STUTTGART. Eltern sollen in Baden-Württemberg künftig die weiterführende Schulform für ihr Kind nicht mehr frei wählen dürfen. Die organisierte Schülerschaft hat sich gegen die Regierungspläne für eine verbindlichere Grundschulempfehlung ausgesprochen.
Eine verbindliche Empfehlung wäre ein Rückschritt, sagte Joshua Meisel, Vorsitzender des Landesschülerbeirats einer Mitteilung zufolge am Donnerstag in Stuttgart. Dadurch werde die Bildungsgerechtigkeit in Baden-Württemberg eher behindert als gefördert.
In vielen Fällen beruhe die Empfehlung nicht auf dem tatsächlichen Potenzial der Kinder, sondern auf anderen Faktoren, etwa der Herkunft. «Im Grundschulalter ist es nicht gerechtfertigt, Schülerinnen und Schülern eine Richtung vorzugeben, die ihre künftige Schullaufbahn in solch hohem Maße bestimmt», so die Schülervertretung. Sie fürchtet, dass eine verbindliche Grundschulempfehlung Kinder schon in jungen Jahren stark unter Druck setzen werde.
Die grün-schwarze Koalition hatte sich im Vorfeld der Gespräche mit der Opposition auf größere Reformvorschläge geeinigt. Dazu gehört, dass die Grundschulempfehlung wieder verbindlicher werden soll (News4teachers berichtete). Sie soll künftig aus drei Komponenten bestehen: Lehrerempfehlung, Leistungstest und Elternwunsch. Stimmen zwei davon überein, soll das den Ausschlag geben. Wollen die Eltern ihr Kind dennoch aufs Gymnasium schicken, soll das Kind künftig einen weiteren Test absolvieren.
Unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) war die verbindliche Grundschulempfehlung vor zwölf Jahren abgeschafft worden. Unlängst erklärte er dazu (News4teachers berichtete auch darüber): «Ich habe schon damals an die Eltern appelliert: Bitte ignorieren Sie die Grundschulempfehlung nicht, vertrauen Sie den Lehrern! Eltern weichen immer wieder vom Lehrervotum ab. Manche glauben, ihre Kinder gehören aufs Gymnasium, auch wenn der Lehrer zur Realschule rät. Diese Form der Selbstermächtigung beunruhigt mich. Klar sollen sich Menschen in einer Demokratie informieren und eine eigene Meinung bilden. Problematisch wird es, wenn sie glauben, dass sie alle gleich Experten sind.»
Der Philologenverband und der Realschullehrerverband fordern seit Jahren, die Wahlfreiheit der Eltern einzuschränken. «Die Freigabe der Grundschulempfehlung 2012 war ein Kardinalfehler in der baden-württembergischen Bildungspolitik, der den Abwärtstrend des schulischen Bildungserfolgs in Baden-Württemberg deutlich verstärkt hat», meint der Philologen-Landesvorsitzende Ralf Scholl.
Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands, sagt: «Die Anzahl der durch die Unverbindlichkeit der Schulempfehlung mittlerweile gebrochenen, wenn nicht gar zerbrochenen Schulbiografien ist eklatant. Diese ideologisch fehlleitende Schulpolitik „versündigt“ sich geradezu an ganzen Generationen von Schülerinnen und Schülern und muss ein Ende haben!» Der freie Elternwille hinsichtlich weiterführender Schulwahl sei zur bloßen Beliebigkeit geraten. Verantwortungsbewusste Politik müsse handeln. «Die verbindliche Grundschulempfehlung wird nicht alle, jedoch nachweislich offensichtlich erhebliche Probleme im Bildungssystem kostenneutral und ohne teuer aufgelegte Programme lösen können.» News4teachers / mit Material der dpa
Umfragen: Gros der (Sek-I-)Lehrkräfte für verbindliche Grundschulempfehlung
Diese neue Verbindlichkeit ist aber am Ende wieder nur fürs Gymnasium. In BW gibt es seit Jahren nur noch das Gymnasium und der Rest. Grüne Klientelpolitik vom Feinsten. Chancengerechtigkeit unter dem Deckmäntelchen „Chancengerechtigkeit“ abgeschafft.
Auf der Seite des KM BW kann man es doch nachlesen: Es gibt zukünftig nur noch GYM oder Realschule und als Zwischending die GMS.
Die GMS sollen aber kein Zwischending sein sondern ein komplett anderer Weg. Inklusive Abitur.
Schüler sind pauschal auch gegen Hausaufgaben, Nachmittagsunterricht und Dinge, die Leistungen von ihnen abverlangen. Daher überrascht die Aussage des Landesschülerbeirats nicht.
Vielmehr ist die Frage, warum die Regierung nicht einfach zum alten System zurückkehrt, sondern wieder „etwas Neues“ mit den Aufnahmeprüfungen reinzaubert? Am
Ende nutzt das neue System ohnehin nur den Gymnasien, denn die Realschulen in BW wurden ja leider zum Auffangbecken für alle degradiert.
„Schüler sind pauschal gegen Dinge, die Leistungen von ihnen abverlangen.“
Einem solchen Pauschalurteil widersprechen wir vehement. Herzliche Grüße Die Redaktion
Ich nicht, zumindest wenn wir mal großzügig das obere Leistungsviertel des Jahrgangs ausklammern.
Okay, dann eben „Anstrengung“. ChatGPT ist nicht ohne Grund so beliebt bei den S*S.
Ja, mag nicht auf alle zutreffen, aber 2/3 wenn nicht sogar 3/4 schon.
Ja, ok.
Ist halt trotzdem so.
Praktisch, wenn die Welt so schlicht schwarz und weiß ist – muss man sich um nichts Gedanken machen. Dann sind Kinder eben doof und faul, fertig. Herzliche Grüße Die Redaktion
Aber seit 2000 Jahren ist die Generation darüber die bessere gewesen! (Sokrates)
😉
Haben Sie dazu eine Quelle? Frag nur, weil das eine Sensation wäre, da von Sokrates keinerlei Schriften erhalten sind …
Dass die Kinder doof wären, wurde doch gar nicht geschrieben. Faulheit fällt eigentlich erst auf, wenn die individuellen Ressourcen, die zu höheren Leistungen befähigen würden, nicht effektiv genutzt werden. – Und das ist eigentlich etwas überaus Normales. Welcher Mensch schöpft schon sein Intelligenzpotenzial voll aus? (Wozu wäre das gut? Welche Schattenseiten hätte so eine widernatürliche Leistungsbereitschaft?)
Sie haben recht, ich hätte präzisieren müssen: Es geht um schulische Leistungen. Ich seh es ja an meinen Kindern. Leistungen in Videospielen bringen sie eher gerne. Auch für Likes in den sozialen Medien sind sie immer zu haben.
Ausnahmen gibt es natürlich. Doch die anderen Kommentare hier zeigen ja, dass ich mit meinem Pauschalurteil nicht ganz so falsch lag.
Wahrscheinlich meinte er die Akrasia , und anstatt zu lernen, wird dann auf dem Handy gedaddelt oder erst einmal etwas anderes getan, weil unser Unterbewusstsein keine Lust auf Lernen hat, obwohl doch eine Klassenarbeit ansteht.
„Eine verbindliche Empfehlung wäre ein Rückschritt […]. Dadurch werde die Bildungsgerechtigkeit in Baden-Württemberg eher behindert als gefördert.“
Inwiefern?
Gegenbehauptung: Es ist kein Rückschritt, sondern ein Schritt zurück von einem dysfunktionalen System, zu einem funktionierenden System.
„In vielen Fällen beruhe die Empfehlung nicht auf dem tatsächlichen Potenzial der Kinder, sondern auf anderen Faktoren, etwa der Herkunft.“
Aha. Ein Ressentiment, das anderen eine Form von Ressentiments attestiert.
„Im Grundschulalter ist es nicht gerechtfertigt, Schülerinnen und Schülern eine Richtung vorzugeben, die ihre künftige Schullaufbahn in solch hohem Maße bestimmt“
Warum nicht?
„die Schülervertretung […] fürchtet, dass eine verbindliche Grundschulempfehlung Kinder schon in jungen Jahren stark unter Druck setzen werde.“
Ich erkenne das Argument in dieer Äußerung irgenwie nicht, lediglich die Maxime, Druck, insb. Leistungsdruck, unbedingt vermeiden zu wollen.
Den deisbzgl. Äußerungen von Philologenverband und Realschullehrerverband ist zuzustimmen.
„Im Grundschulalter ist es nicht gerechtfertigt, Schülerinnen und Schülern eine Richtung vorzugeben, die ihre künftige Schullaufbahn in solch hohem Maße bestimmt“
Anschlussmöglichkeiten in Hülle und Fülle, etwa über Mittlere Reife-Aufsetzer und berufliche Gymnasien zur Allg. Hochschulreife und danach freie Auswahl im Studium, bittesehr …
Aber man kann halt viel schöner dramatisieren, wenn man diese Möglichkeiten ignoriert. Das alte Märchen.
Ich kenne eine Tierärztin, die auf die Realschule ging, dann Biotechn. Gym., dann Ausbildung, dann Vet.medizin. Studium. Die Arme, wurde also um ihr ganzes Karriereleben gebracht oder wie? Pff, lächerlich.
Wie meinen Sie?
Es könnte ein Leben ohne Gymnasialempfehlung geben? Absurder Gedanke!
Jede/r weiß doch, dass nur Abiturienten es zu etwas bringen können.
*Sarkasmus AUS* (für die Ernstnehmer)
Dass es auch Berufskollegs gibt, die zur Allgemeinen Hochschulreife führen? Geschenkt.
Dass es auch Übertritte von der Realschule zum Gym gib?: Geschenkt.
Dass man auch mit Meisterbrief studieren kann? Geschenkt.
-> Merke: Nur der/die/das Gymnasiast kann es zu etwas bringen.
Dieser Pessimismus, dieses Verantwortung wegschieben auf andere (nicht Sie, Dil Uhlenspiegel) hier ist hoffentlich nicht repräsentativ für unsren Beruf. In meinem Kollegium jedenfalls nicht.
Klar ist es nicht so – dieser Pessimismus ist ja nur vorgeschoben, schlicht eine Ausrede.
Wer willens und fähig ist, kann von „HA“ bis zur Doktorarbeit/ akademischen Würden aufsteigen…nur eben nicht LEISTUNGSLOS.
Und da liegt der Hase im Pfeffer.
Ich hab fast jedes Jahr Realschulaufsteiger in der OS – beste Truppe, die wissen wie „im Lager bei Amazon“ schmeckt und wollen was SCHAFFEN.
„Wer willens und fähig ist, kann von „HA“ bis zur Doktorarbeit/ akademischen Würden aufsteigen…nur eben nicht LEISTUNGSLOS.“
Sorry, das ist ein Märchen. Grundschülerinnen und Grundschüler, denen die Grundlagen fehlen (was mit der Sprache beginnt), haben kaum eine Chance, in der Schule Leistung zu zeigen – unser System setzt die Grundlagen voraus und vermittelt sie nicht, jedenfalls nicht systematisch. Das hat sogar die Bundesbildungsministerin von der FDP mittlerweile verstanden. Gerne hier nachlesen: https://www.fdp.de/chancen-haengen-immer-noch-sehr-stark-vom-elternhaus-ab
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das Problem der Grundlagen löst man aber nicht dadurch, dass es keine Einschränkungen bei der Schulwahl gibt. Egal, auf welche Schule man geht, sollten dort Fähigkeiten vermittelt werden, mit denen man nach dem Abschluss weitermachen kann. Und dann sind keine Grenzen gesetzt, auch wenn es nicht der direkte Weg ist.
Wenn es nicht der direkte Weg ist, ist der Weg schon mal deutlich länger – und ist dann für die, die auch noch von weit hinten starten, mitunter zu lang. 50.000 Schulabbrecher pro Jahr in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache. Herzliche Grüße Die Redaktion
Hätten vielleicht einige dieser Schulabbrecher einen Abschluss erreichen können, wenn sie die richtige Förderung von Anfang an durch speziell ausgebildete Lehrer und evtl. an der für sie passenden Schulform (Hauptschule, Sonderschule) erhalten hätten?
