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Kulturkampf um Winnetou: Die KMK-Präsidentin und der Philologenverband werfen sich für Karl May in die Bresche

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BERLIN. Die Rassismus-Debatte um den Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ sowie zwei gleichnamige Kinderbücher erhitzt immer mehr Gemüter – jetzt auch die des ehemaligen Vizekanzlers Sigmar Gabriel (SPD) und der amtierenden KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU), die mit der Kritik an den darin verbreiteten Indianer-Klischees wenig anfangen können. Auch der Philologenverband wirft sich für Karl May in die Bresche. Unterdessen macht die Deutsche Film- und Medienbewertung deutlich, dass hinter den Kulissen die Problematik des Films durchaus gesehen wurde.

Kritik an Winnetou? Da hört der Spaß auf – und das Kriegsbeil wird ausgegraben. Illustration: Shutterstock

Der deutsche Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ steht in der Kritik, weil die darin enthaltene Darstellung indigener Völker „wie bei einer Kölner Karnevalsfeier“ – so die „Frankfurter Rundschau“ – „alle Bemühungen ignoriert, die verfälschende Repräsentation aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht über die Generationen weiterzugeben“. Der Ravensburger Verlag, der zwei Begleitbücher zum Film herausgab, hat reagiert – und die beiden Lizenztitel aus seinem Programm genommen.

Die Begründung: „Auch wenn es sich um einen klassischen Erzählstoff handelt, der viele Menschen begeistert hat: Der Stoff ist weit entfernt von dem, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging.“ Vor diesem Hintergrund wolle man als Verlag keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten, auch wenn man den Grundgedanken der Freundschaft – wie bei Winnetou vorhanden – hoch schätze.

Das wiederum hat zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen – von der „Bild“-Zeitung über den ehemaligen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel bis hin zur schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien (CDU), Präsidentin der Kultusministerkonferenz. „Als Kind habe ich Karl Mays Bücher geliebt, besonders Winnetou. Als mein Held starb, flossen Tränen. Zum Rassisten hat mich das ebenso wenig gemacht wie Tom Sawyer&Huckelberry Finn“, schreibt Gabriel bei Twitter. Es sei eine „bedauerliche und falsche Entscheidung, die Auslieferung des #Winnetou-Buches zu stoppen“, erklärt Prien und setzt etwas verschwurbelt hinzu: „’Verletzte Gefühle‘ machen kontroverse Debatten, im Kontext Antidiskriminierung Kontextualisierung notwendig, nicht mehr und nicht weniger.“

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mag da nicht zurückstehen. „Winnetou und Old Shatterhand waren Idole ganzer Generationen. Es ist falsch, dass Buchverlage und Sender aus Sorge vor Kritik einzelner Winnetou verbannen. Bei allem Verständnis, nimmt das langsam absurde Züge an“, so twittert er. Hintergrund: Die ARD  hat die Sendelizenzen für die Winnetou-Filme bereits 2020 auslaufen lassen und plant nach eigenen Angaben keine Verlängerung.

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Die Entscheidung des Ravensburger Verlags „zur Entfernung eines Karl-May-Buches aus seinem Sortiment“ sorgt auch beim Philologenverband Schleswig-Holstein nach eigenem Bekunden „für Unverständnis und Kopfschütteln“ (dabei ignorierend, dass gar kein Buch von Karl May, sondern nur eine an dessen Bücher angelehnte Schmonzette entfernt wurde). „Wir sehen hier eine törichte Selbstzensur des Verlages zu Lasten jugendlicher Leserinnen und Leser“, erklärte die Vorsitzende des schleswig-holsteinischen Philologenverbands Barbara Langlet-Ruck.

„Es ist Unsinn und ein Zeichen von Hysterie, die übersteigerter Political Correctness entspringt, Werke von Karl May aus ihrem historischen Kontext herauszureißen. Mit dem Vorwurfe des `Rassismus` ließen sich auch zahllose andere Schriftsteller früherer Epochen belegen, ohne dass man dem historischen Zusammenhang, der literarischer Aussage oder der Wirkungsabsicht der Texte gerecht würde“, poltert der Philologenverband. „Wir freuen uns über jede junge Leserin und jeden jungen Leser, wenn sie zum Buch greifen und sich darin verlieren. Da wirkt sich eine solche ängstliche, einknickende Verlagshaltung leider zu Lasten der lesebegeisterten Kinder und Jugendlichen aus“, bedauerte Barbara Langlet-Ruck. „Das schließt natürlich nicht aus, dass Unterrichtseinheiten über Diskriminierung – auch in literarischen Werken – sehr wohl ihren Platz in der Schule haben!“

Unterdessen hat sich die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), die dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“ verliehen hat, mit einer Erklärung zu Wort gemeldet – und deutlich gemacht, dass das Problem stereotyper Darstellungen von indigenen Völkern durchaus gesehen wurde.

