Relevantes Wissen bündeln, in eine Struktur gießen und nach spezifischen Anwenderportfolios zur Verfügung stellen ist die Stärke von Wissensplattformen. Expertinnen und Experten führen ihr Wissen in einer frei zugänglichen Basisquelle zusammen und schaffen Anreize für Lernprojekte. Da jeder mit der Quelle je nach Ausrichtung mehr oder weniger interagieren und seine Erkenntnisse im System hinterlegen kann, stellen Wissensplattformen eine Art „ongoing knowledge cloud“ dar, die sich selbst aktuell hält. Die Rezipienten selbst schaffen Wissen, indem sie die Einträge um ihre eigenen Kenntnisse ergänzen und diese in Foren zur Diskussion stellen.
Klassischer Weise füllten Enzyklopädien und Lexika in der vorelektronischen Ära diese Funktion einer Wissenskonzentration aus, die jedoch vergleichsweise starr und unflexibel waren – der gedruckten Papierform geschuldet, die sich in regelmäßigen, überarbeiteten Auflagen manifestierte. Heute wirken die schweren Nachschlagewerke nahezu anachronistisch. Doch wie präsentieren sich diese Wissen-Basen in moderner Zeit, was zeichnet sie aus, worin liegen ihre ideologischen Wurzeln begründet?
Inseln des Wissens – Vom Wesen und Sein
J
Vom Anforderungsprofil einer Datenbank des Wissens
Solche vernetzte Inselplattformen bilden bereits eine Wissensplattform, die neue Möglichkeiten eröffnen und bieten kann:
- Bündelung und Strukturierung relevanten Wissens
- Verfügbarmachung von Wissen für einen offenen Interessenten- und Anwenderkreis mit unterschiedlichsten Wissensständen
- Abbau von Schwächen heute verfügbarer Wissensquellen
- Vernetzung von Akteuren und ihrem Know-how und Wissensbedarf aus einem bestimmten Themenbereich
Die einzelnen Bausteine einer Wissensplattform hat Weggemann in einem Buch („Wissensmanagement: Der richtige Umgang mit der wichtigsten Ressource des Unternehmens“) dabei als Multiplikation aus Information und der Summe aus Erfahrung, Fertigkeiten und Einstellungen definiert und in der Formel W = I x (E+F+E) zusammengefasst:
Wissen = | Information x | Erfahrung | Fertigkeiten | Einstellungen |
W = | I x | E | F | E |
(Quelle: content-analytics.at)
EFE stellt den spezifischen Nutzer von Information dar.
Die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bei der richtigen Person zur Verfügung zu stellen ist die Grundanforderung von Informations-Intelligenz und bedingt, dass Information
- aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und gebündelt wird
- für den Endnutzer in möglichst leicht verständlicher Form aufbereitet wird
- durch Grafiken, Bilder und Diagramme plastischer und anschaulicher präsentiert wird
- auf die spezifischen Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten wird
- zeitnah und anwenderfreundlich zur Verfügung gestellt wird.
Die ideale Wissensplattform – Den Wissensbedarf für notwendige Handlungen und Entscheidungen abdecken
Aus Vorgenanntem ergibt sich eine Erweiterung der Grundanforderungen an eine modernere Variante von Wissensbasis.
