Bayerische Mediziner haben das Infektionsgeschehen in einer großen Studie untersucht – und kommen zu dem Schluss: Sie seien von März 2020 bis März 2021 nicht «Treiber der Pandemie» gewesen – was immer das auch sein soll. Die Fallzahlen in Krippen, Kitas und Schulen hätten mit den Inzidenzen in der Gesamtbevölkerung korreliert, berichteten die Ärzte am Donnerstag bei der Vorstellung ihrer Studie. Also eigentlich wäre ein solcher Befund Grund genug gewesen, die überall geltenden Hygienevorschriften – vor allem die Abstandsregel – auch in Schulen einzuhalten. Das wurde sie aber nicht, weil in vollen Klassen 1,5 Meter Abstand nicht einzuhalten ist.
Es gebe keine Anhaltspunkte, das Kinder «Virenschleudern» gewesen seien, sagte der Direktor der Kinderheilkunde im Haunerschen Kinderspital am LMU Klinikum München, Christoph Klein, als einer der Studienleiter. Diese Frage habe sich zu Beginn der Pandemie gestellt, behaupten die Studienautoren.
Richtig ist allerdings, dass kurz nach dem ersten Lockdown insbesondere von Kinderärzten und Kultusministern das Gegenteil behauptet wurde: Kinder seien weniger infektiös als Erwachsene. So erklärte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, noch im August 2020, «dass es bei den letzten Ausbrüchen an Schulen immer Lehrer waren, die das Virus von außen hereingetragen hatten“. Zuvor hatte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, Sprecher der SPD-geführten Kultusministerien in Deutschland, erklärt, «dass insbesondere Kinder von der Pandemie kaum betroffen sind«. Kurz darauf beschloss die KMK, die Schulen weit offen zu lassen – ohne Abstandsregel.
«Mit den entsprechenden Maßnahmen ist Schulunterricht auch in Zeiten der Pandemie möglich und sicher»
Jetzt wollen die Mediziner der Universitätskinderkliniken in Bayern widerlegt haben, was nie von Wissenschaftlern gesagt wurde – eben dass Kinder «Virenschleudern» seien.Die Ärzte haben dafür die Situation bei Kindern speziell in Betreuungseinrichtungen und Grundschulen untersucht. Beteiligt waren rund 150 Einrichtungen. In drei Erhebungszeiträumen im Oktober 2020, im November und Dezember 2020 sowie im März 2021 waren bei rund 2570 Kindern und knapp 1290 Erwachsenen insgesamt rund 7060 Proben mit PCR-Tests geprüft worden. In 13 Fällen war das Ergebnis positiv.
Das sei vergleichbar gewesen mit den Fallzahlen in der Gesamtbevölkerung, erklärten die Autoren – heißt: Kinder sind nicht mehr von Corona betroffen als der Rest der Bevölkerung, aber auch nicht weniger.
Die Daten seien zwar nicht eins zu eins auf die derzeitige Situation mit Omikron übertragbar, sagt Klein weiter. Tatsächlich explodieren aktuell die Inzidenzen unter Kindern und Jugendlichen. Dennoch muss aus Kleins Sicht die Strategie, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen möglichst offen zu halten, aktuell nicht geändert werden.
«Mit den entsprechenden Maßnahmen ist Schulunterricht auch in Zeiten der Pandemie möglich und sicher», sagte der stellvertretende Direktor der Kinderheilkunde im Haunerschen Kinderspital und weitere Studienleiter, Prof. Dr. med. Johannes Hübner. Für Omikron zeigten Erfahrungen etwa aus England und Südafrika, dass die Kinder nicht mehr betroffen seien als Erwachsene. Was «entsprechende Maßnahmen» sind, dazu äußerten sich die Mediziner offenbar nicht. Die Deutsche Presseagentur berichtet darüber jedenfalls nichts.
Entsprechend angetan zeigte sich die Politik von den gedrechselten Schlussfolgerungen: Wissenschaftliche Daten wie diese seien eine wichtige Grundlage auch für Entscheidungsfindung der Staatsregierung, sagte Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). Die Pandemie erfordere immer wieder ein Umdenken und Anpassen der Maßnahmen. «Für unsere Kinder ist die Pandemie eine enorme Herausforderung», sagte der Minister weiter unter anderem mit Blick auf eingeschränkte soziale Kontakte und die Schließung von Schulen und Einrichtungen.