Vielleicht hätte man auch durch gute frühkindliche Bildung und Förderung eine Menge Schulfrust schon in den ersten Schuljahren reduzieren können und auch damit die Abbrecherquote senken können? – dann wäre der Weg auch nicht so lang! Was in den ersten Jahren versäumt wurde, ist sehr schwer aufzuholen.
Schulabbrecher kommen kaum vom Gymnasium. Herzliche Grüße Die Redaktion
Ja dann! Alles unter Gymnasium interessiert nicht? Warum argumentieren Sie dann hier mit den Schulabbrechern? Ich verstehe es wirklich nicht. Bitte erklären Sie mir Ihre Gedankengänge zu Ihrem Kommentar (Antwort auf @Mo3) genauer.
Wir haben in Deutschland ein international fast einmaliges, gegliedertes Schulsystem, das damit begründet wird, Schülerinnen und Schüler besser bedarfsgerecht fördern zu können. Bei den 50.000 Schulabbrechern jedes Jahr klappt das schon mal nicht. Das wirft unseres Erachtens durchaus die Frage auf, wozu dieses gegliederte System überhaupt gut sein soll. Herzliche Grüße Die Redaktion
Haben denn die Länder ohne gegliedertes Schulsystem geringere Zahlen an Schulabbrechern, oder hat es evtl. andere Ursachen, dass viele die Schule nicht schaffen? In vielen Ländern beginnt Bildung schon viel früher, im Vorschulalter mit den „pre-schools“ z. B. (im Alter von 4-5 Jahren). Die nicht vorhandene „Schulreife“ bei Einschulung, die immer mehr zunimmt, könnte ja auch ein Grund dafür sein. Ist nur eine Vermutung meinerseits.
Ja, andere Staaten haben geringere Anteile an Schulabbrechern. Gerne hier nachlesen: https://www.spiegel.de/panorama/bildung/deutschland-hat-die-vierthoechste-schulabbrecherquote-in-der-eu-a-1a714a87-2203-46b4-be7c-f9f412dc3071
Herzliche Grüße
Die Redaktion
… und welche vorschulischen Bedingungen haben die Länder, die besser sind?
Wir haben für Sie mal ChatGPT befragt. Dessen Antwort:
„Länder, die wenig Schulabbrecher haben, investieren oft stark in die frühkindliche Bildung. Dazu gehören Maßnahmen wie:
Frühkindliche Betreuung und Bildung: Diese Länder bieten qualitativ hochwertige und erschwingliche oder kostenlose Programme für frühkindliche Betreuung und Bildung an. Diese Programme sollen sicherstellen, dass Kinder frühzeitig Zugang zu Bildung und Betreuung erhalten, was ihre kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten stärkt und sie auf den Schulbesuch vorbereitet.
Frühzeitige Identifizierung von Bildungsbedürfnissen: Frühkindliche Bildungseinrichtungen und Programme in diesen Ländern konzentrieren sich darauf, die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes frühzeitig zu erkennen und entsprechende Unterstützung anzubieten. Dies kann durch regelmäßige Beobachtungen, Bewertungen und enge Zusammenarbeit mit Eltern und Fachkräften geschehen.
Professionelle Entwicklung von Erziehern: Es wird in die Aus- und Weiterbildung von Erziehern investiert, um sicherzustellen, dass sie über die notwendigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Ressourcen verfügen, um die Entwicklung der Kinder optimal zu fördern. Dies umfasst auch Schulungen zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen, kognitiver Fähigkeiten und sprachlicher Entwicklung.
Frühe Intervention bei Bildungsrisiken: Diese Länder setzen auf frühzeitige Interventionen, um Bildungsrisiken zu identifizieren und entgegenzuwirken, bevor sie zu ernsthaften Problemen führen. Dies kann durch gezielte Unterstützung und Programme für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Sprachschwierigkeiten oder anderen Herausforderungen geschehen.
Ganzheitlicher Ansatz zur frühkindlichen Bildung: Die frühkindliche Bildung wird als integraler Bestandteil des Bildungssystems betrachtet, der eng mit anderen Bildungsstufen verbunden ist. Es wird Wert darauf gelegt, dass die Bildungskontinuität von der frühkindlichen Bildung bis zur Grundschule gewährleistet ist, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen und die Bildungsergebnisse langfristig zu verbessern.“
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Danke an Sie und an ChatGPT – das bestätigt genau meine Vermutung, die ich auf Grund meiner langjährigen praktischen Erfahrungen und Beobachtungen schon hatte. Da diese Erkenntnisse aber noch nicht bei den Bildungsministerien und v. a. dem Finanzministerium angekommen sind, wird es wohl weiter bergab gehen, nicht nur mit dem Bildungsniveau.
„Willst du für ein Jahr vorausplanen, so pflanze Reis.
Willst du für ein Jahrzehnt vorausplanen, so pflanze Bäume.
Willst du für ein Jahrhundert planen, so bilde Menschen.“ (Guan Zhong)
Da aber unsere Politiker nur in Legislaturperioden denken und planen, bleibt es eben bei Reis, wahlweise Kartoffeln und ein paar Sträuchern für die Optik.
Es ist zum Heulen!
Und, haben Sie die „Aussagen“ des LLM verifizieren können? Gehen Länder mit einer geringeren Schulabbrecherquote (welche sind das?) so vor?
Wir sind eine Nachrichtenredaktion, keine Auskunftei. Herzliche Grüße Die Redaktion
Also wenn Sie ein LLM befragen, welches mit Hilfe von statistischen Methoden (welches Wort wird mit der höchsten Wahrscheinlichkeit das auf das vorige Wort folgende sein) erwarte ich gerade von einer Nachrichtenredaktion, dass sie die „Auskünfte“ dieses LLM verifiziert. Ansonsten sind diese absolut wertlos, da die Qualität der Antworten des LLMs von den Trainingsdaten abhängt, welche Sie als Nutzer nicht kennen.
Im Übrigen: Sie sind eine Nachrichtenredaktion im Bildungsbereich. Da ist die Fragestellung: „welche Länder arbeiten nach der von ChatGPT beschriebenen Methode“ doch relevant!
Sie nutzen unsere Dienste, die tagtäglich viel Arbeit machen, gratis – und erwarten dann darüber hinaus, dass wir Ihre individuellen Rechercheaufträge erfüllen. Sollen wir auch noch Essen liefern?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Nö, kochen kann ich schon allein. Im Übrigen habe ich Sie nicht mit einer Recherche beauftragt, sondern gefragt, ob Sie Ihre von einem LLM erzeugte Antwort auf die Frage eines Foristen verifiziert haben. Ich kann Ihre (von mir so empfundene) Pampigkeit nicht nachvollziehen.
Herzliche Grüße, Mika
Und wir wundern uns über die Ansprüche, die an uns hier gestellt werden. Wir sollen eine Studie zaubern, die frühkindliche Maßnahmen von Ländern eruriert, die wenig Schulabbrecher verzeichnen – mal eben und kostenlos?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
„Wir sollen eine Studie zaubern, die frühkindliche Maßnahmen von Ländern eruriert, die wenig Schulabbrecher verzeichnen – mal eben und kostenlos?“
Nochmal Nö. Es hätte gereicht, meine Frage mit „Nein, wir haben einfach nur die Antwort von ChatGPT übernommen“ zu beantworten. ChatGPT als Quelle finde ich für ein Nachrichtenmagazin eher befremdlich, aber gut, ich kann’s dann halt einordnen. Sei‘s drum, ich schick eine virtuelle Schoki rüber, so vom Informatiker zur Redaktion. 😉
Das ist keine Quelle. Das ist das, was wir liefern können, wenn bei uns, zack-zack, mal eben eine Studie bestellt wird.
Wir finden es befremdlich, wenn Lehrkräfte, die (nicht selten zurecht) über überzogene Ansprüche an ihre Arbeit klagen, wie selbstverständlich Dienste von anderen Berufsgruppen einfordern – sofort und unentgeltlich. Daraufhin haben wir mit einem ironischen Verweis auf ChatGPT geantwortet.
Dabei war dessen Antwort gar nicht mal schlecht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
„Dabei war dessen Antwort gar nicht mal schlecht.“ – finde ich auch! Ich könnte glatt ein Fan von CharGPT werden! 🙂
Könnte im Bildungsministerium nicht evtl. eine Menge Geld gespart werden, wenn die KuMis stattauf teure Experten lieber auf ChatGPT hören würden? 🙂 Christian Lindner würde sich sicher auch darüber freuen.
Okay, die Ironie war für mich nicht erkennbar.
Einmal Rigatoni al Forno mit Beilagensalat, bitte.
Kommt. Zehn Minuten. Herzliche Grüße Die Redaktion
Der Artikel hat mittlerweile eine Korrektur erfahren:
„Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die EU-Statistik gebe die Schulabbrecherquote wieder. Die Statistik misst aber den Anteil der Bevölkerung im Alter von 18 bis 24 Jahren, der höchstens einen Abschluss der Sekundarstufe I hat und in den vier Wochen vor der Erhebung an keiner Bildungsmaßnahme oder Ausbildung teilgenommen hat. Wir haben den Artikel entsprechend geändert. “ – Wenn man sich das bei Eurostat ansieht werden Birnen mit Äpfeln verglichen…..
Werden nicht. Es geht um junge Menschen, die vom Bildungssystem aussortiert wurden und keine berufliche Perspektive haben. Herzliche Grüße Die Redaktion
Die Jugendarbeitslosigkeit in D ist mit 5,6% EU-weit am geringsten. In Finnland beträgt sie 16,4%. Bedeutet in meiner Interpretation : die beruflichen Perspektiven sind für Jugendliche in D deutlich besser als in Finnland, obwohl Finnland nach PISA das effizientere Schulsystem hat. Wie passt das zusammen, wenn Bildung der Schlüssel zur beruflichen Perspektive hat?
Das heißt: Schule ist egal? Auch eine Sicht.
Darüber hinaus ist uns nicht bekannt, dass Finnland unter Fachkräftemangel leidet. Deutschland schon. Wenn hierzulande jeder 20. Jugendliche – trotz vieler freier Stellen – keine Arbeit hat, dann ist das durchaus ein Problem. Zumal viele womöglich zwar arbeiten, aber wenig berufliche Perpektiven haben – gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/11/zu-viele-junge-leute-arbeiten-direkt-statt-eine-ausbildung-zu-machen/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Und das Problem wird sich noch weiter verstärken, wenn den Mindestlohn, wie gefordert so rasant angehoben wird. Das macht eine Ausbildung, die letztendlich mehr berufliche Perspektiven bietet am Anfang unattraktiver als das schnelle Geld sofort.
Das Bildungssystem in Deutschland hört ja nicht bei der Schule auf, sondern umfasst ja auch die Duale Ausbildung oder das Studium und sämtliche Weiterbildungsmöglichkeiten.
Also die Bedingungen in Deutschland möglichst schlecht machen, damit schlechte Ausbildungen dann doch gut erscheinen – so sieht Ihre Lösung aus?
Unser Ansatz wäre ein anderer: Die duale Ausbildung attraktiver machen, indem Betriebe sich hier professionalisieren (etwa zu größeren Einheiten zusammenschließen), indem in Berufsschulen investiert und eng mit Hochschulen kooperiert wird – sodass junge Menschen, die eine Ausbildung absolvieren, nicht nur für den Bedarf eines einzelnen Unternehmens ausgebildet werden, sondern echte Perspektiven bekommen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie behaupten hier, dass die Ausbildung in Deutschland grundsätzlich schlecht ist – ist sie mitnichten. Es gibt viele gute Beispiele. Wenn man hier mitliest, ist das deutsche Schulsystem auch grundsätzlich schlecht. Diese Einstellung motiviert nicht gerade die, die sich für eine gute Ausbildung den A… aufreissen und Lehrer, die trotzdem einen echt tollen Job machen.
Der direkte Berufseinstieg zum Mindestlohn ist in der Regel eine Sackgasse-egal wie hoch der Mindestlohn ist. Langfristig ist eine Ausbildung immer besser. Ich habe nichts von Verschlechterung der Bedingungen geschrieben, warne nur davor, falsche Anreize zu setzen.
Sorry, für die Berufsschulen gibt es genau wie für andere Schularten einen LP ( mit Lernfeldstruktur ), der zu beachten ist.
Eine gute Zusammenarbeit mit den Betrieben führt dann zu mehr Qualifikation und häufig zu ‚Spenden‘ , meist in Maschinen/Anlageform, die wir uns vom Etat her nie leisten könnten.
