
Angesichts der hessischen Pläne für ein weitgehendes Handy-Verbot an Schulen nimmt die Debatte über das Thema auch in Rheinland-Pfalz Fahrt auf. Die oppositionelle CDU-Fraktion spricht sich für eine entsprechende Änderung im rheinland-pfälzischen Schulgesetz aus und will dies im Mai in den Landtag einbringen.
Bereits an diesem Donnerstag (3. April) wird dort ein Antrag der parlamentarischen Gruppe der Freien Wähler diskutiert, in der eine Expertenanhörung sowie eine landesweit einheitliche Regelung gefordert wird. Das Bildungsministerium sieht aktuell keinen Bedarf für Änderungen.
In Rheinland-Pfalz ist der Gebrauch von privaten Smartphones nicht grundsätzlich untersagt. Schulen haben aber die Möglichkeit, die Handy-Nutzung über die Schulordnung zu verbieten oder einzuschränken, wie das Bildungsministerium erklärte. Auch könnten Lehrkräfte den Missbrauch solcher Geräte sanktionieren, wenn es etwa zu Cybermobbing komme oder der Unterricht damit gestört werde. Geprüft werde, ob und wie Schulen mit einheitlichen Empfehlungen unterstützt werden könnten.
CDU für Verbot und mögliche Ausnahmen in Schulordnung
Der CDU-Fraktion geht das nicht weit genug. Schulen müssten geschützte Lern- und Sozialräume sein, betonte die bildungspolitische Sprecherin Jenny Groß. Dafür brauche es eine landesweite Regelung. Die Unionsfraktion ist dafür, ähnlich wie in Hessen die private Nutzung von digitalen Endgeräten an Schulen weitgehend zu untersagen. Möglich bleiben soll sie zu Unterrichtszwecken, bei Notfällen oder aus medizinischen Gründen.
An weiterführenden Schulen sollen nach dem Willen der CDU-Fraktion ab der fünften Klasse, also ab der Sekundarstufe 1, Ausnahmen in der jeweiligen Schulordnung geregelt werden dürfen. Als denkbare Beispiele nannte Groß, dass eine private Handynutzung etwa in einem speziellen Raum für Oberstufenschüler oder in gesonderten Pausenräumen ermöglicht werde.
Während Hessen mit seinem geplanten Verbot ab dem Schuljahr 2025/26 vergleichsweise weit geht, hat das Saarland ein Handyverbot an Grundschulen eingeführt. Das gibt es dort zwar ohnehin schon in vielen Schulen, nun wurde damit noch ein landeseinheitlicher Rahmen geschaffen.
Schellhammer hält wenig von einem Verbot
Die Vorsitzende der (mitregierenden) rheinland-pfälzischen Grünen-Fraktion, Pia Schellhammer, hält von einem weitgehenden Verbot der Geräte nichts. Es sei viel besser, wenn in den Schulgemeinschaften die jeweiligen Bedarfe besprochen würden. «Das bedeutet auch, dass Kinder und Jugendliche mitsprechen», sagte sie. Selbstverständlich müsse über die Nutzung digitaler Endgeräte diskutiert werden. Die «Verbotsdebatte» sei jedoch sehr plakativ. «Ein Handy-Verbot ist eine sehr verkürzte Antwort auf ein wesentlich komplexeres Thema.»
«Jeder, der Kinder in der Schule hat oder davon hört, weiß, dass es so einfach wahrscheinlich nicht funktionieren wird», sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Gleichwohl müsse das Thema ernst genommen werden. Im Haustür-Wahlkampf habe sie gemerkt, dass die Meinungen dazu auseinandergingen. Die SPD-Fraktion plant am 8. April eine Gesprächsrunde mit Wissenschaftlern, Gewerkschaften, Verbänden, Eltern sowie Schülern dazu. News4teachers / mit Material der dpa
„Stellen ja auch nicht Wodka ins Kinderzimmer“: Philologen für strenge Handy-Verbote
Was soll jetzt genau mitentscheiden werden?
