Kinder heute müssen sehr weit gehen, um eine Grenze zu erhalten (den Lehrer schlagen) und packt man alle Eltern in einen Sack, geht es immer darum, mit gutem Gefühl Grenzen zu setzen (leise, wertschätzend, die Persönlichkeit eines Kindes unversehrt lassen – du als Mensch in deiner Persönlichkeit bist ok, dein Verhalten an dieser Stelle nicht – weg mit der Beschimpferei, das Bedürfnis Grenzen zu erfahren ist ein übergeordnetes Grundbedürfnis), in dem Wissen, dass wir mit jeder gesetzen Grenze in diesem Sinne, dem Kind ein Stück Halt, Orientierung und Sicherheit geben und das das, wovor die Eltern die größte Angst haben, die gute Beziehung zum Kind zu verlieren, die Beziehung genau an dieser Stelle wächst (Bindungsstörung).
Marion Milbradt, Hachenburg
@Marion Milbradt
Danke!
Danke. Ich unterschreibe jedes Wort.
Pädagogische Fortbildungspraxis
Marion Milbradt
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57627 Hachenburg
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Erzieherinnen in Not
Im Rahmen meiner pädagogischen Fortbildungspraxis veranstalte ich meine Grundlagenseminare (“Verhaltensauffällige Kinder” / “Grenzen setzen in sozialen Institutionen”) in Kindertagesstätten, Schulen, an Jugendämter, Schulämter und Kinder- und Jugendpsychatrien.
Je weniger die Eltern ihre Kinder an Grenzen sättigen (erziehen), je mehr müssen die Kinder in den Einrichtungen fragen: “Wie weit kann ich gehen und wo ist meine Grenze” und dort über Tische und Bänke springen. Die Kinder kommen zunehmend unterversorgt an Grenzen (Halt und Orientierung) in die Einrichtungen. Das Kinderschutzkonzept hat zu einer großen Verunsicherungen der Pädagogen und zu einer aktuell nicht einschätzbaren landesweiten Kindeswohlgefährtung geführt. In jeder zweiten Kindertagesstätte ist Gefahr in Verzug. Die Kinder kommen immer entgrenzter und grenzüberschreitender in die Kita und man nimmt den Erziehern jegliche Handlungsmöglichkeit das Kind freundlich, wertschätzend an Raum zu begrenzen. Immer mehr Träger sprechen sich dafür aus, das die Kinder nicht mehr angefasst werden dürfen. Ein Kind, welches nicht auf die Worte seiner Erzieherin hört, reagiert auch nicht, wenn ein anderes Kind (ein jüngers oder schwächeres Kind) sagt: Du tust mir weh”. Alles, was aktuell in den Bildungsplänen steht, ist nicht nur falsch, sondern schwächt den Erzieher an der Wurzel. Gleichzeitig bleibt das Kind unterversorgt in der Entgrenzung und man verweigert dem Kind sein Geburtsrecht auf Erziehung – Liebe, Halt und Orientierung.
In den Bildungsplänen ist die Rede von Erziehungspartnerschaft. Als Menschen stehen wir alle auf einer Ebene, in unserer Fachlichkeit aber nicht. Es steht, dass die Eltern die Experten für ihr Kind sind, aber die Aufgabe des Erziehers ist es, unsichere Eltern zur Erziehung zu beraten. Fachkräftemangel: Zunehmend entgrenzte Kinder, die nicht mehr erzogen werden dürfen, grenzüberschreitende Eltern, Träger, welche nicht hinter den Erziehern stehen, eine falsch verstandene Partizipation und die bedürfnisorientierte Erziehung verursachen unser gesellschaftliches Problem. Wie mir immer wieder aus den Kitas berichtet wird, verabschieden sich die Kinder morgens nicht mit Grußworten bei den Eltern: “Tschüss Papa, bis später”, sondern der Vater stellt sind in die Gruppentür und lässt sich von dem Kind in den Flur schubsen und sich manchmal noch in den Bauch treten.
Die Fackkräfte Kindertagesstätten und Schulen beklagen zunehmende Grenzüberschreitungen sowohl von den Kindern als auch von den Eltern. Es mangele zunehmend an Respekt und Wertschätzung!
Unsere Kinder werden von morgens bis Abends von ihren Eltern verbal zugetextet und mit Fragen überfordert: Etienne, möchtest du heute an den Rhein, an die Mosel oder an den Main fahren? Wann soll ich dich abholen oder soll dich lieber der Opa abholen und was möchtest du heute essen? Was können wir noch für dich tun, damit es dir besser geht? Wohin sollen wir in Urlaub fahren, Möchtest du noch ein Geschwisterchen und welches Auto sollen wir kaufen. Die Eltern gehen über die Grenzen des Kindes und geben jegliche Verantwortung und überfordern ihr Kind. Erziehung kann nur geschehen, wenn wir auf unterschiedlichen Ebenen stehen (ein Kind zu mir hochziehen). Mit der falsch verstandenen Partizipation und Bedürfnisorientierung gehen über die Grenzen des Kindes und geben jegliche Verantwortung ab und überfordern ihr Kind. Erziehung kann nur geschehen, wenn wir auf unterschiedlichen Ebenen stehen (ein Kind zu mir hochziehen). Das was unsere Kinder heute dringend wieder lernen müssen, ist ihr eigendes Bedürfnis zum Wohle einer Gruppe einmal hintenanzustellen. Das Bedürfnis des Kindes steht im Mittelpunkt und das Kind lernt heute nicht mehr, sein eigenes Bedürfnis einmal zurückzunehmen zum Wohle einer Schulklasse. Wir erziehen kleine Egoisten und gefährten damit langfristig unsere Demokratrie.
