MAINZ. Hessen plant ein weitgehendes Handyverbot an Schulen. Nun hat das Thema den Landtag von Rheinland-Pfalz erreicht. Wie umgehen mit Smartphones und Co.? Das Ministerium warnt vor Schnellschüssen – die Lehrerverbände streiten.

Lehrergewerkschaften in Rheinland-Pfalz haben unterschiedliche Meinungen zu einem Handyverbot in Schulen. Während der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Lars Lamowski, für eine landesweite Regelung nach dem Vorbild des in Hessen angepeilten weitgehenden Verbots ist, äußert sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) deutlich skeptischer.
Die GEW-Landesvorsitzende Christiane Herz sagte, ein pauschales Handyverbot an allen Schulen löse nicht das Problem der wissenschaftlich nachgewiesenen Nachteile von intensiver Handynutzung in der Kindheit und Jugend. Es sei sinnvoll, auf Schulebene Regelungen und Lösungen zu finden. Diese sollten im Dialog mit Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden.
Dem Philologenverband Rheinland-Pfalz hingegen geht die Debatte über ein Handy-Verbot in Schulen nicht weit genug: Er möchte Smartphones auch aus den Kinderzimmern zu Hause verbannen (News4teachers berichtete).
Schulordnung kann Nutzung verbieten oder einschränken
In Rheinland-Pfalz ist der Gebrauch von privaten Smartphones derzeit nicht grundsätzlich untersagt. Schulen können aber die Handy-Nutzung über die Schulordnung verbieten oder einschränken. An diesem Donnerstag (3. April) wird der Landtag in Mainz über das Thema diskutieren.
Anlass ist ein Antrag der parlamentarischen Gruppe der Freien Wähler, in dem diese unter anderem eine landesweit einheitliche Regelung fordern. Die CDU-Fraktion sprach sich kürzlich für ein weitgehendes Verbot sowie eine entsprechende Änderung im rheinland-pfälzischen Schulgesetz aus und will dies im Mai in den Landtag einbringen.
Ministerin: Viele Aspekte müssen beleuchtet werden
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) warnte im Vorfeld der Landtagsdebatte vor Schnellschüssen. Das Thema beschäftige Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern, aber vor allem auch Schülerinnen und Schüler. Der verantwortungsvolle Umgang mit Smartphones, Medienkompetenz, Bildschirmzeiten, Nutzung von sozialen Medien und viele Fragen mehr seien zu diskutieren.
«Deshalb muss man das Thema unter vielen Aspekten beleuchten», betonte Hubig. «Wir diskutieren zuerst mit denjenigen, die von möglichen Neuregelungen betroffen sind.» Das seien Lehrer, Schüler sowie Eltern. Außerdem werde mit Experten für alle Fragen von Handynutzung gesprochen. Geprüft werde, ob und wie Schulen mit einheitlichen Empfehlungen unter Berücksichtigung der verschiedenen Altersstufen weiter unterstützt werden könnten und inwieweit Leitlinien weitere Orientierung geben können.
VBE lobt Hessen
Lamowski vom VBE lobt das im Nachbarland Hessen geplante, weitgehende Verbot ab dem Schuljahr 2025/26. Er hätte sich einen solchen Schritt bundesweit auf Ebene der Kultusministerkonferenz gewünscht. In Rheinland-Pfalz hätten in den vergangenen Jahren viele Schulen eigene Lösungen finden müssen, die Verantwortung werde auf sie abgewälzt.
Etwas anders klingt das bei der GEW-Landeschefin Herz. Alleine gelassen fühlten sich Lehrerinnen und Lehrer bei der Umsetzung eines pauschalen Handyverbots, ohne dass an der Schule ein Konzept zur Umsetzung entwickelt werden könne. Dann seien Konflikte vorprogrammiert.
Was passiert bei Beschädigung eines Handys?
Für Lamowski haben Handys und Smartphones in Grundschulen nichts zu suchen, in den Klassen fünf bis zehn, der Sekundarstufe 1, spricht er sich ebenfalls für ein Verbot der privaten Nutzung solcher Geräte aus. In der Sekundarstufe sei auch denkbar, einen vernünftigen Umgang mit den Schülern abzusprechen, hier sei fraglich, ob es ein Verbot brauche.
Grundsätzlich heiße ein landesweites Verbot nicht, dass keine Medienerziehung stattfinde, sagte Lamowski. Für die würde er sich Schulgeräte für alle Schüler wünschen. Das würde auch Ungleichheiten beseitigen.
