ERFURT. Wegen des akuten Lehrermangels können in Thüringen Zehntausende Zeugnisnoten nicht erteilt werden. In bestimmten Fächern sind die Lücken besonders häufig.

Zehntausende Noten fehlen auf den Halbjahreszeugnissen von Thüringens Schülerinnen und Schülern. Das geht aus Daten des Bildungsministeriums hervor. Zum Schulhalbjahr 2024/2025 wurden 60.986 Noten nicht vergeben, im Vorjahr waren es noch 51.232 Noten gewesen.
«Überall dort, wo bestimmte Fächer aufgrund des Lehrermangels nicht oder nur fachfremd unterrichtet werden können, wächst die Zahl der nicht erteilten Zeugnisnoten», sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums.
Betroffen seien in diesem Jahr 324 Schulen gewesen. Von den Zahlen kann aber nicht auf die Zahl der betroffenen Schüler geschlossen werden, weil manche Schüler in mehreren Fächern keine Noten erhielten. Besonders betroffen waren die Fächer Musik, Kunst, Ethik und Chemie. An Regelschulen gab es deutlich mehr Lücken in den Zeugnissen als an Gymnasien.
Das Ministerium erwartet, dass es auf den Jahreszeugnissen im Sommer weniger Fehlstellen geben wird, das zeigten die Erfahrungen. Außerdem arbeite die Landesregierung an einem Paket mit 20 Maßnahmen zur Eindämmung des Lehrermangels. «Wir bauen die Lehrerbildung aus, optimieren den Berufseinstieg und schaffen Anreize für erfahrene Lehrkräfte, länger im Beruf zu bleiben», sagte ein Sprecher.
Auch der geplante Ausbau der dualen Studienplätze fürs Lehramt gehöre dazu. «Parallel dazu entlasten wir Lehrkräfte durch weniger Bürokratie und zusätzliche Unterstützung in den Schulen», so der Sprecher. News4teachers / mit Material der dpa
“Außerdem arbeite die Landesregierung an einem Paket mit 20 Maßnahmen zur Eindämmung des Lehrermangels.” – ach doch schon?
Schon vor mehr als 10 Jahren hörte ich von Thüringer Verwandten Klagen, dass unheimlich viel Unterricht ausfiel, so dass die (größeren) Schüler an manchen Tagen nur 2 oder 3 Stunden Unterricht hatten.
Kurzer Spoiler: Zu den 20 Maßnahmen zählen nicht:
Zu den 20 Maßnahmen zählen wahrscheinlich wichtige Punkte wie z. B. multiprofessionelle Teams, Achtsamkeitskurse für Lehrer, Verkürzung des Referendariats und die Anwerbung von mehr Quer-/Seiteneinsteigern – gerne auch ohne akademische Ausbildung.
Und dann wundert man sich dort über aktuelle Wahlergebnisse.
Demnächst in diesem Theater: Die erneute Aufforderung an die Lehrkräfte, “die Demokratie zu retten”. Kljngt auch viel besser als einfach unbezahlte Mehrarbeit anzuordnen oder Altersentlastung zu streichen…
LOL, Striche statt Noten auf dem Zeugnis hatten wir hier in NRW schon vor drei Jahren. Das war der Hauptgrund, warum wir dem staatlichen Schulsystem den Rücken gekehrt haben. An der neuen Schule fällt so gut wie kein Unterricht aus, weil entweder _echte_ Vertretung stattfindet oder einzelne Stunden einfach tages- oder wochenübergreifend getauscht werden.
(Die Schule finanziert sich rein über Elternbeiträge. Hat aber keine spezielle Ideologie, sondern folgt ganz normal dem Lehrplan, mit voll ausgebildeten Lehrern. Das Abi findet zwar extern statt, aber “Durchfaller” sind sehr selten. Schöne Sache am Rande war, dass mein Sohn für ein halbes Jahr drei Leistungskurse belegen konnte, bevor er sich endgültig entscheiden und einen abwählen musste. Der wurde stattdessen als Grundkurs gewertet. Solche Freiheiten hat diese Schule dann eben auch. Von den winzigen Jahrgangsstufen – hier 22 Leute – mit noch winzigeren Klassen und Kursen mal ganz zu schweigen.)
