Home Politik Gegen den Lehrermangel: Bundesland führt (für Umsteiger) „Master of Education“ ein

Gegen den Lehrermangel: Bundesland führt (für Umsteiger) „Master of Education“ ein

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SAARBRÜCKEN. Die Schülerzahlen steigen, die Zahl der Bewerber für Lehrerstellen sinken. Auch im Saarland. Jetzt will die dortige Landesregierung den Weg in die Lehramtsausbildung auch für Umsteiger aus anderen Studiengängen öffnen.

Der Umstieg ist künftig möglich (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Das Saarland will angesichts einer sinkenden Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern auf Lehramtsstellen neue Wege bei der Ausbildung gehen. Ab dem kommenden Jahr soll es Masterstudiengänge für Quereinsteiger geben, sagte Bildungsministerin (und KMK-Präsidentin) Christine Streichert-Clivot (SPD) am Dienstag. Das Land will damit demnach einem Lehrermangel vorbeugen und die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber erhöhen. Die entsprechenden Änderungen im saarländischen Lehrerbildungsgesetz und im Zulassungsgesetz habe der Ministerrat am Vormittag beschlossen. Nach einer Expertenanhörung sollen die neuen Regelungen noch vor der Sommerpause in den Landtag gehen.

Geplant ist, neben dem grundständigen Lehramtsstudium einen universitären Quereinstieg für Bedarfsfächer mit dem Abschluss Master of Education (Q-Master) einzuführen. Bachelorabsolventen etwa aus musisch-kulturellen oder naturwissenschaftlichen Fächern können dann in einen lehramtsbezogenen Masterstudiengang wechseln. Statt eines zweiten Unterrichtsfachs kann auch ein zweiter fachlicher Schwerpunkt eines Unterrichtsfachs studiert werden.

Zudem sollen durch das neue Gesetz die Möglichkeit des Quereinstiegs in den Vorbereitungsdienst für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen für Masterabsolventen aus Nicht-Lehramtsstudiengängen an Fachhochschulen erweitert werden. Bisher seien nur die universitären Masterabschlüsse und Diplome anerkannt worden.

«Das grundständige Lehramtsstudium spielt immer noch eine große Rolle», sagte Streichert-Clivot, die zugleich amtierende Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) ist. Man wolle aber durch die zusätzlichen Wege ein «qualitativ hochwertiges Angebot schaffen» und mit professionellen und gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern eine gute Antwort finden auf die Herausforderungen dieser Zeit.

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«Wir können nicht die Leute in unsere Schablonen zwingen, sondern wir müssen unsere Schablonen so ändern, dass sie zur Lebenswirklichkeit der angehenden Lehrerinnen und Lehrer passen»

Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker (SPD) wies darauf hin, dass etwa zehn Prozent der Lehramtsstudenten keine Lehrer werden und es umgekehrt viele andere Studenten gebe, die gerne diesen Beruf ergreifen würden – aber vor weiteren fünf Jahren Ausbildung zurückschreckten. «Wir können nicht die Leute in unsere Schablonen zwingen, sondern wir müssen unsere Schablonen so ändern, dass sie zur Lebenswirklichkeit der angehenden Lehrerinnen und Lehrer passen. Das genau machen wir mit dem Q-Master», betonte er. Für Quereinsteiger werde dieses Angebot nun deutlich attraktiver und bedeute seiner Meinung nach «einen wirklichen Modernisierungsschub im Sinne von flexiblen Berufsbiografien».

