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Rektorin kündigt aus Protest über schlechte Arbeitsbedingungen

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AUGSBURG. Die Rektorin einer Grundschule in Augsburg hat gekündigt, weil ihr nicht genügend Lehrer zugeteilt wurden. Sie leitet die Grundschule seit vier Jahren und sagte, dass sich die Bedingungen an den bayrischen Grundschulen seit Jahren verschlechtern. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Rektorin kündigt aus Protest über schlechte Bedingung an der Schule; Foto: s.media /pixelio.de

Im Interview mit der Zeitung sagte die Rektorin, dass die Schule ihre Leidenschaft sei und sie deshalb auch viele Überstunden in Kauf genommen habe. Sie kritisierte, dass sie zukünftig keine Stellvertreterin und noch weniger Lehrerstellen an ihrer Schule haben werde und dadurch die „pädagogische Arbeit leiden“ werde, an die sie einen hohen Anspruch habe. „Ich kann unter diesen Bedingungen die Schule nicht mehr so leiten, dass es Kindern, Lehrern und mir dabei gut geht“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“. Zwar habe sie beschlossen, die Zeit, in der sich andere ehrenamtlich engagieren, an der Schule zu investieren und dort gute Arbeit zu leisten, aber nun sei sie enttäuscht, dass „anscheinend überhaupt nicht honoriert wird, wenn an einer Schule gute Arbeit geleistet wird“, hießt es in dem Interview weiter.

Laut der Pädagogin würden die Rahmenbedingungen an der Schule immer schlechter, wie beispielsweise die Zuteilung der Lehrer, die Kürzung von Stunden für Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag und die gleichzeitig steigenden Aufgaben, die Schulleiter übernehmen müssen.

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Mit ihrer Kritik steht die Rektorin nicht alleine da. Auch der Bayrische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) warnte vor einem drastischen Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen zu Beginn des neuen Schuljahrs. An den Mittelschulen gebe es angesichts der unerwartet hohen Schülerzahlen «einen noch nie dagewesenen Mangel an Lehrkräften», erklärte BLLV-Präsident Klaus Wenzel in München – und warnte vor Unterrichtsausfällen. Der Pflichtunterricht stehe auf der Kippe. «Um wenigstens den gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtunterricht aufrechterhalten zu können, sind mindestens 850 zusätzliche Stellen erforderlich», betonte Wenzel. Vom Ministerium zugesagt seien aber nur 250 Stellen.

Zudem warnte Wenzel, dass Stellen an den Grundschulen abgezogen würden, um die Löcher in den Mittelschulen zu stopfen – allerdings mit verheerenden Folgen: «Grundschullehrkräfte fragen sich, wie sie die Unterrichtsversorgung überhaupt noch sicherstellen können.»

Die BLLV-Warnung wies das Ministerium aber entschieden zurück. Die Unterrichtsversorgung werde «wie gewohnt verlässlich sichergestellt», hieß es. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) habe bereits vorausschauend gehandelt. «Entsprechend wurden und werden zusätzliche Ressourcen für das Schuljahr 2012/2013 bereitgestellt.»

Auf die Frage, welche Reaktionen die Rektorin auf die Kündigung erhalten habe, sagte sie: „Das Kollegium war erschüttert. Auch Eltern und Schüler waren betroffen.“ Im Schulamt sei die Überraschung groß gewesen, als sie ihren Antrag auf Entlassung persönlich übergeben habe. Es habe auch Versuche gegeben, sie umzustimmen. „Es ist offenbar das erste Mal, dass eine Schulleiterin und Lehrerin gekündigt hat“, so die Pädagogin. Sie ärgere, dass der Staat offenbar damit rechne, dass alle an den Schulen unbezahlte Überstunden machen, weil sie die Kinder nicht hängen lassen wollen, sagte sie dem Blatt.

Viele ihrer Schulleiter-Kollegen hätten ihr geschrieben, dass sie ähnliche Probleme hätten und „ihre Hochachtung dafür ausgedrückt“, dass sie diese Konsequenz gezogen habe, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“. (kö, mit Material von dpa)

(7.8.2012)

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