Was andere Ausbildungssysteme angeht: Im Rahmen von Erasmus konnten wir sehen und ( leider beschränkt auf unsere glorreich vorgegebenen Möglichkeiten/ Vorgaben) annehmen, was wir gut finden.
45 Arbeitsjahre zum Mindestlohn müssen zu einer Rente oberhalb der Grundsicherung führen. Das ist kurz gesagt der Tenor des Karlsruher Urteils, das die Politik bindet.
Problematisch ist also nicht die Höhe des Mindestlohns, problematisch sind die niedrigen Stundenlöhne für Facharbeiter in vielen Tarifbereichen, wodurch das Lohnabstandsgebot fast aufgehoben wird. Hinzu kommt dass viele Unternehmen keiner Tarifbindung unterliegen, da sie aus den Arbeitgeberverbänden ausgetreten sind.
Wenn sich die Politik über Leistungsverweigerer aufregt, geht das m.M.n. an der realität vorbei. Der Aufreger aus meiner Sicht ist die hohe Zahl der Aufstocker – also der Arbeitskräfte, die trotz Erwerbeinkommens auf Bürgergeldzahlungen angewiesen sind.
Diese Forderung (Rente oberhalb der Grundsicherung) wird nicht zu halten sein, wenn das Rentenniveau immer weiter absinkt. Das kann die Wirtschaft und vor allem der Mittelstand nicht leisten, da alle anderen Löhne inzwischen entsprechend mit steigen (müssen). Da muss der Staat andere Mechnanismen schaffen, um zu garantieren, dass jemand, der 45 Jahre zum Mindestlohn gearbeitet hat, mehr bekommt.
Die Eurostat – Umfrage des verlinkten Spiegelartikels hat nicht explizit Schulabbrecher erfasst, sondern junge Erwachsene zwischen 18 und 24, deren höchste Qualifikation der mittlere Schulabschluss ist und die sich in den letzten vier Wochen vor der Eurostat-Umfrage nicht in einer Ausbildung oder beruflichen/schulischen Qualifizierungsmaßnahme befunden haben. Ein Mensch mit MSA ist jedoch kein Schulabbrecher! Aus dem verlinkten Artikel ist keine Aussage zur Schulabbrecherquote der einzelnen EU-Länder zu entnehmen.
Unten im Artikel findet sich der entsprechende Korrekturhinweis der Spiegel-Redaktion. Allerdings hat man wohl vergessen, die Linkbezeichnung entsprechend zu verändern, so dass dort immer noch von Schulabbrecherquote die Rede ist.
Es sind junge Menschen, die vom Bildungssystem aussortiert wurden und kaum eine berufliche Perspektive haben – darum geht es. Herzliche Grüße Die Redaktion
Menschen mit MSA wurden vom Bildungssystem aussortiert und haben kaum eine berufliche Perspektive? Nee, liebe Redaktion, das meint Ihr nicht wirklich!
Dann lesen Sie bitte den Artikel, auf den wir verlinkt haben – es geht um junge Menschen ohne Berufsausbildung, also ohne berufliche Perspektive. Die sind das Problem (nicht ob jemand einen formalen Schulabschluss hat). Das Bildungssystem endet bekanntlich nicht mit einem Schulabschluss; in Deutschland besteht Schulpflicht darüber hinaus.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie wissen schon, dass es nicht ganz so einfach ist? https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2024-02/schulabbrecherquote-jugendliche-zahlen-arbeitsmarkt
Die Bertelsmann-Studie, auf die Sie sich vermutlich beziehen, hat untersucht, wie viele SuS die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Dazu zählen laut Bertelsmann auch Schüler von Förderschulen, die dort den Hauptschulabschluss überhaupt nicht ablegen können. Diese Schüler machen rund die Hälfte der rund 50.000 SuS ohne HSA aus. Sollte man der Einordnung halber dazu sagen, denke ich.
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2023/maerz/anteil-der-jugendlichen-ohne-schulabschluss-seit-zehn-jahren-auf-hohem-niveau
Da hatte ich schon andere Fälle in den Reihen vor mir.
Grundschule – Gymnasium – Realschule – Hauptschule – Berufsfachschule – beruliches Gymnasium.
Es brechen viele die Schule „Gymnasum“ ab, da die verbindliche Grundschulempfehlung ebenso fehlt, wie das Einfühlungsvermögen, keinen Filius mit iQ 150 gezeugt zu haben.
Kaum – ja. Aber die oft mit psychischen Problemen wegen der „langen Reise“.
Doch. Aber die heißen nicht so. Wenn sie Klasse 9 am Gymnasium schaffen, haben sie Hauptschulabschluss, ab Klasse 10 mittlere Reife. Kenne solche Schulabbrecher aus dem Bekanntenkreis, und hier liegt eine mindest genauso tragische Hintergrundgeschichte vor wie bei denen, die die Hauptschule abbrechen.
Ja… aber welche „deutliche Sprache“ sprechen sie denn? Ist ja u.U. nicht diejenige, die Sie meinen, s. mein ceterum censeo https://www.news4teachers.de/2023/06/mehr-schulabgaenger-ohne-abschluss-wegen-corona/#comment-527339https://www.news4teachers.de/2023/06/mehr-schulabgaenger-ohne-abschluss-wegen-corona/#comment-527339:
Spoiler - 49 % der Schüler ohne Schulabschluss besuchten eine Förderschule, 20 % eine Gesamtschule und 13 % eine Hauptschule. Es gehört nicht viel dazu zu vermuten, dass die übrigens 18 % im Gros eigtl. auch max. für die Hauptschule geeignet gewesen sein mögen, wenn nicht lediglich für die Förderschule. Mithin verzerrt die Abbrecherquote natürlich bereits der extrem hohe Anteil an Förderschülern.
- Pro Bundesland sind die Werte für Schulabbrecher ähnlich hoch, von Bayern mit 5,1 % bis Bremen mit 10 %… Unterschiede, die mglw. in den Unterschieden zwischen den Sozialsturkturen i.V.m. den Shculsystemen leigen mögen.
- Im Detail sind die Quoten offenbar auch innerhalb der Bundesländer in den einzelnen Regierungsbezirken recht ähnlich, wie das Bsp. von NRW demonstriert (s. https://correctiv.org/ruhr/2016/10/12/wo-sind-die-meisten-auslaender-unter-den-schulabbrechern/).
- Die Fluktuationen in den Quoten sind m.E. in den letzten zwei Jahrzehnten relativierbar resp. relativ stabil. Von insg. 9,2 % im Jahr 2002 bis zu den aktuell ca. 6,2 % und das trotz z.T. massiver Veränderungen im Schulsystem (die mglw. die eigtl. Erklärung für den Unterschied darstellen könnten). ZU bedenken gilt bei den jüngsten Zahlen natürlich auch, dass wir da unter einer Pandemie litten und auch dies natürlich Effekte zeitigte (bei uns bspw. wurde es deutlich einfacher, entsprechende Abshclüsse zu erreichen, auch dank der desaströsen Politik der KMK, fehlender juristischer Rückendeckung u.ä.)
- Innerhalb der EU schwanken die Quoten der Schulabbrecher, die Schulsysteme und die sozia-kulturellen und -politischen Strukturen sind natürlich auch nicht problemlos vergleichbar, aber in Orientierung an den niedrigen Werten scheint es wohl tatsächlich (Normalverteilung und so…) auch international einen bestimmten Anteil an Menschen zu geben, die einen Schulabschluss nicht erreichen (s. https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Archive:Early_leavers_from_education_and_training/de&oldid=390242).
Mir fehlt (a) eine longitudinale Perspektive auf die Schulabbrecherquote der letzten Jahrzehnte hierzulande i.V.m. einer Kontrastierung mit bspw. schulpolitischen Maßnahmen, die einen Einfluss auf u.a. Unterrichtsstruktur und -qualität haben können, um die Frage beantworten zu können, welche Ursachen diese Quote u.U. haben könnte. Dies ist aber ausschl. sinnvoll, wenn auch gleichzeitig Änderungen in den Anforderungen für die Schulabschlüsse berücksichtigt werden.
Zudem müssten ebenfalls (b) bspw. sozio-ökonomische, habituelle (insb. auch bzgl. des Sozialverhaltens in der Schule, der tatsächlichen Lern- und Übungsstrategien außerhalb der Schule etc.), intellektuell-kognitiver u.ä. Charakteristika der Schulabbrecher (longitudinal) profund eruiert werden, um für den (fehlenden) Bildungserfolg relevante, ggf. gemeinsame (Kombinationen spezifisch ausgeprägter) Einflussfaktoren kontrollieren (auch im Kontrast mit denjenigen, die einen Schulabschluss erlangen) und identifizieren zu können.
Ohne solche Daten, die zu generieren extrem aufwändig ist, die zudem weit über die relativ unbrauchbaren deskriptive Vulgärstatistiken hinausgehen, die wir diesbzgl. immer wieder präsentiert bekommen, wird das nichts mit der Einordnung, mit dem Verstehen des Problems und folglich auch nichts mit der Lösung desselben.
… und vielleicht müsste man sich auch darauf gefasst machen, dass die Antworten, die man erhalten könnte, fernab von jeder Ideologie, jedem Basing von Lehrern u.ä. verortet sind:
Vielleicht langt es für einen entsprechend hohen Anteil der Schüler hierzulande nicht, weil es……… ja, weil es halt nicht langt, weil sie so oder so auch gering(st)e Anforderungen (intellektuell-kognitiv bspw.) nicht erfüllen können.
Da muss man sich auch endlich ehrlich machen, dass man nicht jeden zu allem fördern kann, dass es auch nicht dieselbe Leistung ist (Achtung: Metapher) wenn der eine Zehntklässler den 100-m-Sprint binnen 12,9 Sekunden meistert („sehr gut“) und der andere erst ein paar Tage später die Ziellinie überquert, hinübergetragen wird (zur Leistung resp. Zeilerreichung – und auch das ist eine Wahrheit – gehört nämlich auch, diese binnen eines bestimmten Rahmens zu lösen).
Und evtl. macht dieser oder ein ähnlicher Teil der Schulabbrecher auch einen Wesentlichen Teil der Gesamtmenge aus, ist damit gewissermaßen unveränderlich – bis jmd. auf die Idee kommt auch hier weiter das Niveau zum Erhalt eines Schulabschlusses zu senken oder diesen gleich komplett bedingungslos zu machen……… brauchbarer werden damit Schulabbrecher, deren Abbruch weniger schmeichelhafte Ursachen hat, für die Wirtschaft damit aber auch nicht. Man würde lediglich (analog zur Abiturientenschwemme) den Markt komplett verwässern und den Druck auf Hauptschüler erhöhen, die tatsächlich einen Hauptschulabschluss verdienen und es ohnehin bereits schwer am Markt haben, dort die Chancen nochmals drastisch reduzieren.
Und dann gibt es natürlich noch Probleme, die ich jetzt gar nicht thematisiert habe, wie z.B. dass Schüler, die offensichtlich nicht für das Gymnasium geeignet sind, dort angemeldet werden und bis in die Mittelstufe geschleift werden, trotz etlicher Gesuche, bitte einen Schulformwechsel zu vollziehen, solange dies möglich ist, dies nicht tun, bis es zu spät, sie in der 9. Klasse vollends an den Anforderungen scheitern und dann komplett ohne Schulabschluss dastehen, wo sie einenen Real- oder Hauptschulabschluss sicherlich gemeistert hätten (passiert bei uns jedes Jahr mehrfach; das Hauptproblem: Beratungsresistente Eltern).
… und ohne Schulabschluss haben wir dann den Salat:
Bereits Schulabsolventen von Hauptschulen und Realschulen werden insb. seitens der Wirtschaft zunehmend mit – Pardon – Nichtskönnern äquivaliert, kommen nicht für eine Ausbildung, geschweige denn eine Anstellung in Frage, wo in (ferner) Vergangenheit der ordentliche Schulabschluss an diesen Schulformen den Schülern Garant für eben dies war, weil diese Abschlüsse auch der Wirtschaft ein Garant für eine angemessene Leistungsfähigkeit der Absolventen waren. Ursache ist der schulformübergreifende (insb. politisch verantwortete) Niveauverlust insg.: Die Wirtschaft muss die Erfahrung machen, dass Schulabsolventen nicht mehr die schulformspezifische Leistungsfähigkeit bieten, wie in der Vergangenheit, ziehen angesichts selbst leistungsunfähiger Abiturienten die Leistungsfähigkeit anderer Schulabsolventen in Zweifel. Auch deshalb fordert die Wirtschaft für Berufe, für die früher ein spezifischer Schulabschluss i.d.R. notwendig war, heutzutage regelmäßig mind. den nächsthöheren Schulabschluss (ungeachtet des Umstands, dass auch der soz. Wandel in der Wirtschaft viele Anforderungsprofile gehoben hat).