Die KMK hatte im März zusätzliche Maßnahmen in der Lehrkräftebildung beschlossen. Sie sieht neben dem sogenannten «Q-Master» auch einen gemeinsamen Rahmen für die Qualifizierung zu Ein-Fach-Lehrkräften und das Duale Lehramtsstudium vor, um neue Zielgruppen für die Lehrkräftebildung zu erschließen. «Es geht darum, die Wege vielfältiger zu gestalten, aber die Qualität nicht aus dem Blick zu verlieren», betonte Streichert-Clivot.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Landesverband Saarland, begrüßte die Pläne am Dienstag. Nach Ansicht des Landesvorsitzenden Max Hewer brauche es dringend eine Strategie, um den Personalmangel mittelfristig zu beheben. «Wir haben schon im September 2022 einen Aktionsplan gegen den Lehrkräftemangel gefordert. Nun kommt Bewegung in die Sache», kommentierte er. Die GEW verspreche sich dadurch konkrete Abhilfe, dies dürfe aber nicht zu einer Stellenkonkurrenz zu grundständig ausgebildeten Lehrkräften führen. «Das heißt, die Landesregierung muss beim Stellenplan noch mal nachsteuern», so Hewer.

Entlastung für die Kolleginnen und Kollegen, bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Qualität in der Schule seien nach Ansicht der GEW nur mit mehr Köpfen möglich. Außerdem gebe es jetzt schon viele Lehrkräfte, die befristet angestellt seien und sich aktuell nicht auf eine Planstelle bewerben könnten, weil sie beispielsweise nur ein Unterrichtsfach haben. «Diese haben aber schon Erfahrung gesammelt und werden auch langfristig dringend benötigt, das heißt diesen Kolleginnen und Kollegen muss ebenso eine langfristige Perspektive im System gegeben werden», forderte Hewer.

Laut Bildungsministerium wurden zum 1. Februar 2024 insgesamt 203 Lehrkräfte eingestellt, 132 hätten ihr Referendariat begonnen. Für den Doppelhaushalt 2024/25 seien 160 neue Lehrkräfte-Planstellen geschaffen worden, um den Mehrbedarf zu decken. Die steigenden Schülerzahlen gehen nach Angaben von Streichert-Clivot vor allem auf die Zuwanderung aus der Ukraine und anderen Kriegs- und Krisengebieten zurück. News4teachers / mit Material der dpa

„Die KMK muss effizienter werden“ – Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot über ihre Ziele als KMK-Präsidentin

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marc
13 Tage zuvor

Zahlt das Saarland nicht weiterhin A12 für grundständig ausgebildete Lehrkräfte im Primarbereich? Spätestens jetzt würde ich dort den mittleren Finger der Hand zeigen und das Bundesland verlassen. So viel Respektlosigkeit gehört eigentlich dann bestraft.

Bonelli
11 Tage zuvor
Antwortet  marc

Wieso denn das? Dass Oberschullehrer anders besoldet werden als Grundschullehrer ist doch schon lange bekannt und war früher in den meisten Bundesländern der Fall.

ginny92
11 Tage zuvor
Antwortet  Bonelli

Weil es so war muss es also zwingend so bleiben? Es hat sich so viel geändert das es eigentlich keinen Grund mehr für diesen Unterschied gibt.

Wutbürger
13 Tage zuvor

Ich greife schon einmal voraus: zu diesem Studiengang, wenn er nicht still und leise wieder eingestellt wird, werden wir später zu hören bekommen: „die Einschreibezahlen blieben unter den Erwartungen“.

Wen wunderts denn auch?
Entweder bist du jung und hast den Berufswunsch, dann schreibst du dich direkt für ein Lehramtsstudium ein (fällt unter dumm, aber naiv) oder
du bist jung, hast den Berufswunsch nicht und studierst direkt „dein“ Fach oder
aber du bist lebensälter, aber warum solltest du als Ingenieur noch einmal zur Uni (kein Verdienst, aber in dem Alter Ausgaben, Familie usw.), nur um später härtere Arbeitsbedingungen zu haben und weniger zu verdienen und sowieso keine Aussicht mehr auf Verbeamtung zu haben (also nicht einmal „Schmerzensgeld“ ist drin)?

Ehrlich gesagt, ich habe den Artikel nur schnell überflogen, aber ich weiß beim besten Willen nicht an wen sich dieses Angebot richten soll?