Flexibilität | Interaktivität | Subjektivität |
Aus der Situation heraus entstehen Aufgaben, zu deren Erkenntnis, Gestaltung, Bewältigung und Bewertung Wissen benötigt wird, das sich eintretenden erwartenden und unerwarteten Ereignissen anpassen können muss. | Interaktive Gestaltungselemente wie Feedback, Bewertungen und Kommentare tragen dem Wesen von Subjektivität von Wissen durch persönlichen Erfahrungsaustausch von Wissensschätzen Rechnung und erleichtern die Minimierung von Verständnisproblemen. | Da Wissen immer aus dem subjektiven Verhältnis des Einzelnen zu Phänomenen, Gegenständen oder Geschehnissen entsteht, enthält es auch immer eine persönliche Komponente, die in der individuellen Perspektive des Einzelnen auf die Außenwelt zum Ausdruck kommt. |
Daher ist es notwendig, den Informationsinhalt auf die handelnde Person, deren Aufgaben und Verantwortungsbereiche abzustimmen. Dies geschieht durch
- Schaffung umfangreicher Netzstrukturen durch weiterführende Verlinkungen
- Intelligente Indexierung durch großzügige Verschlagwortung und Bildung sinnvoller Strukturen
- Hocheffiziente Suchmaschinen mit vereinfachten, suchanwendungsfreundlichen Zugangsmöglichkeiten (Suchmasken) auf einer Rechercheplattform
Effektives Wissensmanagement in Unternehmen – Corporate Learning
Der Bedarf an interaktiven Projekt- und Wissensplattformen in Unternehmen ist in den letzten Jahren ständig angewachsen. Sie vernetzen nicht nur Wissen, sondern auch Personen, Projekte und Kunden. Diese können zunehmend in die Geschäftsabläufe und Kommunikationsprozesse mit einbezogen werden.
Wikis als Werkzeug für Wissensmanagementsysteme
Oft sieht jedoch die Wirklichkeit anders aus. Aus Scheu und Vorurteilen, vorhandenes Wissen in firmeninternen Datenbanken allen zugänglich zu machen, bleibt ein Potenzial ungenutzt liegen. In einer Studie (mehr dazu auf dieser Übersichtsseite) haben die Autoren Florian Adler, Ingo Frost und Daphne Gross acht von über 100 Wissens-Management-Programmen, sogenannten Wikis, auf ihre Nutzbarkeit in Unternehmen auf einen vorab definierten Kriterienkatalog hin abgeklopft, so unter anderem:
- Individualisierungspotential durch Einrichtung spezifischer User-Rechte
- Vorhandensein sicherheitstechnischer Lösungen wie Sperrmöglichkeit einzelner Seiten
- Verwendung organisatorisch verstreuter Anmeldeinformationen für die Integration in bestehende IT-Infrastrukturen
- Erleichterung der Datenerfassung durch spezielle Editoren
- Anbieten kommerziellen Supports
- Aktive Einbindung von Nutzer-Communities
- Einsatz gängiger, weit verbreiteter Software-Tools
Das Fazit der Studie kommt zum Schluss, dass für Unternehmen besonders nützliche Wissensplattformen über ein Management-System verfügen sollten, das ein ausreichendes Sicherheitskonzept bietet und Flexibilität und Anpassbarkeit sicherstellt. Benötigte Schnittstellen sollten vorhanden und hinreichend nutzbar sein. Benutzerfreundlichkeit, eine ausreichend strukturierte Wissensbasis, ein einfacher Zugang inclusive Recherchemöglichkeiten und Qualitätssicherung stellen zusätzliche, wertvolle Eigenschaften von Managementsystemen dar. Auch sollte ein besonders nutzbringendes Wiki über Beurteilungsmöglichkeiten für Beiträge verfügen. Es sollte so einfach und transparent in seiner Anwendung gestrickt sein, dass es die Mitarbeiter regelrecht zum Eintragen und Aktualisieren von Wissen einlädt und durch Schaffung von Anreizen zu einem Klima unter den Angestellten eines Unternehmens beiträgt, das zu einer Speicherung von Wissen motiviert. Idealerweise führt das dazu, dass die Wissensplattform bei der täglichen Arbeit auch tatsächlich genutzt wird. Sinn und Nutzen müssen für den User deutlich erkennbar sein.
Der größere Bruder
In größeren Organisationen kommen vermehrt auch strukturierte Wissensdatenbanken oder sogenannte Groupware-Systeme zum Einsatz, die eine verbesserte Kontrolle bei der Wissenserstellung und -wiederverwendung durch gegliederte Artikel-Vorlagen, vorgegebene Arbeitsabläufe, definierte Rollenkonzepte und komplexe Klassifikationshierarchien bieten. Wissen kann somit stärker in kleinere Einheiten gegliedert und strukturiert werden. Externe Datenquellen können mit eingebunden werden, Schlagwort-Verzeichnisse stellen die Suche auf eine breitere Basis.
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