Empörung um AfD-Stand auf Europas größter Bildungsmesse: „Die didacta darf Demokratiefeinden keine Plattform bieten!“

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STUTTGART. Der Allgemeine Schulleitungsverband Deutschlands (ASD) hat sich  gegen die angekündigte Teilnahme der AfD an der didacta, Europas größter Bildungsmesse, ausgesprochen. Der Verband begründet dies damit, dass die AfD laut Verfassungsschutz in einigen Bundesländern als gesichert rechtsextrem und in anderen als Verdachtsfall eingestuft wird. „Eine solche Position ist mit den Grundwerten einer demokratischen Gesellschaft und insbesondere mit dem Bildungsauftrag der Schulen nicht vereinbar“, so heißt es in einer Pressemitteilung. Unterdessen ist eine Petition angelaufen, die die Messe Stuttgart auffordert, die AfD von der didacta auszuschließen.

Die AfD mobilisiert immer wieder Gegendemonstrationen – wie hier 2024 in Bad Kreuznach. Foto: Shutterstock

Der ASD sieht keine Grundlage für eine wie auch immer geartetete Zusammenarbeit mit der Partei – weder auf der Messe noch in den Schulen. „Die Schulen tragen eine besondere Verantwortung für die Demokratiebildung junger Menschen. Lehrerinnen und Lehrer haben den Auftrag, kritisches Denken zu fördern, demokratische Prinzipien zu vermitteln und junge Menschen zu befähigen, sich aktiv für eine pluralistische Gesellschaft einzusetzen. Dies ist fest in den Bildungs- und Erziehungszielen der Bundesländer verankert“, so heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands, der Schulleiterinnen und Schulleiter bundesweit vertritt.

Schulleitungen trügen dabei eine besondere Verantwortung. „Sie sind nicht nur für die Organisation des Schulbetriebs verantwortlich, sondern auch für die Sicherung eines demokratischen Schulklimas. In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung ist es ihre Aufgabe, sicherzustellen, dass die Schule ein Ort bleibt, an dem die freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt wird. Dies bedeutet unter anderem, dass rechtsextremen Kräften kein Raum für Einflussnahme gewährt werden darf.“

„Eine Partei, deren Teile vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft werden, kann und darf auf einer Bildungsmesse keinen Platz haben“

Lehrkräfte und Schulleitungen seien als Beamtinnen und Beamte per Eid auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verpflichtet. „Sie stehen damit in der Verantwortung, die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht nur zu schützen, sondern aktiv zu verteidigen. Angesichts der o.g. Einstufung der AfD sieht der ASD keinen Raum für eine Zusammenarbeit mit dieser Partei in schulischen Kontexten. Demokratiebildung kann nicht glaubwürdig vermittelt werden, wenn Vertreterinnen und Vertreter einer Partei, die selbst demokratische Grundwerte in Frage stellt, an schulischen Veranstaltungen teilnehmen.“

Besonders kritisch sieht der ASD nach eigenem Bekunden die angekündigte Präsenz der AfD als Hauptaussteller auf der didacta, die als wichtigste Bildungsmesse im deutschsprachigen Raum ein bedeutender Ort des Austauschs über schulische und bildungspolitische Entwicklungen sei.

„Die didacta versteht sich selbst als Forum für die Gestaltung der Bildung der Zukunft – und diese Zukunft kann nur auf den Grundwerten der Demokratie und einer offenen Gesellschaft basieren“, so heißt es. „Eine Partei, deren Teile vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft werden, kann und darf auf einer Bildungsmesse keinen Platz haben. Die didacta muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein: Bildung ist nicht neutral, sondern immer ein Beitrag zur Stärkung der Demokratie. Daher fordert der ASD die Veranstalterinnen und Veranstalter der didacta auf, eine klare Haltung gegen Demokratiefeinde einzunehmen und der AfD keine Bühne zu bieten.“