Es gebe auch Folgen für die psychische Kindergesundheit, sagte Klein. Daten zu den psychologischen und sozialen Auswirkungen der Pandemie seien aber noch in der Auswertung. Gestern hatten Psychologen und Ärzte in einer gemeinsamen Stellungnahme betont, dass Präsenzunterricht um jeden Preis viele Kinder massiv psychisch belastet. News4teachers / mit Material der dpa
Psychologen und Ärzte schlagen Alarm: Präsenzunterricht um jeden Preis belastet Kinder massiv
Wer hat von einer Aussage plus Formulierungsweise welche Vorteile? – Kommt man bei dieser Überlegung auf „elegante, nützliche“ Konstellationen für gewisse Gruppen oder Einzelne, dann ist meist genauere Nachforschung angezeigt.
Simples 1×1 der Wortverbiegungskunde
Kinder sind Menschen und tragen zur Verbreitung bei. Auch Kinder können wie Erwachsene Superspreader sein (mir ist ein Fall bekannt).
Deswegen: alle können Verteiler sein. Das Problem bei Kindern war und ist, dass diese oft symptomlos sind und die Tests schwerer bei denen anschlagen. Und damit mehr zu Infektionen beitragen KÖNNEN, wie auch symptomlose Erwachsene.
Aber schönes Gespräch… äh Studie.
Sind diese Kinder wirklich symptomlos? oder kennt man die Symptomliste nicht, verschweigt diese oder diagnostiziert diese einfach nicht…bis heute warte ich auf Berichte über Covid-Toes/Fingers, Ausschläge (Mikrothrombosen die wie Ausschläge erscheinen) etc, Neuro-Covid bei Kindern und Jugendlichen, aber in Deutschland wird geschwiegen und kaum davon berichtet…wie in einem schlechten Science-Fictionfilm…bzw hinter dem Eisernen Vorhang!
https://ashpublications.org/bloodadvances/article/4/23/6051/474421/Evidence-of-thrombotic-microangiopathy-in-children
Children with COVID-19 may present with new neurological symptoms involving both the central and peripheral nervous system and splenial changes on imaging, in the absence of respiratory symptoms:
https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/fullarticle/2767979
auch interessant:
https://news.abs-cbn.com/overseas/11/10/20/coronavirus-rapid-virus-mutations-in-some-children-may-complicate-search-for-vaccine
https://www.jci.org/articles/view/149633?fbclid=IwAR2xWmw8b4PY0j41rQS5Dr7Ypd2pvExfetbaIsP4fHAmZaIOCIB1nXDZo7c
https://www.today.com/health/covid-toes-update-analysis-finds-symptoms-could-last-months-t196596
sehr interessant für das Forum sowie die n4t-Redaktion,
eine Tonne von Studien, darunter deutsche, die das Gegenteil beweisen…
https://www.longcovidkids.org/long-covid-research-on-children
alle bekannten Symptome bei Kindern hier aufgelistet:
(Achtung, Fotos können erschrecken…), kann helfen bei der Diagnose zu Hause…
mit besten Grüßen J.Smith
https://www.longcovidkids.org/long-covid-kids-symptom-gallery
Danke…
Ich wollte mit dem symptomlos nur auf das normal gewordene Corona Sprech eingehen.
In vielen Beiträgen habe ich darauf hingewiesen, dass die symptomlos genannte Infektion trotzdem im Blut nachweisbar ist. Dass es zu Organschädigungen kommt.. Lunge, Niere, Gehirn…
Und dass die dadurch entstehenden Langzeit- oder Spätfolgen heute wohlwollend in Kauf genommen werde. Erhöhte Entzündungsmarker im Blut u.ä. spielen bei politischen Entscheidung besonders Kindern gegenüber keine Rolle, die aber durchaus im weiteren Leben eine erhebliche Rolle spielen können.
z.B.
https://dgn.org/presse/pressemitteilungen/neuro-covid-abgeschwaechte-antivirale-immunantwort-im-nervenwasser/
https://www.mpg.de/17108102/long-post-covid-corona-blutzellen
U.v.m.
Mit Laptop und Lederhose … Bayern. Ich erlebe gerade in Bayern die Rückkehr zu Lederhose und Lethargie. Diese Studie samt medialer Aufbereitung bestärkt mich in meinem Gefühl.
Das ist aber Wortklauberei. Es gab immer die Aussage, dass Schulen keine Treiber der Pandemie seien und das ist hier z.B. immer heftig bestritten worden. Dazu gehört auch die Aussage, dass Kinder nicht so ansteckend seien wie Erwachsene und eben deshalb keine Treiber der Pandemie. Auch das ist hier immer heftig bestritten worden. Insofern ist diese Studie wichtig und räumt mit einem Klischee auf.
