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Transsexuelle Kinder: Forscher wollen das Tabu aufbrechen

LUXEMBURG. Schon vor und während der Pubertät kann Betroffene die Frage quälen, welchem Geschlecht sie eigentlich angehören. Forscher nennen das „gendervariant“ – und fordern mehr Toleranz von Eltern und der Gesellschaft.

Männlich oder weiblich? Nicht immer lässt sich das so einfach sagen. Foto: *~Much to My Dismay~* / Flickr (CC BY 2.0)

Ist es ein Mädchen oder ein Junge? Was, wenn sich das Geschlecht nicht klar zuordnen lässt – oder ein Kind das Gefühl hat, nicht im richtigen Körper zu leben? «Diese Fälle kommen immer wieder vor», sagte Christel Baltes-Löhr, Genderbeauftragte der Universität Luxemburg. Doch oft herrsche Unsicherheit und Hilflosigkeit, wenn man in der Familie betroffen sei. Ein wissenschaftlicher Kongress mit knapp 200 Teilnehmern aus Europa an der Uni Luxemburg will das Thema Inter- und Transsexualität bei Kindern und Jugendlichen «aus der Tabuzone» holen, sagte die Sozialwissenschaftlerin.

Nach wie vor würden Neugeborene häufig operiert, wenn das Geschlecht nicht eindeutig erkennbar sei. Dies sei der falsche Weg: Stattdessen sollte «das Anderssein respektiert und anerkannt werden», sagte Baltes-Löhr. «Man muss Kindern Raum geben, die nicht in die Geschlechterordnung passen», sagte die Professorin. Der Kongress mit dem Titel «Geschlechternormativität und Effekte für Kindheit und Adoleszenz» habe auch zum Ziel, ein Zeichen gegen die Diskriminierung betroffener Menschen zu setzen.

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In der Wissenschaft setze sich zunehmend der Begriff «gendervariant» durch: Gemeint sind intersexuelle Menschen, die sich nicht eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zuordnen lassen, oder transidente Personen, deren Geschlechtsidentität vom biologischen Geburtsgeschlecht abweicht.

“Vielfalt der Lebensentwürfe”

Nach wie vor erzögen Eltern ihre Kinder zu typisch männlichem oder weiblichem Verhalten. «Ein Blick in die gesellschaftlichen Alltag zeigt aber, dass transidente Kinder, Homo-Elternschaften oder Trans-Elternschaften keine Ausnahme mehr sind und die Vielfalt der Lebensentwürfe widerspiegeln», sagt die Wissenschaftlerin. Starre Geschlechternormen müssten hinterfragt werden. Schätzungen zufolge sind rund 100 betroffene Jugendliche in Deutschland in ärztlicher Behandlung. dpa
(27.9.2012)

Hier gibt es Arbeitshilfen zum Umgang mit dem Thema Transsexualität im Unterricht.

 

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