Sven Winkler, Vorsitzender des ASD (und selbst Schulleiter einer Oberschule in Niedersachsen) betont: „Schulen sind keine neutralen Orte, sondern Stätten der Demokratiebildung. Wer sich aktiv gegen die demokratische Grundordnung stellt, kann dort keinen Platz haben – und das gilt auch für eine Bildungsmesse wie die didacta.“

“Das Engagement der AfD auf einer Bildungsmesse könnte dazu führen, dass junge Menschen mit erzieherischen Aufgaben direkt oder indirekt von ihrer Ideologie beeinflusst werden“

Unterdessen ist auf chance.org eine Petition angelaufen, die die Messe Stuttgart auffordert, die AfD von der didacta auszuschließen. „Ich hatte das Privileg, an der Entwicklung und Bildung von Hunderten von Kindern und vielen Auszubildenden beteiligt zu sein. Ich bin tief beunruhigt und schockiert, denn ich kann es mit meiner demokratischen Grundhaltung nicht vereinbaren, dass die rechtsextreme Partei AfD eine Bildungsmesse infiltriert“, so schreibt die Initiatorin, die Erzieherin Britt Dammann

„Die AfD sich immer wieder durch menschen- und demokratiefeindliche Haltung hervorgetan. Ihr Engagement auf einer Bildungsmesse könnte dazu führen, dass junge Menschen mit erzieherischen Aufgaben direkt oder indirekt von ihrer Ideologie beeinflusst werden. Es ist unsere Aufgabe als Bildungsmitarbeiter, Betreuer, Eltern und Bürgern, uns gegen jede Form von Ausgrenzung oder Diskriminierung zu wehren. Mit etwa 25 Prozent Stimmenanteil der Bevölkerung ist es umso wichtiger, dass wir Zeichen setzen und den Aufstieg dieser rechtsextremen Partei begrenzen. Wir fordern daher einen bindenden Ausschluss der AfD von der didacta Messe Stuttgart. Bildung muss ein Ort der Gleichheit, des Respekts und der Toleranz bleiben.“ News4teachers

Hier geht es zur Petition.

„Eine Messe ist keine Zensurbehörde“: Die AfD ist in diesem Jahr Hauptaussteller auf der didacta – Leitthema: Demokratiebildung

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vhh
10 Tage zuvor

Bildung ist ein Milliardengeschäft, die Messe Stuttgart ein Wirtschaftsbetrieb. Vielleicht eine zeitlich passende Erinnerung, dass Geld keine Moral kennt.
Haben die anderen Aussteller schon verlauten lassen, dass sie wegen der AfD-Präsenz Angebote zur demokratischen Bildung in den Vordergrund stellen, vielleicht sogar gemeinsame Veranstaltungen anbieten? Nein? Ach…

Rainer Zufall
10 Tage zuvor
Antwortet  vhh

Eben. Veranstaltung boykottieren, bis die Verlage den Veranstalter*innen erklären, warum dies eine beknackte Idee ist.
Nicht das am Ende noch “Clevere” glauben, durch solche Provokationen das Geschäft beleben zu können

Pauker_In
10 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Man könnte doch mit Brandmauern arbeiten.

Rainer Zufall
6 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Wird es. Gerade zeigen hunderttausende Demonstrant*innen der Union, dass eine Zusammenarbeit mit der AfD politisch abgestraft wird.

Unfassbar
10 Tage zuvor

Im Idealfall ist der Stand der AfD komplett leer und wird aktiv ignoriert, noch nicht einmal durch Unmutsbekundungen erwähnt. Dann hat sich die AfD doppelt bestraft: Erstens hat sie die hohe Rechnung zu bezahlen und zweitens niemanden erreicht. Win win für die Messe und die Wähler.

Hysterican
10 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Sorry, aber du kannst ganz sicher sein, dass die jedenTag einen Haufen Leute aktiviert bekommen, die an dem Stand rumlungern und so tun, als wäre das, was da vorgestellt wird der heißeste Scheiß … inkl des entsprechenden Presseechos.