“Striche statt Noten” – das fällt natürlich sofort ins Auge.
Ist das vielleicht der Grund, dass so viele für die Abschaffung von Noten-Zeugnissen sind? Bei verbalen Zeugnissen kann man das viel besser “umschreiben”. 🙂
Respekt, weil ihr Sohn die acht Prüfungen für das Abitur geschafft hat. Hoffentlich wurden die Lehrer auch analog zum tvl bezahlt. Ich hae bei Ergänzungsschulen schon üble Dinge gehört.
Und ich höre von staatlichen Schulen, dass das Geld OK, die Lebenszeit aber ruiniert ist …
Dem kann ich nur zustimmen.
Gerade wieder – Klassenarbeit n a c h sehr intensiver Vorabkorrektur zu zweit (absoluter Luxus) noch einmal 29 Stunden (halbe Zeit pro Nase) korrigiert. Demnächst – Noten für das Elend.
Und ja, es gab Zeit zum Lernen, und ja, die SuS konnten Fragen stellen und Hilfe einfordern, und ja – das hat nichts gebracht.
Da geht nicht nur Lebens- und Erholungszeit bei flöten, es steigt auch die Frage der Selbstwirksamkeit – Was mache ich hier eigentlich? (schulterzuck) – und parallel dazu steigen Frustpegel, schlechte Laune sowie der Druck, gute Noten zu finden, damit die kaum vorhandene Motivation – nun meine ich die SuS – nicht völlig im unterirdischen Keller versumpft.
Ein Problem, das wir in nahezu allen Klassen haben.
Lernen ist out. Wir sollten uns damit abfinden.
Oder mal ehrlich machen und nach den Gründen (mMn sind die sehr offensichtlich) fahnden und das verk__kte System ändern.
Frau Prien möchte jetzt, dass in allen Fächern Klassenarbeiten geschrieben werden, KI-basierte Alternativen werden auch zugelassen, wie auch Podcasts…. Neu ist auch, dass u.a. Rechtschreibung korrigiert werden soll. Toll.
Als ob wir das nicht machen! Allein – es hat keine Auswirkung.
Kann es noch schlimmer kommen? Klar.
Thema nur ansatzweise getroffen, ich weiß. Aber hier sind die Pferde mit mir durchgegangen.
Was Sie beschreiben ist also kein Angebot für die Mehrheit.
Den wenn die Mehrheit diese Schulen besucht, bleiben die Klassen und Jahrgänge nicht klein. Diese Schulen hätten dann mit denselben Problemen zu kämpfen wie alle anderen Schulen auch.
Doch, sie würden klein bleiben, weil genau danach Nachfrage herrscht, die dann privat gedeckt werden könnte. Nicht die Klassen würden größer (die Schulen müssen ja nur aufnehmen, wen sie wollen), sondern es würden insgesamt mehr Schulen. Die wiederum untereinander um gute Lehrer konkurrieren und daher die Bezahlung samt Rahmenbedingungen attraktiv halten müssten.
Ich ahne, was Sie einwenden werden. Und ja, auch ich fände es besser, wenn Länder und Bund endlich so viel Geld und Verbesserungen in die Bildung stecken würden, dass das staatliche System mit dem privaten locker mithalten könnte. Aber das passiert eben nicht. Und dadurch werden langfristig Fakten geschaffen.
Mehr Schulen = mehr Lehrer. Wo sollen die denn herkommen?
Ist doch ein echt attraktives Angebot – vor allem für junge Leute, die Lehrer werden wollen, aber mit den Bedingungen hadern.
Jaaa, dauert, bis sie fertig sind.
Es gibt ja aber auch – so die Sage – KuKs, die im Angestelltenverhältnis arbeiten.