Was das mutatis mutandis für Schulabbrecher bedeutet, kann man sich denken.
Wenn Schüler selbst bei dem geringen Niveau nichtmal mehr einen Hauptschulabschluss schaffen, dann muss man sich wirklich fragen, zu welcher Arbeit diese noch zu gebrauchen sein können. Und da ist es erstmal egal, ob der Schulabbruch aus kognitiven Unzulänglichkeiten herrührt u./o. von weiter zu fassenden Gründen (wie fehlender Disziplin, Drogenmissbrauch u.ä.)… und ja, da mag sich bisweilen auch ein ganz schreckliches Schicksal, eine unverschuldete Abwärtsspirale hinter verbergen (mal ein krasseres Szenario:
Gewalt-/Missbrauchserfahrungen in der Kindheit, Verwahrlosung daheim etc.), aber das macht die Abbrecher ja dann auch nicht nützlicher für die Betriebe etc. (und dürfte nicht für das Gros der Abbrüche veranwortlich sein), die können die mit dem Schulabbruch insg. i.d.R. einhergehenden Defizite ga rnicht (erzieherisch) korrigieren.
ACHTUNG! Anekdotische Evidenz: So btw auch so ziemlich alle Freunde, Bekannte und Dienstleister (über die Republik verstreut), mit denen ich im Laufe der Jahre über das Thema gesprochen habe… die werden angesichts dessen immer verzweifelter.
Und natürlich müssen wir die Quote der Schulabgänger ohne mind. Hauptschulabschluss deutlich zu senken. Aber nicht mittels weiterer Niveausenkungen, vulgo Augenwischerei… wie beim Anstieg der Abiturientenzahlen, der 1er-Abiture u.ä. – damit ist niemandem gedient, weder den Schülern, die dann spätestens bei den Eignungs-/Einstellungstests ausselektiert werden, noch bei den Betrieben, die dann am Ende immer noch nicht genügend geeignete/s Bewerber/Personal haben (vom steigenden Bwerbungskonkurrenzdruck auf dem Markt, der zudem auch Unmengen an Ressourcenfür evtl. ncihts und wieder nichts bindet, ganz zu schweigen).
Aber auf diese Niveausenkungen wird es wieder hinauslaufen, so wie immer. Warum ist eigtl. noch niemand auf die Idee gekommen, Ärztemangel damit zu bekämpfen, jedem der will, einfach so die Approbationsurkunde zu verleihen? Doofe Idee? Aber Schulabschlüsse soll man verschenken?
Und ganz ehrlich: Vielleicht steht am Ende des Tages die traurige Wahrheit, dass wir den Bedarf an Fachkräften, den wir haben, mit den Menschen, die wir hier haben, nicht decken können, weil von denen wirklich zu viele nicht das leisten können, was notwendig wäre… egal wie sehr man sich da an den Schulen bemüht, egal, wie sehr wir das Bildungssystem tatsächlich mal optimieren könnten.
M.M.n. sind die Daten für diese Annahme auch indiziell:
Etc.
Aber wir könnten zumindest beginnen, die paar, die dann vielleicht doch ‚gerettet‘ werden könnten, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend wären, diese Rahmenbedingungen zu bieten, angefangen bei so simplen Dingen wie erheblich(!) kleineren Klassen, Arbeitsentlastungen der Lehrer u.ä.
Wer aufs Gymnasium geht, erreicht auf seinem Weg zum Abitur bereits einen weiteren Schulabschluss. Nach der 9. Klasse können die Voraussetzungen für die Berufsbildungsreife (BBR) erfüllt sein und nach der 10. Klasse wird durch entsprechende Leistungen der Mittlere Schulabschluss (MSA) erreicht.
https://plan-msa.net › uploadsPDF
Schulabschlüsse am Gymnasium nach der 9. und 10. Klasse – Plan MSA.
Der hat nicht “ keinen Schulabschluss“ Schüler mit extremer Prüfungsangst wählen sogar willentlich diesen Weg.
Die Bedingungen („entsprechende Leistungen“) müssen erfüllt sein, sind sie aber regelmäßig nicht.
Wenn ich im Abschlussjahr der Grundschule nun aber den Leistungsstand nicht habe, um im Gymnasium erfolgreich den Anschluss zu finden, macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, aufs Gymnasium zu gehen. Wir bekommen immer mehr Kinder, die von ihren gezeigten Leistungen und der aktuell beobachtbaren Leistungsfähigkeit am Lehrstoff und vor allem am Tempo, welches aufgrund der Rahmenplanvorgaben notwendig ist, für das Gymnasium ungeeignet sind. Inzwischen haben wir nach meiner Einschätzung nur noch ein Drittel Kinder am Gym, welche mit vertretbarem Lernaufwand zum Abitur kommen können und auch studieren wollen. Ein weiteres Drittel schafft es mit sehr viel Fleiß, leidet jedoch unter dem enorm hohen zeitlichen Aufwand dafür, der kaum Zeit für anderes neben der Schule lässt, und das dritte Drittel hört spätestens nach Klasse 10 auf, bricht das Abi ab oder macht ein sehr schlechtes Abi.Diese SuS wollen in der Regel eh nicht studieren, sondern eine Ausbildung machen und bleiben deshalb in der Schule, weil viele Ausbildungsbetriebe lieber Lehrlinge ab 18 nehmen.
Ich muss also , wenn ich nicht zwei Drittel einer Klasse ignorieren will, viel längere Erarbeitungsphasen und (das ist das entscheidende) Übungsphasen in den Unterricht einbauen. Darauf ist der Rahmenplan nicht ausgelegt. Ich persönlich kenne keinen! Mathelehrer am Gym, der nicht Schwierigkeiten hat, den gesamten Unterrichtsstoff eines Schuljahres zu vermitteln (und schon gar nicht so, dass mindestens 75% seiner SuS diesen beherrschen). In der Regel wird ein Stoffgebiet (meist Statistik/Stochastik) weggelassen, was aber keine Lösung ist, weil prüfungsrelevant.
Wir können gern EINE Schule für ALLE machen. Dann jedoch braucht es deutlich kleinere Lerngruppen, um den Bedürfnissen der sehr leistungsheterogenen Schülerschaft gerecht werden zu können. Mit 30 in einer Klasse ist Unterricht, wenn er denn effektiv Wissen vermitteln soll, aus meiner Sicht nur möglich, wenn die SuS ein ähnliches Leistungsniveau haben. Die „Erfolge“ der „wir brauchen mehr SuS mit Abitur, also gehen mehr aufs Gym!“ -Politik sehen wir immer stärker: Absacken in Leistungsstudien wie PISA über alle Schulformen hinweg.
Es gibt Beratungen, die mittlerweile trotzdem das Gymnasium empfehlen. Es gibt genug, was auch ohne NC studiert werden kann.
Ich will davor warnen, Umwege oder auch schlechte Abschlüsse als Unfall zu sehen. Manchmal ist das genauso geplant. Wenn ich beispielsweise Archäologe werden möchte, brauche ich einfach nur Abitur. Wenn ich das Latinum habe, gut, aber ich kann es auch an der Universität nachholen.
Ab und zu bin ich erstaunt, wie gewitzt Leute sind, das zu bekommen, was sie wollen.
Wie viele schlechte Abiturienten, die mit Ach und Krach ihren Abschluss gemacht haben, sind hinterher denn wirklich arbeitslos?
„50.000 Schulabbrecher pro Jahr in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache.“
Richtig! Aber wie kommen Sie darauf, dass Ihre Vorstellungen an diesem Problem etwas ändern würden und nicht sogar kräftig dazu beitragen, dass die jahrelange negative Bildungsmisere ungebremst fortschreitet?
Schule von heute ist doch das Ergebnis eines Bündels ideologischer Reformen, die Sie meiner Beobachtung nach meist wohlwollend kommentiert haben. Also tragen Ihre Ansichten auch zu den vielen Schulabbrechern und Schülern ohne Schulabschluss bei.
Die „deutliche Sprache“ kann übrigens jeder für seine Sicht der Dinge vereinnahmen. Insbesondere die Gegner von „Eine Schule für alle“ und einer Schulwahl durch die Eltern können sie angesichts der desaströsen Lern- und Leistungsentwicklung der Schüler mit Recht für ihre Meinung in Anspruch nehmen.
Was sind denn unsere „Vorstellungen an diesem Problem“? Haben wir hier noch nicht dargelegt. Wir stellen nur fest: Dreigliedrige Schulsysteme können erfolgreich sein (Bayern). Zweigliedrige Schulsysteme können aber auch erfolgreich sein (Sachsen, Hamburg). Gesamtschulsysteme können ebenfalls sehr erfolgreich sein (siehe PISA).
Was folgt daraus? Dass es darauf womöglich gar nicht ankommt.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Realschulabschluss -3jährige Ausbildung (falls man „nur“ einen Hauptschulabschluss hat, kann man den Realschulabschluss parallel nachholen) – 1 Jahr Fachabi – Studium … das ist nicht wesentlich länger.
Wie sieht es eigentlich mit der Abbrecherquote von Studierenden mit reinem Abi und solchen mit vorheriger Ausbildung aus und wie steht es mit den Berufschancen nach dem Abschluss? Da haben Absolventen mit zusätzlicher Ausbildung doch durchaus bessere Chancen.
Ach so, Abendschule gibt es nicht.
Ach so, „aufschulen“ z.B. von RS zu Gym – fake news, Verschwörungstheorie.
Ach so, mit Berufsabschluss sich weiter bilden – Internetente, gibbet garnicht!
Jaja, schon klar.
Haben wir nirgends behauptet. Trotzdem bleiben am Ende 50.000 Schulabbrecher pro Jahr – trotz des gegliederten Schulsystems.
Könnte daran liegen, dass die Schulstruktur womöglich doch nicht so entscheidend dafür ist, ob ein Bildungssystem leistungsfähig ist oder eben nicht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Was ist denn dann entscheidend?
Guter Unterricht. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/10/exklusiv-ein-blick-vorab-in-die-neue-hattie-studie-welche-faktoren-das-lernen-beguenstigen-und-welche-dafuer-schaedlich-sind/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das bedeutet jetzt genau was? Das die Lehrer der Schulabbrecher flächendeckend „ schlechten“ Unterricht gemacht haben und deshalb 50.000 junge Menschen die Schule abgebrochen haben? Dann muss das ja schulformübergreifend sein, da es an allen Schulformen Lehrer gibt, die „schlechten“ Unterricht machen.
Sorry, Ihre Antwort ist zu billig. Wenn jemand die Schule abbricht, gibt es vielfältigste Gründe dafür. Ein Teil davon liegt im System Schule, welches schlecht auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtet ist, ein Teil in individuellen Interessen bzw. die durch Elternhaus/Peergroup geprägte Motivationslage, ein Teil in Schicksalsschlägen, welche den Schulbesuch nachrangig machen, ein Teil in Verweigerung und und und.
Allein zu sagen : „Guter Unterricht verhindert den Abbruch von Schule“ greift zu kurz.
Nein, natürlich nicht. Das System ist aber nicht darauf ausgerichtet, förderbedürftige Kinder, die zu Hause keine Förderung bekommen, in die Spur zu bekommen – da wird halt nach unten weg sortiert. Und am Ende bleiben 50.000 Jugendliche jedes Jahr auf der Strecke. Das ist ja nun wirklich keine neue Erkenntnis (siehe erste PISA-Studie 2000).
Wäre das gegliederte Schulsystem so wundervoll, wie mitunter getan wird, gäbe es dieses Problem ja nicht. Wir halten die Schulstrukturdebatte in Deutschland für grandios überbewertet. Die Hattie-Studien zeigen auf (darauf haben wir verlinkt), worauf es wirklich ankommt: auf ein System, das guten Unterricht in der Fläche ermöglicht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie waren anscheinend noch nie wirklich an einer Hauptschule oder in einem Brennpunkt.