Für mein Dafürhalten muss man schon ganz schön dumm sein noch einmal 2-3 Jahre auf die Uni zu gehen, um einen Quereinsteigermaster zu machen, anstatt eines der vielen Quereinsteigerangebote, die es so gibt, zu nutzen.
Und selbst wenn ich nur einen Bachelor hätte, würde ich nur einen richtigen Fach-Master machen, weil ich den auch außerhalb des Schulsystems nutzen könnte und in die Schule käme ich als Quereinsteiger dann trotzdem noch.

Realist
12 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Och nee, jetzt hast du alles verraten und den Glorreichen die Überraschung weggenommen. Spielverderber!

Wutbürger
12 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Ich bin ein Delegitimierer des saarländischen Staates.

Hans Malz
12 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Es werden wahrscheinlich wirklich nur sehr wenige machen. Die einzigen, die meiner Meinung nach einen Vorteil hätten, wären die FH Master Absolventen, die auf Gymnasiallehramt umsatteln. Die hätten nachher eine deutlich höhere Besoldung, müsste man mal durchrechnen.

Und als normal ausgebildeter Lehrer würde ich mir jetzt ziemlich verarscht vorkommen.

Wutbürger
12 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Die einzigen, die meiner Meinung nach einen Vorteil hätten, wären die FH Master Absolventen, die auf Gymnasiallehramt umsatteln.

Auch die nicht, weil ein Master (FH) inzwischen dem Master (Uni) gleichgestellt ist (da kommt es nur darauf an, ob die gesuchten Fächer passen und angerechnet werden können). Selbst in NRW und sogar Bayern gilt das inzwischen, die sich ja lange dagegen gewehrt hatten.

Hans Malz
12 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Ok, das habe ich wohl nicht mitbekommen. Ich kannte das so, dass die FH Leute mit ganz kleinem Geld (noch unter E12) abgespeist wurden.

Tja, dann bleibt wohl keiner mehr übrig … aber wer hätte das denn ahnen können?

447
12 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Das ganze ist ein großer Intelligenztest – wer durchfällt und das macht, wird „Leerer“! 😉

Hussa, die neuen Kollegiumsiate kommen, hussa-ho!

Wutbürger
12 Tage zuvor
Antwortet  447

Wer es werden will, der wird es schon heute, eigentlich egal mit welcher Qualifikation. Meine Befürchtung ist halt nur, dass die Quereinsteiger (die ja durchaus echt gut sein können) halt immer schlechter werden und die „originalen“ neuen Lehrer eben auch, denn sein wir ehrlich, wer etwas auf dem Kasten hat, der nutzt eher die Ausweichmöglichkeiten und so viele Weltverbesserer, denen alles andere egal ist, gibt es nun einmal nicht.

Woanders werden fehlende Fachleute mit Benefits geködert, im Schuldienst nur mit Erhöhung der Arbeitszeit, Versetzungsverbot, knausrigen Gehaltsverhandlungen, immer unhaltbarere Arbeitsumfelder/-zustände und derlei mehr.

In meinem vorherigen beruflichen Berufsleben hatte ich einen Firmenwagen, einen großen Schreibtisch mit mehreren Monitoren im eigenen Büro…mit Anfang 20 (ohne Studium, „nur“ Berufsausbildung im techn. Bereich).
Selbst bei einer anderen Behörde (die auch nicht das Gelbe vom Ei war), gab es wenigstens freie Heilfürsorge, Zulagen (für alles mögliche), Überstunden und Studium bezahlt und Freizeit als Zeitausgleich und man konnte sogar befördert werden.
Wenn ich es mir recht überlege, dann bin ich wohl auch etwas dumm, aber naiv.

Bla
11 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Macht auch gar keinen Sinn mehr direkt Lehramt zu studieren.

