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Stress im Schuldienst – Wie sich Lehrkräfte gegenseitig stützen können: Kollegiale Fallberatung

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OLCHING. Was können Lehrkräfte tun, um trotz der angespannten Unterrichtssituation immer wieder gestärkt in den Schulalltag gehen zu können? Unser Gastautor Peter Maier, pensionierter Gymnasiallehrer und Experte für psychische Gesundheit im Schuldienst, sieht vor allem eine Möglichkeit, die auf gegenseitige Unterstützung baut: die kollegiale Fallberatung.

Im Team lassen sich psychische Belastungen zwar nicht wegzaubern – wohl aber entschärfen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Kollegiale Fallberatung – Hilfe zur Selbsthilfe im stressigen Schulalltag

Aufruhr in der Lehrerschaft

Die „Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrermangel“ der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) hat im ganzen Land zurecht Aufruhr erzeugt. Die Anregungen, mit einer Anhebung des Stundendeputats, mit Erhöhung der Klassenstärken, mit Erschwerung von Teilzeit und Vorruhestandsregelungen usw. dem akuten Lehrermangel begegnen zu wollen, sind ein Schlag ins Gesicht der sowieso schon hoch belasteten Lehrkräfte in vielen Schulen. Die gleichzeitige Empfehlung der 16 ProfessorInnen der SWK, die Pädagogen sollten doch durch Achtsamkeitsübungen und Meditation zu Hause für einen gesundheitlichen Ausgleich sorgen, kann in diesem Zusammenhang nur noch als blanker Hohn empfunden werden.

Fazit: Diese Empfehlungen der SWK sind wirklichkeitsfern bezüglich des heutigen Berufsalltags von Lehrkräften und sie sind extrem kontraproduktiv. Der Schuss wird wohl nach hinten losgehen, wenn die Kultusministerien der einzelnen Länder auch nur Teile dieser Empfehlungen umsetzen sollten, da sich immer mehr Studenten des Lehramts von einer solchen sie zukünftig zu erwartenden Schulrealität abgeschreckt fühlen und sich ältere Lehrkräfte deshalb so schnell wie möglich in Vorruhestandsregelungen flüchten werden.

Durch diese soeben erläuterte heftige Provokation der ProfessorInnen der SWK bezüglich ihrer Vorschläge zur „Lösung“ des Lehrermangels gerät leider ein anderer, an sich wichtiger und substantieller Punkt der SWK-Empfehlungen in den Hintergrund: Ihre Analyse zur Lehrergesundheit.[1] Viele Pädagogen empfinden jedoch auch die Empfehlungen zu diesem an sich wichtigen Thema erneut als einen Schlag ins Gesicht, wenn einerseits die Unterrichtsbedingungen substantiell verschlechtert werden sollen, gleichzeitig aber Überlegungen angestellt werden, wie die Lehrergesundheit verbessert und erhalten werden könnte. Dennoch lohnt es sich, an dieser Stelle näher in dieses Paper der SWK zu schauen.

Vorbeugende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung

In der Analyse der SWK zur Lehrergesundheit, die sich u. a. auf die repräsentative Schulbarometer-Umfrage der Robert Bosch Stiftung vom Frühjahr 2022 beruft, wird folgendes festgestellt: „Fast zwei Drittel der Befragten (Lehrkräfte) berichten von körperlicher, knapp die Hälfte von mentaler Erschöpfung. Die Situation hat sich während der Hochphase der Corona-Pandemie verschärft und ist 2022 nur leicht zurückgegangen.“[2] Als Antwort darauf hat die SWK sogenannte „Ansätze der Gesundheitsförderung“ entwickelt – individuelle Maßnahmen und Kompetenztrainings zur Klassen- und Gesprächsführung. Zudem erkennt die SWK die Gesundheitsförderung auch als Organisationsaufgabe im Schulsystem. Und als eine dieser Maßnahmen zur Gesundheitsförderung wird explizit „die Stärkung von Coaching- und (Gruppen)Supervisionsangeboten“ empfohlen.[3]