Die wären nach ihrer Kündigungsfrist frei und können anfangen. (Jaaaa, Umzug,…, muss abgewogen werden, aber vielleicht dennoch eine gesunde Alternative zum einseitig dauerverschlechtertem “Arbeitsvertrag” der Beamten.)
Freie Schulen mit kleinen Klassen müssen diese gegenfinanzieren. Da Elternbeiträge, falls nicht nur wenige Kinder gut betuchter Eltern diese Schule besuchen sollen, nicht ins Unermessliche gesteigert werden können, erfolgt die Gegenfinanzierung i.d.R. durch deutlich geringere Lehrergehälter im Vergleich zum Staatsdienst.
Eine Mehrzahl privater Schulen ist mit Art. 7 GG nicht zu machen. Ergibt sich aus Absatz 4 ganz logisch.
Nein sie würden nicht klein bleiben, wenn das ein “Regelschulsystem” wäre. Es herrscht weiterhin Lehrkräftemangel. Ich denke das meint Walter zurecht damit?
Und natürlich würden dann auch diese “neuen Regelschulen” mit potentiell mehr Problemen als bisher konfrontiert werden, da sie eben nicht mehr ablehnen dürften.
Als Privatschulen – neben (bisherigen) Regelschulen – können sie durchaus so klein bleiben. Privatschulen haben eben gesonderte Rechte. Und ja, das ist auch nur bedingt ein Angebot für die breite Masse. Das Angebot kann man zwar breit aufstellen, jedoch kann man trotzdem aussieben als Privatschule. Das ist eben eines der Privilegien.
Ob das jetzt “fair” ist oder nicht lässt sich diskutieren. Der Staat profitiert davon, die Eltern/Kinder ebenfalls und die Lehrkräfte (außer vom Gehalt und ggf. Verbeamtung) oftmals auch.
Ein “Weg mit den Privatschulen” würde faktisch ebenfalls nicht funktionieren, da auch staatliche Regelschulen von Privatschulen profitiere. Warum? Ganz einfach: Kleinere Schülerzahlen und Lehrermangel Entgegnung. Dazu viele unzufriedene Eltern/Kinder nicht an der (jeweiligen) Regelschule. Spart Nerv und Ressourcen. Eine Vielzahl der Lehrkräfte hat sich eben bewusst für diesen Weg entschieden und würden auch nicht in das Regelschulsystem “wechseln” – sonst wären sie oftmals da.
Und in den normalerweise verwendeten Zeugnisprogrammen gibt es die Kürzel “nb” – nicht benotet, “nt” – nicht teilgenommen und “ne” – nicht erteilt. Letzteres wird aber gemieden, wie der Teufel das Weihwasser. Der im Regelfall angewandte Trick ist, den Unterricht epochal anzubieten., damit im zweiten Halbjahr auf dem versetzungszeugnis eine Note steht. Für die SuS, die den entsprechenden unterricht im ersten Halbjahr genossen hatten, wird dann die Note aus dem Halbjahreszeugnis in das Versetzungszeugnis übernommen. Auch so kann man die Zeugnisse füllen, wenn es zu starken Unterrichtskürzungen kommen muss und es nicht mehr azsreicht in einzelnen Fächern die Wochenstundenzahl einzukürzen oder Lernbereichsnoten zu vergeben.
Mit “Nicht erteilt” oder “nicht benotet” hätte ich auch gerechnet. Es waren aber tatsächlich nur Striche. Und in einem Fach (Kunst) basierte die Note auf einem einzelnen Test, dem sage und schreibe drei Unterrichtsstunden im gesamten Halbjahr voran gegangen waren. Fazit: Auch die Noten, die auf dem Zeugnis stehen, sind längst nicht durch Bildung unterfüttert.