Ihr unterschätzt diesen Pöbel immer noch – was ich echt nicht verstehen kann.

potschemutschka
10 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Hilft es wirklich, wenn man seine Gegner nur ignoriert? Mir fällt da gerade ein Zitat von Mahatma Gandhi ein. Er hat dies zwar in einem gänzlich anderen Zusammenhang gesagt, aber ich fürchte, es könnte auch hier passen:

“Zuerst ignorieren sie dich. Dann lachen sie über dich. Dann bekämpfen sie dich. Und dann gewinnst du.”

Stufe 1 und 2 hat man viel zu lange als ausreichende Mittel gegen die AfD angesehen. Stufe 3 traut man sich anscheinend nicht …
Mir wird langsam Angst.

Rainer Zufall
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Bekämpfen im Sinne, sich dagegen zu wehren, Rechtsextreme auf Bildungsmessen einzuladen?

447
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich beobachte (ganz grob ähnlich zum Entstehen bzw. zur Wirksamkeit von B90/Die Grünen) seit Jahren den gleichen “Schweinebauchzyklus” wie in Ihrem Zitat.

Die “alte Republik” hat den allgemeinen Lebensfaktor “Umwelt” vollständig ignoriert. Exportmilliarden für die Elite und 0815-Wohlstand für die Normalos, das reicht doch wohl?

Die Leute fingen also an, eine K-Gruppen-Partei zu wählen. Weil keiner die Nachfrage nach “mehr Umwelt” decken wollte.

Die damaligen Platzhirsche ignorierten das und das Thema “Umwelt” gleich (weiter) mit, waren ja nur erst 2, dann 3, dann 4%…

Die Partei fusionierte, stritt sich, sammelte weitere Randgruppen ein (APO-Reste, Überbleibsel alter Unterwanderungskolonnen der Sowjets), steigerte ihre Macht.

Die damaligen Platzhirsche machten es mit “Lächerlich” und “Brandmauer” (unter anderem Namen), unternahmen immer noch null zum Umweltschutz.

Die Partei knackte die 5%-Hürde, war “auf einmal” (sic!) im Bundestag.

Die Platzhirsche “bekämpften” – mit all den Mitteln, die wir auch heute sehen. (“Alles üble Gesellen, Verrückte, darf man nicht wählen” usw. usf.), nur eben auf “links” gemünzt.
UND IGNORIERTEN DEN WÄHLERWILLEN (Umweltschutz im allgemeinen Sinn, anti-AKW usw.) WEITER.

Also wählten die Leute weiter.

Bis an der dann entstandenen Partei “Grün” EINFACH KEIN VORBEIKOMMEN mehr war.

Jetzt wandelt sich die Welt erneut.

Zunehmende Bevölkerungsmengen (erst 1%, dann 2, 3, 4…) wollen etwas, was sich wohl iiiiiirrrgendwie ganz grob als “mehr nationales Eigeninteresse, weniger Migration” (extrem vereinfacht) übersetzen lässt.

Und wieder…*seufz*, ist ermüdend.

Andreas
7 Tage zuvor
Antwortet  447

Passiert in Form des demographischen Wandels genauso.

Lisa
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ja, nur je mehr Schnappatmung, desto mehr fühlen sie sich bestätigt und schlüpfen in die Opferrolle. Man hätte sie gleich ausschließen müssen. Jetzt erst wirkt es undemokratisch und ” seht, wie wir armen Hascherl unterdrückt werden vom bösen linksversifften Mainstream”
Lasst sie also kommen, schickt eure rhetorisch versiertesten Leute und verwickelt sie in möglichst viele Diskussionen über Sachthemen.

potschemutschka
9 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Der letzte Satz von Ihnen ist mMn. der wichtigste. Allerdings wäre esnoch besser gewesen, gleich zu Beginn der AfD auf diese Art entgegenzuwirken.

Andreas
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das passiert nicht und passiert erst recht bei den ganzen Demonstrationen nicht.

Besseranonym
9 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Aaah, ” die hohe Rechnung ” bezahlen wir mit. Die A*D ist zu knapp 50% staatsfinanziert und da zahlt jeder von uns mit.