Diese Betonung der Supervision erscheint mir extrem wichtig in heutiger Zeit, unabhängig von dem Aufruhr, den das SWK-Papier natürlich deutschlandweit zurecht erzeugt hat. Leider wird in dieser Wolke von Wut und Unverständnis eine an sich gute Idee von der SWK selbst vernebelt bzw. desavouiert: Dass wir als Lehrkräfte eben nicht nur Fachunterricht geben, sondern unsere Schüler zugleich auf ihrem Weg durch die Pubertät hin zum Erwachsenwerden begleiten sollen. Die Beziehungsarbeit ist im Unterricht immer mit im Spiel nach dem Motto „Erziehung durch Beziehung“. Es geht also nicht nur darum, den Schülern fachliches Wissen und Kompetenzen zu vermitteln (Bildungsziel I), sondern ihnen auch bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung, Charakterbildung und Werteerziehung zur Seite zu stehen (Erziehungsziel II). Fazit: Effektiv sind wir Lehrkräfte heute auch als Psychologen, Seelsorger und Lebensbegleiter gefragt und gefordert.

Diese soeben genannte Beziehungsebene jedoch ist eine Quelle für den Burnout. Und spätestens hier kommt die Supervision, die die SWK explizit auch den Lehrkräften empfiehlt, ins Spiel. Bei sozialen Berufen gehört die Supervision schon immer ganz selbstverständlich mit dazu. Es ist jedoch eine große Illusion zu meinen, gerade an weiterführenden Schulen wie Realschule, Fachoberschule und Gymnasium ginge es nur um reinen Fachunterricht und digitales Kompetenztraining. Die Supervision kann sehr dabei helfen, gerade auf der emotional-beziehungshaften Ebene, auf der heute so viele Lehrkräfte herausgefordert werden, rechtzeitig Konflikte zu entschärfen, Spannungen zu vermindern und Lösungen zu finden.

Auch „Das Deutsche Schulbarometer“ der Robert Bosch Stiftung kommt aufgrund einer aktuellen Umfrage vom Herbst 2022 unter mehr als 1000 SchulleiterInnen aller Schularten zu dem Ergebnis, dass in den Schulen in der Post-Corona-Zeit ein hoher Fortbildungsbedarf für Lehrkräfte zum Umgang mit psychosozial belasteten Kindern und Jugendlichen besteht. In diesem Zusammenhang würden 45 Prozent aller Schulleitungen jetzt ihrem Lehrerkollegium explizit Supervisions- und Coaching-Angebote machen wollen.[4]

Kollegiale Fallberatung (Intervision) – geeignet als Burn-out-Prophylaxe

Leider stehen für eine Supervision an vielen Schulen weder geeignete (externe) Supervisoren noch die dafür nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung. Daher hat sich in letzter Zeit an immer mehr Schulen die sogenannte Intervision etabliert – die Kollegiale (Fall-)Beratung. Gibt man auf Google diesen Begriff ein, kann man dazu folgende Definition finden: „Kollegiale Beratung (Intervision) ist ein Beratungsformat zur ergebnisorientierten Selbstreflexion, bei dem sich Berufstätige in einer Gruppe wechselseitig zu Fällen aus ihrer Berufspraxis beraten. Sie lernen Prinzipien und Methoden kennen, mit denen Sie Intervision erfolgreich realisieren können.“[5]

Unterstützt Lehrkräfte: Peter Maier. Foto: privat

Und auf Wikipedia wird die Intervision wie folgt beschrieben: „Kollegiale Beratung oder Intervision ist eine Methode, um Lösungen bei fachlichen Fragen zu finden, meist in den Bereichen Medizin, Psychologie, Pädagogik und Sozialarbeit. Entscheidend ist, dass sich Gleichgestellte gegenseitig beraten. Anders als bei der Supervision, dem Coaching oder der Balint-Gruppe, wo ein besonders ausgebildeter Berater diese Aufgabe übernimmt.“[6]

Historisch gesehen hat sich die Intervision aus der Supervision entwickelt. Das Ziel dabei ist es, sich kollegial auch ohne Supervisor beraten zu können und gerade so die eigene Beratungskompetenz zu stärken. Der Ablauf solch einer gemeinsamen Beratungssitzung wird wie folgt beschrieben:

„Einander gleichgestellte Angehörige psychosozialer Berufe treffen sich zur gegenseitigen Beratung. Einer erzählt sein Problem und stellt eine damit verbundene Frage. Die anderen beleuchten gemeinsam das Problem und versuchen, Antworten und Lösungen zu finden. Nacheinander können so mehrere Fragestellungen bearbeitet und gelöst werden.“[7]

Kollegiale Beratung (KB) konkret

Für die konkrete Durchführung einer Kollegialen Beratung in einer Lehrergruppe braucht es eine(n) FallgeberIn und eine(n) ModeratorIn/LeiterIn. Bei einer regionalen Lehrerfortbildung mit einer Gruppe von zwölf PädagogInnen aus verschiedenen Schularten im Frühjahr 2023 wurde für den Ablauf der KB folgendes vorgeschlagen:

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(a) Regeln für den Ablauf der KB

  1. Leitung: Sorgt für Einhaltung des Rahmens und ist Wächter der Zeit.
  2. FallgeberIn: Hat maximal zehn Minuten Zeit zur Schilderung des Problems, die anderen hören zu.
  3. Kurze Verständnis-Rückfragen der anderen TeilnehmerInnen (=TN) möglich danach.
  4. Bearbeitung in Stillarbeit mit Hilfe folgender Fragen (ca. 7 Minuten):

(a) „Kenne ich einen ähnlichen Fall aus eigenem Erleben? Wie habe ich ihn gelöst?“
(b) „Worum geht es wirklich, d.h. worin liegen die tieferen Ursachen bei dem aktuellen Fall?“
(c) „Was kann ich meinem Kollegen/meiner Kollegin konkret raten? Welche Schritte?“

  1. Jeder TN bringt dann der Reihe nach seine Lösungsantworten im Plenum ein. Der/die FallgeberIn hört zu, nur Nachfragen zum besseren Verständnis sind erlaubt.
  1. Zum Schluss wird der/die FallgeberIn gefragt, was für ihn/sie brauchbar war aus den Antworten.
  2. Blitzlicht-Schlussrunde für alle: „Was habe ich heute aus dem Fall gelernt?“

(b) Rahmenbedingungen, für das Funktionieren der KB

  1. Einhaltung der Schweigepflicht als unbedingte Voraussetzung.
  2. Intention des Treffens muss allen von vorneherein klar sein: kollegiale Fallberatung.
  3. Es empfiehlt sich, dass eine feste Gruppe für einen bestimmten Zeitraum entsteht.
  4. Jeder/jede TN ist potentielle(r) FallgeberIn und BeraterIn, sowie LeiterIn des Treffens.
  5. Jedes Treffen muss von jemanden geleitet werden. Dies sollte von vorneherein klar sein.
  6. Jedes Treffen sollte klar strukturiert sein.
  7. Der/die FallgeberIn sollte sich bei der Vorstellung seines/ihres Problems auf zehn Minuten beschränken.
  1. Es sollte sich bei den Treffen nicht um ein billiges „Sich-gegenseitig-nur-Auskotzen“ gehen.
  2. Es empfiehlt sich, das Treffen mit einer Blitzlicht-Runde abzuschließen.
  3. Die Gruppentreffen sollten regelmäßig sein – etwa einmal pro Monat oder sogar alle 14 Tage.

Fazit

Bei dem oben genannten Fortbildungstag haben sich diese Regeln und Rahmenbedingungen bezüglich der Kollegialen Beratung als sehr praktikabel erwiesen. Ich kann daher suchende KollegInnen nur dazu ermutigen, an ihrer Schule mit Gleichgesinnten solch eine Kollegiale Beratungs-Gruppe zu installieren: als eine Maßnahme von Hilfe zur Selbsthilfe im stressigen Schulalltag.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich der dazu notwendige zusätzliche Zeitaufwand fast immer lohnt, weil durch die konkrete Besprechung und Lösung von Konfliktfällen womöglich schon kurzfristig und praktisch eine wesentliche Ent-Stressung der Betroffenen erreicht werden kann. Eine Verbesserung der allgemeinen Arbeitsbedingungen durch das verantwortliche Kultusministerium kann dagegen bis zum Nimmerleinstag dauern…