Sehr geehrte „Berlinerin“,
das ist keineswegs nur Wortklauberei – sondern ein semantischer Trick, mit dem Präsenzunterricht ohne wirkungsvollen Infektionsschutz begründet wird, der überall außerhalb der Klassenzimmer gilt. Niemand hat je behauptet, dass Kinder „Treiber der Pandemie“ seien. Andersherum ist es wissenschaftlicher Unsinn zu behaupten, dass Kinder keine „Treiber der Pandemie“ seien. Das Gleiche gilt auch für Erwachsene. Jeder und jede, der oder die das Virus weitergibt, ist ein Treiber der Pandemie, ob Kind oder Greis. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2021/02/schulen-sind-keine-pandemie-treiber-drosten-erklaert-den-kultusministern-warum-der-satz-keinen-sinn-macht-und-fordert-endlich-eine-ehrliche-debatte/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Es wär ja auch ein Wunder gewesen, wenn Sie mal nicht eine Meinung oder Studie schlecht machen oder kleinreden würden, die Ihren Corona-Alarmismus rund um die Kinder und den daraus resultierenden Forderungen von Schulschließungen in Frage stellt.
Widerlegen Sie unsere Argumente, die ja im Beitrag angeführt werden, mit sachlichen Einwänden – wir sind gespannt. Herzliche Grüße Die Redaktion
In meiner Erinnerung ist der Begriff des Treibers der Pandemie im Zusammenhang mit Schule und Kindern nicht von der Seite der (ich nenne sie mal) Vorsichtigen verwendet worden, sondern von denjenigen, die Schulen unbedingt offen halten wollten („sind nicht Treiber der Pandemie“). Die damit verbundene Emotionalisierung ist ziemlich erfolgreich gewesen.
Doch, es ist bei n4t immer wieder zu lesen gewesen, welche Gefahren von Kindern ausgehen in Bezug auf Ansteckung anderer und untereinander usw. Das finde ich auch. Nun haben wir es erneut schwarz auf weiß, dass Kinder nicht ansteckender sind als Erwachsene oder anders gesagt, weniger ansteckend sind. Wobei das ja eigentlich immer schon gesagt wurde!
Liebe Pampelmuse,
Ihre Schlussfolgerungen sind ein bisschen flott und lassen dabei die Logik links liegen: Die Studienautoren kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder sich genauso infizieren wie Erwachsene – und Sie schreiben: „Nun haben wir es erneut schwarz auf weiß, dass Kinder nicht ansteckender sind als Erwachsene oder anders gesagt, weniger ansteckend sind.“ Gleich ansteckend ist nicht „anders gesagt“ für weniger ansteckend. Das sind zwei unterschiedliche Aussagen.
Was von Kinderärzten und Politikern behauptet wurde, haben wir ja im Beitrag mit Zitaten belegt.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ähm von März 2020 bis März 2021…?
März, April 2020 war Distanzunterricht, daraufhin folgte dann bis zu den Sommerferien Wechselunterricht. Dann Sommerferien und nach den Sommerferien gab es in Deutschland kaum Infektionen, erst ab Oktober / November 2021 ging es ieder richtig los, aber dann kamen die vorgezogenen Weihnachtsferien im Dezember und danach folgte im Januar 2021 für eine sehr lange Zeit der Distanzunterricht, erst Mitte Ende Februar kamen AKs zurück und das auch im Wechselunterricht, daraufhin folgte der Wechselunterricht für alle Klassen und das müsste März /April 21 gewesen sein. Erst danach gab es wieder Präsenz im voller Klassenstärke.
Was ich damit sagen will: Wie zuverlässig ist denn bitte diese Studie, wenn es in dem Zeitraum größtenteils Wechsel- und Distanzunterricht gab????
„…wenn es in dem Zeitraum größtenteils Wechsel- und Distanzunterricht gab????“
Hääh, ich dachte das gab es nicht? Und vorallem nicht „größtenteils“ – wenn überhaupt dann nur „vereinzelt“. Die meisten waren doch „in voller Präsenz“ und wenn DU, dann „nur ein paar Wochen“.
Ja, was denn nun?
Die Studien sind alle veraltet sobald sie erscheinen. Oder haben eine verfälschte Basis durch die Einschränkungen im öffentlichen Leben.
Mit dem Leben von Menschen wird von Lobbyisten das reinste Pingpong betrieben.
Guter Einwurf, @who knows…