
Eltern von Schulkindern in Berlin müssen sich in zwei Wochen auf streikbedingte Einschränkungen beim Unterricht einstellen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft Schulbeschäftigte zu einem dreitägigen Warnstreik vom 13. bis 15. Mai auf. Das betrifft angestellte Lehrkräfte und auch Erzieher, Sozialpädagogen oder Schulpsychologen.
Die GEW fordert seit Jahren einen sogenannten Tarifvertrag Gesundheitsschutz, der kleinere Klassen und andere Entlastungen für Beschäftigte umfasst. Immer wieder organisierte die Gewerkschaft Warnstreiks, um Druck zu machen.
Sie biss damit beim Senat bisher auf Granit. Dieser vertritt den Standpunkt, Berlin könne nicht über solche tarifvertraglichen Festlegungen verhandeln, weil das Land Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) sei. Berlin könne hier keinen Alleingang machen, die TdL müsse über solche Vorhaben entscheiden.
Für kleinere Klassen wären mehr Lehrkräfte nötig. In Berlin wie auch in anderen Bundesländern herrscht Lehrermangel. Der wiederum ist die Ursache, dass sich nicht wenige Beschäftigte an Schulen überlastet fühlen. News4teachers / mit Material der dpa
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert (Auszug):
Beteiligung immer schwächer: GEW mobilisiert nur noch 2.000 Schulbeschäftigte zum Warnstreik
Finde die Sache gut, aber irre ich mich hier oder gab es dazu/ dagegen nicht einen Gerichtsbeschluss?
Jein – es ging dabei um einen unbefristeten Kita-Streik. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2024/09/streit-um-arbeitsbedingungen-senat-zieht-gegen-den-unbefristeten-kita-streik-vor-gericht/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Man wundert sich ja vor allem, wer denn überhaupt noch streiken soll, nachdem in Berlin auch wieder verbeamtet wird. Das wird ein Schuss in den Ofen. Ich verstehe die GEW nicht, warum sie sich das antut. Sie stellt sich öffentlich bloß als “schwach”, weil sie kaum noch Leute auf die Straßen bringt.
Man wundert sich vielmehr, warum immer noch zuviele glauben, sie selbst seien zu schwach und die GEW funktioniert eh einfach so ohne jegliche Eigeninitiative.
Und hier haben wir das beste Beispiel dafür, dass es die Politik einen Dreck interessiert, was für gute Bildung notwendig wäre. Seit Jahren gefordert, passiert ist: nichts.
Da muss man entweder realitätsverweigernder Idealist oder strunzdämlich sein, um auf eine Verbesserung der Arbeits- und Lernbedingungen in Schule durch die Politik zu hoffen.
Wenn wir nicht auf eine Verbesserung der Arbeits- und Lernbedingungen in Schule durch die Politik zu hoffen würden, würden wir unsere journalistische Arbeit hier umgehend einstellen. Denn dann wäre sie sinnlos.
Es reicht natürlich nicht “zu hoffen” – es gilt, öffentlichen Druck zu erzeugen, anders geht es nicht. Das sieht die GEW schon richtig. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das hier von ihr gewählte Mittel das richtige ist. Wer mit Demonstrationen und Streiks für politischen Druck sorgen will, muss schon Massen mobilisieren. Das gelingt der GEW erkennbar nicht. Wenn schon die eigene Klientel offensichtlich (zumindest zum Großteil) nicht daran glaubt, dass die Aktionen erfolgreich sein können, wer soll dann in der Politik davon überzeugt werden, sich die gute, aber teure Sache zu eigen zu machen? Da hilft es auch nicht, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Was für ein Armutszeugnis für ein Land, wenn die Politik nur auf gewerkschaftlichen Druck bereit ist, für gute Bildung zu sorgen.
Es geht hier nicht nur um Arbeitsbedingungen der eigenen Landesbediensteten. Jede, ausnahmslos jede Verbesserung hätte direkt oder indirekt die Verbesserung der Lernbedingungen für SuS zur Folge. Offenbar uninteressant für die Landesregierungen.
