Lehrer stehen im Spannungsfeld vielfältiger Interessen: Die Politik setzt die Rahmenbedingungen, die Eltern wollen, dass ihre Kinder optimal gefördert werden, die Schulaufsicht orientiert sich an den Vorgaben der Politik und die Schüler haben eine ganz eigene Sicht der Dinge. Außerhalb der Schule fordert dann auch noch das private Umfeld Kraft und Energie. Anerkennung, Wertschätzung oder Lob bleiben oftmals aus.
Psychosoziale Belastung der Lehrer steigt
Seit einigen Jahren wird die psychosoziale Belastung der Lehrer immer größer. Zu große Klassen, Konflikte mit Vorgesetzten und lange Arbeitszeiten sind an der Tagesordnung. Auch der Umgang mit schwierigen Schülern und fachfremde Vertretungsstunden aufgrund des Lehrermangels oder des Ausfalls von Kollegen fordern die Flexibilität der Lehrer. Zusätzlich sehen sich die Pädagogen einer zunehmenden Gewalt in den Schulen ausgesetzt, die Angst verbreitet und lähmen kann. Diese andauernde psychosoziale Belastung der Lehrer hat große Auswirkungen auf ihre Gesundheit und kann zu Stress und Erschöpfungszuständen führen. Nicht zuletzt deshalb wird die Berufsgruppe der Lehrerinnen und Lehrer im Laufe der Zeit und mit Blick auf die aktuellen Entwicklungszahlen zu einer Risikogruppe für psychische und psychosomatische Krankheiten. Dies schlägt sich langfristig in den Patientenzahlen der psychosomatischen Kliniken nieder. „Vierzig Prozent unserer Patienten sind Lehrer“, bestätigt Klaus Buch, Chefarzt der Parkklinik Heiligenfeld für psychosomatische Erkrankungen in Bad Kissingen.
Psychische Erkrankungen ist häufigste Lehrerkrankheit
Schätzungen zufolge scheiden jährlich ca. 3.000 Lehrer aufgrund einer psychischen oder psychosomatischen Krankheit vorzeitig aus dem Dienst. Diese können Depressionen, Burnout, Tinnitus oder Ess- und Zwangsstörungen sein. Psychische Erkrankungen gehören damit zu den häufigsten Lehrerkrankheiten und bilden die Hauptursache für Frühpensionierungen. Eine Vielzahl an Studien beweist, dass mittlerweile jeder dritte Lehrer an Folgen eines Burnouts erkrankt. „Die Lehrer, die sich aufgrund von Depressionen und Burnout in unserer Klinik behandeln lassen, fühlen sich oft nicht ernst genommen und fremdbestimmt. Sie haben das Gefühl, dass die Politik zu sehr in den Schulalltag eingreift und dass sie als Lehrer kaum Mitspracherecht haben. Dadurch fehlt ihnen dann häufig der Sinn in der Arbeit“, erklärt Klaus Buch. „Die Diskrepanz zwischen den persönlichen Zielen und Interessen der Lehrer und dem realen Schulalltag bringt viele Lehrer an ihre Grenzen.“
Lehrerproblemen entgegenwirken
Um dieser Problematik zu begegnen, können Betroffene Kontakt zu ambulanten Beratungsstellen aufnehmen. Doch manchmal ist eine therapeutische Behandlung unumgänglich. Dabei haben sich integrative Behandlungskonzepte, wie das der Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen bewährt. Dieses Konzept verbindet die berufsspezifischen und störungsspezifischen Aspekte innerhalb der Behandlung. Die Behandlung der Lehrer erfolgt wie bei allen Patienten zunächst nach den klinischen Behandlungspfaden und Leitlinien, die sich aus der allgemeinen Diagnosestellung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen (nach ICD 10) ergeben. Auf ihre Rückkehr an die Schule können sich die Lehrer zusätzlich in der spezifischen Behandlungsgruppe “Lehrergesundheit” vorbereiten. Dort und in der berufsspezifischen Behandlungsgruppe, in der auf Wunsch nur Lehrer sind, erarbeiten sie auch gezielt Strategien für einen anderen Umgang mit ihren berufsspezifischen Belastungen. So planen sie hier den Ausgleich ihrer Work-Life-Balance, üben Konfliktgespräche mit Vorgesetzten und Eltern, lernen sich besser abzugrenzen oder vertiefen effektive Techniken zur Stressbewältigung. „Gerade das Thema Kommunikation mit den vielen verschiedenen Bezugsgruppen wie Schüler, Eltern und Vorgesetzten spielt für viele Lehrer eine große Rolle“, erklärt Klaus Buch. „Das üben die Patienten in der Therapie ganz gezielt.“ Auch die Auseinandersetzung mit der Frage „Wie soll es nach der Therapie für mich weitergehen“ stellt einen Bestandteil der Therapie dar. Denn nicht jeder Lehrer fühlt sich bereit, nach der Therapie wieder zurück an die Schule zu gehen.