Einen weiteren wichtigen Effekt in dieser Arbeit kann ich in der Solidarisierung und gegenseitigen Unterstützung der KollegInnen untereinander erkennen, was zu mehr Entspannung und Berufsfreude führen, sowie das berufsbedingte Isolationsgefühl (Einzelkämpfertum) vieler Lehrkräfte wesentlich vermindern kann. Außerdem kann es sehr motivierend sein, gerade mit Hilfe der Kollegialen Beratung aus einem lähmenden, passiven und ohnmächtigen Gefühl des Opferseins bezüglich der Schulstrukturen heraus und wieder in ein aktives, lebendiges und würdevolles Handeln zu kommen. Peter Maier (Gymnasiallehrer a. D., Supervisor, Autor)

Literatur

Literatur zur Pädagogik:

Peter Maier: „Schule – Quo Vadis? Plädoyer für eine Pädagogik des Herzens“

ISBN: 978-3-95645-659-6 (20,99 €, Epubli Berlin)

eBook: ISBN: 978-3-752956-93-1 (12,99 €)

Weitere Infos und Buch-Bezug: www.initiation-erwachsenwerden.de

Literatur zur Gesundheit:

Peter Maier: „Heilung – Plädoyer für eine integrative Medizin“ (Softcover)

ISBN: 978-3-752953-99-2 (Preis: 18,99 €, Epubli Berlin, 1. Auflage 2022)

eBook: ISBN: 978-3-752952-75-9 (Preis: 12,99 €, Epubli Berlin, 2022)

Nähere Infos und Buchbezug: www.alternative-heilungswege.de

Zitate

[1]          Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz vom 27.01.2023: Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrermangel. 5. Vorbeugende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, S. 25- 28

[2]          ebd. S. 25 und Robert Bosch Stiftung vom Frühjahr 2022: Das Deutsche Schulbarometer. Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Lehrkräfte, S. 5-6 (Überblick)

[3]          ebd. (SWK-Paper) S. 28

[4]          Vgl. Robert Bosch Stiftung Herbst 2022: Das Deutsche Schulbarometer. Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Schulleitungen. Punkt 7: Hoher Fortbildungsbedarf zum Umgang mit psychosozial belasteten Kindern, S. 18

[5]          Begriff „Kollegiale Beratung“ auf Google vom 20.3.2023

[6]          Wikipedia-Eintrag vom 20.3.2023 zum Begriff „Intervision“.

[7]          Ebd.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert:

 

Der totalen Erschöpfung entgegenwirken: Warum Supervision gerade für Lehrkräfte wichtig ist – ein Gastbeitrag

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20 Kommentare
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Fräulein Rottenmeier
11 Monate zuvor

Zweimal haben wir für sehr belastete Kolleginnen mehrere Stunden Supervision organisiert und vom Fobikonto finanziert. Ehrlicherweise muss man sagen, dass dies wirklich teuer war und man das als Schule auch nur in Ausnahmefällen finanzieren kann. Aber es hat sich für die Kolleginnen gelohnt und sie sind gestärkt worden.

Für SL gibt es kostenlose Coachings über insgesamt 540 Minuten….das ist super, aber so etwas müsste es eigentlich auch für KuK geben….

Kollegiale Fallberatungen sind super, aber unglaublich zeitaufwändig. Das in einer Regelmäßigkeit zu installieren – und das ist nötig, denn es braucht hierbei eine gewisse Routine – gibt kein noch so tolles Zeitmanagement im Schuljahr her. Wenn ich darüber nachdenke, wo dafür Zeitfenster entstehen könnte, fällt mir nichts ein, denn es bedarf dazu ja mehrere Kollegen (mindestens 4) und man müsste schon auf den späten Nachmittag ausweichen oder auf andere unmögliche Zeiten….bleibt also eher die Ausnahmesituation…..eigentlich sehr schade, denn das bringt im Hinblick auf die psychische Entlastung wirklich etwas.