Wobei das anfechtbar ist, weil ein grober Verstoß gegen den Leistungsbewertungserlass vorliegt. Der Trick ist dann aber nur Einsen und Zweien zu verteilen, damit sich niemand beschwert. Ein großes Problem bei wenigen Stunden ist auch, dass das Verhältnis von Unterricht zu Korrekturaufwand nicht stimmt. Ich habe gelegentlich nur 7-14 Stunden Unterricht im Halbjahr. Da ist dann der Arbeitsaufwand um ausreichend (objektive) Noten zu bekommen unvertretbar hoch.
Frage der Programmierung – bei Eingabe von nb oder ne wird eben ein Strich angedruckt. Die eigentliche Grund ist ja nur für die Statistik …
Jau – wir müssen ja auch eine Halbjahres- bzw. Ganzjahresnote geben, egal, wie oft der Unterricht ausgefallen ist.
Oder wie oft die SuS daran teilgenommen haben…..
Educationwashing
Wie viel zahlen die Eltern denn dafür?
Den Betrag, den ihr Kind wert ist. Für das marode staatliche Schulsystem zahlt der anonyme Steuerzahler.
Regelmäßig zahlen die betreffenden Eltern doppelt, zum einen als Steuerzahler für das staatliche Schulsystem und zum anderen mit Geldern aus ihrem Privatvermögen für den Besuch ihrer Kinder auf einer Privatschule.
Vermutlich liegt es daran, dass ich zwei Naturwisseschaften unterrichte, aber ich frage mich, wie gut die Ausstattung bei so kleinen Schulen sein kann:
Alleine das Einrichten vernünftiger naturwissenschaftlicher Fachräume ist schon ein riesiger Kostenfaktor. Damit sich das “lohnt”, müssen die Räume auch ausgelastet sein, was bei größerer Schülerzahl eher der Fall ist.
Die Ausstattung an Chemikalien und Geräten, die wir alleine für das Chemie-Abitur und das Biologie-Abitur mit Experiment angeschafft haben, ist richtig ins Geld gegangen. Dafür können wir aber nun mit unseren Oberstufenkursen wirklich gut experimentieren…
Wenn ich über das Minimum hinaus bspw. einen 3D-Drucker, Laser-Cutter oder z.B. Sets für Robotik anschaffen will, bekomme ich das eher finanziert, wenn ich damit 20 Schüler pro Jahrgang erreiche, als wenn es 2 Interessenten gibt.
Wie läuft das bei Ihnen an der Schule?
Und selbst wenn eine Zeugnisnote gerade so erteilt wird, wie aussagekräftig ist diese, wenn sie sich aus ganz wenigen Einzelnoten, und dann vor allem sehr subjektiven mündlichen Noten, zusammensetzt? Ich gebe dann tatsächlich lieber “nicht bewertet”.
Das wäre das eigentliche “Fass” zum Aufmachen – aber der Schein soll ja gewahrt bleiben.
Nicht nur fehlende Zeugnisnoten sind problematisch.
Bei uns findet Fachunterricht z.T. nur noch episodisch statt. Die Jahresnote im Zeugnis bildet nicht ab, wie viel planmäßiger Unterricht nicht stattfand
So auch bei uns.
Hinzu kommen noch die viel bewobenen und geforderten “außerschulischen” Geschichten, die nicht immer klassen- sondern kursweise besucht werden. Viel “Ausfall”, da SuS unterwegs.
Oder die vielen Sportaktivitäten – viel “Ausfall”, da viel abwesend.
Selbstverständlich sind oft die SuS bei diesen Aktivitäten dabei, die im Regelunterricht Probleme haben, aber super in Sport sind und dort ihre Erfolge sammeln.
Pädagogisch – bin dafür!
Unterricht – bin dagegen, da die Lücken schon groß genug sind und es durch U-Ausfall und je nach Lage der Ferien in den Halbjahren oft sehr große Unterschiede in der Anzahl der U-Stunden gibt.
KuMis – nützt nichts! Ihr müsst da ran!
Lol
In meinem Umfeld gibt es Eltern, die den Unterichtsausfall akribisch dokumentieren. Passt die Zeugnisnote nicht, ist geplant, alle möglichen Rechtswege zu beschreiten. Kann ich nur begrüßen.