MAINZ. Das gilt in Zeiten des Lehrermangels schon als gute Nachricht: Für den Pflichtunterricht hat Rheinland-Pfalz genügend Lehrer, so betont Bildungsministerin Hubig. Sie muss allerdings einschränken: An den Förderschulen konnten nicht alle Planstellen besetzt werden. Weil darüber hinaus kurzfristiger Stundenausfall an Grundschulen schwierig zu überbrücken ist, sollen dort demnächst «Feuerwehrlehrkräfte» einspringen.
Ob Deutsch, Geschichte oder Mathe – in Rheinland-Pfalz gibt es genügend Lehrer für eine vollständige Abdeckung des Pflichtunterrichts. Die Unterrichtsversorgung an den allgemeinbildenden Schulen stieg in diesem Schuljahr von 98,5 auf 98,6 Prozent, wie Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Dienstag in Mainz mitteilte. Dies ist das gleiche Ergebnis wie im Schuljahr 2015/16. Unterstützt wurde die positive Entwicklung bei konstanter Lehrerzahl von einem Rückgang der Schülerzahl um 0,9 Prozent auf 413 467.
Der Pflichtunterricht werde überall vollständig erfüllt, sagte Hubig. Die Differenz zu einer strukturellen Unterrichtsversorgung von 100 Prozent betreffe vor allem den Unterricht in Arbeitsgemeinschaften. Um auch den kurzfristigen Ausfall von Unterricht wegen einer etwa durch Krankheit verursachten Abwesenheit einer Lehrkraft zu verringern, soll es ab nächstem Schuljahr zusätzliche «Feuerwehrlehrkräfte» an Grundschulen in Mainz, Koblenz und Ludwigshafen geben.
Zum neuen Schuljahr stellte das Land 880 neue Lehrer an den allgemeinbildenden Schulen dauerhaft ein. An den berufsbildenden Schulen waren es 72. Insgesamt unterrichten in Rheinland-Pfalz rund 40 000 hauptamtliche Lehrkräfte bei 36 000 Vollzeitstellen.
Im Interesse der Unterrichtsqualität konnten auch die Klassengrößen in diesem Schuljahr weiter verringert werden: An den Realschulen plus, also den einstigen Haupt- und Realschulen, von 22,4 auf 22,2, an den Integrierten Gesamtschulen von 27,0 auf 26,9 und an den Gymnasien von 25,7 auf 25,6. Am kleinsten sind die Grundschulklassen mit einem Schnitt von unverändert 18,5. Zusammen mit Sachsen-Anhalt ist das im Bundesvergleich der beste Wert.
Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Beilstein, warf der Landesregierung vor, «den deutlichen Rückgang der Schülerzahlen um fast 4000 nicht dazu genutzt» zu haben, «die Unterrichtsversorgung spürbar zu verbessern». Es sei ein Armutszeugnis, dass der Lehrkräftemangel bei den Förderschulen am höchsten sei, obwohl sich die Koalition von SPD, FDP und Grünen «die Inklusion auf die Fahnen geschrieben hat».
Am höchsten ist die Unterrichtsversorgung mit 99,4 Prozent bei den Grundschulen. Am niedrigsten ist sie bei Förderschulen mit 95,1 Prozent – nach der Rückkehr erkrankter Lehrkräfte und weiteren Einstellungen sind es inzwischen 96,1 Prozent.
Hubig sagte, dass ihr die Lehrkräfteversorgung an den Förderschulen am meisten Sorgen bereite. Hier konnten nicht alle Planstellen besetzt werden. Deshalb erhielten Studierende mit dem Ziel Förderschullehrer schon frühzeitig eine Stellenzusage, sagte die Ministerin. Bei vier Prozent aller Kinder wird ein sonderpädagogischer Förderschulbedarf festgestellt. Etwa zwei Drittel von ihnen gehen auf eine Förderschule, ein Drittel auf eine Schwerpunktschule – also Grundschulen und weiterführende Schulen, in denen Schüler mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam lernen. «Beide sind wichtige Säulen in der rheinland-pfälzischen Schullandschaft», sagte die Ministerin. Die Zahl der Schwerpunktschulen stieg in diesem Schuljahr um 7 auf 296. dpa
