Home Nachrichten Besuchsprogramm: Jüdischer Junge rät Schülern in Deutschland, „das Leben zu schätzen“

Besuchsprogramm: Jüdischer Junge rät Schülern in Deutschland, „das Leben zu schätzen“

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BERLIN. Kinder gehören zu den ersten Opfern eines Krieges. Die Jüdische Gemeinde Berlin will einigen Betroffenen aus Israel eine Atempause ermöglichen. Die jungen Gäste haben eine Botschaft dabei.

Die Neue Synagoge Berlin dürfte auf dem Besuchsprogramm stehen. Foto: Shutterstock

Sechs silberfarbene Ballons formen den Wunsch in der Schul-Aula. Die aufgeblasenen Buchstaben ergeben Shalom, die englische Schreibweise für den hebräischen Friedensgruß. Etwas Entspannung und Ruhe sollen die rund 20 israelischen Kinder und Jugendlichen finden, die für eine Woche nach Berlin gekommen sind. «We stand with Israel» («Wir stehen an der Seite Israels»), steht auf Flaggen an der Wand.

Die Jüdische Gemeinde und der deutsch-jüdische Sportverein Makkabi Berlin haben die durch Angriffe der Hamas vom 7. Oktober und den folgenden Krieg traumatisierten Kinder eingeladen. Einige von ihnen haben Eltern verloren. Die Kinder kommen aus ganz Israel, manche sind in Sportvereinen organisiert.

«Vor allen Dingen die Kinder sind die Opfergruppe, die am meisten unter dem Krieg zu leiden hat durch den alltäglichen Stress, durch die Bilder, durch die Nervosität der Eltern. Das bekommen die alles jeden Tag hautnah mit», sagt der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Gideon Joffe.  Gezeigt werden solle den Kindern, «dass die jüdische Gemeinschaft weltweit solidarisch ist».

Für eine Woche sollen die Kinder die Alltagsgefahren in ihrer Heimat etwas aus dem Kopf bekommen. «Sie sollen entspannt sein und sehen, es gibt auch ein Leben außerhalb des Krieges», so Joffe. Etwa beim Training mit Sportvereinen. Doch auch in Berlin sind die Kleinen vor Bedrohung nicht wirklich sicher. So dürfen das genaue Programm und die einzelnen Besuchspunkte aus Sicherheitsgründen nicht vorab veröffentlicht werden.

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Zum Auftakt schauen sich die Kinder am Montag die Grundschule in Charlottenburg an. In der nach dem früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski (1912-1992), benannten Schule mit rund 240 Kindern werden sie von Schülerinnen und Schülern mit einem bunten Programm empfangen, lassen sich die Schule mit Klassen und Mensa zeigen.

Darunter ist Yogev aus Kochav Yair in der Nähe von Tel Aviv. Yogev ist ein kleines Rechengenie. Vor der ersten Antwort auf Reporterfragen bittet er um zwei Zahlen, die sich nicht so einfach dividieren lassen. Während sein Vater Eliezer Friedler die Aufgabe ins Handy tippt, rechnet der Zehnjährige schnell im Kopf: «15,8571429». Stimmt bis zur letzten Ziffer.

Auch über Berlin weiß Yogev schon einiges, er hat vor der Reise im Netz recherchiert. Vor allem aber freut er sich auf das Fußballtraining. Stolz trägt er bereits eine Trainingsjacke von Makkabi. Yogev ist nicht nur dankbar für Gastfreundschaft und Offenheit. Er hat auch eine Botschaft für die Kinder in Deutschland: «Ihr solltet schätzen, was ihr im Leben habt», übersetzt sein Vater. «In so einer Sicherheit, so einem Frieden zu leben …

Joffe kann sich mehr solcher Solidaritätsaktionen vorstellen. So spricht er etwa von der Hoffnung, «dass muslimische Verbände ebenfalls Kinder einladen aus Kriegsgebieten und denen mal einfach entspannte Tage ermöglichen, abseits von jeder Politik, von jedem Stress, dass sie einfach nur Kinder sein können, Jugendliche sein können …» Von Gerd Roth, dpa

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Lisa
13 Tage zuvor

Schön wäre es, wenn die Kinder aus Kriegsgebieten die Gelegenheit bekämen, such kennen zu lernen, wenn die Erwachsenen meinen, sich die Köpfe einschlagen zu müssen. Allen Kindern geht es doch schlecht und was sie brauchen, ist gar nicht unterschiedlich. Schade, dass Juden nur Juden, Muslime nur Muslime einladen.
Das sah bei den Einladungen für Kinder aus Tschernobyl, was kein Krieg, sondern eine Katastrophe war, noch anders aus.

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