OMG
11 Monate zuvor

Wo gibt es Coaching für SL kostenlos??????

Fräulein Rottenmeier
11 Monate zuvor
Antwortet  OMG

Qualis

Julia
11 Monate zuvor
Antwortet  OMG

ZfS in Rlp

Mika
11 Monate zuvor

Meine karmisch-spirituelle Ebene ist leider nicht in der Lage, die Zeit für kollegiales Entstressen aus dem Nichts heraufzubeschwören. Bleibt mir also nur, mich den alternativen Heilungswegen oder schamanischen Heilbildern (gibt’s im Onlineshop) des Herrn Maier anzuvertrauen oder aber ‚in meine Kraft zu kommen’ und mich weiter höchstpersönlich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen.
Und jetzt mal ernsthaft: kollegiale Fallberatung braucht vor allem Zeit! Und woran haperts (weil Lehrermangel, lauter Dauernotfälle, permanente Vertretungen, Überlastung,…)? Na, eine Idee? Genau! An Zeit! Aber das hatten wir ja schon letztens beim Thema Supervision…

Jette
11 Monate zuvor

Die kollegiale Fallberatung ist nun nicht gerade das „Ei des Kolumbus“,- im Grunde hat es dieses System schon immer gegeben: Man spricht mit Kolleg/innen über Situationen und Probleme und holt sich Rat ein.
Allerdings ist es mal wieder ein „Freizeitvergnügen“, da es nicht im Rahmen der Arbeitszeit geleistet werden kann, sondern zusätzliche Überstunden bedeutet, ähnlich wie die Yoga- und Entspannungsübungen, die uns helfen sollen, unsere miserablen Arbeitsbedingungen zu kompensieren.
Wenn es dann heißt, „eine Verbesserung der allgemeinen Arbeitsbedingungen durch das verantwortliche Kultusministerium kann dagegen bis zum Nimmerleinstag dauern“…, kommt dies meines Erachtens einer totalen Resignation gleich: Im Klartext: Findet euch damit ab, dass sich eh nichts ändert. Das kann und darf nicht unsere Einstellung sein. Genauso wie ich auch nicht einem Kind, welches unangemessen behandelt wird, sage, du musst dich damit abfinden, weil du ja eh nichts ändern kannst. Lerne lieber in Psycho-Sitzungen, wie du mit unangemessenem Verhalten klarkommst.
Nein, dieses Vorgehen ist eine Beruhigungspille,- ich möchte mich lieber dafür einsetzen, dass wir unter akzeptablen Bedingungen unsere Arbeit machen können, anstatt ständig auf Angebote zu stoßen, wie ich die fatalen Vorgaben der Schulverwaltung besser aushalte!

Anne S.
11 Monate zuvor
Antwortet  Jette

„… anstatt ständig auf Angebote zu stoßen, wie ich die fatalen Vorgaben der Schulverwaltung besser aushalte!“

Genau das! Sie sprechen mir aus der Seele.

(Obwohl ich die Erfahrung mit monatlicher Supervision für die ganze Belegschaft schon als positiv und hilfreich erlebt habe, aber das war nicht im Schulkontext und es gab seitens Arbeitgeber keine unzumutbaren Vorgaben, es ging dabei wirklich um die pädagogische Arbeit und das Zusammenarbeiten im Team. Und wir hatten für sowas pädagogische Tage, an denen die Einrichtung geschlossen blieb, bzw. früher geschlossen wurde.)

Last edited 11 Monate zuvor by Anne S.
MB aus NRW
11 Monate zuvor

Ich habe genau so eine kollegiale Fallberatung im Rahmen einer Fortbildung kennengelernt und dann auch mehrfach mitgemacht und kann kurz sagen:

Für mich persönlich ist das nichts. Ich rede aber so oder so viel mit Kolleginnen und Kollegen über meine Schüler und meinen Unterricht und hole mir Tipps, wenn etwas nicht so läuft.

Meine ganz subjektive Meinung: wer akzeptiert, dass er selbst und auch der eigene Unterrrichr nicht immer perfekt ist und von sich aus viel mi Kolleginnen und Kollegen spricht, braucht dad alles nicht.