Was glauben Sie eigentlich was wir den ganzen Tag treiben… wir fördern und fordern wie blöde….
Und das beginnt schon weit vorne in der Grundschule…. aber mit einen Schulfremden, z.T. gesellschaftsfremden Elternhaus, mit Benachteiligungen zu Hause, mit sozialen Ängsten, psychischen Erkrankungen und mehr, halten Sie nicht mit….
So viel Zeit hat kein Lehrer – egal in welcher Schulform – dies alles aufzufangen. Da müssten in einer 1:4 Betreuuung tätig sein, um hier wirklich deutlich weniger als 50.000 Kindern in der Statistik zu erhalten….
„Wir halten die Schulstrukturdebatte in Deutschland für grandios überbewertet.“
Dieser Aussage möchte ich zustimmen.
Allerdings wird die Debatte nicht nur von Verfechtern des dreigliedrigen Schulsystems befeuert, welches in der Reinform ja auch lange nicht mehr existiert, sondern auch von denen, die es abschaffen wollen.
Es ist schwierig, sich gegen das dreigliedrige System auszusprechen, ohne die Debatte anzuheizen. Andersherum natürlich auch.
Nö.
Entscheidend ist, dass die Menschen das überhaupt WOLLEN.
Wobei gegen eine deutliche echte, nicht geframte Ausweitung von richtigem Unterricht (mehr echte Stellen, kleinere Klassen) von mir ganz sicher kein Protest kommt.
Den Schuh zieh ich mir definitiv nicht an.
Aus meiner Erfahrung heraus haben die SchülerInnen, die unsere Schule ohne Abschluss verlassen andere Probleme, die nicht in meinem Unterricht begründet liegen.
Die sind meist so gelagert, dass es Psychologen, Therapeuten, Familienbegleiter etc. bedürfe. Das geht nicht von heute auf morgen. Oder aber es wird das von Elternseite gar nicht in Angriff genommen und fein geleugnet.
Und mache sind schlichtweg geistig überfordert und eigentlich lernbehindert, gehen aber auf eine Regelschule, Elternwille und so.
Dann gibt es noch die Gruppe, die einfach nicht will, denen es genügt, irgendwo zu jobben oder auch gar nichts zu tun. Wir haben selbst so jemand in unserer gutbürgerlichen Verwandtschaft und mussten lernen, dass das auch ne Charakterfrage ist,da kann man von außen nix machen.
Sie brauchen sich den Schuh auch nicht anzuziehen. Es geht nicht um den individuellen Unterricht einer einzelnen Lehrkraft – es geht um das System.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sicherlich.
Aber es gibt noch andere Faktoren wie Leistungswille, Durchhaltevermögen, richtige Einschätzung der Fähigkeiten ….
Das ist eine Einstellungsache.
Jetzt nehmen wir Amerika und die haben im Kern eine Gesamtschule und da ist jeder 3te ohne Abschluss….
Das liegt nicht am Schulsystem sondern an gesellschaftlichen Problemen die wie immer 20Jahre später auch bei uns in Europa aufschlagen….
Weiter oben haben Sie es gesagt, Problem ist Sprache.
Fängt schon damit an, dass viele die nach Deutschland kommen, eben nicht die Sprache erlernen können, weil es viel zu wenige Kurse für Erwachsene gibt. Wo sollen also Kinder die Sprache lernen, wenn zu Hause die eigene Sprache gesprochen wird, wenn man aufgrund mangelhaftem Integrationswillen der Gesellschaft keinen Kontakt außerhalb der eigenen Blase hat….
Schule ist nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Auch mit einer Änderung in ein anderes System erreichen Sie keine bessere Sprachförderung…
Ihren letzten Satz:
„Könnte daran liegen, dass die Schulstruktur womöglich doch nicht so entscheidend dafür ist, ob ein Bildungssystem leistungsfähig ist oder eben nicht.“ – kann man übrigens auch als Argument gegen Sie verwenden 😉
Wieso „gegen uns“? Sie scheinen anzunehmen, dass wir uns für ein Gesamtschulsystem aussprechen – haben wir mit keiner Silbe getan. Herzliche Grüße Die Redaktion
Könnte, aber muss nicht. Korrelation und Kausalität. Das gegliederte Schulsystem mit der daran anschließenden dualen Berufsausbildung bzw. Studium war mal ein Erfolgsmodell in Europa. Die Frage, die sich mir stellt, ist: Was ist ursächlich dafür, dass es nicht mehr so ist? Und ich frage mich, warum wir dazu so wenig wissen. Klar: Betriebe bilden seit langem lieber 18Jährige aus, da die Jugendschutzauflagen entfallen – Abwertung der mittleren Schulabschlüsse. Der politische Wunsch nach mehr Abiturienten in den Nullerjahren hat dies befeuert. Damit sind die früheren Realschüler an die Gymnasien gegangen mit all den Problemen der Überforderung, die wir heute kennen. Die Realschulen blieben fast leer bzw. füllten sich mit nachrutschenden ehemaligen Hauptschülern, und sind schließlich mit den ehemaligen Hauptschulen, die mal direkt für das Handwerk bzw. einfache Berufe ausgebildet haben, zusammengelegt worden – nur dass die Orientierung weggenommen und an der Ausstattung der Schulen massiv gespart wurde. Ich habe mir 1990 Hauptschulen in Bayern angesehen. Ich war schwer beeindruckt, wie gut dort auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der SuS eingegangen wurde. Dort gab es Werkstätten, Küchen, Gärtnereien, und die Jugendlichen haben nicht den Eindruck gemacht, dass sie sich benachteiligt gefühlt haben, im Gegenteil. Warum das nicht bundesweit übernommen, sondern eingestampft wurde, kann ich bis heute nicht verstehen.
Es ist immer teurer, auf Spezialisierung in Zentren zu verzichten, und in der Fläche alles anbieten zu wollen. Wenn wir die Schule für ALLE wollen, muss jede Schule so ausgestattet sein, dass sie Bildung für ALLE anbieten kann: also auf allen Anforderungsniveaus, von Werkstatt bis Vorstudium. Dafür sehe ich keinen politischen Konsens: es wird viel geredet, und im Ergebnis wie bei der Inklusion gesagt: mach mal, aber Ressourcen bekommst du nicht.
„Das gegliederte Schulsystem mit der daran anschließenden dualen Berufsausbildung bzw. Studium war mal ein Erfolgsmodell in Europa.“
War es das? Wir kennen keine einzige internationale Bildungsstudie, in der das gegliederte Schulsystem deutscher Prägung als Sieger hervorgegangen wäre. Wir kennen auch kein Land, das sich das deutsche gegliederte Schulsystem zum Vorbild für eigene Bildungsreformen genommen hätte.
Es geht auch nicht um einen „politischen Wunsch nach mehr Abiturienten“. Es geht um den Bedarf einer am Weltmarkt orientierten Wirtschaft an akademischen Nachwuchskräften. Die duale Ausbildung hat zweifellos Stärken – aber eben auch Schwächen: Das, was ein einzelner Betrieb an Know-how vermitteln kann, reicht für ein berufliches Qualifikationsniveau, das im internationalen Wettbewerb bestehen kann, eben häufig nicht aus. Die Welt ist heute eine andere als vor 40, 50 Jahren. Mit Rezepten von gestern wird man darin kaum bestehen können.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dann erklären Sie doch mal, wo Pflegekräfte, Handwerker usw.. herkommen sollen wenn wir nur noch Akademiker produzieren, dass ist übrigens mit der besagte Fachkräftemangel….
Es herrscht bekanntlich ebenfalls Akademiker*innenmangel, wie Sie vermutlich auch in Ihrem Kollegium feststellen können.
Und mit Pflegekräften, Handwerkern etc. beliefern wir nicht den Weltmarkt, von dem der Erfolg der deutschen Wirtschaft – und damit unser Wohlstandsniveau – abhängt. Dass auch solche Kräfte benötigt werden, klar – geschenkt.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Der Akademikermangel besteht in den Bereichen Gesundheitswesen Bildung und Bauplanung, sagt jedenfalls das Statistikamt – für mich sind das nicht ihre Exportschlager.
Wenn wir bald nur noch Akademiker haben können wir nur noch Wissen exportieren- Waren stellen wir dann hier gar keine mehr her….
„In den sogenannten MINT-Berufen – die Abkürzung steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – fehlen laut aktuellem Report 285.800 Arbeitskräfte. Darunter sind 132.100 Facharbeiterstellen, die nicht besetzt werden können und 122.300 Stellen für MINT-Experten. Das sind in der Regel Hochschulabsolventinnen und -absolventen.“
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/mint-herbstreport-100.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
„Das sind in der Regel Hochschulabsolventinnen und -absolventen.“ Ich darf ergänzen: Techniker ( mit und ohne Abi ), Ausbildung meist 3,5 j Beruf + 2 Jahre Technikerschule – gesucht in Maschinenbau, Elektronik, VerfahrensT, UmweltT, MedizinT auf der ganzen Welt/ und dort oft besser bezahlt als hier. Ebenso Elektromechatroniker, z.B für Windradtechnologie ( duales Studium möglich ) oder auch Wärmepumpeninstallation…..
Eins ist sicher, wenn mehr Ausbildungsstellennn, dann Riesen LuLengpass in den beruflichen Schulen – auch weils draußen mehr Geld gibt als nach Ausbildung + 5 Jahren Studium – Quereinsteiger? Schon, aber meist nicht lange.
Problem, den Technikern und und Fachwirten fehlt bei der Ausbildung an den Höheren Fachschulen mindestens ein Semester, um den Abschluss mit einem Bachelor-Degree vollenden zu können. Eine entsprechende Anpassung der Lehrpläne wird durch die Innungen blockiert.
Hinzu kommt der Blödsinn, dass die HWK und IHK die staatlichen Abschlüsse nicht anerkennen und Techniker so gezwungen sind, zusätzlich noch die Meisterprüfung abzulegen. Dabei ist der Ausbildungsabschluss als staatlich geprüfter Techniker (oder andere Berufsbezeichnung) höher einzustufen als der eines innungszetifizierten Meisters.
Es fehlt ein Wort im zitierten Satz: das gegliederte Schulsystem DEUTSCHLANDS sollte es heißen. Internationale Bildungsstudien gibt es noch nicht so lang: PISA wurde das erste Mal im Jahr 2000 durchgeführt. Deshalb ist es auch schwer, den Erfolg der Bildungssysteme vor diesem Jahr zu vergleichen, da valide Zahlen fehlen. Ich erinnere mich jedoch, dass in Deutschland erworbene Berufsabschlüsse, egal ob Ausbildung oder Studium, international einen sehr guten Ruf hatten – das war aber vor 2000. Das ist mangels Studien anekdotische Evidenz, die jedoch viele bestätigen werden.
Es war die damalige Bundesbildungsministerin Bulmahn, die 2002 formulierte: „Wir brauchen mehr Abiturienten!“. Politischer Wille, um in den Annahmen der damaligen Zeit Deutschland anschlussfähig zu halten. Das Ergebnis zeigt sich: Ausbildungsbetriebe bekommen seit Jahren keinen Nachwuchs mehr. Die „Allüren“ vieler Ausbildungsbetriebe, am liebsten Abiturienten als Lehrling zu nehmen (weil volljährig) haben ihr Übriges dazu getan.
Ihr Argument mit dem internationalen Wettbewerb, für den das in der dualen Ausbildung vermittelte Wissen nicht ausreicht, kann ich nicht nachvollziehen. Es wird auch weiterhin Leute geben, welche mein Auto zusammenbauen oder reparieren (Ausbildungsberuf) und welche, die es konstruieren (Studium). Die intellektuellen und handwerklichen Fähigkeiten bzw. Talente sind ebenfalls unterschiedlich verteilt. Soll Ihrer Ansicht nach jeder studieren, damit die Wirtschaft mehr Leute zur Auswahl hat? Was ist mit denen, welche das nicht können? Internationaler Wettbewerb gut und schön, aber es gibt genügend Bereiche, wo dieser irrelevant ist (es sei denn, Sie spielen auf Globalisierungsprozesse durch Outsourcing von z.B. Reinigungsarbeiten an international agierende Ausbeuterfirmen an: bei denen ist Wissen aber eher ein Einstellungshindernis).
