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Messerangriff auf Lehrerin an Berufskolleg: Schüler (17) flieht, wird dann niedergeschossen

ESSEN. An einem Berufskolleg in Essen ist eine Lehrerin mit einem Messer schwer verletzt worden – die Ermittler fahnden nach einem geflüchteten 17-jährigen Schüler. Der wird nach kurzer Zeit in einem Park nahe des Hauptbahnhofs entdeckt. Allerdings widersetzt er sich der Festnahme, zieht ein Messer – und wird daraufhin niedergeschossen. Die GEW sieht dringenden Handlungsbedarf, um Lehrkräfte gegen die zunehmende Gewalt an Schulen besser zu schützen. 

Die Polizei ist angerückt (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

An einem Berufskolleg in Essen ist eine Lehrerin von einem Täter mit einem Messer attackiert und verletzt worden. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, soll es sich dabei wohl um einen Schüler der Schule handeln, einen jungen Mann aus dem Kosovo. Er sei geflüchtet. Um 11.54 Uhr meldete die “Westdeutsche Allgemeine Zeitung” (WAZ): “Die Polizei bestätigt soeben, dass ein Tatverdächtiger an der Helbingstraße/Ecke Ruhrallee im Südviertel festgenommen worden ist. Eine Augenzeugin berichtet von einem Sondereinsatzkommando vor Ort.” Die Polizei habe bei der Festnahme eine Schusswaffe eingesetzt.

Dann weiter: “Der Haupttatverdächtige ist vor einer guten halben Stunde im Park an der Weiglestraße festgenommen worden. Nun nennt die Polizei weitere Details: Der Mann wurde gestellt und hat ein Messer gezogen. Die Polizei hat geschossen, er wurde getroffen.” Nach Angaben der Polizei ist er sehr schwer, vielleicht sogar lebensgefährlich verletzt worden. Dann hieß es: “Nach bislang vorliegenden Erkenntnissen handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen Einzeltäter. Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung.”

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Zum Gesundheitszustand der Lehrerin lagen zunächst keine gesicherten Informationen vor. Sie schwebte nach Angaben eines Feuerwehrsprechers nicht in akuter Lebensgefahr. “Die Frau war zu jeder Zeit ansprechbar”, sagte er auf Anfrage. Ihr sei eine «Stichverletzung auf Brusthöhe im Übergang zum Bauchbereich» zugefügt worden. Nach Einschätzung des Einsatzteams vor Ort bestehe keine Lebensgefahr. “Eine Stichverletzung ist aber immer eine schwere Verletzung.”

Der genaue Gesundheitszustand der Lehrerin lasse sich derzeit “nicht verifizieren”, meinte hingegen die Polizei. Gesichert sei: “Die Lehrerin befindet sich aktuell in ärztlicher Betreuung.” Sie war vom Rettungsdienst vor Ort versorgt und dann ins Krankenhaus gebracht worden.

“Aktuell halten sich aber noch immer Dutzende Schüler in Klassenräumen auf. Sie haben die Türen verbarrikadiert – wie es bei einem Amok-Alarm Vorschrift ist”

Weitere Personen wurden nach ersten Erkenntnissen nicht angegriffen. In Sicherheitskreisen wird davon ausgegangen, dass die Lehrerin gezielt attackiert wurde. Allerdings seien auch andere Personen medizinisch betreut worden. Mindestens zehn Schüler stünden unter Schock – sie hätten die Tat miterlebt oder unmittelbar Hilfe geleistet.

Die Einsatzkräfte seien gegen 09.30 Uhr im Essener Norden alarmiert worden, hieß es. Die Polizei umstellte das Gebäude mit schwer bewaffneten Beamten in Schutzausrüstung. „Wir sind mit starken Einsatzkräften vor Ort“, so ein Polizeisprecher. Spezialeinheiten der Polizei durchsuchten die Räume des Berufskollegs, über dem Komplex kreiste auch ein Polizei-Hubschrauber.

Bild.de berichtete gegen 11 Uhr: “Innerhalb der Schule herrscht noch große Angst. Zwar konnte die Polizei bereits zahlreiche Schüler aus dem Gebäude begleiten. Aktuell halten sich aber noch immer Dutzende Schüler in Klassenräumen auf. Sie haben die Türen verbarrikadiert – wie es bei einem Amok-Alarm Vorschrift ist.” Gegen 11.30 Uhr verließen dann die ersten Jugendlichen das Gebäude. “Sie werden sofort von Notfallseelsorgern betreut.” Um 13.30 Uhr hatten noch immer nicht alle Schülerinnen und Schüler das Berufskolleg verlassen. “Kräfte des Sondereinsatzkommandos sind in der Schule. Eine Gruppe von Lehrkräften ist bereits aus der Schule gekommen”, so berichtete die WAZ.

Am Mittag harrten weiter viele Eltern vor dem abgesperrten Gebäude aus, in großer Sorge um ihre Töchter und Söhne. Auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) war vor Ort. Viele Angehörige wirkten verzweifelt. Laut Polizei hielten einige Kontakt via Handy zu ihren Kindern. Die Unsicherheit sei groß. Auch nach der Festnahme werde die Lage noch genau geprüft. “Hier geht Sorgfalt vor Schnelligkeit”, betonte ein Polizeisprecher. Man wolle “ganz sicher gehen”, bevor man die Betroffenen aus dem Gebäude kommen lasse.

“Wir bekommen Rückmeldungen, dass verbale, psychische und körperliche Gewalt durchaus an der Tagesordnung ist”

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) zeigte sich bewegt: “Meine Gedanken sind bei der verletzten Kollegin, ihrer Familie sowie den Schülerinnen und Schülern und dem gesamten Kollegium.” Das Berufskolleg werde durch die Schulaufsicht unterstützt und durch die Schulpsychologie eng begleitet. “Wichtig ist, dass die Schulgemeinschaft jetzt nicht allein ist, denn auch für sie ist die Tat ein großer Schock.” Es handelt sich bei der Schule um ein städtisches Berufskolleg mit rund 1.780 Schülerinnen und Schülern, das Unterricht in den Berufsfeldern Ernährung und Hauswirtschaft sowie Sozial- und Gesundheitswesen anbietet.

“Wir bedauern den Vorfall in Essen sehr und wünschen der Kollegin gute Besserung”, erklärte die Vorsitzende der GEW NRW, Ayla Çelik. Verbale, psychische und körperliche Gewalt hat nach ihrer Einschätzung spürbar zugenommen. “Wir bekommen Rückmeldungen, dass verbale, psychische und körperliche Gewalt durchaus an der Tagesordnung ist”, sagt sie.

Es müssten dringend Maßnahmen ergriffen werden, die eine sichere Lehr- und Lernatmosphäre für Schüler, Lehrkräfte und weitere Beschäftigte in der Schule gewährleisteten. “Vorsicht ist besser als Nachsicht. Deshalb erwarte ich von der Politik, dass sie in Prävention investiert und Lehrkräfte bei der Ausübung ihrer Arbeit schützt.” Die Landesregierung müsse das Thema Gewalt in den Fokus rücken. Denn immer häufiger sei Gewalt Thema im schulischen Kontext. Davon seien sowohl Lehrkräfte als auch Schüler im Alltag betroffen. News4teachers / mit Material der dpa

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