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Deutscher Schulleiterkongress: Bildungsgipfel mit viel Prominenz

DÜSSELDORF. Der Deutsche Schulleiterkongress findet von Donnerstag bis Samstag zum vierten Mal in Düsseldorf statt – mit mehr als 2.000 Teilnehmern aus der ganzen Republik. Sie treffen auf zahlreiche Experten und Prominente wie Margot Käßmann, Ranga Yogeshwar oder Paul Breitner. News4teachers wird aktuell  vom Kongress berichten.

Voll besetzte Ränge: Publikum und Bühne des Deutschen Schulleiterkongresses. Foto: Schnabel

Es war wohl von Nina Ruge als kleines Warm-up gedacht, wie Fernseh-Macher das Anheizen des Publikums vor dem eigentlichen Beginn der Show nennen. Die Moderatorin wollte wissen – „Finger hoch!“ –, wer denn wie sie ein „Wiederholungstäter“ sei und den Deutschen Schulleiterkongress zum wiederholten Male besuche (Ruge hat schon mehrfach durch das Programm auf der Hauptbühne geführt). Tatsächlich reckten deutlich mehr als die Hälfte der Zuschauer in dem voll besetzten, riesigen Kongresssaal der Messe Düsseldorf ihre Arme in die Höhe. So geriet die kleine Aktion im vergangenen Jahr zu einer eindrucksvollen Demonstration für die Veranstaltung. Was könnte mehr für ihren Erfolg sprechen, als wenn eine große Anzahl Menschen es nicht bei einem einmaligen Besuch belässt?

Tatsächlich sind es wieder rund 60 Prozent der Teilnehmer am aktuellen 4. Deutschen Schulleiterkongress, die zum zweiten Mal oder öfter zu dem Bildungsgipfel nach Düsseldorf reisen. Eine weitere Zahl macht die Strahlkraft anschaulich: 2000 Teilnehmer – ausgebucht, so melden die Veranstalter, der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Informationsdienstleister Wolters Kluwer Deutschland. Warum aber nehmen so viele Schulleiterinnen und Schulleiter eine zum Teil weite Anreise auf sich und tragen die Kosten oftmals aus eigener Tasche? Da sind, zum einen, sicherlich die Quantität und die Qualität der Fortbildungsangebote. „Auf dem Deutschen Schulleiterkongress 2015 wird in über 80 Vorträgen und Gesprächsrunden und von über 60 Referenten alles Wissenswerte rund um Schulleitung vermittelt“, so erklärt Michael Gloss, Geschäftsführer von Wolters Kluwer Deutschland – ob nun zur Inklusion, zum Thema Führungsstil oder zum digitalen Lernen.

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Da ist, zum zweiten, ein Aspekt, den VBE-Vorsitzender Udo Beckmann betont: die Möglichkeit, sich mit Kollegen über enge regionale Grenzen hinweg austauschen zu können – zu „netzwerken“, wie man so schön sagt. Drittens, die Unterhaltung kommt auch nicht zu kurz. Wofür nicht nur die Moderatoren Nina Ruge und Lothar Guckeisen (im Hauptberuf Radio-Journalist) stehen – sondern auch eine illustre Schar von Gästen, die einen allzu engen Schulbezug sprengen: ob der Unternehmer Alfred T. Ritter, Eigentümer des gleichnamigen Süßwarenherstellers, der „mehr philosophische Bildung als maßloses Wissen“ fordert, Ex-Fußball-Weltmeister Paul Breitner, der die Parallelen zwischen Schule und Leistungssport aufzeigt, Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjahr 2017, die über „spirituelles Leben und religiöse Erziehung“ spricht oder der Fernseh-Moderator und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, der für „neue Wege der Wissensvermittlung“ wirbt.

Die Themenpalette ist entsprechend breit. Naturgemäß prägen die aktuellen Debatten in der deutschen Schulpolitik auch die Diskussionen auf dem Kongress. Beispiel Inklusion, die Einbeziehung behinderter Kinder in den Regelunterricht also: Wie sie gelingen kann, dies können Schulleiter in drei Praxisforen von erfahrenen Kollegen und von Bildungsforschern erfahren. Der Beratungsbedarf der Schulen ist groß. Denn: Die Inklusion führt offenbar immer mehr Lehrer an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit.

Immer häufiger wenden sich verzweifelte Pädagogen an seine Rechtsabteilung, so berichtete unlängst der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV). Für viele Lehrkräfte und Schulleiter zähle die Inklusion mittlerweile zu den größten beruflichen Belastungsfaktoren, hieß es. Auch in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern äußern sich Lehrerverbände kritisch vor allem angesichts einer als schlecht empfundenen personellen Ausstattung.

Anderes Thema, ebenso viel Zündstoff: die digitale Bildung. Die für Deutschland eher bescheidenen Ergebnisse der Schülerstudie „International Computer and Information Literacy Study“, kurz ICILS, bestärken Lehrerverbände in ihren Forderungen nach mehr Unterstützung. Sie fordern nicht nur eine bessere IT-Ausstattung der Schulen, sondern auch eine professionelle Betreuung der Hardware und Fortbildungsangebote für die Lehrkräfte.

„Computer-Kompetenzen lassen sich nun mal nicht mit dem ‚Faustkeil‘ vermitteln“, sagt etwa der VBE-Vorsitzende Beckmann. Bei einer repräsentativen Umfrage unter Lehrern im Auftrag des VBE wurden gravierende Ausstattungsmängel deutlich. PCs ständen in der Regel als Einzelexemplar im Lehrerzimmer, bei der Schulleitung oder in Computerräumen. „22 Prozent aller befragten Lehrer haben nicht einmal Zugang zu einem solchen PC. Von den befragten Grundschullehrkräften haben 27 Prozent keinerlei Zugang zu einem Dienst-PC“, erklärt Beckmann. Er fordert: „Die Bereitstellung der notwendigen Rahmenbedingungen für die Schulen gehört ganz oben auf die digitale Agenda des Staates.“ Der Lehrerverband nutzt die Bühne des Deutschen Schulleiterkongresses, um bundesweit auf dieses Anliegen aufmerksam zu machen.

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