Es braucht eine gute Balance zwischen Studium und Ausbildung, es braucht Durchlässigkeit und Unterstützung. Was es nicht braucht, ist Bashing einer Ausbildungsform gegen eine andere. Jeder soll entsprechend seinen Träumen und seinen Fähigkeiten wählen können, und der eine Weg ist nicht mehr wert als der andere.
Gutes Beispiel – Auto: Jemand, der heute eine klassische Kfz-Mechaniker-Lehre macht, wird Ihr Fahrzeug künftig kaum mehr reparieren können, weil für die Reparatur eines E-Autos völlig andere Qualifikationen notwendig sind als für einen Verbrenner. Die Duale Ausbildung führt leider häufig in die Sackgasse, weil sie eben nur das vermittelt, womit der Ausbildungsbetrieb gerade sein Geld verdient. Das muss nicht zukunftsfähig sein.
Die technische Entwicklung, ja, verlangt nach höheren Qualifikationsniveaus. Es gibt heute keine Straßenkehrer mehr – es gibt dafür Menschen, die Kehrmaschinen konstruieren und warten. Wir können natürlich so tun, als würde sich die Welt nicht weiterdrehen. Tut sie aber trotzdem. Dann sitzen die Menschen, die unseren Alltag und unser Leben organisieren, eben im Ausland. Das geht so lange gut, solange wir die Leistungen aus dem Ausland bezahlen können (also bis das Vermögen, auf dem Deutschland sitzt, aufgezehrt ist). Dann wird’s aber düster. Eine unseres Erachtens sinnvollere Alternative: in Bildung investieren und aufhören, mit unseren wichtigsten Ressourcen – jungen Menschen – so zu aasen, als hätten wir noch Millionen bessere Exemplare im Schrank. Haben wir nicht. Wir haben aber ein verbesserungsfähiges Bildungssystem.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ihre Alternative steht und fällt aber mit dem von Außen vermittelten Ansehen von Schule, Lernen und Leistung. Ihr sehr negatives Bild von der heutigen Jugend ist auch ein Ergebnis der immer weiter zurückgefahrenen Anforderungen. Wie man das schnell ändern kann, weiß ich nicht. Erstens ist das Schulsystem naturgemäß wahnsinnig träge — beispielsweise gehe ich davon aus, dass erst die jetzigen Erst- oder Zweitklässler vollständig ohne die Nachwirkungen der Pandemie durch die Schule kommen –, zweiten haben wir viele Millionen Menschen im Land, die im aktuellen oder einem bezogen auf Leistung und Bildung noch schlechteren Schulsystem aufgewachsen sind.
Ihr Beispiel mit der Dualen Ausbildung ist so nicht richtig. Was der Ausbildungsbetrieb nicht vermitteln kann, aus welchen Gründen auch immer, wird in der überbetrieblichen Ausbildung vermittelt. Häufig sind die Auszubildenden auch für mehrere Monate in einem anderen Ausbildungsbetrieb. Und schließlich gibt es auch noch den fachpraktischen Unterricht in den beruflichen Schulen.
Wie Sie sagen: lebenslanges Lernen! Wenn mein Wissen in der Werkstatt nicht mehr ausreicht, qualifiziere ich mich weiter. Warum soll das nicht gelingen? Ein Elektromotor ist wesentlich unkomplizierter als ein Verbrenner, und Batterien werden getauscht – da baut keine Werkstatt drin rum.
Ohne lebenslanges Lernen funktioniert eh keine Ausbildung: weder für „Studierte“ noch für Leute mit MSA. Und meine Autoschrauber haben (einer davon mit Hauptschulabschluss) kein Problem mit meinem Elektroauto der allerersten Generation hier in D. Die fanden es spannend, endlich mal ein E-Auto vor sich zu haben. Es gibt neben den Kehrmaschinenkonstruierern auch die Kehrmaschinenfahrer. Die müssen wissen, wie man das Ding bedient: klassischer Anlernjob. Und ohne Kehrmaschinenfahrer nutzt die wundervollste Kehrmaschinenfahrer: nix!
Und ja, das Bildungssystem muss den Realitäten angepasst werden. Sehe ich genauso.
Im drittletzten Satz muss es Kehrmaschinenkonstruktion heißen.
Wissen (und Ausbildungsinhalte) entsprechen immer dem Stand der Zeit. Weder mit Ausbildung noch mit Studium kann man sich leisten, sich nicht lebenslang weiterzubilden. Und sie meinen doch nicht wirklich, dass nur noch studierte Ingieneure zukünftig E-Autos in Werkstätten reparieren? Und wie viele studieren nach der Ausbildung und gibt es Statistiken über Abbrecherquoten von Studierenden „nur“ mit Abi oder mit vorheriger Ausbildung?
Wo gibt es denn keine Straßenkehrer mehr?
Noch nie die „Orange Garde“ nach dem Kölner RoMo-Zug gesehen oder die in vielen Städten Deutschlands gerne in der Herbst- und Winterzeit mit Besen und Schüppen bewaffneten Mitarbeiter*innen der städtischen Bauhöfe.
Nach Unfällen fungieren auch Polizisten und feuerwehrleute häufig als Straßenkehrer.
„Das, was ein einzelner Betrieb an Know-how vermitteln kann, reicht für ein berufliches Qualifikationsniveau, das im internationalen Wettbewerb bestehen kann, eben häufig nicht aus. ??? Haben wir in Deutschland nicht eine sehr geringe Jugendarbeitslosigkeit? Gerade weil es flächendeckende Ausbildungsmöglichkeiten gibt? Und das die duale Ausbildung bei Bologna völlig unberücksichtigt wurde, war ein großer Fehler. Studenten ohne praktische Erfahrung von der Pike auf, sind auch nicht immer hilfreich.
Zu den Problemen der Dualen Ausbildung – gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2022/08/dgb-studie-ausbildungsbetriebe-sind-oft-selbst-schuld-wenn-sie-keinen-nachwuchs-finden-schulen-aber-auch/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das es „schwarze“ Schafe bei den Ausbildungsbetrieben gibt, wo es nicht so läuft, wie es sein sollte, macht doch das System der Dualen Ausbildung an sich nicht schlecht – es wird nur manchmal schlecht umgesetzt. Und in dem Beitrag wurden explizit ja auch Branchen und Ausbildungsberufe genannt, wo es weitgehend gut läuft. Also gar kein Grund, die duale Ausbildung so schlecht zu reden.
Man muss die duale Ausbildung nicht „schlecht reden“ – ihr laufen die jungen Menschen davon. Und das hat Gründe. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/06/auch-das-gehoert-zur-bildungskrise-der-ausbildungsmarkt-kommt-nicht-in-schwung-ist-die-duale-ausbildung-noch-zu-retten/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Man muss sie aber auch nicht über den Klee loben.
In vielen kleineren Betrieben kann in der betrieblichen Ausbildung gar nicht die gesamte Breite der für den Berufsabschluss benötigten Kompetenzen vermittelt werden. Teilweise wird versucht, das durch die überbetriebliche Ausbildung zu kompensieren. Die Leistungen der Azubis spiegeln häufig die Fähigkeiten der Betriebe wieder – und da gibt solche und solche.
Einige Klitschen dürfen sich doch in der heutigen Zeit nicht wirklich wundern, wenn keiner bei ihnen einen Ausbildungsvertrag unterschreibt.
-2 Was wirklich ein Problem ist:
Diese ewige Mogelei und UmdenBreigeherei – Wie kriege ich das, was die Schülerinnen brauchen im Lehrplan unter ( besonders für junge KollegInnen).
Die Borniertheit der Glorreichen macht auch vor dem technischen Ausbildungsbereich nicht Halt, und das bremst – auch was weltweite Konkurrenzfähigkeit angeht – ganz gewaltig.
Das duale System der Ausbildung war es auf jeden Fall.
Beginnend mit dem Münchener Stadtschulrat Georg Kerschensteiner, der die Grundlagen dazu aus England importiere.
Schon damals besuchten viele ausländische Delegationen München, um das dortige Schulsystem zu studieren – nachzulesen in den von Kerschensteiner festgehaltenen Besucherlisten, gelagert beim DIPF.
Lassen Sie doch endlich mal eine große Zahl der Förderschüler raus aus der Rechnung: Wenn diese eben nicht über die grundlegenden kognitiven Fähigkeiten verfügen, einen Hauptschulabschluss zu machen – dann hilft die ganze Anklage nicht.. Kinder mit starker geistiger Retardierung, die beispielsweise nicht sprechen oder sonstwie kommunizieren können, werden die besten Schulen nicht zu einem Hauptschulabschluss bringen.Hier ist das Ziel, (soviel wie im Einzelfall möglich) diese Kinder zu einer möglichst hohen, individuell machbaren Lebenstüchtigkeit und selbständigem Handeln im persönlichen Umfeld zu bringen. Über Schulabschluss und Beruf braucht man hier nicht nachzudenken.
Wir lassen die Zahl der Förderschüler nicht raus aus der Rechnung. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass in Deutschland die Zahl von minderbemittelten Kindern höher wäre als in anderen Staaten. Es gibt aber durchaus Hinweise darauf, dass das deutsche Bildungssystem nicht alle Kinder optimal fördert.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Vlt. ,erstmal genauer informieren ? –
Über den deutlich höheren Anteil an schwerer körperlicher Behinderung ?
Wie die Schulpflicht bei schwerst geistig behinderten Kids geregelt ist/wird, wissen Sie sicher aus Ihrer Ausbildung
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61823/schwerbehinderte/
Das müssten etwa 16.000 sein
Ach nee, wir haben 800.000 Lehrer, nicht Schüler, oder? Schüler =2 Mio? Dann sind es 40.000! Ich vermute, die wurden nicht mitgezählt.
Ein Bekannter von mir startete damals als Klempner( wurde seinerzeit so bezeichnet), hat sich dann mithilfe des sog. Abendabiturs „hochgearbeitet“, dann studiert und ist heute Prof. Dr. und war bis vor Kurzem als Dozent für Mediendesign tätig, (hat sogar ein Fachbuch geschrieben).
PS: Der Kinderarzt meines Sohnes fing als Bäckerlehrling an.
Aber ich muss andererseits auch feststellen, dass seit Jahrzehnten (!) eindeutig zu wenig im Bildungssektor getan wurde und wird.
Was ja nichts Neues ist.
Doch es wurde sehr viel getan (reformiert), doch oft nicht das Richtige, sondern Kontraproduktive.
Sie haben natürlich recht!
Ich korrigiere meinen Post: „….dass seit Jahrzehnten (!) eindeutig zu wenige wirklich sinnvolle und effektive Maßnahmen im Bildungssektor in die Praxis umgesetzt wurden…..“
In Sachsen bedeutet die frühe Teilung auf jeden Fall ein Jahr mehr zur Schule gehen, wenn man noch Abi machen will. Unerheblich finde ich das nicht.
Also +1 Jahr ohne Leben, richtig?
Der sogenannte “ zweite Bildungsweg „,
Ist jederzeit möglich aber langwieriger und auch härter als der direkte Bildungsweg.
Eventuell hätte es die betreffende Person es auf dem direkten Wege einfacher gehabt.
Nicht unbedingt
1- es gibt viele Spätzünder, die diese Chance nützen können
2- Der ideale Weg nach Überlegung während der Ausbildung danach weiterzumachen und die beruflichen Vorkenntnisse einzubringen.
Problematisch dabei : Auch an der FOS versuchen viele eine
gescheiterte Gymnasialkarriere fortzusetzen – teils auch wieder auf elterlichen Wunsch.
Also lieber schnell und leicht durch den Bildungsweg hindurch. Steht für die durchschnittliche Sichtweise dessen, was Schulqualität ausmacht.
Klasse 5 bis 10 im Gym. kann individuell brutal sein, wenn man nicht reinpasst und nichts als Überforderung und Niederlagen erfährt. Der Übergang nach der Mittleren Reife ist für viele der passendere Zeitpunkt, da die persönliche Entwicklung bis dahin aufholen konnte.
