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Schülervertreter beklagen Sexismus im Unterricht – gegen Jungen

MÜNCHEN. Bayerns Schüler bringen eine neue Sichtweise in die Sexismus-Debatte: Die Jugendlichen beklagen die Benachteiligung von Buben. «Sexismus ist in der Schule alltäglich geworden», kritisierten die Schülervertreter Melissa Büttner und Simon Schrauth. Sexismus zeige sich nicht nur durch anzügliche Bemerkungen, sondern auch in Form von geschlechtsspezifischer und damit ungerechter Benotung. Renommierte Pädagogen und Pädagoginnen bestätigten, «dass Mädchen in der Schule häufig besser benotet werden als Jungen, und das trotz gleicher Leistung.»

Jungen werden Bildungsstudien zufolge im Schulsystem benachteiligt. Foto: Lida Rose / flickr (CC BY-ND 2.0)

Büttner und Schrauth gehören der “LandeschülerInnenvereinigung” (LSV) an. Gegen Sexismus in der Schule werde nichts unternommen – kritisierte Büttner und bezog weibliche Lehrkräfte mit ein: «Nur die wenigsten Lehrerinnen werden wegen derartigen Vorfällen sanktioniert.» Das Bewusstsein für dieses Thema sei bei vielen Pädagoginnen nicht so ausgebildet, wie die Schüler es erwarteten.

Aktionsrat bestätigt die Benachteiligung

Tatsächlich bestätigt etwa eine Studie des Aktionsrates Bildung von 2009, dass Jungen in Kindergarten und Schule massiv benachteiligt werden. Nicht mehr die Mädchen, sondern die “Jungen sind die Verlierer im deutschen Bildungssystem”, sagte seinerzeit der Ratsvorsitzende und Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, gegenüber “Spiegel online”. Statt auszugleichen, verstärke die Schule den Bildungs- und Leistungsrückstand der Jungen. Am schlimmsten sei die Benachteiligung in den ostdeutschen Ländern.

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“Beim Übergang auf das Gymnasium müssen Jungen eine deutlich höhere Leistung erbringen. Der Weg in die Berufsausbildung ist für Jungen erschwert”, kritisierte Lenzen dem Bericht zufolge. “Von allen Schulabgängern ohne Abschluss sind 62 Prozent Jungen.” Bei den Abiturienten seien die Mädchen wiederum klar in der Mehrheit. Die einstige “Bildungsbenachteiligung des katholischen Arbeitermädchens vom Lande wurde durch neue Bildungsverlierer abgelöst: die Jungen”, sagte Lenzen.

Damit habe der Aktionsrat Bildung ein Ergebnis bestätigt, zu dem auch eine Untersuchung des Bundesbildungsministeriums ein Jahr zuvor gekommen war. Tenor: In der Grundschule sehen sich Jungen einer weiblichen Übermacht an Lehrkräften gegenüber – und werden von den Lehrerinnen häufig benachteiligt. Der Hallenser Bildungsforscher Jürgen Budde kam in dem Bericht zu dem Schluss, dass Jungen in allen Fächern bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten kriegen als ihre Mitschülerinnen. Selbst wenn sie die gleichen Noten haben wie Mädchen, empfehlen die Lehrer ihnen seltener das Gymnasium. Kurzum, Jungs werden bei gleicher Leistung schlechter behandelt.

Hier geht es zu der Studie “Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem” des Aktionsrates Bildung.

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