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Auch beim PISA für Erwachsene ist Deutschland nur Mittelmaß

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BERLIN. Bei den weltweiten PISA-Schultests schaffen es die 15-Jährigen aus Deutschland allenfalls knapp bis ins obere Mittelfeld – während Japan, Finnland und Korea stets ganz weit oben rangieren. Ein ähnliches Bild offenbart jetzt der erste PISA-Test für Erwachsene.

Offenbar nicht ganz auf der Höhe: der allgemeine Bildungsstand in Deutschland. Foto: alangong / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Erwachsene in Deutschland können im internationalen Vergleich nur mittelmäßig lesen und Texte verstehen. Gleiches gilt für die Grundrechenarten wie Prozentrechnen und Dreisatz. Dies zeigt der erste PISA-Test zu den Basiskompetenzen und Alltagsfähigkeiten von Erwachsenen in 24 wichtigen Industrienationen der Welt. Die Studie wurde am Dienstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Berlin vorgestellt.

Erschreckend: Jeder sechste der 16- bis 65-Jährigen in Deutschland (17,5 Prozent) ist lediglich in der Lage, kurze Texte mit einfachem Vokabular zu lesen, und kann daraus auch nur begrenzt Informationen ziehen. OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger sagte: «Um es hart zu formulieren: Das ist das Niveau von Zehnjährigen.»

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Ein beträchtlicher Teil der Erwachsenen hat zudem Probleme im Umgang mit Computern. So konnten in Deutschland 12,6 Prozent der Testpersonen keine Maus bedienen. Ein ähnlicher hoher Anteil hat keinen PC-Zugang. Komplexere Aufgaben wie das Navigieren über Webseiten und eigenständiges Problemlösen in mehreren Schritten beherrschten in Deutschland 36 Prozent (OECD: 33 Prozent).

Spitzenwerte im Lesen wie im Rechnen erreichten Erwachsene in Japan und Finnland. Im Schnitt haben die 16- bis 65-Jährigen dort gegenüber Gleichaltrigen aus Deutschland einen Kompetenzvorsprung, der einer Lernleistung von vier bis fünf Schuljahren entspricht. Am unteren Ende der Leistungsskala rangieren Spanien und Italien.

Die Zahl der «Spitzenleser», die mit ihren Leistungen die höchsten Kompetenzstufen vier und fünf erreichen, liegt in Deutschland unter dem internationalen Durchschnitt. Auch gibt es in der Bundesrepublik etwas mehr sogenannte Leistungsschwächste. Während die Erwachsenen in Deutschland mit ihren Leseleistungen insgesamt leicht unterhalb des OECD-Schnitts liegen, sind sie im Rechnen knapp überdurchschnittlich.

Für die Studie wurden weltweit 166 000 repräsentativ ausgewählte Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren getestet. Aus Deutschland nahmen 5465 Menschen teil. Die OECD führt alle drei Jahre auch die bekannten weltweiten PISA-Untersuchungen bei 15-jährigen Schülern durch. Die Veröffentlichung des ersten Tests 2001 hatte erhebliche Wissenslücken unter den Schülern in Deutschland offenbart und in der Öffentlichkeit den sogenannten PISA-Schock ausgelöst.

Ischinger sagte, in der Schulpolitik habe Deutschland seine Lehre verstanden und Reformen eingeleitet. Aber nicht nur in der Bundesrepublik, auch weltweit erzielen die 25- bis 35-Jährigen inzwischen bessere Leistungen als die Älteren. Wie Bildungsreformen wirken können, zeigte Ischinger am Beispiel Koreas auf. Die Älteren dort zählen im weltweiten Vergleich zu den schwächsten Lesern – die Jüngeren inwzischen zu den besten. «Wirtschaftliche Dynamik baut auf die Kompetenzen der Beschäftigten auf», sagte die OECD-Expertin.

Der PISA-Erwachsenen-Test zeigt erneut, dass der Bildungserfolg in Deutschland in besonderem Maße von der sozialen Herkunft abhängt. «In kaum einem anderen Land hängt die Lesekompetenz so sehr vom Bildungsstand der Eltern ab wie hierzulande», schreiben die Autoren. Testpersonen, deren Eltern weder Abitur noch Berufsausbildung haben, erzielten in Sachen Textverständnis im Schnitt 54 Punkte weniger als jene, bei denen mindesten ein Elternteil einen Hochschulabschluss oder einen Meisterbrief hatte. Sieben Punkte entsprechen auf der Leistungsskala dem Lernvolumen eines Schuljahrs.

Die Staatssekretäre aus dem Bildungs- und Arbeitsministerium, Cornelia Quennet-Thielen und Gred Hoofe, kündigten Hilfen für die Nachqualifizierung von Erwachsenen ohne Berufsabschluss an. In Deutschland haben 2,2, Millionen Menschen zwischen 20 und 35 Jahren keine Berufsausbildung und sind auch nicht mehr in Fortbildung. Laut Studie werden Weiterbildungsangebote vor allem von denjenigen genutzt, die ohnehin bereits über eine gute Ausbildung verfügen.

Der neue OECD-Wissenstest für Erwachsene kürzt sich PIAAC ab. Das steht für «Programme for the International Assessment of Adult Competencies». dpa

 

 

 

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