Härter? Das ist wohl individuell verschieden. Ich treffe häufig auf ehemalige SuS von mir, darunter auch so mancher, der nach der zehnten Klasse die Schule (Gym) verlassen hat. Von denen bekomme ich Sachen zu hören wie: „Ich hatte damals einfach keinen Bock mehr auf Schule, jeder Tag war einer zuviel!“. Fast alle haben nach einer mehr oder weniger langen Zeit der „Selbstfindung“ eine Lehre gemacht, und ca. 80% haben später in ihrem Bereich erfolgreich studiert: weil sie wussten, warum sie die Sachen lernen müssen. Keiner von denen hätte seinerzeit das Abi mit einem Schnitt geschafft, der ihnen ein erfolgreiches Studium ermöglicht hätte – sie waren damals einfach noch nicht soweit. Und keiner von denen hat seinen Weg bereut, jedenfalls hat keiner sowas erzählt. Lebenswege sind einfach unterschiedlich, und manch einer kommt auf Umwegen weiter voran als jemand, der den direkten Weg nimmt.
Schön in Kästchen einteilen. Das ist ganz wichtig, damit Schule gelingt. Natürlich möchten die Philologen einfach nur die unteren 50 Prozent loswerden (was sie immer wollen) und der Realschulverband die Hauptschule.
Möglichst wenig Erziehungsarbeit. Möglichst wenig soziale Probleme. Sollen sich andere drum kümmern. Dafür möchte man aber sicher trotzdem ein höheres Gehalt. Der Korrekturaufwand ist ja hoch und die Themen schwierig.
Ich finde die Diskussion verlogen. Letztlich geht es schlicht und ergreifend darum, Probleme möglichst gutloszuwerden.
Und das war in Zeiten des Vier(nicht Drei!) gliedrigen Schulsystems auch schon so. Es haben nur nicht so viele mitbekommen, so lange man nicht in die Hauptschule reingeguckt hat. In der GemS ist es dann für alle sichtbarer. Heute haben wir noch deutlich größere soziale Herausforderungen als vor 20 – 40 Jahren. Das kann man einfach nicht alles der Haupt-oder Förderschule überlassen. Ich war 12 Jahre alt, als ich auf die Realschule kam,hatte mich gegen Lehrer und Eltern gewehrt, die mich wegen Englisch zur Hauptschule schicken wollten. Warum wollte ich da nicht hin? Wegen dem „Ruf“, den man als Hauptschüler hat und wegen den sozialen Problemen dort und weil ich mich für „mittelklug =Realschule“ hielt…. und weil die Schwester, mit der ich gut klar kam, auch dort war und die andere Schwester, mit der ich nicht so gut konnte, auf der Hauptschule war. Dann gab es in der Orientierungsstufe diese Grüppchen…. Die priviligiert, gut integrierten, manchmal ein bisschen arroganten Mädchen, die zum Gym gehen sollten und die vernachlässigt wirkenden, sich schlechter artikulierenden, teilweise psychisch vorbelasteten Mädchen, die zur Haupt kamen. Das waren zwei extreme „Lager“ und ich wählte die „Mitte“ und war da zufällig die Einzige. Habe später auf der Real den Erweiterten gemacht und jetzt, wo mein Sohn in der Oberstufe ist, übelegt, ob ich das nicht auch könnte.
Jedenfalls waren in der 7.Klasse auf der Real ein paar andere Kinder mit Hauptempfehlung. Teilweise überfordert und deshalb vielleicht auffällig. Einer war aber nicht überfordert, sondern Heimkind mit Realempfehlung und einfach nur auffällig. In einer anderen Klasse war jmd, der vom Gym kam und null Bock hatte oder psychische Probleme. Von dem Heimjungen bekam ich mal einen Besenstiel auf den Kopf geschlagen, mal ein Kaugummi in die Haare geklebt. Logischerweise waren wir alle erleichtert, als alle diese Kinder zur Hauptschule abgingen. Wir hatten danach eine ruhige, soziale Klasse und konnten gut lernen. Worauf ich hinaus möchte: Ich hatte mir, trotz der Erleichterung diese Kinder los zu sein, damals, also mit 12 Jahren, überlegt, was viele Erwachsene scheinbar nicht tun : Das Problem ist nicht gelöst, nur weil diese Kinder woanders sind! Es ist nur für mich gelöst! Der Heimjunge wird jetzt nämlich an der Hauptschule einem anderen Kind mit dem Stock auf den Kopf schlagen. Wie kann man so ignorant sein und da nicht über den Tellerrand schauen? Wieso weiß das eine 12jährige, aber viele Erwachsene nicht?
Es ist auf jeden Fall extrem auffällig, dass diejenigen am lautesten nach dem dreigliedrigen Schulsystem schreien, genau diejenigen sind, die am Gymnasium arbeiten. Der Realschullehrerverband schreit mit, weil er zumindest die Hauptschüler nicht will. Und genau das macht die Debatte um Schulsysteme so verlogen.
Der Gymnasial- und Realschullehrerverband sind Lobbygruppen, die für ihre Klientel Partei ergreifen. In diesem Fall sind es halbwegs leistungshomogene Schüler an ihrer jeweils repräsentierten Schulform. Keineswegs fordert der Realschullehrerverband mehr gymnasiale Kinder an den Realschulen.
Die Korrelation zwischen sozialen Problemen und geringerer schulischer Leistungsfähigkeit hat es schon immer gegeben, nur nehmen die Probleme mittlerweile überhand und greifen auch schon auf die lange Zeit als Wohlfühloasen angesehenen Gymnasien über.
Ich ergänze noch: Ich war als Kind eher still und unauffällig. Jmd, den man schnell übersieht und unterschätzt. Das war mir vielleicht auch bewusst. Zudem hatten wir in der 5./6. etliche, krankheitsbedingte Lehrer Wechsel, worauf ich teilweise meine absackenden Leistungen schob. Meine Mutter sagte später, hätte sie das gewußt, hätte sie meine andere Schwester auch zur Real geschickt. Diese hatte zwar an der Haupt dann den Erweiterten gemacht, aber sie hätte an der Real eben eine „friedlichere“ Schulzeit gehabt. Mir war das so wichtig, keine „Hauptschülerin“ zu sein, dass ich auch meine beiden Freundinnen zurück ließ! Die eine war auch Heimkind und etwas auffällig, aber nicht so wie der beschriebene Junge. Die andere kam aus Russland und ging wohl in erster Linie wegen Sprach Probleme zur Haupt. Gab auch ein russisches Mädchen in der Parallel Klasse, die nur Einsen schrieb, aber die war halt hochbegabt und der konnte die neue Fremdsprache entsprechend nichts anhaben. Bis zur vierten Klasse hatte ich auch Freundinnen in der Klasse, die später zum Gym gingen, aber die wollten dann irgendwann nur noch unter sich bleiben. Eine davon sackte auf dem Gym sehr mit den Noten ab und gehörte dann auch nicht mehr dazu…
Ich ergänze noch weiter 🙂 :
Meine russische Freundin zog zur Zeit des Schulwechsels um,in ein Nachbardorf. Das Dorf, in dem wir gelebt hatten und zur Grund-und Orientierungsstufe gegangen waren, war ganz gut situiert, konservativ katholisch. Fast nur Mittelschicht. Ein paar große, einzelne Miethäuser an der viel befahrenen Straße, in dem auch Ärmere lebten. Oben am Hang in Waldlage die Häuser der Ärzte und Lehrer aus dem Ort ^^ ;-), die, wie meine Mutter immer sagte, mit „keinem hier unten was zu tun haben“ wollten.
Das andere Dorf war von jeher ärmer aufgestellt. Viel mehr Brennpunkt und Unterschicht. Dort wohnte sie nun und ging dort zur Hauptschule. Sie hasste das Dorf und die Schule! Wir verlierten uns, wie das oft bei Kindern durch Schul-und Wohnortwechsel der Fall ist. 10 Jahre später traf ich sie in der Stadt. Sie arbeitete als Sekretärin bei einem Anwalt. Ich vermute, sie hatte auch den Realabschluß noch gemacht. Sie wirkte gut situiert/gekleidet. Unsere gemeinsame Kindheit und die dazugehörige Schule hatte sie in guter Erinnerung – die Zeit im Nachbarort nicht!
Naja, und von der „Krebsburg“, außerhalb vom Dorf, wo die Behinderten wohnten habe ich ja schon öfter erzählt. Da war man baff, wenn man die mal im Dorf sah. In der Schule wurden Witze darüber gemacht und der Lehrer lachte mit. Mutprobe unter Kindern, wer sich traut „da lang zu radeln“….
Das geht nicht über anekdotische Relevanz hinaus.
Totschlagargument?
Ich kenne das auch so. Mein Dorf, also die 18 Viertklässler, 15 gingen in die Hauptschule. Ein auffälliger Junge, der die anderen immer geschlagen hatte, kam “ ins Heim“, da konnten wir uns darunter nichts vorstellen. Zwei kamen auf die Realschulen, einer musste in die Stadt ziehen, um aufs Gymnasium zu kommen.
Ihre Geschichte zeigt mir, dass Entscheidungen über die Schullaufbahn oft ganz anders gefällt werden als über Leistung. Je jünger das Kind, desto abhängiger von Umwelt, Eltern, Fahrmöglichkeiten.
„Sie fürchtet, dass eine verbindliche Grundschulempfehlung Kinder schon in jungen Jahren stark unter Druck setzen werde.“
Am gerechteste wären vermutlich Aufnahmeprüfungen für die Realschule und das Gymnasium. Da kann der soziokulturelle Hintergrund nichts verwässern. Aber ob das weniger stressig wäre? Ich glaube nicht.
Eltern haben oft natürlich auch andere Interessen als die reine Leistung. Ich formuliere es einmal vorsichtig: Ihr liebes, schüchternes, wohlerzogenes Kind würde sich an der Gemeinschaftsschule unter Umständen nicht… wohlfühlen. Von den Freunden will es sich nicht trennen. ….Und es ist wahr, dass viele wegen ihres Verhaltens und nicht wegen ihrer Intelligenz eine Hauptschulempfehlung bekommen.
„Am gerechtesten wären vermutlich Aufnahmeprüfungen für die Realschule und das Gymnasium.“
Dieser Logik folgend, sollte man das Punktesystem in der gymnasialen Oberstufe abschaffen und lediglich die reinen Prüfungsnoten fürs Abitur zählen lassen. Schlecht, wenn das Kind einen schlechten Tag erwischt oder Prüfungsangst hat.
Man könnte auch die Klausurergebnisse und jeweils halbjährlich eine mündliche Prüfung in den Fremdsprachen werten, um zu üben, Prüfungsangst zu überwinden.
Nein, wieso? Ich bin selbst über eine Aufnahmeprüfung in Klasse 6 auf die Realschule gekommen. Danach ging es ganz normal weiter.
Abschlussprüfung macht man ja selbst, es gibt keine “ Abiturempfehlung“
Der mediale Aufschrei bei Aufnahmeprüfungen wäre gigantisch, weil sich dadurch die soziale Schere mal so richtig weit öffnen würde.
Aha. Und die Äußerung des Vertreters des Landesschülebeirates ist nicht pauschalisierend? Kann sie auch ruhig sein, da es hier immerhin um ein möglichst allgemeingültig durchzuführendes Verfahren geht. Hier mit Einzelbeispielen zu kommend, würde man sich doch nur des Vorwurfes der Anekdotenhaftigkeit aussetzen.
Habe Sie Kinder? Setzen Sie sich auch über Empfehlungen zur Gesundheitsvorsorge, zur Ernährung, zum Medienkonsum etc. hinweg? Und lassen alles Ihre Kinder entscheiden? Denn ja, es gibt tatsächlich Kinder, die sehr vernünftig und verantwortungsbewusst damit umgehen. Heißt das nun, die Empfehlung, dass Eltern das „Was?“ und „Wie lange?“ des Internetkonsumes ihrer Kinder im Auge haben sollten, sei obsolet, pauschalisierend und zeuge von „Schwarz–Weiß-Denken“?
Die Aussage, alle Kinder und Jugendlichen (ja, und auch Erwachsene) wüssten wohl am besten, was ihnen guttut, ist im Übrigen Schwarz-Weiß-Malerei vom Feinsten.
Kein Druck, kein Zwang, keine Leistung – und das Abitur als „Leistungsnachweis“ für alle. Ich fürchte, so sieht die Zukunft aus.
Ich bin der Meinung, in einer Demokratie haben Eltern auch das Recht eine Entscheidung über die zukünftige Schulform zu treffen.
Mit welchem Recht sollen die Lehrkräfte über mein Kind entscheiden?
