DRESDEN. Eigene Entscheidungen statt Vorgaben: Die SPD verlangt mehr Freiheit und Eigenverantwortung für die sächsischen Schulen. «Wir brauchen Regelungen, die die Schulen innerlich frei machen, im Rahmen der Lehrpläne und Bildungsstandards selbstständig zu handeln», sagte SPD-Bildungsexpertin Sabine Friedel (42). Dazu müsse man den Schulen, Lehrern, Eltern und Schülern mehr Vertrauen entgegenbringen: «Ich habe manchmal den Eindruck, dass in Sachsen da ein gewisses Misstrauen vorherrscht.»
Friedel hält das für nicht nachvollziehbar. «Ich halte es für vernünftiger, den Schulen zu sagen: Dies und jenes muss ein Schüler am Ende draufhaben. Wie ihr das vermittelt, dürft ihr selbst regeln. Das wäre besser, als alles vom Schreibtisch aus zu entscheiden und konkrete Vorgaben zu machen.» Viele Schulleiter hätten gern mehr Gestaltungsraum.
Die SPD-Politikerin sieht darin auch einen Motivationsschub für die Pädagogen. Andernfalls hätten sie immer mehr das Gefühl, nur ein «Aufgabenerfüller der Kultusverwaltung» zu sein. Die Stimmung in den Lehrerzimmern sei derzeit ohnehin nicht so rosig. «Dafür gibt es viele Gründe wie den Lehrermangel und die ungleiche Bezahlung. Ein Teil des Frustes resultiert aber auch aus einer mangelnden Wertschätzung.»
Je mehr Vorschriften es gebe, desto mehr hätten die Schuldirektoren und Lehrer das Gefühl, man traue ihnen nichts zu. «Momentan fühlen sich die Lehrer in Sachsen eher reguliert als unterstützt», sagte die Landtagsabgeordnete.
Friedel hatte sich unlängst im Parlament in einer Bildungsdebatte kritisch zum Regierungsentwurf eines neuen Schulgesetzes geäußert. Die Schule müsse wieder von einer Paukeranstalt zum wirklichen Lernort werden, sagte sie und erhielt nachher selbst Zuspruch aus den CDU-Reihen.
«In einer Koalition muss man sich unterschiedliche Meinungen zugestehen. Da müssen beide Seiten noch an sich arbeiten», betonte Friedel. Zu Beginn der Koalition hätte manche abweichende Meinungen als Affront empfunden. «Das ist aber nichts Schlimmes. Wenn ich in eine Koalition gehe, übernehme ich nicht die Meinung des Koalitionspartners. Ich übernehme nur die Verantwortung, etwas gemeinsam mit ihm auf die Beine zu stellen.» Mittlerweile setze sich diese Sicht auf die Dinge mehr und mehr durch.
Auch deshalb geht Friedel davon aus, dass die noch ausstehenden Knackpunkte im Schulgesetz gelöst werden. Das betreffe vor allem die Themen Inklusion und Erhalt der Schulstandorte im ländlichen Raum. Für Eile gebe es keinen Anlass, viel wichtiger sei die Qualität des Gesetzes. Nach dem Prozedere könne es ohnehin erst im Sommer 2018 in Kraft treten. dpa
