Für einen statistisch belegbaren Einfluss auf die Häufigkeit von Krebs sei der Beobachtungszeitraum aber noch zu kurz. Allerdings beschrieben Studien aus Schottland, Italien und den USA einen Rückgang der Herzinfarktrate nach Inkrafttreten umfangreicher Rauchverbote. Einer der Referenten der Tagung, Johannes Schildge, Chefarzt der Abteilung Pneumologie an den St. Vincentius-Kliniken in Karlsruhe vermutet: „Für Krebs dürfte langfristig das Gleiche gelten, vorausgesetzt, das Rauchverbot wird konsequent durchgesetzt.“
Passivrauchen fordert ebenso viele Opfer wie Straßenverkehr
Knapp 20 Millionen Deutsche greifen täglich zur Zigarette – und nehmen mit jedem Zug etwa 4 800 überwiegend giftige Substanzen auf. Doch nicht nur sie sind gefährdet an Bronchitis, Raucherbein, Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs zu erkranken, sie schädigen auch ihre nicht rauchenden Mitmenschen. So sterben laut einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in 192 Ländern durchgeführten Studie weltweit pro Jahr etwa 600 000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens.
Die Weltgesundheitsorganisation führt Zigarettenqualm als krebserregende Substanz auf derselben Stufe wie den giftigen Baustoff Asbest. „ 40 Substanzen im Rauch sind kanzerogen, also krebserzeugend“, sagt Schildge. Entsprechend stürben hierzulande jährlich genauso viele Menschen an den Folgen des Passivrauchens wie im Straßenverkehr. Immerhin sind fast die Hälfte der Deutschen – darunter Kinder, Heranwachsende und Schwangere – zu Hause oder am Arbeitsplatz Tabakrauch ausgesetzt. Zwar gebe es seit 2007 das Nichtraucherschutzgesetz. Auf Länderebene sei dies aber nicht einheitlich geregelt. „Konsequenter Nichtraucherschutz ist insbesondere in der Gastronomie nicht gegeben“, kritisiert Schildge. nin
(24.9.2012)