Ein Kind mit ausreichend in den Hauptfächern, wird auch von Eltern bestimmt nicht für das.Gymnasium vorgeschlagen.
Eltern sind dem Gesetz nach verantwortlich und zuständig für ihre Kinder , in allen Bereichen.
Fehlentscheidungen kann es geben ,dafür ist die Erprobungsstufe gedacht.
„Ein Kind mit ausreichend in den Hauptfächern, wird auch von Eltern bestimmt nicht für das.Gymnasium vorgeschlagen“ leider schon vorgekommen – dramatisch für die Kinder.
Kinder als Versuchskaninchen: „Wir wollten es einfach mal probieren…“, als ob Kinder vom Anmelden automatisch gymnasial werden. „Sie wollte aber unbedingt mit der Freundin zusammenbleiben..“ usw. Und die „Erprobungsstufe“ führt in solchen Fällen einfach zu extremen Misserfolgserlebnissen, die man mit etwas Verantwortungsgefühl hätte vermeiden können und müssen.
Wer an einem Gymnasium unterrichtet, weiß: Es werden leider Kinder angemeldet, die auf der Grundschule keine 3en in Mathe und Deutsch hatten. Und die sind der Hauptgrund, warum sich Gymnasiallehrer eine Art Zugangsbeschränkung für das Gymnasium jenseits des Elternwillens wünschen. Wer diese Kinder, die dann trotz Arbeitseinsatz in den Klassenarbeiten reihenweise 6en schreiben, erlebt, dem bricht es das Herz, das ist einfach ganz schwer auszuhalten.
Und ehe jetzt einer sagt, an meiner Schule gibt es auch 6en: Mit sind nicht ausreichende Leistungen von Schülern, keinerlei Anstrengung und Ehrgeiz entwickeln, recht egal, solange ich von mir sagen kann, dass ich alles versucht habe, um diese zur Teilnahme am Unterricht und zur Mitarbeit zu motivieren. Dies ist in der 5. Klasse bei den beschriebenen Schülern aber kaum der Fall.
Ich persönlich würde mir eine niedrigschwellige Grenze wünschen, die den Besuch des Gymnasiums unmöglich machen. Beispielsweise eine 4 (oder schlechter) in Deutsch oder Mathe in der 4. Klasse. Gerne mit Ausnahmeregelungen in Deutsch für Nichtmuttersprachler, die erst kurz in Deutschland sind.
Niedersachsen? Da muss es eine 2 für Gym Empfehlung sein. Manche wollen mit ner 3 hin. Oft ist, glaube ich, Teilleistungsschwäche der Grund. Ein Kind ist schwächer in Deutsch, Englisch aber super in Mathe, Sachkunde. Da sehen Eltern es vielleicht nicht ein, dass denen der Weg versperrt bleibt, weil das Kind im MINT Bereich beruflich was tolles machen könnte und dort zB als Tierarzt in Zeiten von Internet zB ganz gut ohne Rechtschreibung auskäme. Das ist ein grundsätzliches Problem, dass man ein Allrounder sein soll und das wird vermutlich aufgrund von Fachkräftemangel auch geändert.
Möglichkeiten gibt es auch theoretisch von Hauptschule bis zum Gymnasium zu kommen. Machen auch viele. Trotzdem kann das Klassenklima und die geringeren Anforderungen im Vorfeld an Haupt/Realschule auch das Aus für das Gymnasium bedeuten. Hat das Kind nicht lange genug Französisch gehabt, darf es bei uns nicht nach der 10. zum Gym! Zur Oberstufe der IGS( dort wird dann Spanisch als zweite Fremdsprache Pflicht!) aber schon, sofern es eine in der Nähe gibt. Gibt es die aber nicht und das Kind hatte sich in Klasse 7 nicht für Französisch, sondern für den Krankenpflege-WPK entschieden und die quereingestiegenden Lehrkräfte aufgrund fehlender Information nicht darauf hingewiesen, dann wars das mit der Oberstufe!
Viel entscheidender sind aber andere Aspekte und das ist der eigentliche Skandal : Wer zur Oberstufe will, braucht Geld! Da dies nicht mehr in der Schulpflicht inbegriffen ist, fallen viele Hilfen weg. Ist dann nicht das Gym, sondern nur die IGS als Oberstufe möglich oder etwas anderes Dergleichen und das gibt es nicht in der Nähe, dann muss man noch tiefer in die Tasche greifen für den Schulbus/Zug-Weg. Anschaffungen außerhalb von BuT im Hunderterbereich kommen auch noch dazu. Im Gym hat man dafür dann besonders teure Klassenfahrten, weil der Großteil der Eltern wohlhabend und entsprechend Anspruchsvoll ist. Aber selbst in der Oberschule (Nds=Haupt/Real) gehen alle davon aus, dass man WLAN und Internetanschluß hat und ab Klasse 8 soll es Stift und Papier gar nicht mehr geben.
Mein Sohn in Klasse 11 ist der einzige, der noch auf Papier schreibt und er muss immer die Lehrer daran erinnern, dass er nicht ausdrucken, herunterladen usw kann und ein „Arbeitsblatt“ braucht.
Am schwierigsten werden es wohl Heimkinder haben, die nach der Schulpflicht weiter machen wollen oder die dann mit 18 ohne Heim und ohne Eltern klar kommen müssen. Taschenrechner für Klasse 11 – 140 Euro in der Sammelbestellung, wenn du das Geld bis nächste Woche hast, sonst nachbestellen für 180 Euro. BuT ist das nicht, BuT ist für Schulbücher (gibt doch bald nur noch auf dem IPad?) und dann gab’s ja im August 100 Euro für Stifte, Hefte, Mappen, Turnschuhe, Farben und spezielle Wünsche, wie halt auch den 180 Euro-Taschenrechner.
Schwierig bzw. komplex.
Die Erfahrung im Bekanntenkreis mit einer völlig überforderten Schülerin in der 5. Klasse haben wir auch machen dürfen.
Das Mädchen ging ein halbes Jahr in die Klasse meiner Tochter – zum Halbjahr dann auf die Gesamtschule.
Gekommen ist sie mit ordentlichen Noten aus der Grundschule. In Mathe tatsächlich eine drei. Die hat sie sich aber eigenständig und ohne Unterstützung erarbeitet – die Eltern haben hier wenig(er) Interesse und investieren keine eigene Zeit.
Im letzten Halbjahr ist der Unterricht vielfach ausgefallen und sie ist auf eine Klientel getroffen, welches sich in die Bildungskarriere der Kinder „aktiv einbringt“.
Mit intensiver Unterstützung zu Hause können Kinder locker ein bis zwei Noten besser pro Fach abschneiden. Die ersten Jahre bei weitestgehend feststehendem Klausurenplan für alle Jahrgänge oft auch eher ein Organisationsthema (wann fange ich an, wofür brauche ich wieviel Zeit). Der Faktor Lehrkraft fließt hierbei auch mit ein: Manchmal hast Du halt den größten Workload in Fächern wie Musik und Bio…das bekommt man dann schnell gespiegelt.
In Summe hängt es schon lange nicht mehr vom Kind alleine ab. Schülerleistungen werden in Kontext ganzer Familien erbracht – danach richten sich z.T. auch die Lehrkräfte aus. Zudem muss man das System verstehen.
Gerechter ist es mit Sicherheit nicht geworden. Wenn man es durchdrungen hat, kann man aber seine Entscheidungen und sein ggf. ganzes Lebensmodell (zumindest aber seine Freizeitgestaltung) entsprechend ausrichten.
Das Problem werden wir leider immer haben und die Schule kann elterliches Aufzuchtversagen nicht abfangen. Jedes Kind, das im Vorschulalter regelmäßig vorgelesen bekommt und das Zählen lernt, jedes Kind, das im Grundschulalter Hilfe in regelmäßigen Strukturen, bei den Hausaufgaben usw. bekommt, jedes Kind, das zu Hause mindestens ein Elternteil hat, das mal gefragt werden kann, hat einen kaum gutzumachenden Vorsprung gegenüber Mitschülern, die all das nicht haben bzw. hatten.
Das ist eine reine Bestandsaufnahme, ich habe leider keine Lösung, wie staatliche Bildungseinrichtungen dies vollkommen auffangen können.
Dass staatliche Bildungseinrichtungen den Vorsprung durch gute elterliche Fürsorge, Bildung und Erziehung ersetzen könnte, ist ein fataler Irrtum tonangebender „Experten“ der letzten Jahrzehnte.
Nach dem desaströsen jüngsten Pisa-Test hat Andreas Schleicher, unser sogenannter „Pisa-Papst“ und selbst namhafter Anhänger dieser leichtfertigen These, den Irrtum in einem Zeitungsinterview offen zugegeben. Als Grund dafür gab er Naivität an.
„Dass staatliche Bildungseinrichtungen den Vorsprung durch gute elterliche Fürsorge, Bildung und Erziehung ersetzen könnte, ist ein fataler Irrtum tonangebender „Experten“ der letzten Jahrzehnte.“
Ganz klar das ist physikalisch (?) unmöglich. Das die ganzen Experten da nicht drauf gekommen sind. Da braucht es schon einen Menschen mit gesundem Volxempfinden wie sie.
„Das Problem werden wir leider immer haben und die Schule kann elterliches Aufzuchtversagen nicht abfangen.“ Als Naturgesetz? Na dann ist ja gut, wir können die Gesellschaft nicht verbessern weil das eben nicht geht. Die Biologie (?) steht uns im Weg, da kann man nichts machen.
„elterliches Aufzuchtversagen“. Alleine diese Wortwahl lässt mich erschaudern. Ich habe Angst, meine Kindern in die Obhut von Menschen zu geben, die so denken oder sprechen.
Dazu fällt mir ein, dass meine Nichte eine Gym-Empfehlung bekam, ihre Freundin trotz 2en eine Realempfehlung. Grund : Der Freundin wurde weniger Selbständigkeit zugesprochen. Sie hatte die Noten nur durch viel Unterstützung und Anleitung der Eltern erreicht…
Eine Meinung dürfen Sie ja haben.
Weil das unser Job ist?
Mit welchem Recht sollten Eltern entscheiden dürfen, wohin das Kind kommt? Wenn sie das entscheiden wollen gibt es Privatschulen. Dann muss man eben unter Umständen bisschen was zahlen.
Doch, wird es. Das ist eben eines der Probleme dabei.
Lehrkräfte sind ebenfalls Fürsorgepflichtig. Ansonsten gäbe es bspw. keine Aufsichtspflicht und Verantwortung des Wohlergehens. Im Bereich der Schule/Bildung sind beide Seiten beteiligt.
Ansonsten: Präsenzpflicht/Schulpflicht abschaffen und Bildungspflicht – mit verpflichtenden Testungen – machen.
Vom Recht her wären ggf. eben dann die Eltern nicht mehr diejenigen, welche „verantwortlich“ für die Schulart wären. Einfache Sache eigentlich, wenn Sie mit dem Gesetz argumentieren und das (wieder) geändert wird in einigen Bundesländern.
Ich würde mir eine Einstufung nur abhängig vom Wohlwollen des Klassenlehrers verbieten.
Wie erwähnt ,spielen auch Herkunft und Bildungsabschlüsse der Eltern eine Rolle.
Wie geht man den vor ,wenn das Kind in den Fächern des Klassenlehrers mittelmäßige Leistung bringt und in allen anderen Fächern gut ist ?
Das.kann sogar bei Hauptfächer der Fall sein, wenn sie von unterschiedlichen Lehrern unterrichtet werden !
Deswegen bespricht man diese Entscheidungen ja auch im Team – der Klassenlehrer ist nur der Ansprechpartner…. – mein Gott
Also Schulpflicht abschaffen und Sie unterrichten Ihr(e) Kind(er) selbst? Wäre wohl eine Möglichkeit.
Ansonsten werden Sie das wohl so hinnehmen müssen, wie es gesetzlich verankert ist oder eine Privatschule aufsuchen.
Dafür gibt es Absprachen und die Noten beispielsweise. Dazu ggf. Übertrittstests/Aufnahmetests.
Ja, kann es – aber eben auch auf weiterführenden Schulen. Dort nur normalerweise auf anderem Niveau.
Das wären Möglichkeiten. Es gibt aber auch Eltern, die mit Klage drohen. Und auch ich wäre am Überlegen, ob ich dafür die Nerven habe.