SCHWERIN. Mehr und längere Klassenfahrten, für manchen Lehrer klingt das wie eine Horrorvorstellung, denn die Organisation macht eine Menge Arbeit die meist am Klassenlehrer hängen bleibt. Nicht zuletzt bringt die mehrtägige Begleitung Minderjähriger auf Reisen auch rechtliche Unsicherheiten mit sich. Eine neue Verwaltungsvorschrift soll nun für Mecklenburg-Vorpommerns Schulen Hürden aus dem Weg räumen. Zugleich wurden die finanziellen Mittel um rund ein Drittel aufgestockt.
Für Eltern und Lehrer an öffentlichen Schulen soll es künftig einfacher sein, Schulfahrten und Schulwanderungen zu organisieren. Außerdem soll es für sie mehr Rechts- und Planungssicherheit geben, teilte Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD) in Schwerin mit. Sie stellte eine neue Verwaltungsvorschrift sowie eine Handreichung für die Schulen vor, in die Forderungen von Lehrerverbänden und Elternvertretungen eingegangen sind. Die Vorschrift soll den Schulen am Montag zugehen.
Neu ist nach Hesses Angaben auch eine zweite Klassenfahrt für die Klassenstufen 5 bis 10. Damit könnten Schüler bis zum Realschulabschluss drei Mal auf Klassenfahrt gehen, Abiturienten vier Mal. Die Dauer der Fahrten wurde um einen Tag auf bis zu fünf Tage verlängert. Zudem gibt es nun erstmals einheitliche Formulare für die Schulen, in denen die Übertragung des elterlichen Sorgerechts auf Lehrer und Begleiter geregelt wird. «Das ist absolut notwendig», sagte Hesse. Bisher habe sich das jede Schule selbst entworfen.
Eine weitere Neuerung: Die Haushaltsmittel werden vom Land nicht mehr einzeln jeder Schule zugewiesen, sondern nach Anzahl der Klassen den Staatlichen Schulämtern, wie Hesse sagte. Die Schulen müssen die Fahrten für das neue Kalenderjahr jetzt bis zum 15. November anmelden. Sie bekämen dann bis zum Jahresende die Bewilligungen für die Fahrten. Es sei bisher kaum vorgekommen, dass Fahrten nicht genehmigt wurden, es sei denn, dass Zweifel bestanden, ob sie einen Bildungsauftrag erfüllten – etwa bei Reisen nach Mallorca.
Das Budget für Klassenfahrten ist der Ministerin zufolge vom Land um etwa 300 000 Euro auf rund eine Million Euro aufgestockt worden. «Geldprobleme haben wir an dieser Stelle nicht», sagte Hesse. Seit 2014 hätten die Schulen rund 600 000 Euro nicht abgerufen. Das Geld komme jetzt ins System zurück.
Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg, kritisierte, dass zusätzlichen Mittel für die Klassenfahrten nur für die Lehrkräfte und Begleitpersonen zur Verfügung stünden. «Eine Klassenfahrt im Schulleben sollte kostenlos sein, dieses wichtige und schöne Erlebnis muss unabhängig von der finanziellen Situation des Elternhauses möglich sein», sagte die Fraktionschefin. Eine Ministeriumssprecherin verteidigte die Mittelerhöhung für Lehrer. Die Klassen sollten keine Angebote mit Freiplätzen für Lehrer und Begleiter von Reiseveranstaltern annehmen, weil die Schüler deren Kosten mitbezahlen müssten.
Nicht umgesetzt wurde bisher die Forderung nach Schulkonten. So müssten Lehrer oder Eltern ihre privaten Konten zur Verfügung stellen. Darüber sei das Ministerium mit den Sparkassen im Gespräch. (dpa)
