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“Die Welt ist kompliziert, gerade deshalb ist sie schön” – Wissenschaftler in Berlin demonstrieren am Samstag gegen alternative Fakten

BERLIN. Den Klimawandel gibt es nicht? Die Erde ist flach? Zunehmend scheinen Menschen an erwiesenermaßen falsche Theorien zu glauben. Berliner Wissenschaftler beteiligen sich an einer weltweiten Protestbewegung.

Sie wollen «alternativen Fakten» und anderen wissenschaftsfeindlichen Tendenzen entgegentreten: Eine globale Bewegung für die Freiheit der Wissenschaft schlägt sich am Samstag im Herzen Berlins nieder. Wissenschaftler, Uni-Mitarbeiter und Studenten wollen von 13.00 Uhr an mit dem «March for Science»  (Demonstration für die Wissenschaft) für eine faktenbasierte Politik eintreten. Ziel der Demo ist das Brandenburger Tor. Die Veranstalter appellieren an Bürger: «Glauben Sie keinen einfachen Erklärungen. Die Welt ist kompliziert, gerade deshalb ist sie schön.»

Angemeldet sind laut Polizei tausend Teilnehmer. Startpunkt ist die Humboldt-Universität (HU) Unter den Linden. Dort sind im Innenhof Grußworte vorgesehen, bevor um 13.30 Uhr der Marsch in Richtung Pariser Platz beginnen soll. Auf dem Weg wollen die Demonstranten vor der ungarischen Botschaft anhalten. Hintergrund: In dem Land sehen sich Wissenschaftler immer schwierigeren Bedingungen ausgesetzt, in Budapest muss die angesehene Central European University womöglich schließen.

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Für eine Kundgebung am Brandenburger Tor sind als Redner etwa Berlins Regierender Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD), der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und die  Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger, angekündigt.

Die Organisatoren haben viel geworben für die Demo, etwa in den sozialen Medien. Zahlreiche Wissenschaftler haben online begründet, warum sie teilnehmen. Auf der ellenlangen Unterstützerliste im Netz stehen viele prominente Namen, darunter auch die Präsidenten der drei Berliner Universitäten: Sabine Kunst (Humboldt-Uni), Peter-André Alt (Freie Uni) und Christian Thomsen (Technische Uni).

«Wir wollen, dass Wissenschaft als gemeinsames Gut begriffen wird, das Politik und Gesellschaft hilft, Entscheidungen wissensbasiert und im öffentlichen Interesse zu treffen», erklären die Berliner Veranstalter und betonen ihre Überparteilichkeit. Antrieb seien populistische Forderungen und die Verbreitung von Fake News, was die Grundlage der modernen Lebensweise gefährde. Betont wird aber auch: «Anti-Trump ist uns zu kurzsichtig.» In den USA, wo der Wissenschaftsmarsch seinen Ursprung hat, ist dessen klare Ausrichtung gegen den neuen Präsidenten nicht unumstritten. Wissenschaft auf diese Weise zu politisieren, heißen manche Forscher nicht gut.

In den USA prangerten Wissenschaftler etwa bei einer Demo in Boston bereits Entscheidungen der neuen US-Regierung als wissenschaftsfeindlich an. Ankündigungen für einen «March of Science» am 22. April, dem alljährlichen «Earth Day» (Tag der Erde), gibt es nun in Washington und mehr als 600 Städten weltweit. Tausende, vielleicht Zehntausende dürften sich beteiligen. In Deutschland sind vor allem in Universitätsstädten Demos geplant. dpa

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