WIESBADEN. In Deutschland werden Kinder in Kindergärten und Vorschulen noch immer überwiegend von Frauen betreut. Rund 93 Prozent des Personals waren im vergangen Jahr weiblich, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag anlässlich des Kindergartentages am 21. April mitteilte. Das hat Folgen für die Arbeitsbedingungen und das Gehaltsniveau – meinen FeministInnen und GewerkschafterInnen.

Insgesamt wurden rund 58.500 Kindertageseinrichtungen gezählt. Zum Stichtag 1. März 2021 wurden dort etwa 3,3 Millionen Kinder unter sieben Jahren betreut. Das waren laut Statistischem Bundesamt 60 Prozent aller Kinder in dieser Altersgruppe. Etwa ein Fünftel der in den Einrichtungen betreuten Kinder war demnach unter drei Jahre alt.
Bei mehr als zwei Dritteln aller Beschäftigten (69 Prozent) handelte es sich um ausgebildete Fachkräfte. Fast zwei Drittel aller Beschäftigten (61 Prozent) arbeiteten in Teilzeit.
Den Angaben zufolge verdienten die Beschäftigten in Kindergärten und Vorschulen im Jahr 2021 durchschnittlich 20,36 Euro brutto in der Stunde. Für Fachkräfte, die in Vollzeit arbeiteten, lag der Monatsverdienst im Schnitt bei 3.402 Euro brutto. Zu wenig – wie die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften meinen.
«Die Bundesregierung hat 100 Milliarden für Waffen, aber kein Geld für Pflege, Erziehung und Soziales»
Seit Anfang März laufen Tarifverhandlungen für die Sozial- und Erziehungsberufe – bislang ohne Ergebnis. Deshalb werden seit Wochen bundesweit immer wieder Kitas bestreikt. Die Gewerkschaft Verdi zielt mit Blick auf die überwiegend weibliche Belegschaft in den Einrichtungen darauf, mit einem Gehaltsplus “einen weiteren Schritt zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Arbeitsleben” zu erreichen, wie es zu Beginn der Verhandlungen hieß.
«Die Bundesregierung hat 100 Milliarden für Waffen, aber kein Geld für Pflege, Erziehung und Soziales», kritisierte Johanna Stoll, Pressesprecherin des «8M Bündnis», einem Zusammenschluss verschiedener feministischer Gruppen. Es sei «kein Zufall, dass genau in den Berufen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, schlechte Arbeitsbedingungen, unzureichende Entlohnung und Fachkräftemangel herrschen».
Ähnlich klingen Töne aus der GEW. «Die Beschäftigten im SuE-Bereich sind verärgert, dass die Arbeitgeber bei vielen berechtigten Forderungen keinen Handlungsbedarf sehen. Unzureichende Arbeitsbedingungen und der gesellschaftlichen Aufgabe nicht angepasste Gehälter haben dazu geführt, dass es in diesen Berufen einen häufigen personellen Wechsel gibt und sich der Fachkräftemangel immer weiter zuspitzt. Schon heute fehlen an den Kitas des Landes Erzieherinnen und Erzieher im sechsstelligen Bereich“, betonte Frauke Gützkow, GEW-Vorstandsmitglied für Frauenpolitik.
«Wir brauchen beispielsweise Vereinbarungen, in denen die Vor- und Nachbereitungszeiten festgeschrieben werden»
Um die Sozial- und Erziehungsberufe wieder attraktiver zu gestalten, sei es dringend notwendig, dass sich Arbeitgeber und Gewerkschaften darauf verständigen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Beschäftigten zu entlasten. Die Probleme seien durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden. „Wir brauchen beispielsweise Vereinbarungen, in denen die Vor- und Nachbereitungszeiten festgeschrieben werden“, unterstrich Gützkow. Sie wies darauf hin, dass für die Gewerkschaften der Dreiklang bessere Arbeitsbedingungen, finanzielle Anerkennung der Arbeit und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel entscheidend sei.
Eine weitere Verhandlungsrunde ist für den 16./17. Mai geplant. News4teachers / mit Material der dpa
Bereits seit längerem als „National Kindergarten Day“ in den USA gefeiert, soll der 21. April seit einigen Jahren auch in Deutschland zum Gedenken und Mitmachen anregen. Die Initiative bezieht sich auf den deutschen Pädagogen Friedrich Wilhelm August Fröbel, der am 21. April (1782) geboren wurde (und am 21. Juni 1852 verstarb), der als Begründer des Kindergartens gilt. Zum anderen soll damit Aufmerksamkeit für den Wert von Kindheit, für die Qualität und Anerkennung der Erziehertätigkeit, sowie die gesellschaftliche Bedeutung des Kindergartens geschaffen werden.
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