Für Lehrer, die sonst eher als Einzelkämpfer durchs Leben gehen, kann koloniale Fallberatung auch in dem Setting aber helfen.
Man muss sich bewusst machen, dass das eben sehr viel Zeit kostet, die man leider als Lehrer erst Recht mit eigener Familie nicht hat.

laromir
11 Monate zuvor

Kurze Frage am Rande: Wer gibt Raum und Zeit dafür? Die angebotenen Fortbildungen o.ä. starten zwischen 14 und 17 Uhr Nachmittag (wahlweise Samstags). Alles on top zu meiner Arbeitszeit, nicht jeder Fall ist relevant, nicht alle KuK an Lösungen interessiert. Habe ich 3 Mal probiert und außer 6 weitere Überstunden ist nichts rausgekommen. Die letzte Fortbildung dazu war teilweise echt peinlich und hat mich einen Tag gekostet für nichts.

So!?
11 Monate zuvor

„Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich der dazu notwendige zusätzliche Zeitaufwand fast immer lohnt..“ Kann ich bestätigen, leider waren die wenigsten KuK bereit freiwillig daran teilzunehmen. Die vielen zusätzlichen Gespräche mit Eltern, im Team, mit Jugendamt, mit Inklusionskollegen etc. lassen den Zeitraum für Supervision oder Intervention schmelzen. „Einzelkämpfertum“ ist seit Jahren zumindestens an unserer Schule passé und daher geht so schon eine Menge Zeit für Kolleg:innengespräche drauf. Solange alles mögliche zusätzlich draufgepackt wird – anstatt dafür pädagogische Tage oder sonst wie einen Stundenausgleich zu schaffen- wird es bei der Einstellung der KuK dazu und bei Fehlzeiten wg. Magen-Darmbeschwerden, Rückenschmerzen und letztlich Burnout etc. bleiben. Alle das können mögliche Folgen der psychosozialen Belastung in unserem Beruf sein.

Last edited 11 Monate zuvor by So!?
kanndochnichtwahrsein
11 Monate zuvor
Antwortet  So!?

So wird es weitergehen.
Überstunden ohne Ende, Wochenarbeitszeiten, die in der „normalen“ Arbeitszeit verboten würden, Arbeit in den „Ferien“, gegen die auch jeder „normale“ Arbeitnehmer angehen würde, Arbeit an Feiertagen, die jeder „nromale“ Arbeitgeber besonders bezahlt bekäme, jede Menge Fahrtzeiten zum Standort und zwischen Standorten hin und her.
Da ist keine Zeit mehr, da sind keine Ressorucen mehr über… auch nicht zur Ver(schlimm)besserung der persönlichen psychischen Situation – man muss ja auch damit rechnen, dass bei kollegialer Fallberatung oder wie immer sich das Setting nennen mag, einmal mehr am Ende die Erkenntnis kommt, dass man halt gegen Mangel (Lehrer, Resourcen, Zeit) und Wahnsinn (nicht adäquate Entwicklung und nicht adäquates Verhalten der SuS und ihres Umfeldes) einfach nichts machen kann/darf.
Wenn man sich nicht alles schönreden will, wird man früher oder später zu eienr solchen Erkenntnis gelangen – oder zur Erkenntnis, die persönliche Problematik besser mit einem Proffessionellen (Arzt, Psychologe…) zu erörtern.

Bevor ich mich zu noch mehr Zeit im Arbeitsumfeld verpflichte, geh ich lieber den Garten umgraben – das hilft mehr, psychisch und physisch zwischendurch wieder „normal“ zu werden!

ysnp
11 Monate zuvor

Ich habe jahrelang Supervision gemacht, was bei uns vom Schulamt unter der Federführung eines dafür ausgebildeten Schulpsychologen durchgeführt wurde. Ich fand es sehr hilfreich, dass ein Profi mit dem Knowhow und der richtigen Versachlichung der Situation diese durchgeführt hat. Er war sogar so fit, dass er verschiedene Methoden der Betrachtungsweise anwenden konnte, je nach Problem.

