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Wirbel nach «FAZ»-Bericht über Kritik an einer Modell-Gemeinschaftsschule: Individuelle Förderung – ein Märchen?

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STUTTGART. Es ist das Prestigeprojekt der grün-roten Bildungspolitik in Baden-Württemberg: die Gemeinschaftsschule. Die Landtagsopposition kocht die Kritik an dem Konzept hoch. Nicht verwunderlich: In rund sieben Monaten ist Landtagswahl. 

Neuer Wirbel um die Gemeinschaftsschule: Wissenschaftler kritisieren laut einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» die Umsetzung des Schulkonzeptes an der Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule in Tübingen. Demnach soll sich unter anderem die zentrale Unterrichtsidee Individuelles Lernen als ineffektiv herausgestellt haben. Das Kultusministerium kenne das Gutachten nicht, wie ein Sprecher am Montag mitteilte. Der Text sei Teil der wissenschaftlichen Begleitforschung zu der einen Gemeinschaftsschule in Tübingen für deren internen Gebrauch. Die CDU und der Philologenverband forderten eine Korrektur des Konzeptes.

In der Schulart Gemeinschaftsschule werden seit 2012 Kinder aller Leistungsstufen gemeinsam unterrichtet. Die Einführung der Schulform wird an zehn Schulen im Südwesten wissenschaftlich begleitet, darunter die Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule. Das Abschlussgutachten soll nach Angaben des Kultusministeriums Anfang kommenden Jahres noch vor der Landtagswahl veröffentlicht werden.

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Der Verein für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg wies die Kritik zurück. Es sei der Versuch, eine unfertige Studie über eine einzige Schule zu verallgemeinern und damit den vollkommen verfrühten Eindruck zu erwecken, das Ergebnis der Studie stehe bereits fest, teilte der Vorsitzende Matthias Wagner-Uhl mit. Wie die «FAZ» schreibt, soll beispielsweise den Lehrern der Überblick über den Leistungsstand der Schüler fehlen und die Bewertungen der Schüler sei fragwürdig. Für die Inklusion von behinderten Schülern gebe es keine Vorstellungen und keine zentrale Koordination.

«Es besteht dringender Handlungsbedarf und der verantwortliche Kultusminister schaut weg», sagte CDU-Fraktionschef Guido Wolf, Spitzenkandidat seinr Partei bei der im März anstehenden Landtagswahl. Es sei gegenüber Eltern und Lehrer unverantwortlich, dass die Landesregierung diese Informationen nicht herausgeben wolle. Die CDU fordert unter anderem den getrennten Unterricht von Kindern mit unterschiedlichen Leistungsniveaus sowie eine Konzentration der Gemeinschaftsschulen auf Real- und Hauptschulniveau. Das gymnasiale Niveau solle außen vor bleiben.

Der Chef des Philologenverbandes, Bernd Saur, sieht sich in seiner Kritik an der Schulform bestärkt. «Ich erkläre jetzt zum wiederholten Mal: Die Gymnasium in Baden-Württemberg bedürfen keiner Belehrungen von pädagogischen Traumtänzern», sagte Saur. Die Gymnasien sollten bleiben wie sie seien. Zusätzlich sollten die anderen Schulen weiterhin die Kinder nach Leistungen differenziert unterrichten.

Die FDP forderte ebenfalls die Offenlegung der Informationen durch das Ministerium. Die Studie bestätige die Befürchtungen, dass gerade die schwächeren Schüler unter dem Konzept der Gemeinschaftsschule leiden würden, sagte der bildungspolitische Sprecher Timm Kern. Zum Schuljahr 2015/16 soll die Zahl der Gemeinschaftsschulen im Südwesten auf 271 steigen. Von Stefanie Järkel, dpa

Zum Bericht: Kretschmann-Herausforderer Wolf positioniert sich klar gegen neue Gemeinschaftsschulen – bei G8 eiert er herum

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