Es schadet Etienne, wenn er immer glücklich ist. Kinder benötigen Krisen, um stark zu werden (unter der Käseglocke wird ein Kind nicht stark).
Ein Kind, welches am Morgen die Grenzen der Eltern überschreitet, geht mit herabgesetzter Hemmschwelle in die Welt und macht es an anderer Stelle wieder. Hält man auf dieses im kleinen gelebten Verhalten eine große Lupe, ist das im kleinen gelebte das, was im großen den Zuwachs an gesellschaftlicher Gewalt erklärt. Wenn ich mich an meine Grundschulzeit erinnere, so war es das schlimmste, wenn wir eine Bananenschale auf den Schulhof geworfen haben oder die Tafel so schludrig gewischt haben, das im Anschluss noch Streifen zu sehen waren, schreiben heute immer mehr Schulen in die Hausordnung, dass die Kinder keine Waffen und keine spitzen Gegenstände mitbringen dürfen. Dazu sage ich immer: Genau das, was Sie in Ihre Hausordnung schreiben, holen Sie sich an Grenzüberschreitungen rein. Um Grenzen zu überschreiten, muß ein Kind die Hausordnung genau kennen. Jedes Kind weiß, wer ist Direktor und wer Praktikant, bei wem springe ich über Tische und Bänke und bei wem nicht. Wenn Erziehung neben allem was wir vorleben im wesentlichen Grenzen setzen ist, muß es einen Raum geben, wo Grenzen gesetzt und gesucht werden (wertschätzend, leise, die Persönlichkeit des Kindes unversehrt lassen – du als Mensch bist ok, aber dein Verhalten an dieser Stelle nicht). Wir haben es in der Hand, ob wir die Arbeit bei der Bananenschale (bei den Krümmel, welche auf dem Tisch liegen bleiben machen, oder wie mir immer mehr Lehrer berichten, wir uns schlagen und bespucken lassen. Unsere Kinder heute, müssen sehr weit gehen, um eine Grenze, welche ihnen Halt und Orientierung gibt, zu erfahren. Vor vielen Jahren hatte ein Erzieher oder Lehrer eine geschenkte Autorität. Damals ging man davon aus, dieser Mensch ist Erzieher oder Lehrer und wird es irgendwie richten. Heute werden whatsapp Gruppen gebildet und noch bevor die Kita oder Schule beginnt, wird festgestellt, was mich diesen Menschen nicht in Ordnung ist.
Während meiner Grundschulzeit waren meine Brote in Butterbrotpapier eingepackt und diese schmeckten oftmals nach Tintenkiller, Spitzer und dem Leder meiner Tasche. Heute sind die modernen Brotdosen eines oftmals 30 cm x 25 cm groß und die Lebensmittel werden mit unterschiedlichen Formen ausgestochen. An dieser Stelle sage ich immer: Je größer die Brotdose, je wahrscheinlicher ist es, dass die Mutter am Mittag fragt: Hat mein Kind etwas gegessen.
Es gibt aktuell deutschlandweit keine freien Plätze in der Jugendhilfe. Auf eine freie Platz Meldung erfolgen unzählige Anfragen und ich erlebe die Tendenz, das die Jugendhilfeeinrichtungen, welche aktuell die Wahl haben, sich nicht diejenigen Kinder ins Haus holen, welche am unterversorgtesten oder verhaltensauffälligsten sind. Die Schicht in unserer Gesellschaft, wo es an Hilfen für gerade diese Kinder und Jugendliche fehlt, wird immer dicker und es bleiben zunehmend mehr Jugendliche unterversorgt, welche wie kleine langsam tickende Bomben irgendwann ausbrechen müssen und nach Halt und Orientierung schreien (Zuwachs an Gewalt).
Unsere Jugendämter gehen dazu über, sich Betten in den Ämtern aufzustellen, die Psychatrien, die Heilpädagogischen Zentren, die Sozialpädagogischen Einrichtungen sind randvoll. Die Kinderzentren in NRW haben Wartezeiten bis zu zwei Jahren. Die Herausgabe an Medikamenten nimmt zu. In jeder Kindertagesstätte ist die Rede davon, dass sie vor einigen Jahren ein oder zwei auffällige Kinder hatten – es heute im Gegenteil gerade umgekehrt seie. An dieser Stelle müssen wir uns die Frage stellen, wie kann es denn sein – heute, das trotz der modernsten sozialpsychologischen oder sozialpädagogischen Interventionsmöglichkeiten, unsere Kinder heute, so verhaltensauffällig oder unterversorgt sind, wie zu keiner Zeit zuvor.
Ich behaupte als Erklärungsansatz, der Raum, welche Kinder heute haben, ist auf das krankmachende angewachsen. Unsere Kinder heute müssen sehr weit gehen, um eine Grenze zu erhalten (den Lehrer schlagen) und packt man alle Eltern in einen Sack, geht es immer darum, mit gutem Gefühl Grenzen zu setzen (leise, wertschätzend, die Persönlichkeit eines Kindes unversehrt lassen – du als Mensch in deiner Persönlichkeit bist ok, dein Verhalten an dieser Stelle nicht – weg mit der Beschimpferei, das Bedürfnis Grenzen zu erfahren ist ein übergeordnetes Grundbedürfnis), in dem Wissen, dass wir mit jeder gesetzen Grenze in diesem Sinne, dem Kind ein Stück Halt, Orientierung und Sicherheit geben und das das, wovor die Eltern die größte Angst haben, die gute Beziehung zum Kind zu verlieren, die Beziehung genau an dieser Stelle wächst (Bindungsstörung).
Marion Milbradt, Hachenburg