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Bayerische Lehrervertreter unzufrieden mit Einstellungssituation

MÜNCHEN. Die Einstellungsnoten und aktuellen Einstellungszahlen für junge Lehrer des bayrischen Schulministeriums sorgen bei Lehrerverbänden und -gewerkschaften für großen Unmut. Die Situation bleibe für Lehramtsstudierende äußerst angespannt, so der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). „Weil sich an der Einstellungspolitik des Kultusministeriums nichts ändert, werden die Wartelisten immer länger und die Aussichten auf einen Job immer schlechter“, sagt der BLLV-Präsident Klaus Wenzel.

Für mehrere Tausend erfolgreich ausgebildete Lehrkräfte bedeute das nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern massive Unsicherheit und für zahlreiche Absolventen der Lehramtsausbildung für Grundschulen, Realschulen und Gymnasien erst einmal eines: Arbeitslosigkeit. Wer nicht einmal eine befristete Anstellung bekomme sei auf Hartz IV zurückgeworfen.

Von Seiten der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer im BLLV (ABJ) heißt es: Die aktuelle Einstellungssituation für junge Lehrer an Grundschulen sei zwar besser als befürchtet, aber keinesfalls zufriedenstellend. „Rund 470 Grundschulkollegen stehen ab sofort auf der Straße. Für angehende Gymnasial- und Realschullehrer ist die Situation dramatisch.“ Die Aussage des Kultusministeriums, das von über 3800 Neueinstellungen für alle Lehrämter spricht, sei irreführend: „Es handle sich weitgehend um die Besetzung der Stellen, die durch Pensionierung frei geworden sind.“ Verglichen mit der Gesamtzahl der Bewerber und im Hinblick auf die Situation in den Schulen seien diese Einstellungen zu wenig. „Damit die erklärten Vorhaben der Politik – individuelle Förderung, Umsetzung der Inklusion und Ausbau des Ganztagesangebots – sinnvoll umgesetzt werden können, brauchen die Schulen aber dringend die jungen Lehrerinnen und Lehrer […]. Die Leidtragenden sind in erster Linie die Schülerinnen und Schüler“, sagt die ABJ-Vorsitzende Kerstin Polster.

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Nach Angaben der GEW Bayern droht vielen Absolventen der Lehramtsausbildung die Arbeitslosigkeit. Foto: Bettenburg / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0 DE)

Ähnlich schätzt BLLV-Präsident Klaus Wenzel die Situation ein: „Während die Schulen mehr Personal brauchen, stehen junge Lehrkräfte ohne Job auf der Straße.“ Er fordert den Landtag daher auf, mehr Planstellen zu schaffen und damit sämtliche Junglehrer mit bestandener Lehramtsprüfung anzustellen und die Wartelisten abzubauen. „Junge Menschen brauchen Perspektiven, Schulen brauchen Personal.“ Laut BLLV sei es bereits in diesem Schuljahr an vielen Grundschulen kaum noch möglich gewesen, den grundlegenden Unterricht aufrecht zu erhalten. Die GEW warnt sogar vor einem teilweisen Zusammenbruch der Unterrichtsversorgung. Von vielen Grundschulen als auch Gymnasien sei der Gewerkschaft zufolge gemeldet worden, dass die mobilen und integrierten „Lehrerreserven erschöpft“ sind. Mit Blick auf die Personalsituation an Grundschulen fragt die Vorsitzende der ABJ: „Wie soll der neue kompetenzorientierte LehrplanPLUS sinnvoll umgesetzt werden, wenn zu wenig Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung stehen?“ Auch die mobile Reserve sei knapp bemessen, um die Unterrichtsversorgung ganzjährig zu sichern, sagt Kerstin Polster.

Auch für angehende Realschullehrer sei die Perspektive alles andere als rosig, so der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband: Die Einstellungszahlen würden bis zum Jahr 2015 auf etwa 590 zurückgehen, gegen Ende des Jahrzehnts werde sich die Zahl bei rund 370 einpendeln, sohabe es das Kultusministerium in der „Prognose zum Lehrerbedarf“ bekannt gegeben. „Wir befürchten einen massiven Qualitätsverlust, aufgrund der Abwanderungen in andere Bundesländer oder Berufsbilder“, heißt es aus den Reihen der Junglehrerschaft des Bayerischen Realschullehrerverbandes. Jahr für Jahr werde die Realschule schlechter gestellt, als andere Schularten. Ein Rückgang der Qualität stehe zu befürchten.

Die Unterrichtsversorgung an Grundschulen und Gymnasien ist laut Lehrerverbänden und -gewerkschaften nicht gesichert. Foto: hpeguk / flickr (CC BY 2.0)

Die Lehrerverbände und -gewerkschaften sind sich daher einig, dass die Staatsregierung mehr Personal für die Schulen bereitstellen muss. BLLV-Präsident Klaus Wenzel bekräftigt seine Forderung, 25 Prozent der Steuermehreinnahmen in die Schulen zu stecken. Die GEW Bayern fordert die Schaffung tausender neuer Planstellen und die Einstellung von Lehrern und Pädagogen solange ein pädagogischer Bedarf bestehe. Dies müsste Minister Spaenle auch vehement in die laufenden Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2015/16 einbringen, so die Gewerkschaft. Dabei seien das Finanzministerium und die CSU-Mehrheit im Haushaltsausschuss des Landtages besonders gefragt. Der Bayerische Realschullehrerverband appelliert „mit aller Vehemenz an die Politik, sich nicht auf den ‘Bildungslorbeeren’ auszuruhen“. Jetzt sei die Zeit, das gute bayerische Bildungswesen zu einem hervorragenden auszubauen. Das gehe nur über Investitionen in die Zukunft der Kinder. Landtag und Kabinett müssten sich bei den nun anstehenden Einstellungen wieder darauf besinnen, dass der einzige Rohstoff, den Bayern hat, die Bildung ist. „Wer hier spart oder nicht bereit ist, in das gute System zu investieren, der lässt diesen einzigen Rohstoff schwinden oder sogar verfallen.“

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