BRAUNSCHWEIG. Der Umgang mit dem Internet muss gelernt sein – auch von Eltern und Lehrern. Die Polizei Braunschweig versucht mit einem Symposium für die Gefahren zu sensibilisieren, ohne das Netz zu verteufeln.
Was auf der Straße gilt, gilt auch im Internet: Selbstbewusstsein schützt Kinder und Jugendliche vor Kriminellen. Doch Eltern und Pädagogen, aber auch die Polizei lassen sich nach Meinung von Experten noch immer zu wenig auf die Lebenswirklichkeit der jungen Generation ein. Zu diesem Ergebnis sind rund 150 Teilnehmer eines Symposiums der Polizeidirektion Braunschweig gekommen. «Wer selbstbewusst ist, auch mal Nein zu sagen, der schützt sich auch im Netz vor viele Gefahren», sagt etwa der Medienreferent Cornelius Scheier.
«Mir wurde früher gesagt, nimm keine Süßigkeiten von Fremden an. Heute wissen viele Eltern gar nicht, wovor sie ihre Kinder warnen sollen», sagt Scheier, der nach eigenen Angaben einer von 144 Medienreferenten in Niedersachsen ist, die unter anderem im Auftrag von Kommunen zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vermitteln, wenn es um das Netz geht. Immerhin 73 Prozent aller deutschen Kinder haben nach Angaben von Experten Zugang zu einem Handy oder Smartphone und spielten auch damit. Scheier betont, dass es nicht um Medien- sondern um Sozialkompetenz ginge.
«Von der Technik müssen wir nichts verstehen», sagt auch Moritz Becker vom hannoverschen Verein Smiley, der Medienkompetenz fördert. Mit drei anderen Sozialpädagogen versucht der 36-Jährige Erwachsenen ihre Vorbehalte gegen das Internet zu nehmen. Das Internet einfach zu verteufeln, sei keine Lösung. Statt Verbote und Grenzen aufzuzeigen, sollten Eltern ihren Kindern Anerkennung und Freiheit geben, das stärke das Selbstbewusstsein und schütze vor Gefahren.
«Es muss sehr wichtige Gründe geben, Kinder von Facebook fernzuhalten», sagt Becker. Wer seinem Kind den Zugang verwehre, der grenze es aus. «13-Jährige verabreden sich heute über Facebook zum Fußball.» Das Argument, früher wäre es auch ohne Facebook gegangen, sei historisch richtig – gelte aber nicht für die Gegenwart. Oftmals fehlten im Netz die Erwachsenen, die auf falsches Sozialverhalten hinwiesen. «Das ändert sich aber gerade», beobachtet Becker. So seien auf Facebook immer häufiger Kids mit ihren Sporttrainern oder anderen Erwachsenen befreundet. Allein dadurch erledigten sich viele Probleme.
Eine Meinung, die auch der Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger von der Polizeihochschule in Brandenburg teilt: «Das Internet hat viele gute Seiten.» Dennoch gebe es natürlich auch schlechte – etwa Spiele, die Kindern und Jugendlichen Geld abknöpften oder Sexualstraftäter, die sich über das Netz ihren Opfern näherten. Ein anderes Problem sei Mobbing im Internet.
Doch auch hier lägen weder das Problem noch die Lösung im Netz: «Ein Mobber versucht ein Problem los zu werden, nämlich seins», sagt Jutta Sengpiel von der Landesschulbehörde. Häufig stehe dahinter der immer größer werdende Leistungsdruck in Schule und Gesellschaft. Sie könne die Sorge der Eltern verstehen, wenn sie meinten ihr Kind könne ohne Leistung in der Gesellschaft nicht bestehen. «Aber das Gefühl, so wie du bist, bist du in Ordnung, ist viel wichtiger.» dpa
(13.3.2013)