Im Wortlaut: „Nach Sichtung des Films zeigte sich in der sehr langen Diskussion, dass in der Gesamtbewertung des Films die Jury absolut gespalten war – zwischen vehementer Ablehnung einerseits und großer Zustimmung andererseits. Dies zeigt sich dann auch in der Abstimmung für oder gegen die Erteilung eines Prädikates. Auf der einen Seite fanden sich Jury-Mitglieder, die sich in erster Linie gegen die inhaltliche sowie die filmisch gestalterische Form aussprachen. Nach ihrer Meinung ist es in unserer Zeit nicht mehr zulässig, einen Film und im Besonderen einen Kinder- und Jugendfilm im Geist der mythisch aufgeladenen und sehr klischeehaft darstellenden Karl May–‚Folklore‘ zu realisieren. So sei dieser Film ein kitschiges rückwärtsgewandtes Theaterstück, das nichts mit der Realität zu tun habe. Karl Mays literarische Idylle im Herkunftsland der indigenen Völker Nordamerikas sei, so die Aussage der Jury-Mitglieder, eine Lüge, welche den Genozid an den Ureinwohnern Amerikas und das ihnen zugefügte Unrecht der Landnahme der weißen Siedler und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes vollkommen ausblenden würde. Die im Film gewählte Ausstattung, die Darstellung der indigenen Menschen, die musikalische Untermalung und der Inszenierungsstil würden sich den verkitschten Karl May–Filmen der 1960er Jahre anpassen.“

Eine Mehrheit der Jury sei jedoch zu einer anderen Bewertung des Films gekommen: Es sei allseits bekannt, dass Karl May seine Erzählungen im von ihm so genannten „Indianerland“ und auch im „Orient“ aus seiner Fantasie geschrieben habe und selbst nie vor Ort der von ihm erdachten Abenteuer gewesen sei. Man könne ihn daher ruhigen Gewissens als „Märchenonkel“ bezeichnen. News4teachers

Rassismus-Streit um Winnetou: Ist es noch angebracht, das Klischee vom edlen Wilden weiterzuspinnen?

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Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor

Prima. Damit kann man wunderbar von der prekären Situation an den Schulen ablenken.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Ja, wenn wir keine schlimmeren Sorgen haben als Winnetou-Filme, dann ist die Welt ja offenbar doch weitgehend in Ordnung. Ich erinnere mich noch an einen Werbeslogan aus früheren Jugendzeitschriften: Old Shatterhand und Winnetou, die trinken Kaba, was trinkst du?
Ist nicht die Welt der Werbung auch voll von Klischees?

rfalio
1 Jahr zuvor

Da können wir sämtliche Westernliteratur gleich mit in die Tonne stampfen und Sagen und Märchen gleich dazu.
Kinder erkennen sehr wohl fiktive Gestalten undübernehmen nicht blind Vorurteile.
Ich persönlich finde z.B. Barbiepuppen und -filme schlimmer.
rfalio

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  rfalio

Nicht zu vergessen Tausend-und-eine-Nacht, Das I-Ging, jedes Yogabuch, jeden Meditationskurs, Falafelstände, Tabouleh auf dem Grillbüffet (ist Grillen nicht irgendwie auch kulturell angeeignet – Machen das nicht die Wilden? *wunder*) et cetera. Ich werde ab jetzt zur Sicherheit nur noch Goethe (ganz sicher deutsch, oder?) und die Bibel (zwar fremd, aber wurde uns geschenkt, also erlaubt) lesen. So!

To whom it may concern: Ironie aus.

Last edited 1 Jahr zuvor by Rabe aus NRW
Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  rfalio

Da sehen Sie, wo uns diese Woke-Culture in der letztendlichen Konsequenz hinführt: in eine freudlose Jakobiner-Kultur, in der am Ende jeder zu befürchten hat, wegen angeblicher Verfehlungen zum nächsten Opfer einer lustvollen Guillotinierung zu werden.

Ron
1 Jahr zuvor

Wohl fast alle Abenteuerfilme, die in fremden Ländern spielen, stellen irgendeine landestypische Volksgemeinschaft falsch da. Für mich unklar ist auch, wer die richtige Darstellung eigentlich definiert. Im Fall Winnetou war es eine nichtindigene Frau, die das maßgeblich durchgeboxt hat. Für mich ein Fall von kultureller Aneignung.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Die (((richtige Darstellung))) definiert der jeweils extremste, linksextremistische Kritikertrupp.

Es geht garnicht um die Sachebene, letztlich auch nicht um Karl May – es geht um Angriff auf Dinge, die normale, gesunde Menschen eventuell mögen könnten. Diese Dinge (((müssen))) zerstört, pathologisiert, schlechtgeredet werden.

Letzten Endes geht schlicht um politische Macht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Wenn Vertreter der tatsächlichen amerikanischen Ureinwohner sich beschweren würden, hätte ich Verständnis. Aber ich vermute doch, dass es in diesem Fall ganz andere und hiesige Leute waren, nämlich solche, die fanatisch alles und jedes auf winzige Spuren von „Rassismus“ abgrasen und dann an die große Glocke hängen. Der Sombrero-Hut als Kostüm wurde in USA schon geächtet, die Baskenmütze dürfen bald auch nur noch Basken tragen, den Schottenrock nur Schotten. Da wurden schon Kinderlieder aufs Korn genommen und natürlich der Mohrenkopf. Nur die „Zigeunerlieder“ von Joh. Brahms sind wohl noch verschont, die kommen dann demnächst dran, wenn sie mal wieder aufgeführt werden. Und die Nation wird sich aufregen, tagelang wird’s Schlagzeilen in der Boulevardpresse geben, der Bundeskanzler wird genötigt sein, eine Erklärung abzugeben, der deutsche Botschafter in Ungarn wird einbestellt, der Konzertveranstalter wird zu Kreuze kriechen müssen, die Joh.-Brahms-Gesellschaft wird sich entschuldigen müssen, ihr Präsident muss zurücktreten, um weiteres Unheil abzuwenden usw. usw.
Aber natürlich darf sich jeder Italiener und jeder Türke mit Krachledernen als Bayer verkleiden, zum Gaudi seiner Kumpels. Denn die Bayern sind ja nicht schutzbedürftig, man darf sie getrost auch derb lächerlich machen (zieht den … die Lederhosen aus).