447
9 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

Als ob ausgerechnet DAS das Problem wäre…dürften Bürger über die Verwendung ihrer Steuern bestimmen, gäbe es für deren Ausgabe echte Verantwortung…

Besseranonym
9 Tage zuvor
Antwortet  447

sicherlich nicht das Hauptproblem
( hab mir zum ersten Artikel schon die Finger wundgeschrieben ), war bezogen auf “erstens hat sie die hohe Rechnung zu zahlen” und eben auf die Tatsache, dass ich ungewollt die A*D sponsern muss oder weiter Koffer packen.

Einer
10 Tage zuvor

Keine Partei darf auf einer Bildungsmesse vertreten sein. Außer Wahlkampf oder Mitgliederwerbung könnten sie dort nichts machen. Beides ist dort völlig fehl am Platze.

Ohne Worte- ohne mich
9 Tage zuvor
Antwortet  Einer

Noch dazu unmittelbar vor der Wahl!
Und die gesammelten Informationen und Kontaktdaten kommen wohl wohin…!?

Rainer Zufall
9 Tage zuvor
Antwortet  Einer

Die AfD mit demokratischen Parteien in einen Topf zu werfen, scheint mir hier zu wenig.
Welchen Sinn es macht, demokratische Parteien auf der didacta rumstehen zu lassen, ist eine andere Diskussion als die jetzige

Lisa
9 Tage zuvor
Antwortet  Einer

Wollte ich auch schreiben: Wie sinnhaft ist die Teilnahme einer politischen Partei überhaupt an einer Bildungsmesse?

potschemutschka
9 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Naja, Leitthema der Messe ist ja “Demokratiebildung”. Man könnte also auch anders fragen: Warum sind denn die anderen demokratischen Parteien auf der didacta nicht vertreten? Mir gefällt keine der Antworten, die mir auf diese Frage einfallen! Allerdings könnte man auch fragen: Warum dieses Leitthema und die Veranstalter laden nicht alle demokratischen Parteien dazu ein? Hmmm, auch nicht besser … Mich beschleichen ganz komische Gedanken, je mehr ich darüber nachdenke. Ich muss jetzt erst mal an die frische Luft!

Einer
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Dann alle Parteien und zwar nebeneinander mit gleicher Standgröße.

447
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ganz einfach:
Weil die anderen Parteien “satt” genug sind und das nicht mitzunehmen glauben.

Kleinere Parteien nutzen halt oft jede Chance, egal wie abseitig.

Lisa
8 Tage zuvor
Antwortet  447

Die Linke und BSW kommen soviel ich weiß, aber nicht.

447
8 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Die haben ja schon eigene Mikroreviere, “autonome Jugendclubs” usw.
Oder sind einfach nicht auf die Idee gekommen.

Besseranonym
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Warum ist Bildung im Warenkorb ganz unten?
Warum geht nichts vorwärts mit Lehrplanverschlanken, Inklusion, Lehrerlassoaktionen….?
Warum sollte man als Partei auf eine Bildungs!!!Messe gehen?
Da könnte ja z.B. n4t um die Ecke kommen und unbequeme Fragen stellen 😉 Halbwitz
– Wenn man sonst sämtliche Bildungsthemen in die PCschublade ( sieht man nicht ständig) , ja mit dem Stempel: hat Zeit – könnte sich von selbst erledigen – für was hat man 15/16ender ? -Schxxxföderalismus – jetzt ist die A*D wichtiger……
stecken kann.

potschemutschka
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Bisher 3 Antworten. Danke dafür! So ähnlich sahen auch meine, mir selbst gegebenen, Antworten leider aus. Und ich schrieb ja, die gefallen mir (bis auf die von @Einer) gar nicht. >seufz<

Hans Malz
9 Tage zuvor
Antwortet  Einer

Und schon gar nicht im Wahlkampf…
Aber ich habe diese Laberveranstaltung auch schon vorher boykottiert.

unfassbar
7 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Mit einer Freikarte und kostenloser Anreise kann man die Messeangebote und andere Goodies mitnehmen.

Holladrio
5 Tage zuvor

AfD Verbot jetzt!
Keine Plattform für Rechtsextremismus! Schon gar nicht im Bildungssektor.