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“Zu oft langweilen sie sich, sie sind unterfordert”: Hamburg will zum Vorreiter bei der Förderung besonders begabter Schüler werden

HAMBURG. Knapp 30.000 Schüler allein in Hamburg gelten als besonders leistungsstark oder hochbegabt. Damit sie im Unterricht nicht unterfordert sind oder sich langweilen, sollen zusätzliche Angebote und bessere Beratung her – die Hansestadt will sich dabei zum Vorreiter machen.

Rund 15 Prozent der Schüler gelten als sehr leistungsstark, zwei Prozent als hochbegabt – allerdings: Dass Hochbabte eine Brille tragen, schon gar eine zu große, ist ein Klischee. Foto: Inspired Photography CT / flickr (CC BY 2.0)

Besonders begabte Schüler sollen in Hamburg künftig noch besser und gezielter gefördert werden. An zwölf Schulen sollen in den kommenden fünf Jahren Konzepte entwickelt werden, wie besonders leistungsstarke Schüler im Unterricht besser angesprochen werden können, wie Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Mittwoch zum Start des Modellprojekts «Begabungspiloten» ankündigte. In einem zweiten Schritt sollten die gesammelten Erkenntnisse dann auf alle Hamburger Schulen übertragen werden. Es gehe darum, im Bereich der Begabtenförderung neue Impulse zu setzen, sagte Rabe.

Hochbegabte Schüler: Bessere Förderung im Regelunterricht – oder in Sonderklassen? Politik streitet

Manche Schüler würden zum Klassenclown oder Zappelphilipp, weil sie ihr Potenzial nicht entfalten könnten. «Zu oft langweilen sie sich, sie sind unterfordert», sagte Rabe. Damit dies nicht mehr passiert, sollen für sie etwa zusätzliche Angebote – im Unterricht und außerhalb – gemacht und sie besser beraten werden. Zudem sollen Lehrer besser erkennen können, um welche ihrer Schüler es eigentlich geht. «Nicht alle Hochbegabten fallen sofort auf», sagte Rabe.

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Rund 15 Prozent der Hamburger Schüler gelten laut Rabe als leistungsstark, zwei Prozent mit einem IQ von über 130 sogar als hochbegabt – insgesamt knapp 30.000 Schüler. Der Schulsenator verwies darauf, dass das bundesweite, 125 Millionen Euro teure Projekt im Wesentlichen auf Impulse Hamburgs zurückgehe. Seit dem Schuljahr 2015/16 werde daran gearbeitet, dass es an jeder weiterführenden Schule einen für Begabtenförderung zuständigen Lehrer gibt. Eltern müssten sich keine Sorgen machen, dass sich an ihrer Schule nichts tue, sagte Rabe.

In Hamburg nehmen sechs Grundschulen, drei Stadtteilschulen und drei Gymnasien an dem auf zehn Jahre angelegten Projekt teil. Die Hansestadt fördert mit rund 1,5 Millionen Euro Stellen an den ausgewählten Schulen, die sich unter 41 Bewerbern durchsetzten.

Die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft begrüßte den Modellversuch, monierte aber, dass die Förderung zu lange habe auf sich warten lassen. «Jahrelang hat sich der Senat auf die Förderung schwächerer Schüler fokussiert und versäumt, auch die leistungsstarken Kinder zu fördern», erklärte die CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver.

Die Linksfraktion kritisierte die Beschränkung auf zwölf Schulen. Alle Schulen müssten vernünftig strukturell, räumlich und mit Personal und Mitteln für die Förderung ausgestattet werden, forderte sie. Die FDP-Fraktion bezeichnete Rabes Ankündigungen als «leere Worthülsen». Sie will Schwerpunktschulen und Schwerpunktklassen für die gezielte Förderung Hochbegabter. dpa

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