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Die PISA-Studie – nicht schön, aber notwendig

Ein Kommentar von NINA BRAUN.

Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: Bildungsjournalisten.de

Der Schock ist einem Genörgel gewichen. Herrschte 2001, beim Erscheinen der ersten PISA-Studie noch allgemeines Entsetzen in Deutschland angesichts der Tatsache, dass das Land nunmehr kaum mehr als das der Dichter und Denker gelten konnte, so gibt es im Vorfeld des sechsten OECD-Bildungsrankings – das in diesem Jahr erhoben wird – vor allem Gemecker über die gemessenen Standards. Es sei keineswegs gesichert, unkte zum Beispiel die „Süddeutsche Zeitung“, dass PISA messe, was die Studie zu messen vorgebe. „Denn kein Test wird Wissen schlechthin prüfen können. Erfasst werden kann nur, was zuvor ausgewählt, standardisiert und zum Zweck der Prüfung aufbereitet wurde“, so steht zu lesen.

Mal abgesehen davon, dass – folgte man dem Argument – das ganze System der Leistungsüberprüfung an Schulen absurd wäre. PISA erhebt gar nicht den Anspruch, „Wissen schlechthin“ (was immer das auch Geheimnisvolles sein mag) zu testen. PISA testet vielmehr die Bildungsvoraussetzungen – nämlich grundlegende Kulturtechniken wie Leseverständnis, mathematisches oder naturwissenschaftliches Verständnis. Wer will denn ernsthaft bestreiten, dass ein 15-jähriger De-facto-Analphabet nicht die Voraussetzungen mitbringt, die zu gesellschaftlicher Teilhabe nötig sind?

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Die Studie existiere deshalb, so meinte der „Süddeutsche“-Autor, „weil im Zuge der radikalen Ökonomisierung aller Gesellschaften der Wettbewerb als solcher längst als etwas Erstrebenswertes gilt“. Mit Verlaub, das ist intellektuelles Geschwurbel. PISA existiert und ist in der Wissenschaft breit anerkannt, weil die Studie (immerhin die weltweit größte Untersuchung in der empirischen Bildungsforschung) valide ist und dabei hilft, Fehlentwicklungen aufzudecken – im Fall von Deutschland etwa die unbestrittene Tatsache, dass nahezu ein Fünftel der Schüler abgehängt ist. Der Befund, alle zwei Jahre aufs Neue bestätigt, mag den einen oder anderen Feuilletonisten langweilen. Aus der Welt ist er deshalb noch lange nicht. Das gravierende Problem aufgedeckt zu haben, immer wieder daran zu erinnern und damit den Druck auf die Politik aufrechtzuhalten, die Schulen nicht vollends kaputtzusparen, das sind die Verdienste von PISA.

(Der Kommentar erschien erstmals am 3. Dezember 2013; aktualisiert am 3. Januar 2015)

Hier geht es zu dem Beitrag in der “Süddeutschen Zeitung”.

Zum Bericht: PISA & Co. – 2015 wird ein Super-Testjahr für die deutschen Schulen

Zum Bericht: Pisa-Trend: Deutschland stabilisiert sich im Mittelfeld

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