Lehrkräfte sind gerade in der Oberschule (also Haupt- und Realschulen) so damit beschäftigt, die durchs Smartphone verursachten Probleme minimal (mehr ist kaum möglich) zu kompensieren, sodass ein Verbot uns wirklich etwas bewirkt. Seit diesem Schuljahr haben wir ein Handyverbot und es hilft sehr. Die Eltern entscheiden, dass ihre Kinder ein Smartphone haben, und die Schulen sollten entscheiden, dass es dort nichts zu suchen hat.
Der Ansatz mit dem Mitbestimmen hilft dann, wenn die Lernenden die Kompetenz besitzen zu reflektieren und zielgerichtet lernen können und wollen. Das ist nun mal nicht bei allen der Fall.
Das lernen Sie dann sicher in der Theorie oder wie lautet Ihr Fazit ?
Dürfen die Junkies auch mitentscheiden, ob sie am Bahnhof drücken dürfen?
Mitbestimmung ist in einigen Dingen schön, wichtig und gut, aber in anderen Entscheidungen ist es völliger Blödsinn.
Da möchte ich doch gerne eine eine demokratische Volksbefragung mit Abstimmung, ob es denn wirklich nötig ist an Stopschildern und roten Ampeln anzuhalten…
ICH will auch gefragt werden!!!!!!!!! Menno 🙂
Sie als dealender Lehrer vermitteln nicht nur mit Ihrem Stoff, ob er Sinn macht oder eben auch nicht .
Was ein Geschacher…An einigen Schulen in BW ist das Verbot längst Realität und ging durch die Gremien wie Schulkonferenz und Elternbeirat. Die Schülervertretungen hatten oft die nötige Weitsicht, um die Vorteile einer zeitweisen Handyabstinenz während der Schulzeit zu sehen. Das Handyverbot heißt nicht, dass es nicht bei Notfällen in der Familie oder zur Recherche zur Hand genommen werden darf. Es heißt vielmehr:
Lasst das mit Cybermobbing, verschickt keine pornografischen und gewalthaltigen Bilder, macht keine Aufnahmen von anderen Schülern ohne Erlaubnis und nutzt die Pausen zum Spielen und zum Reden – zumindest alles während der Schulzeit.
Nach Schulschluss gehts ja weiter wie gewohnt.
Hätte man vor den Verboten eine Umfrage bzw. Abstimmung in allen Klassen gemacht, wäre das Verbot niemals durchgekommen. Ich hätte als 12-jähriger auch gerne meinen Gameboy mit im Unterricht gehabt. Vielleicht kann man im nächsten Atemzug ja mal die Jugendlichen fragen, ob man nicht Alkohol oder Vapes an Schulen erlauben soll. Beide sind zwar ebenfalls schädlich, aber dann wurde es wenigstens mit den Jugendlichen demokratisch entschieden. Ausgang: Ungewiss.
«Das bedeutet auch, dass Kinder und Jugendliche mitsprechen», sagte sie. Selbstverständlich müsse über die Nutzung digitaler Endgeräte diskutiert werden. Die «Verbotsdebatte» sei jedoch sehr plakativ. «Ein Handy-Verbot ist eine sehr verkürzte Antwort auf ein wesentlich komplexeres Thema.»
Ist das ein billiger Versuch, das Image der “Verbotspartei” loszuwerden?