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

„Nur die „Zigeunerlieder“ von Joh. Brahms sind wohl noch verschont, die kommen dann demnächst dran, wenn sie mal wieder aufgeführt werden.“

Aus gut informierten Kreisen sickerte just durch, dass dieses Brahms-Werk demnächst unter dem Titel „Lieder ohne festen Wohnsitz“ aufgeführt werden soll…die gleiche Sprachregelung gilt für den „Zigeunerbaron“ … aber auch im Bereich der Kulinarik hat man sich dieser Sprachlösung angeschlossen…“Soße ohne festen Wohnsitz“ ist absehbar in den allseits beliebten Imbissbuden und Balkanrestaurants bestellbar.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Sich über Empfindungen anderer Menschen lustig zu machen, zeugt ja von echter Größe Andre. Chapeau

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Eine absurde Diskussion….wenn wir diesem Weg folgen braucht es nur noch wenige Jahre und wir schauen im TV nur noch „Lindenstraße“, „Rote Rosen“, „Sturm der Liebe“ und diesen anderen „deutschen Fernsehkram“.

Was noch fehlt ist die bereits einige Jahre alte Diskussion über die sog. „DEUTSCHQUOTE“ im Radio, die dann voraussichtlich 100% betragen wird. Es wird nur noch Deutsches Liedgut gespielt, wobei in der Verschärfung der musikalischen „kulturellen Aneignung“ nur noch Titel zugelassen werden, die entweder volksliedhafte 2 oder 4 Viertel Rhythmik aufweisen, Polka- oder Walzerfeeling aufweisen…wobei bereits bei Polka der finnische oder polnische Einfluss ausgeschlossen werden muss und beim Walzer akkurat darauf geachtet wird, dass es nich zu schwungvoll wienerisch rüberkommt.

Lasst uns mal einen Monat diesen Irrsinn in unseren Alltag bringen….und ich bin sicher, dass diese ganzen „woken“ Idioten einen Ausreiseantrag stellen werden.

Wo soll das „Aussortieren“ beginnen und wo soll es wieder enden….niemand scheint sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, womit der weitaus größere Schaden angerichtet wird.

„Politisch korrekt“ aber leider kulturell und im Sinne der Völkerveständigung auf dem Bankrottkurs!

KARIN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

; ) gut gebrüllt! Danke dafür

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Tatsächlich ist in der öffentlichen Debatte um die Causa Ravensburger Verlag GmbH vs. „Der junge Häuptling Winnetou“ der Vorwurf einer kulturellen Aneignung ja regelmäßig thematisiert worden, allerdings ausschl. im deskriptiven Sinne, nämlich dass dieser Vorwurf überhaupt artikuliert wurde, nicht inwiefern hier ein Fall kultureller Aneignung de facto vorliegen soll.

Bzgl. des eponymen Films kann man sich entsprechende Vorwürfe ja bereits vorstellen: Es sei bspw. kulturelle Aneignung, wenn mit Mika Ullritz ein ‚weißer‘ Teenager einen Apachen spiele oder mit Mike Marzuk ein ‚alter, weißer Mann‘ als Regisseur fungiere. Letzteres würde man wohl auch Thilo Petry-LAssak, dem Autor der Romanversion der Geschichte, vorwerfen.

Solche Vorwürfe sind natürlich ein zivilisatorischer Rückschritt sondersgleichen:
Kern solcher Vorwürfe ist, dass nur die ‚Betroffenen‘ ein Recht hätten, sich mit bestimmten Thematiken zu befassen, dass nur diese Deutungshohheiten hätten (wobei dann subjektive Empfindungen hinreichend sien sollen). So könne, nein dürfe ein international anerkannter, einschlägiger Experte für Neuere und Afrikanische Geschichte wie Prof. em. Helmut Bley nicht über Kolonialismuserfahrungen aus hist. afrikanischer Perspektive referieren, weil er ein ‚alter, weißer Mann‘ sei, während eine Natascha A. Kelly, eine Afrodeutsche, ihm eben diese Legitimation abspricht, denn er könne nicht „für uns sprechen“ (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=7QS4Fsrm5Sw)…

… ungeachtet der Unsinnigkeit, sich als Nachfahrin in x-ter Generation ohne jede eigene Kolonialismuserfahrung als Betroffene zu inszenieren, der Vermessenheit, sich angesichts der Heterogenität der afrikanischen Völker bzw. der BPoC als deren Sprachrohr zu inszenieren, also von einem „uns“ zu fabulieren (auch so, als habe sich in den afrikanischen Gesellschaften seit der Kolonialzeit nichts verändert und die Menschen heute könnten für die Menschen damals sprechen), und der Dreistigkeit, hier eine Expertise qua Ethnie zumindest zu suggerieren, ist das natürlich schlichtweg kaum kuvrierter Rassismus.

Man ist mithin nicht an einem Diskurs interessiert. Mit all dem, also bereits mit der Grundprämisse der Deutungshohheit für vermeintl. Betroffene, redet man einer antiaufklärerischen Hermetisierung des Diskurses das Wort und konterkariert bzw. stellt in Abrede, dass jeder über alles diskutieren kann, ja die menschliche Fähigkeit zu Empathie und intellektuelle Kapazität zu (auch rational fundierter) Intersubjektivität – beides sind mithin Prämissen einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung pluraler Gesellschaften und eine der großen Errungenschaften der Aufklärung. Diese Exklusionsbestrebungen ggü. auch anderen, weil sie bspw. als ‚alte, weiße Männer‘ definiert (oder ‚gelesen‘) werden könnten, sind selbst eine Form von Diskriminierung und – auch durch das Plädoyer für (essentiell subjektive, u.U. auch gar nicht mehr intersubjektivierbare) a priori-Deutungshoheiten statt diskursiver Aushandlungen – antipluralistisch, ja sie Verfehlen m.E. das, was unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung im Kern ausmacht.

