Hessens Universitäten haben im Landtag einmütig Front gegen die von der Regierung geplante Stärkung der Fachhochschulen gemacht. Damit werde die Differenzierung im Hochschulsystem «völlig nivelliert», kritisierten die Unis am Donnerstag in einer Anhörung zum neuen Hochschulgesetz, das Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) eingebracht hat.
Künftig sollen die Fachhochschulen (FHs) nach dem Willen von Schwarz-Grün «Hochschulen für angewandte Wissenschaften» heißen. Forschungsstarke FH-Fachbereiche sollen außerdem ein eigenständiges Promotionsrecht erhalten.
Der neue Name für die FHs sei missverständlich, da auch an den Unis angewandte Wissenschaft betrieben werde, kritisierten die Unis. Die Marburger Universitäts-Präsidentin Katharina Krause sprach von «Stereotypen». Die Frankfurter Unichefin Birgitta Wolff meinte in einer schriftlichen Stellungnahme, die Umbenennung der FH in «Frankfurt University of Applied Sciences» könne zu Verwechslungen mit der Goethe-Universität führen.
Kein Verständnis haben die Unis auch für ein eigenständiges Promotionsrecht der FHs. Der Deutsche Hochschulverband (DHV), in dem die Professoren organisiert sind, sprach von einem «politischen Dammbruch». Die Forschungsqualifikation müsse zumindest von unabhängiger Stelle überprüft werden, schlugen einige Unis vor.
Beifall für die Aufwertung der FHs kommt dagegen von Hessens Wirtschaft. Das neue «Leitbild» entspreche der tatsächlichen Entwicklung und sei konsequent, meinte die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände. Gemeinsam mit den Handwerkerverbänden begrüßten sie auch, dass für beruflich Qualifizierte der Hochschulzugang erleichtert werden soll. So soll ein Meister künftig studieren können.
Die Personalräte an den Hochschulen und Gewerkschaften wie GEW und Verdi bemängelten, dass das Gesetz zu wenig an den oft kritisierten «prekären» Arbeitsverhältnissen ändere. Für wissenschaftliche Mitarbeiter müsse eine Mindestvertragszeit von drei Jahren und für Hilfskräfte von zwei Jahren gelten.
Die Landesasten-Konferenz der Studenten kritisierte, dass der Einfluss der meist aus der Wirtschaft kommenden Hochschulräte durch das Gesetz gestärkt werde. Der Asta Marburg sprach vom vorläufigen Höhepunkt der «marktliberal-autoritären Umgestaltung» der Hochschulen. Thomas Maier