Naja, an die Verbotspartei CSU kommen die Grünen kaum mehr heran: https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/glosse-die-csu-von-markus-soeder-holt-in-sachen-verbote-unuebersehbar-auf-id70460586.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
An unserer Schule hat die SV (Schülervertretung) mitbestimmt, wie eine sinnvolle Handynutzung an Schulen aussehen kann. Sie haben die Meinungen dabei aus den einzelnen Klassenräten, die in allen Klassen stattfinden, zusammengetragen. In der Schulkonferenz haben LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen ihre Standpunkte vorgetragen und dann abgestimmt – jeder hat ja ein Drittel der Stimmen. Übrigens haben die Schülerinnen und Schüler auch Probleme der Handynutzung im Unterricht erkannt und wünschten sich in vielen Punkten klare Regelungen. Am Ende fühlte sich so auch niemand übergangen. Demokratie eben…
Du liebes Lies´chen, was´n Aufriss…
Da haben Sie aber alle gaaanz viel Zeit!
Im Ernst: Es würde mich interessieren, ob sich die demokratische Abstimmung denn wenigstens gelohnt hat?
Ja, wir haben jetzt eine Handyregelung, die sich eigentlich nicht von den Forderungen unterscheidet, aber eben demokratisch entschieden wurde. Die Schülervertretung stimmt übrigens immer mit in der Schulkonferenz – das ist kein besonderer „Aufriss“. Klassenratsstunden haben wir auch fest im Plan. Es hat also keine Extrazeit gekostet sondern wurde in bestehenden Gremien besprochen.
Aber was wäre denn gewesen, wenn Stellungnahme der SV ganz anders (eben nicht nahe an den Forderungen) ausgefallen wäre? So etwas soll es geben, und nicht jede Schülerschaft entscheidet gleich.
Eine ” demokratische” Entscheidung anzuzetteln, um dann im schlimmsten Fall doch über die Köpfe der Schüler hinweg zu entscheiden, wäre ein absoluter Bärendienst in Bezug auf Vermittlung von demokratischen Vorgehensweisen gewesen.
Dann lieber klare Linien von oben setzen. Warum denn nicht? Schüler sind es gewohnt (oder besser: sollten es sein), dass Erziehungsberechtigte in vielen Dingen einfach entscheidungs- und weisungsberechtigt sind. Und das ist im Allgemeinen auch gut so; Kinder und Jugendliche empfindet das (trotz gelegentlichen Protestes) so manches Mal durchaus als stressfreier, als immer alles selber entscheiden und durchdenken zu müssen.
Solche Dinge müssen durch die Schulkonferenz, die mit 1/3 Eltern, 1/3 SchülerInnen und 1/3 Kollegium neue Regeln entscheidet. Und natürlich hat jede Gruppe das Recht dort seine Meinung vorzutragen.
Sitzen in Ihrer Schule denn keine stimmberechtigten SchülerInnen in der Schulkonferenz?
Ich bin auch der Meinung, dass gemeinsam erarbeitete Regeln in einer Gemeinschaft größere Akzeptanz für alle Beteiligten haben.
Außerdem gehört dieses Vorgehen doch zur gelebten Demokratiebildung. Wie soll man denn mit einfach zu schluckenden Regeln die Vorteile einer Demokratie vermitteln?
Und selbst wenn die Angst vor einer anderen Meinung der SchülerInnen zu groß ist, können Eltern und Kollegium gemeinsam ja immernoch gegen das Drittel der Schüler stimmen.
Und selbst wenn die Angst vor einer anderen Meinung der SchülerInnen zu groß ist, können Eltern und Kollegium gemeinsam ja immernoch gegen das Drittel der Schüler stimmen.
Ist das ein eher russisches oder nordkoreanisches Demokratie-Verständnis?
Bitte habt das Gefühl, etwas verändern zu können, aber in Wirklichkeit machen wir doch eh das, was wir wollen!
-> Da kann man sich den Aufwand auch gleich sparen…
Ich verstehe Ihre Vorstellung von Demokratie nicht.