D.h. letztlich: Jeder kann und darf(!) über alles diskutieren; Menschen sind i.d.R. in der Lage, sich emotional und kognitiv in andere Menschen hineinzuversetzen – das ist eine Grundprämisse unserer Demokratie. Dies gilt analog (mutatis mutandis) auch für das Schriftstellertum, das Schauspiel etc. – jeder dort kann und darf alles und jeden Verkörpern, jede Perspektive einnehzunehmen versuchen etc.

Soviel dazu…

Aber zum eigtl. Thema (hier: mein ceterum censeo):
Es gibt keine kulturelle Aneignung!

Der Vorwurf kultureller Aneignung demonstriert ein unreflektiert-monolithisches (ergo fehlsames) Kulturverständnis:

„Der Vorwurf der cultural appropriation verteidigt eine vermeintlich homogene, authentische Kultur der Subalternen gegen ihre kolonialistisch-kulturindustrielle Ausbeutung – eine Argumentation, die nicht mehr zwischen rassistischer Karikatur und kulturellen Vermischungsprozessen unterscheidet und reaktionäre Vorstellungen von kultureller Reinheit impliziert“ (Anja Hertz, s. https://archiv.akweb.de/ak_s/ak613/28.htm). Diese „reaktionäre[n] Vorstellungen von kultureller Reinheit“ erfüllen somit selbst Merkmale des Rassismus. Prinzipiell hat es u.a. ja auch bereits (Triggerwarnung!) Jordan Peterson formidabel formuliert: „The idea of cultural appropriation is nonsense, and that’s that. There’s no difference between cultural appropriation and learning from each other. They’re the same thing. Now, that doesn’t mean that there’s no theft between people; there is. And it doesn’t mean that once you encounter someone else’s ideas, you have an absolute right to those ideas as if they’re your own. But the idea that manifesting some element of another culture in your own behavior is immoral is insane. It’s actually one of the bases of peace“ (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=NNUcR-eMxaE). Wenn man nicht selbst darauf kommt, würde eigtl. auch schon ein Blick in die einschlägigen deutsch- und englischsprachigen Wikipediaartikel genügen, um mit John McWhorter, Lionel Shriver und Co. realisieren zu können, was die evidenten Probleme des Konzepts der vermeintl. kulturellen Aneignung sind… eigentlich………

Im Detail: Ich habe da fünf Thesen, die demonstrieren sollten, warum ich nicht nur den Begriff der kulturellen Aneignung ablehne, sondern auch das Phänomen per se resp. eine Problematisierung kultureller Übernahmen(!) i.d.R. negiere:

These 1:
Was im Gros des ideologischen Diskurses despektierlich als „Aneignung“ desavouiert wird, ist de facto Adaption, Assimilation, Inkorporation etc. von Kulturphänomenen (Praktiken, Produkten, Symbolen etc.) in den eigenen idiosynkratischen Kulturhabituts resp. die eigene diesbzgl. Identität, bspw. aus Gründen simpler Habitualisierung, des Pragmatismus u./o. der (immanent wertschätzenden!) Überzeugung, dass diese Extension des Individuums i.w.S. positive Effekte für dasselbe und ggf. gar die Gesellschaft zeitigt. Es handelt sich also um kulturelle Übernahmen, nicht Aneignungen, auch ungeachtet eines ggf. klischeeartigen Charakters dieser Übernahmen. Dd.h. sas Phänomen der kulturellen Aneignung ist – außer als ideo0logischer Vorwurf – essentiell nicht existent.

These 2:
Das Pejorativum der kulturellen Aneignung zeitigt keinen Mehrwert für den Diskriminierungsdiskurs: Ridikülisierung, Diminutivisierung, Diffamierung, Marginalisierung, Rassismus u.ä. devalvierende Praktiken ggü. Kulturprodukten und -symbolen, kulturellen Praktiken und Identitäten resp. Kultur u./o. Kulturträgern per se sind terminologisch/definitorisch bereits hinreichend erfasst und kategoriell nicht Dasselbe wie die vermeintl. kulturelle Aneignung, der ja eine pauschale Unrechtmäßigkeit von kulturellen Übernahmen durch vermeintl. kulturfremde Personen unterstellt, ungeachtet der tatsächlichen Übernahmekontexte. Der Vorwurf der kulturellen Aneignung differenziert aber/eben nicht zwischen diesen devalvierenden Praktiken (z.B. Blackfacing) einerseits und unproblematischen kulturellen Übernahmen andererseits, verzerrt infolgedessen den Diskurs Mithin erweist der Vorwurf der kulturellen Aneignung damit auch tatsächlichen Bestrebungen gg. tatsächliche Diskriminierungen einen Bärendienst, werden doch auch diejenigen als Befürworter oder selbst Agenten einer entsprechenden Diskriminierung verächtlich gemacht, die gg. tatsächliche Diskriminierungen einstehen, aber vielleicht die ‚falsche‘ Haartracht zur ‚falschen‘ Hautfarbe tragen…

