MADRID. Der Spanier Pablo Pineda ist europaweit der erste Lehrer und Akademiker mit Down-Syndrom. Der 36-Jährige wurde durch den Film „Yo también“ (deutscher Titel “Me too – wer will schon normal sein?”) gleichzeitig zum Filmstar.
In dem Film spielt er den Studenten Daniel, der das Down-Syndrom hat, die Geschichte ist angelehnt an seine eigene. Für diese Rolle ist er 2009 in Spanien ausgezeichnet worden. Er habe mal Anwalt werden wollen, dann Journalist. Dann entschied er sich für ein Lehramtsstudium, weil das mehrere Abschlussvarianten bot, sagte Pablo Pineda der Nachrichtenseite „Welt.de“. „Ich bereute es keine Sekunde. Ich arbeite sehr gerne mit Kindern. Und ich fühle mich sehr nützlich.“
Dass er das Down-Syndrom habe, erfuhr Pineda nicht von seinen Eltern, sondern von einem seiner Lehrer. Er sei sieben Jahre alt gewesen, als er ihn fragte, ob er wisse, was das Downsyndrom sei. Natürlich habe er ja gesagt. Der Lehrer habe ihn aber durchschaut und ihm die Genetik des Downsyndroms erklärt. In dem Alter sei das eine echt harte Nuss gewesen, sagte Pineda „Welt.de“. Er habe nur zwei Fragen gehabt: „Bin ich dumm?“ Der Lehrer habe geantwortet: „Nein.“ „Kann ich weiter in die Schule gehen mit meinen Freunden?“ Er sagte: „Kein Problem.“ Der Rest sei ihm egal gewesen.
In der Schule habe er einen Riesenspaß gehabt, wie nie zuvor mit seinen Freunden. Es waren wunderschöne, interessante und auch harte Erfahrungen, die er erlebt habe. Insgesamt sei es eine unglaublich bereichernde Phase gewesen. Es habe bessere und schlechtere Tage gegeben. Besonders die Pubertät sei aber hart gewesen. Er selbst habe damals teils nicht in und mit seiner Haut leben können, sagte er „Welt.de“. Pineda sagte, dass er der erste Schüler mit Down-Syndrom in Spanien gewesen sei, der an einer normalen Schule unterrichtet wurde. Die Mehrzahl der spanischen Kinder mit Down-Syndrom, 85 Prozent, gehen mittlerweile in eine reguläre Schule.
Kinder mit Down-Syndrom nicht überbehüten
Pineda ermahnt Eltern von Down-Syndrom-Kindern, ihr Kind wie ein Kind zu behandeln und nicht wie einen „Behinderten“. Sie müssten es erziehen und ausbilden und mit ihm reden, denn der schlimmste Feind von Kindern mit Down-Syndrom sei die Stille. Sie sollten keine Komplexe haben. Raus ins Freie mit ihnen. Sie sollten zeigen, dass es ihr Kind ist. Sie sollen es niemals überbehüten. Sie sollten es psychisch und physisch stimulieren und so Autonomie lehren. Denn was geschehe, wenn sie als Eltern einmal nicht mehr da sind?, fragt Pineda.
Lange sei der Glaube verbreitet worden, dass das Downsyndrom mit einer Lebenserwartung von 30 Jahren einhergehe. Pineda erklärt gegenüber “Welt.de”, dass das ein Mythos sei. Menschen mit Down-Syndrom würden alt werden. Es hänge davon ab, wie sie sich körperlich und geistig fit halten würden. Wie viele junge Menschen mit Down-Syndrom sei er übergewichtig gewesen. Mit Training und einem Ernährungsplan habe er dann aber zwölf Kilo verloren. Und er habe Glück gehabt, dass er in einer kulturbegeisterten Familie aufgewachsen sei. Mit Tageszeitungen und einer Bibliothek, diese Dinge hätten sehr früh seine Neugier geweckt. Wenn man jemandem Kultur verbiete, dann töte man ihn auf eine gewisse Weise. (nin)
Pablo Pineda wurde 1975 in Malaga mit dem sogenannten Down-Syndrom geboren, auch Trisomie 21 genannt. Es handelt sich dabei um einen Genmutation, bei der das gesamte 21. Chromosom oder Teile davon dreifach vorliegen.
(11.3.2012)