„«Das grundständige Lehramtsstudium spielt immer noch eine große Rolle», sagte Streichert-Clivot, die zugleich amtierende Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) ist.“
Ist inzwischen lediglich eine Floskel. Angemerkt wird das politisch irgendwie immer, begründet allerdings nie. Seltsam. Eine sinnvolle Begründung in der heutigen Zeit und unter heutigen (und wohl künftigen) Bedingungen konnte mir bisher auch niemand geben. Bin hier allerdings seeehr offen, falls jemandem etwas einfällt… Gründe dagegen gibt es wirklich sehr viele (inzwischen).
Es darf auch sehr gerne Frau Christine Seichert-Clivot die Vorteile einbringen. Auch das wäre doch spannend.

Bla
11 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Streichert*

Teacher Andi
12 Tage zuvor

Woher haben die Politiker die Gewissheit, dass andere Studenten gerne den Lehramtsberuf ergreifen würden? Das bezweifle ich stark. Auch mit der Schaffung von mehr Planstellen wird das Problem des Lehrermangels nicht zu beheben sein. Man hat immer noch nicht verstanden, dass die Voraussetzungen und die gesamte Bildungspolitik grundlegend, und zwar grundlegend, geändert werden müssen. Diese Gekratze an der Oberfläche wird keine Wellen schlagen. Aber seit Jahren ignoriert man die wahren Gründe des Lehrermangels. So kann das nichts werden.

Realist
11 Tage zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Erst einmal wird man das System mit Quer-, Seiten-, Ein-, Aus- und sonstigen Absteigern fluten, bevor irgendwo auf höhrer Ebene ein Lerneffekt einsetzt…

R.Wadel
12 Tage zuvor

„Statt eines zweiten Unterrichtsfachs kann auch ein zweiter fachlicher Schwerpunkt eines Unterrichtsfachs studiert werden.“
Versteheich nicht. Wenn ich Mathe studiert habe, was soll dann ein zweiter fachlicher Schwerpunkt sein?

Bonelli
11 Tage zuvor
Antwortet  R.Wadel

Beispielsweise Sonderpädagogik. Die Nachfrage ist hoch.

FL62
11 Tage zuvor
Antwortet  R.Wadel

Binomische Formeln.

Realist
11 Tage zuvor
Antwortet  FL62

Aber bitte mit echter Spezialisierung, z.B. auf die 1. Binomische Formel…

Bla
11 Tage zuvor
Antwortet  R.Wadel

Topologie? Versicherungsmathe? BWR/BWL? Numerik? Datenbanken? Informatik? Förderbereich Mathe (Dyskalkulie)?
Generelle Schwerpunkte? DaZ? Förderbereich? DaF? Pädagogik? Psychologie? Medienwissenschaften? Theater?

Ein Beispiel (oder mehrere) wäre allerdings schon gut gewesen …

Pro Mille
11 Tage zuvor

Sind wir doch mal realistisch. Das Gros der Quer- und Seiteneinsteiger will (noch) irgendwie und irgendwo unterkommen, Sicherheit. Gestern war da eine Bienen- und Naturpädagogin, die jetzt Bio und Chemie unterrichtet. Sind nicht alle schlecht, aber oft verkrachte Existenzen, die nicht lange durchhalten und die Kolleg:innen viel Zeit und Nerven kosten.

Enjoy your chicken Ted
11 Tage zuvor

Warum nicht einfach der Master of Quereinstieg für alle? Oder aber warum überhaupt noch studieren, wenn doch jeder weiß, dass Lehrer nix können und faul sind und nur Ferien haben?

Realist
11 Tage zuvor

Es gab ja einmal die Studie eines Bildungsökonomen, die sinngemäß zum Ergebnis hatte, dass nur die schlechten Abiturienten sich für ein Lehramtsstudium entscheiden.

Heute müsste man das wohl erweitern zu „Nur die dümmsten Abiturienten und Quereinsteiger werden Lehrer“. Und nein, ich meine mit „dumm“ nicht unbedingt den Abi-Schnitt…

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