NÜRNBERG. Studium und Lehre sollten nach Ansicht des Direktors des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Joachim Möller, nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die zunehmende Debatte, dass eine wachsende Studentenzahl zulasten der dualen Ausbildung in Deutschland gehe, hält Möller für wenig sinnvoll. Warnungen vor einer vermeintlichen Überakademisierung der Berufs- und Arbeitswelt gebe es schon seit Jahrzehnten, sagte er. Statt die Ausbildung an Hochschulen gegen die Berufsausbildung im Dualen System in Stellung zu bringen, sei es aber viel wichtiger, «die Zahl der Ungelernten durch zusätzliche Bildungsanstrengungen senken».
In jüngster Vergangenheit hatte es unter anderem aus den Reihen der Wirtschaft in Baden-Württemberg und von der CDU in Thüringen Kritik daran gegeben, junge Menschen würden in Deutschland häufig zu einem Abitur und Studium gedrängt, während die guten Möglichkeiten und Karrierechancen einer dualen Berufsausbildung vernachlässigt würden. Möller fordert indes mehr Bildungsanstrengungen in beide Richtungen: «Die Gefahr besteht, dass es verstärkt nicht nur bei Hochschulabsolventen zu Fachkräfteengpässen kommt, sondern auch bei mittleren Qualifikationen, wenn Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr in Bildung investieren», sagte er.
Nach dem jüngsten Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) haben in Deutschland nur 28 Prozent der Männer und Frauen im Alter zwischen 25 und 34 einen akademischen Abschluss – im OECD-Schnitt sind es in dieser Altersgruppe dagegen 39 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Wintersemester 2012/2013 etwa 2,5 Millionen Studenten an deutschen Hochschulen eingeschrieben. dpa
Zum Bericht: “Wanka gegen starre Grenze zwischen Ausbildung und Studium”