These 3:
Einzelne Kulturschaffende (das beinhaltet auch Interessengruppen u.ä.) innerhalb einer dezidierten Kultursphäre haben keine Suprematie resp. Deutungshoheit ggü. der ihrerseits geschaffenen Kultur, sie entscheiden nicht über die Legitimität resp. Illegitimität kultureller Übernahme und können dies auch nicht, da Kultur (a) nicht monolithisch, also nicht kanonisch, statisch oder exklusiv und (b) nicht Eigentum einzelner Individuen u./o. Interessengruppen innerhalb einer Kultursphäre ist. Ergo indiziert die Indignation ggü. kulturellen Übernahmen ausschl. die nicht generell schützenswerte, i.d.R. irrationale Idiosynkrasie der Betroffenen, nicht die Auffassung der Kulturschaffenden per se (die auch nicht sonderlich relevant wäre) und ist das Blagieren als Wächter und Wahrer einer kulturellen Reinheit anmaßend und seinerseits nicht legitimiert/legitimierbar. Kulturphänomenen sind ein öffentliches Gut, einzelne Kulturspender haben keinerlei Deutungs- und Nutzungshoheit über Kultur im öffentlichen Raum. Mithin ist kulturelle Übernahme ein die Menschheit seit der Steinzeit positiv prägendes Phänomen, ohne dass wir zur Stagnation verdammt wären und unsere Entwicklungsphase als Jäger und Sammler mglw. nicht überlebt hätten.

These 4:
Kulturen resp. Kulturprodukte und -praktiken sind nicht gleichwertig, d.h. nicht per se (gleich) schützenswert und insb. generell nicht sakrosankt, ja sie sind z.T. verachtenswert. Als Bsp. mögen die (religiös-)kulturelle Praxis der Beschneidung, die seitens der Reichskulturkammer diktierte Kultur des 3. Reichs oder die in der Kulturrevolution mündenden maoistischen Kulturauffassungen. Nur so als btw

These 5:
Die (pauschale) Viktimisierung von Kulturspendern wie auch die Nichtübernahme resp. Diabolisierung der Übernahme von Kulturphänomenen aus Gründen eines vermeintl. Respekts ggü. diesen Spendern ist das Resultat einer generell unangemessenen (ideologisch evozierten/motivierten) Hypersensibilisierung ggü. idiosynkratischen (ggf. irrationalen, arbiträren etc. und nicht per se schützenswerten) Befindlichkeiten (wo eine gewisse Resilienz – ein „dickeres Fell“ – angemessener wäre), zollt nicht den Kulturschaffenden Respekt und ist nicht bereichernd, sondern protegiert im Gegenteil einer unrealistisch monolithischen Kulturauffassung resp. einem (rassistischen, folglich anomischen) Essentialismus (der auch Multikulturalismus ad absurdum führt).

tl:dr
Monolithische, kulturelle Reinheitsvorstellungen und die Essenzialisierung von Ethnizität mit Kultur ist im Grunde genau das, was was diejenigen, die gg. „cultural appropriation“ sind, hegen und gleichzeitig vorgeben zu bekämpfen: Rassismus. Nicht „durch die Hintertür“, sondern offener, unverblümter Rassismus. Und als solchen sollte man ihn auch benennen und entsprechenden Rassisten, egal ob sie ‚weiße‘, ‚BIPoC‘ etc. sind, nicht auch noch Raum in der öffentlichen Diskussion bieten. Wie sangen einst Die Toten Hosen: „Auch lesbische schwarze Behinderte können ätzend sein!“.. oder Rassisten. Nur dass die modernen Rassisten allen anderen Vorwerfen, sie seien die Rassisten.

P.S.: Filmtipp zur Thematik: „Dead Man“ (1995) von Jim Jarmusch. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=nn2nQMfLqwg

Last edited 1 Jahr zuvor by PaPo
Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

Zum Thema „Kulturelle Aneignung“ sehe ich es ähnlich wie Sie, (wobei das Lesen Ihrer Abhandlung doch etwas holprig vonstatten ging).
Im Grunde müsste ja ein Copyright o. ä. zu den entsprechenden kulturellen Praktiken, Produkten, Symbolen existieren, um eine sogenannte „Übernahme“ zu verhindern..
Ausnahme selbstverständlich Beutekunst durch Kriege etc. – diese gehört meiner Ansicht nach tatsächlich zurück in die Hände der ursprünglichen Kultur.
Ich bin mit meiner inneren Einstellung zu diesem Thema nicht zu 100% eindeutig, lasse meinen Horizont hierzu von verschiedenen Foristen hier gerne noch erweitern, vorausgesetzt, die Argumentation erscheint mir schlüssig.
Schwierig hierbei, dass selbst Angehörige derselben Ethnie häufig zu obigem Thema sich nicht einig sind.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

Liebe(r) PaPo,
Nachdem ich sehr aufmerksam gelesen und zugegebenermaßen eine gute Handvoll ihrer im Kommentar verwendeten Begriffe erst mal nachgeschlagen habe 🙂 möchte ich Ihnen in ihren Aussagen umfassend zustimmen. 😉

Vielen Dank für die Mühe, die Sie hier im Rahmen Ihrer Darlegung aufgebracht haben.

Gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

Sehr herzlichen Dank für diese eloquente Zusammenfassung des Themas, das ich ganz genau so sehe, nur niemals so gut hätte formulieren können.

Nun würde ich mich über eine Erwiderung derjenigen freuen, die sonst zu jedem Beitrag, der nicht konform mit der ideologischen „woke-Linie“ geht, antworten.
Dann könnte ja vielleicht wirklich eine dem Namen würdige Diskussion stattfinden.