Nee, mich hat der Optimismus verlassen.
Es geht letztendlich ums Geld. Sie sehen es nur aus Ihrer Perspektive. Sie sehen nur sich und ihren Berufsbereich. Sie sehen nicht, dass überall bessere Arbeitsbedingungen nötig wären, die überall auch Auswirkungen auf Kinder haben (deren Eltern bessere Arbeitsbedingungen hätten). Sie sehen nicht, dass das Millionen kostet, vielleicht Milliarden. Wo sollen die herkommen? Man kann die Steuern erhöhen. Dann hat der Staat mehr Geld. Dann haben Sie aber weniger Geld. Wollen Sie das denn? Sind Sie dazu bereit? Weniger netto vom Brutto, damit der Staat von alleine mehr in die Bildung und in allen anderen Berufsbereiche und sonstige Lebensbereiche geben kann?
“Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung – keine Bildung.” (John F. Kennedy)
Wie “realitätsfern oder strunzdämlich” hier in regelmäßigen Abständen von vielen Kolleg*innen die naive Hoffnung demonstriert wird, dass stets nur a n d e r e sich für allgemeine verbesserte “Arbeits – und Lernbedingungen in Schule” zu engagieren haben, verweist deutlich auf eine wesentliche Ursache für das Scheitern dieser nötigen Veränderungswünsche.
Wenn man angestellt ist, aber nicht in der GEW – wie nimmt man dann am besten am Streik teil? Wem muss man Bescheid geben? Streikt man dann 3 ganze Tage?
Sie teilen der Schulleitung mit, dass Sie am Streik teilnehmen und fertig. Der AG wird Ihnen für die Dauer Ihrer Streikteilnahme kein Gehalt zahlen. Wie lange Sie sich am Streik beteiligen, ist Ihre Entscheidung.
Genau so.
Richtig, Sie bekommen für den Streiktag kein Geld. Sie können auch nur an einem oder zwei Streiktagen mitmachen. Wären Sie in einer Gewerkschaft, also die zum Streik aufruft, bekommen Sie von der sogenanntes Streikgeld für den Verdienstausfall. Das finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen der Gewerkschaftsmitglieder (so können auch Beamte unterstützen).
Da Sie keine Mitgliedsbeiträge gezahlt haben, haben Sie jedoch jeden Monat, keine Ahnung, z.B. 60, 80, 100 Euro gespart (je nach Beitrag). Die können Sie ja mit dem Verdienstausfall gegenrechnen. Dann haben Sie für soundso viele Streiktage auch keinen Verlust.
Am Streik teilnehmen dürfen alle angestellten Lehrer. Die Verhandlungsergebnisse gelten grundsätzlich eigentlich auch nur für die Gewerkschaftsmitglieder (mindestens bei Tarifverträgen). Das ist meist unbekannt. Sie werden aber auf alle Beschäftigten übertragen, da sonst viel mehr in die Gewerkschaften eintreten würden. Das will der Arbeitgeber natürlich nicht.
PS: Manchmal liest man, dass Streiks laut Arbeitsvertrag verboten sind. Das ist ungesetzlich / gesetzwidrig. Nur Beamte dürfen nicht streiken und müssen also hoffen, dass die Angestellten es tun.
Beamte dürfen aber auch nicht als “Streikbrecher” eingesetzt werden. Das heißt, sie müssen nicht Vertretungsstunden halten. Ihnen kann aber angewiesen werden, die Schüler in den Stunden zu beaufsichtigen. Ich bin dann z. B. mit den Schülern auf den Schulhof gegangen und habe sie spielen lassen. Wenn alle verbeamteten Lehrer die Streikenden so unterstützen würden, würde das auch sichtbar helfen (alle Schüler den ganzen Tag auf dem Hof, statt Unterricht!) Aber leider machen das nur wenige so!