Kollegiale Fallberatung dagegen empfinde ich als ein Billigmodell. Wir, an der der Grundschule sind da wahrscheinlich offener und reden mit Kolleginnen, wenn es Probleme gibt.

Mir hat die Supervision im regelmäßigen Rhythmus mit einer Runde KollegInnen unter der Leitung eines ausgebildeten Psychologen viel geholfen und ich habe viele Falllösungen kennengelernt. Zusätzlich war das wie eine Fortbildung, wie man mit schwierigen Fällen im Schulalltag möglichst unaufgeregt umgehen kann. (Wurde auch als Fortbildung anerkannt.)

HellaWahnsinn
11 Monate zuvor

Natürlich … wie immer:

  • in der „Freizeit“ (weil Vergnügen?!)
  • selber organisieren.
  • selber finanzieren?

Warum auch nicht?! – Wenn andere Menschen „nach Schicht“ den Frust z.B. klassisch wegsaufen, ist das doch auch irgendwie entlastend? … dient auch der Psycho-Hygiene?

Und wer wird dabei am meisten entlastet?
(Kleine Einhilfe: Alle, die beruflich mit Schule zu tun haben, aber nicht IN der Schule tätig sind.)

Und weg ist das Geld ja auch nicht – es ist dann bloß woanders! 😉
(Kleine Einhilfe: s. Artikel.)

Beamter
11 Monate zuvor

ich komme mit meinen Problemen zurecht soll jetzt auch noch die Probleme andere lösen. Sorry ! Würg! Das ist Aufgabe von „Professionals“.
Das erinnert mich an Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Dreck zieht.

Dil Uhlenspiegel
11 Monate zuvor

… sicherlich eine schöne Freizeitbeschäftigung, wie Yoga oder ein Nachmittags-Chat mit der KI-Plattform für psycho-mentales Berufs-Coaching.

GriasDi
11 Monate zuvor

Warum muss eigentlich der Arbeitgeber dafür sorgen, dass der Job leistbar ist. Wenn jemand also den Job nicht mehr schafft, ist er selbst schuld. Prima. Da wird die Verantwortung einfach weitergeschoben.

GriasDi
11 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Im ersten Satz fehlt ein nicht zwischen Arbeitgeber und dafür.

Lisa
11 Monate zuvor

Ich glaube solch ein Rahmen wäre wirklich gut. An meiner letzten Schule wurde gemobbt was das Zeug hielt. Hinterrücks Bemerkungen wie “ X hat die Klasse nicht im Griff“ und ,“ Bei X beschweren sich die Reinigungskräfte über die Unordnung“ Anstatt zusammenzuhalten war das Kollegium der größte Feind. Man hätte also gar nicht privat reden können. Jeder wollte nur gut dastehen und hat seine Probleme vertuschen müssen.
Nach drei Monaten bin ich mit Nervenzusammenbruch ausgeschieden.

Jette
11 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Wenn das Miteinander im Kollegium nicht stimmt, ist eine kollegiale Fallberatung zum Scheitern verurteilt, bietet sie doch den Mobbern viel Stoff!
Mobbing gibt es leider sehr häufig an Schulen,- hier müsste dringend eine neutrale und unabhängige Ansprechstelle und Beratung geboten werden!!! (gibt es in jeder größeren Firma, warum nicht im Schuldienst?

Tina
11 Monate zuvor

Wenn der Arbeitgeber alles tut, um die Motivation zu killen, muss man sich nicht wundern. Ich arbeite als voll ausgebildete Lehrkraft +anderem Erststudium als Angestellte für ca 1/3 Drittel Netto weniger. Über die Unterschiede in AV +KV brauche ich gar nicht erst zu reden. Und mir muss niemand mehr mit Motivation kommen. Die GEW , die sich für uns auch einsetzen sollte, hat die Angestellten verraten, indem sie der Abschaffung des BAt( war auch schon schlechter) zustimmte…Überall liest man von der guten Bezahlung der Lehrer – die Diskriminierung eines Teils der Lehrkräfte interessiert weder Presse noch Gewerkschaft.
Ab und zu werden wir aus der Ecke geholt, da die Beamten ja nicht streiken dürfen….

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