Aber: Schweigen im Walde.
Schade

Stina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gehtsnoch

Finde ich auch schade.
Aber vielleicht erreicht man „die Schweiger“ ja noch über ein Buch der afroamerikanischen Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrisson, die sich ein lebenlang mit Rassismus und Rassismusfragen auseinandergesetzt hat.
Einige Jahre vor ihrem Tod (2019) hat sie eine Vorlesungsreihe zum „Konzept des Andersseins“ gehalten. Die Texte dieser Vorlesungen sind als Essays in einem Buch mit dem Titel „Die Herkunft der anderen“ zusammengefaßt.
Als Afroamerikanerin war für Frau Morrisson der Rassismus unter Farbigen selbst auch immer ein Thema.

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ich bin soooo bei Ihnen! Wobei es mich jetzt noch drängt zu fragen, wer definiert, was politisch korrekt ist?

Glücklicherweise wandern ja schon viele derer aus – nach Paraguay. Bye bye!
und nochmal Ironie off (wo ist der Knopf auf der Tastatur: on – off?)

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Da tut mir ggf. jetzt schon ein guter Freund von mir leid, der auf seiner „bucket list“ damals den Posten „Dudelsack spielen lernen mit 50“ stehen hatte, und seitdem täglich fleißig übt, inzwischen mit 2 Bands zahlreiche Auftritte hat, viel Geld für Original-Instrumente und Kilt ausgegeben hat und dem diese musikalische Leidenschaft sehr sehr viel bedeutet.

Digitale Bildung
1 Jahr zuvor

Was für eine Empörungswelle wäre wohl durch unser Land gezogen, wenn die Bücher gegendert gewesen wären?

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Digitale Bildung

Meine Frage: Würde bei den „woken“ Menschen Empörung hervorgerufen werden, wenn man die nach ihrem Verständnis nach politisch unkorrekten Bücher verbrennen und deren Autoren ächten würde?

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Hmmm, eine interessante Frage!

Hoffentlich kommt es nicht irgendwann wieder so weit, dass wir eine Antwort darauf erwarten könnten.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ihr vergleicht Menschen, die euch euren latenten Rassismus vorhalten mit Bücher verbrennenden Nationalsozialisten? Ernsthaft? Macht mich sprachlos!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Bitte auch dauerhaft kommentarlos. Das würde die Debatte deutlich abkühlen.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Von dir lasse ich mir bestimmt nicht den Mund verbieten Georg. Das passt gut zu dem Bild, was ich von dir habe.

Robert
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Dafür, dass andere Meinung Sie immer wieder „sprachlos“ macht, äußern Sie sich aber ganz schön oft!!

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Na, da hab ich wohl meinen Finger in die Wunde gelegt. Wer nicht Ihrer Meinung ist, der wird gleich mal mit der Rassismuskeule niedergestreckt!
Mich macht es sprachlos, dass mir „latenter Rassismus“ unterstellt wird. Genau das ist das Problem bei der ganzen Debatte: Eine sachliche Diskussion ist nicht möglich, wer aber den anderen ob deren Intoleranz (und das sind oft leider die Woken, intolerant anderer Meinungen gegenüber, den Spiegel vorhält, wird gleich in eine Ecke gestellt.

Fr.M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Bei Ihrem Kontrahenten macht mich nichts mehr sprachlos. Immer dieselbe eintönige Masche: Meinungsgegener diffamieren und beschimpfen.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Mal die eigenen Worte reflektieren? Nein niemals!
Lieber auf alles draufhauen, was einem den Spiegel vorhält und als Woke diffamieren? Geht immer.
Ihr seid alle echt mies drauf.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

„Ihr vergleicht Menschen, die euch euren latenten Rassismus vorhalten“ ….
Mit solchen Worten fühle ich mich diskriminiert! Aber das darf man ja, anders denkende diskriminieren. Ist ja für ne gute Dache, oder????

Konsequenzen?
1 Jahr zuvor

Frau Prien, Luftfilter und zeitgemäßen Unterricht das ist ihre Aufgabe!

Das Buch ist im übrigen toll geschrieben!
Karl May wäre begeistert!

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konsequenzen?

Kann man es online denn noch bekommen oder ist es verbrannt oder eingestampft worden?

Marion
1 Jahr zuvor

Das Thema wurde hier im Forum ja schon ausführlich diskutiert.
Dabei wurden auch Vergleiche mit der diskriminierenden Darstellung von Juden mit Schläfenlocken und großen Nasen gezogen und daß wir unsere Kinder im Fasching ja auch nicht so verkleiden würden.
Dazu möchte ich sagen, daß es sehr wohl einen Unterschied macht, ob ich mein Kind im Fasching als Indianer verkleide, der durch Winnetou mit einem durchweg positiven Image verflochten ist, oder ob ich ihm Schläfenlocken und eine große Nase anklebe, wobei wahrscheinlich eh keiner auf so eine groteske Idee käme. Dieses Klischee wurde von den Nazis benutzt um die Bevölkerung gegen die Juden aufzuhetzten, um Juden zu entmenschlichen und den Holocaust zu rechtfertigen.
Dabei kann von Winnetou jedoch keine Rede sein. Wie gesagt, man kann durchaus darüber diskutieren, ob solche Darstellungen nun die Indigenen Amerikas verletzten oder nicht, aber Vergleiche mit der Darstellung von Juden durch die Nazis halte ich hier für verfehlt.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke für den Link.
Wie bewerten sie in diesem Zusammenhang die Bayreuther Festspiele, zu denen alljährlich die gesamte deutsche (Polit-)Prominenz pilgert und sich gerne vor dem Eingang in Festkleidung ablichten läßt? Hitler war ja bekanntermaßen ein großer Wagner-Fan und war Richard Wagner nicht ein ziemlicher Antisemit?