Sollte ein landesweites weitgehendes Verbot der privaten Handynutzung auch in Rheinland-Pfalz kommen, braucht es für den VBE-Landeschef eine klare Regelung für den Fall, dass ein wegen eines Verstoßes von einem Lehrer eingezogenes Handy beschädigt werde. Es müsse klar geregelt sein, dass ein solches Gerät auf Anweisung des Landes eingezogen werde, nicht dass Lehrkräfte sonst mit Schadenersatzansprüchen konfrontiert seien. News4teachers / mit Material der dpa
Liebe GEW: Gewerkschaften setzen sich gewöhnlich für ihre Mitglieder, hier also Lehrkräfte ein. Eine landeseinheitliche Regelung (mit angemessenen Öffnungsklauseln) zum Handyverbot würde den Kollegien an den Schulen sehr viel Arbeit ersparen. Und ihr wollt, dass jede Schule sufwändig ein eigenes Konzept erarbeitet, weiterentwickelt und evaluiert? Alles natürlich außerhalb des Deputats? Leute -ihr seid zu verliebt in Bildungspolitik und vergesst eure ureigene Aufgabe!
Die GEW als “Lehrergewerkschaft” zu bezeichnen ist gewagt und diskussionswürdig.
Danke für den Hinweis: Zeitgemäß wäre in der Tat Lehrer*innengewerkschaft.
Sorry to break it to you, aber nicht lediglich der Sonderzeichenzug ist abgefahren, der gesamte Bahnhof ist es.
Offensichtlich nicht, sonst würden Sie ja nicht Sprachpolizei spielen ^^
Ihre Antwort ergibt (mal wieder) keinen Sinn.
Sattes Eigentor: Gewerkschaften können gewöhnlich nur so effektiv sein, wie Ihre Mitglieder auch bereit sind, sich für IHRE UREIGENEN THEMEN einzusetzen, das bleibt auch unsere Aufgabe. Ureigen sogar.
Dann bräuchten wir also keine Gewerkschaften.
Ihr “wir” impliziert all die gewerkschaftlich nicht Engagierten ?
Im Gegenteil. Ich bin sogar Vertrauensperson der GEW an meiner Schule.
Deshalb weiß ich auch, wovon ich rede.
Freut mich. Noch erfreulicher könnte es werden, wenn Sie sich eindeutig ausdrücken mögen, so dass auch Unwissende wie ich wissen, wovon Sie schreiben, danke.
Das ist so wahr!
Dass die S*S mitbestimmen sollen, ist außerdem auch nicht wirklich sinnvoll, wie sich an meiner Schule herausgestellt hat. Da kommen Argumente gegen Einschränkungen des Handy-Gebrauches, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Wie jüngst in unserer Schulkonferenz, wo selbst einige Eltern am liebsten schreiend den Raum verlassen hätten.
Das Ende vom Lied war ein Kompromiss, der in einem Jahr evaluiert werden soll. Hüstel.
Ein Konzept, über das abgestimmt wurde, war zuvor von Hauptsächlich Lehrkräften und einigen wenigen Eltern erarbeitet worden. S*S waren explizit eingeladen worden sich zu beteiligen. Einmal war eine Schülerin zu einem Termin erschienen. Ansonsten Fehlanzeige. Aber hinterher meckern.
Im Ernst, dazu ist die Zeit zu schade.
Ich wünsche mir eine verbindliche und einheitliche Regelung für mein Bundesland, die von oben vorgegeben wird. Alles andere ist Schwachfug.
Auf Netflix einfach „Adolescence“ schauen.
Dann brauchen wir darüber nicht mehr zu diskutieren.
Im Falle, dass die Beschädigung des Handys Nachweis tatsächlich während der Verwahrung in der Schule entstanden sein sollte (Beweispflicht beim Schüler), greift die Amtshaftung. Der Lehrer ist da raus. Die verlangten gesetzlichen Regelungen gibt es also bereits.
So ist es.
Ich werde mich nie für Handyverbote an Schulen einsetzen, weil ich durch ein solches als Kind immer diskriminiert wurde, wenn ich einfach Musik hören wollte. Aber man sollte darauf achten, dass Handys nicht für verwerfliche Dinge, wie Mobbing, eingesetzt werden
Wie immer in Rheinland-Pfalz. Es gibt nichts landeseinheitlich. Jeder muss parallel die gleiche Arbeit leisten. Ressourcenverschwendung im großen Stil. Egal ob Abitur am beruflichen Gymnasium, digitale Schulanmeldung, Handynutzung, xyz.
Hallo. Hier spricht ein Lehrer. Bis alle Schüler ein Laptop haben, Kein Handyverbot! Wir verwenden das Handy regelmäßig lm Unterricht: Kahoot und andere Lern- und Übungsaufgaben sind notwendig. Die Kinder sollen auch einiges live recherchieren können. Meine Lernbücher haben INTEGRIERTE Übungen, wobei den Internetzugang NOTWENDIG ist. Wir müssen die Schüler kontrollieren und überwachen. Aber einfach verbieten? Das ist ein Lösungsvorschlag von nicht-Lehrer oder von älteren Lehrer, die die aktuelle Technologie nicht richtig zu verwenden verstehen. Übrigens, ich bin 67 und unterrichte noch in vollzeit