MÜNCHEN. In städtischen Regionen Bayerns wechselt ein deutlich höherer Anteil von Schülern nach der Grundschule auf das Gymnasium, als auf dem Land. Weil sie weitere Wege in die Schulen hätten, argumentiert die bayerische SPD. Nach Ansicht des Kultusministeriums spiegelten die Quoten dagegen den Elternwillen.
Unter Verweis auf aktuelle Übertrittszahlen auf weiterführende Schulen hat die SPD erneut Ungerechtigkeiten im Bildungssystem beklagt. «Die neuesten Zahlen belegen eindrucksvoll, dass Kinder vom Land schlechtere Bildungschancen haben als Kinder aus der Stadt», sagte der SPD-Bildungsexperte Martin Güll. Zudem seien Schüler mit Migrationshintergrund benachteiligt.
Aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage Gülls geht demnach hervor, dass im nächsten Schuljahr im Landkreis München-Land 61,4 Prozent der Schüler das Gymnasium besuchen. Im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn seien es dagegen lediglich 25,1 Prozent. «Diese Schüler und Schülerinnen sind nicht dümmer als anderswo, sie haben oft einfach weitere Wege in die Schulen», argumentierte Güll.
Das Kultusministerium betonte allerdings, Bildungserfolg lasse sich nicht auf den Besuch des Gymnasiums reduzieren. Das bayerische Schulsystem eröffne «allen Kindern und Jugendlichen landesweit umfassende Bildungs- und Teilhabechancen». Zudem entschieden sich viele Eltern bewusst für die Realschule, auch wenn die Übertrittsempfehlung die Option für ein Gymnasium eröffne. «Es geht eher darum, dass man die Entscheidung der Eltern und ihrer Kinder respektieren muss», hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.
Die Grünen forderten die Abschaffung der Übertrittsnoten. «Die Zuteilung rein nach Noten spiegelt eine Scheinobjektivität vor und ist damit ungerecht», sagte der Grünen-Politiker Thomas Gehring. Die Freien Wähler forderten mehr Freiheiten für die Schulen, um passgenaue Konzepte der individuellen Förderung zu entwickeln. (dpa)
zum Bericht: GEW Bayern fordert Abschaffung der Übertrittszeugnisse