Stina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Hr,Prof.Zimmerer ist Professor für die Geschichte Afrikas.
Wäre es nicht sinnvoller, die Expertise eines Professors für die Geschichte Amerikas und die eines Wissenschaftlers für die Geschichte des Kaiserreiches zur Diskussion zu stellen?
Vermutlich wird sich die Literaturwissenschaft, in absehbarer Zeit, zur Winnetou- Rassismus-Debatte, doch auch noch äußern…..

Stina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke für der Hinweis.
Für mich ist bei dieser Debatte eine der ganz wichtigen Fragen,welche Meinung die Native Americans zu den Winnetouverfilmungen haben.Die Expertisen der Geschichtswissenschaftler für amerikanische Geschichte und auch die der Amerikanisten, sind daher schon interessant.
Gibt es da vielleicht schon Stellungnahmen?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stina

Ich habe kürzlich irgendwo ein Video gesehen, in dem ein schlecht als Klischeemexikaner verkleideter Reporter in den USA verschiedene Studenten gefragt hat, ob seine Verkleidung unangemessen sei. Die Antwort war überwiegend ja.

Derselbe Reporter mit derselben schlechten Verkleidung fragt in Mexiko Einheimische dasselbe. Die Antwort war durchgehend nein, ihnen gefiel es oder ihnen war es egal.

Die BILD-Zeitung fragte einige Indianer und erhielt genau dieselbe Reaktion wie der Reporter in Mexiko.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die Bild Zeitung ist aber eigentlich über deinem Niveau Georg, oder?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Wieso stellen Sie sich auf ein höheres Niveau als die betroffene Bevölkerungsgruppe?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Genau das ist aber NICHT der Punkt.

Stina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Winnetou wird in den Filmen nicht als „schlecht als Klischeeindianer verkleidete“ Person dargestellt, sondern als verantwortungsbewußter, edelmütiger und reflektierter Mensch. Auch das Volk der Apachen wird als naturverbunden und als „Kleinstaat“ zivilisiert und sehr gut organisiert dargestellt.Auch wenn das alles reine Fantasieprodukte des K.May waren, ist doch die Frage,ob diese Darstellungen die Selbstachtung der heutigen Native Americans überhaupt verletzen.
Mich würde es wirklich sehr interessieren, was die N.A.über diese Filme denken. Wenn es jetzt eine europäische Bewegung gibt, die auch den Nachfahren der Opfer des Genozids, mal so aus „wissenschaftlich europäischer Sicht“ den Winnetou als Z.B.Projektionsfläche deutscher Tugenden erklärt, ist das nicht anmaßend?
Solange nicht klar ist, wie die heutigen N.A.über Winnetou denken, sollten wir Europäer behutsam mit dieser Figur umgehen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stina

Dann ist die Reaktion von Ravensburger, Käptn, Trollbuster usw. noch lächerlicher.

Stina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Waren Sie mal auf einem Karl-May-Festspiel-Gelände?
Da wo ich war, gab es ein kleines Museum und einen Buchladen,in dem man die May-Literatur und auch Sachliteratur zu den Ureinwohnern Amerikas kaufen konnte. Die Bücher gab es auch in englischer Sprache, auf dem Gelände waren überhaupt viele englich sprechende Menschen unterwegs.
Leider konnten wir nicht erkennen,ob unter den als Indianer

Verkleideten, reale Native Americans steckten..
Ein bleibender Eindruck war aber, dass K.May und Indianer Kinder unterschiedlicher Herkunpft begeistern kann.
Vor diesem Hintergrund war für mich die Debatte um die Winnetou-Bücher traurig.Zwei ganz wesentliche Fragen, die sich eine ERWACHSENE(!) Gesellschaft hätte eigentlich stellen müssen, sind nicht oder nur im Ansatz gestellt worden: 1. Was bedeutet Winnetou den Natives Americans? Und 2. Was bedeutet er Kindern weltweit?
Anstatt sich ernsthaft mit diesen Fragen zu beschäftigen, canceln , gerade wir Deutschen(!) ihn mal eben als „unindianischen Indianer“ ab.
Mich würde mal interessieren, ob andere Nationen auch so schroff und kurzsichtig mit diesen Kinderhelden umspringen?
Dass es uns wohl offensichtlich nicht so wirklich interessiert, was die N.A. mit Winnetou eigentlich verbinden, wirft die Frage auf :Um was oder wen gehts in dieser Debatte eigentlich?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Umso mehr ist die Aufregung in Deutschland ein Sturm im Wasserglas, weil die angeblich Betroffenen davon gar nichts wissen. In dem Link steht übrigens, dass nicht nur Hitler, sondern auch Albert Schweitzer und Albert Einstein gerne Karl May gelesen haben. Was folgt nun zu den „weißen, deutschen Überlegenheitsfantasien“ ? Einstein als Quasi-Faschist? Ich habe übrigens Karl May kaum gelesen, nur einen kurzen Abschnitt in „Winnetou“. Mich hat das ganze Brimborium um die Ehre und den Marterpfahl eher abgestoßen, ich fand das übertrieben.
Ehrlich: Ich wundere mich über den Eifer der Redaktion bei diesem Thema.

Gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ja, dieser Eifer wundert mich auch. Zumal niemand hier, der der Theorie der kulturellen Aneignung anhängt, auf den lesenswerten Beitrag von PaPo (es gibt keine kulturelle Aneignung) eingeht.
Auch nicht die Redaktion. 🙂

Honi soit qui mal y pense.

Stina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke für den Link.
Angehörige oder Nachfahren der N.A. und der First Nations (Canada) leben heute auch in anderen Ländern.Berührungspunkte zu den Winnetoudarstellungen wird es sicher geben.
Mit welchem Blick diese Menschen auf diese schauen,?
Ich werde heute abend mal das Netz befragen…

ß

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Sie selbst haben in einer Antwort auf den Kommentar eines Users, der das Zurückziehen der beiden Bücher des Ravensburger Verlages mit Bücherverbrennungen verglichen hat gesagt, daß Vergleiche mit dem Nationalsozialismus immer kritisch sind.
Den Vergleich von Indianerkostümen im Fasching mit der verunglimpfenden Darstellung von Juden durch die Nazipropaganda lassen sie hingegen unkommentiert durchgehen.
Verbieten sich Vergleiche mit dem Nationalsozialismus also nur, wenn sie von der ihnen nicht genehmen Seite kommen?

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Es ging um Kommentare zu dem Artikel „Rassismusstreit um Winnetou…“
Aber egal. Bringt uns schließlich auch nicht weiter.

KARIN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Einfach lassen!

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Hitler war auch Vegetarier, ein Gegner des Rauchens und trank fast nie Alkohol.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

„Hitler und Himmler als Karl-May-Fans“
Wo steht das, und könnte es auch Widerstandskämpfer geben, die ebenfalls Karl-May-Fans waren? Was ist eigentlich mit den Überlegenheitsgestalten wie Tarzan, Eddie Constantine oder James Bond? Sind alle Sprüche von denen schon amtlich auf Rassismus oder Sexismus untersucht worden? Wenn nicht, dann wird es aber Zeit. Die Welt der Filme muss endlich keimfrei werden.
Merkwürdigerweise ist sogar Pippi Langstrumpf stärker als die stärksten Männer. Hebt sie doch ein Pferd in die Höhe oder so ähnlich. Der Mythos des Überlegenen ist in vielem enthalten, auch in Märchen von Zauberern und bei Obelix, der reihenweise römische Soldaten verprügelt. Und damit wird in den Abenteuer-geschichten das „Böse“ dann besiegt. Immer dasselbe Klischee. Inwiefern ist Old Shatterhand da eine negative Ausnahme?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

James Bond wurde schon weggecancelt…

Trollbuster
1 Jahr zuvor

Ein sehr guter Kommentar dazu:

https://taz.de/Aufregung-um-Winnetou-Buch/!5873631/

Man muss auch Mal loslassen können,
Andre und Konsorten.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Fühlen Sie sich eigentlich von mir persönlich angegriffen, wenn ich von der TAZ dasselbe halte, wie Sie von der NZZ?

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die Taz ist also rechts? Georg Gerog es scheint wirklich schlimm um dich zu stehen

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Oh man, Textinterpretation ist wohl schwierig. Mal für Dumme:

Sie halten von der NZZ überhaupt nichts, weil Ihnen zu weit rechts (ich nenne sie konservativ). Ich halte von der TAZ nichts, weil mir viel zu weit links.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Meinen Sie jetzt mich oder meinen Sie andere??
Und bitte sehr, in welche Richtung konotieren Sie den Begriff „Konsorten“??

Und abschließend die Frage:
Mit welchem Recht nehmen Sie für sich das sprichwörtliche „letzte Wort“ in Anspruch??

Georg
1 Jahr zuvor

Wenn sogar die grüne Kultusministerin Schopper gegen die Rücknahme des Buches ist, läuft gewaltig viel schief:

Schopper kritisiert Winnetou-Entscheidung von Ravensburger – dpa – FAZ

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Nimm dir ein Taschentuch, das hilft ja laut Frau Schopper gegen alles.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Ist Ihnen die grüne Politikerin Frau Schopper also jetzt auch schon nicht mehr weit links genug? Oder sehen Sie sich nur in der Rolle als Sprachpolizei mit dem Auftrag einer ideologischen Säuberung? Falls letzteres müssen Sie aber darauf achten, immer brav mit noch weiter nach links zu rutschen, weil Sie andernfalls selbst unter die Räder kommen wie die selbst linke Raggaeband mit den Rastalocken.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Immer die gleiche Leier. Deine Angst vor allem, was vernünftig und links ist, ist sehr bezeichnend. Und dein Problem.
Die Grünen in BaWü sind übrigens alles andere als links. Aber aus deiner Sicht ist ja alles links und woke. Sollte dir zu denken geben

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor

Was waren das noch für Zeiten, als Philologen über Karl May als „Schundliteratur“ die Nase rümpften. Heute meint man, es ginge Ihnen um deutsche Hochkultur.

Georg
1 Jahr zuvor

Der Niveauverfall ist auch bei den Philologen angekommen.
TrollBuster will sexistischen und homophoben deutschen Gangsta-Rap in den Schulen lesen lassen …

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich bin ganz bestimmt kein Philologe Georg. Und nicht jeder Rap ist sexistisch und homophob. Das weißt du, wieso polemisierst du eigentlich mit allem was du hier von dir gibst. Das wird langsam echt so peinlich.

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Den Niveauverfall kann man hier im Forum bei den Winnetou-Themen eh schon gut beobachten.

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