Argumente werden vorgebracht, Stimmberechtigte entscheiden und stimmen ab. Wenn mir die Argumente gefallen, stimme ich dafür, sonst dagegen. Es wird ausgezählt – fertig. Wieso sollen SchülerInnen nur das Gefühl haben, etwas zu verändern? Können sie sich nicht vorstellen, dass auch SchülerInnen gute Ideen und Argumente haben können oder wo ist da das Problem? Und die Geschichte mit den Dritteln in der Schulkonferenz hab ich ja nicht erfunden, die ist ja nun mal so. Übrigens können auch Eltern eine andere Meinung als Lehrer haben. Wenn nicht so entschieden wird, wie es mir passt (und das hat ja dann eine Mehrheit gemacht) muss ich mich dem Beugen. Wie funktioniert denn bei Ihnen Demokratie?
Immer öfter wird davon gesprochen, dass man ja angeblich nicht mehr sagen darf, was man möchte. Wenn wir SchülerInnen Raum geben, ihre Meinung vorzubringen, ist das doch genau das, was sich alle wünschen. Würden wir es nur diktieren, verstärken wir diese Ansicht doch direkt von Anfang an. Argumentieren und andere mit guten Ideen überzeugen ist wichtiger Teil einer demokratischen Debatte und Grundstein, um sich in einer Gesellschaft gesehen und wohl zu fühlen.
Wir leben in einer Schulgemeinschaft, nicht in einer Schuldiktatur und es geht nicht um Lehrer gegen Schüler.
Im Grunde stimmt das alles, was Sie schreiben ja schon.
Nur haben Sie noch nicht näher erläutert, ob die Regeln denn jetzt auch von allen SuS akzeptiert werden oder ob es doch noch viele Haken und Ösen gibt, weil vll nur die Stimmberechtigten die Regeln richtig finden…
Sorry, aber für mich ist das eher “Schein-Demokratie”.
Ich stimme da mama51 zu:
Alleine die SuS in allen Klassenratsstunden Meinungen sammeln zu lassen, das zusammenzustellen, in die Gremien zu bringen, auch dort Meinungen zu sammeln, um dann abzustimmen ist ein großer Aufwand.
Selbst wenn jetzt alle Schüler dafür gewesen wären, dass jederzeit ein Handy genutzt werden darf, wäre das dann jetzt erlaubt? – Wohl kaum. Und genau das meine ich mit “Schein-Demokratie”.
Übrigens kosten solche Abstimmungen durchaus Zeit, nämlich die Zeit, in denen in Klassen oder in anderen Gremien andere Themen hätten besprochen werden können.
Ja, Sepp, genau das meinte ich. Danke für die Verdeutlichung meiner “Kurzfassung”!
“Allein” – nein, eben nicht allein sondern mit allen Beteiligten, d.h. diese Meinungen wären auch in einer Deutsch – , Politik – und/oder Ethikstunde austauschbar. Abstimmungen sind ein zeitlicher “Aufwand” von max. paar Minuten, wenn kurz und knapp erklärt wird, worum es geht.
Angesichts zunehmend herrschender Dikaturen gibt es aktuell kaum ein wichtigeres Thema als gelebte Demokratie mit SuS möglichst zu jeder passenden Gelegenheit glaubwürdig zu vermitteln – soviel Zeit m u s s sein !
Das ist doch garantiert ein Aprilscherz. So weltfremd und naiv können selbst die Grünen nicht sei.
Ich fürchte, leider doch.
Wie kann eine Partei, die etwa hinsichtlich Umweltschutz, Gleichberechtigung oder Verkehrspolitik so hellsichtig ist, bildungspolitisch immer wieder allergrößte Naivität zeigen?
Ich kenne zahlreiche Lehrer*innen, die deswegen einmal grüne Stammwähler*innen WAREN.
Warum sollen Schüler da mitentscheiden dürfen. Bevor Handys gestattet waren, durften sie auch nicht mitentscheiden.
S.B. trolling @it´s best
Ich verstehe die Aufregung nicht. Nahezu jede Schule in meinem Umfeld hat schon lange ein Handyverbot oder strikte Nutzung bzgl.des Unterrichts. Wo ist das Problem??