HALLE. Selbst bei Repräsentationsterminen ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht vor öffentlicher Kritik an ihrer Asylpolitik sicher. Bei der Eröffnung des neuen Fraunhofer-Instituts in Halle hielt ein Chemie-Professor der Hochschule Merseburg ein Schild mit dem Aufruf «Keine Experimente» hoch. Er habe Angst um die Zukunft seiner Kinder, rief er der Kanzlerin auf dem Podium zu. «Von einer Physikerin erwarte ich verantwortungsvollere Entscheidungen», sagte der Zwischenrufer.
«Sein Zwischenruf hatte weder etwas mit dem Anlass der Veranstaltung noch mit dem Inhalt der Rede der Bundeskanzlerin zu tun», sagte der Rektor der Hochschule, Jörg Kirbs. Der Mann sei nicht als Privatmann sondern als Angehöriger der Hochschule eingeladen gewesen. Mit seinem Auftritt habe er «das Gastrecht des Fraunhofer-Instituts missbraucht und dem Ansehen der Hochschule enorm geschadet». Die Hochschule wolle das Verhalten aufarbeiten und juristische Schritte prüfen.
Merkel hatte auf den Zwischenrufer reagiert. «Ich werde meiner Verantwortung gerecht und werde auf alles achten, dass Deutschland eine gute Zukunft hat», sagte sie. Das Publikum applaudierte der Kanzlerin daraufhin und der Zwischenrufer wurde aus dem Saal geleitet. dpa
Das ist mal wieder typisch. Der Zwischenrufer äußert sachlich seine Kritik und wird dafür entfernt. Ein leere Antwort der (noch) Kanzlerin und die Menge applaudiert.
Nicht mehr fassbar was in der Politik läuft.
Der Artikel ist für eine Lehrer-Website mehr als enttäuschend. Eine brave Wahlkampfhilfe für die inzwischen zurecht „ohnmächtigste Politikerin der Welt“. So etwas nannte man früher „Hofberichterstattung“. Sachlich reagiert? Frau Merkel hat die Versammelten mit einer billigen Leerformel abgespeist. Der Hochschulrektor würde auch in einem anderen Gesellschaftssystem aufsteigen können. „Chapeau“ und Respekt für den zivilcouragierten Professor. Hätten wir in Berlin zur rechten Zeit mehr von diesen gestandenen Männern gehabt, dann stünde unser Land nicht in dieser völlig isolierten und beispiellosen Situation.
Ich bin absolut Ihrer Meinung, Herr Kortner!
Was erwarten Sie denn? Dass die Kanzlerin den Festakt sprengt und daraus eine Diskussionsrunde zur Flüchtlingspolitik macht? Albern.
Ich finde, der Professor und die Kanzlerin haben sich passend verhalten.
Uninteressant. Der eine hat von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht, der andere von seinem Hausrecht. Ob und wie die kanzlerin als Gast reagiert ist dabei absolut uninteressant.
Ich bin etwas erstaunt ob der Kommentare auf einer Lehrerwebsite.
Ob man jetzt mit der Politik einverstanden ist oder nicht, so etwas gehört sich nicht. Das ist doch gesunder Menschenverstand, dass wenn die Kanzlerin – oder wer auch immer – eine Rede zu einem gänzlich anderen Thema hält, man Streit zu einem anderen Thema sucht. Man geht doch auch nicht zu einer kirchlichen Hochzeit und fängt eine Diskussion über den Unsinn von Glauben an – und erwartet darauf ernsthafte Antworten.
Vor 20 – 30 Jahren waren gezielte Provokationen und Tabubrüche ein typisches Mittel linker Aktivisten. Für die Kunst wird es oft als Grundforderung genannt, in der Werbung ist es eine der wenigen Möglichkeiten, Aufmerksamkeit zu erreichen. Genauso hat es der Chemieprofessor gemacht, nur halt nicht mit einem linken Anliegen – und das geht gar nicht!