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Schüler*innen wollen Freude am Lernen zurück: Der Bürgerrat Bildung und Lernen schafft Raum für die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen

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Das neue Schuljahr startet. Zeit, sich zu fragen, wie es eigentlich weitergehen soll mit der Bildung in Deutschland. Wie soll die Schule der Zukunft aussehen? Was muss sich ändern? Der Bürgerrat Bildung und Lernen diskutiert seit Jahren über diese Frage, immer mit der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern. Dabei zeigt sich, dass es Kindern und Jugendlichen vor allem darum geht, selbstbestimmt und mit Freude lernen zu können. Damit sind sie gar nicht so weit weg von dem, was auch manche Politiker inzwischen fordern: Weniger Druck an Schulen!

Mitbestimmen, mitgestalten, mitentscheiden: Aktionstag des Bürgerrats Bildung und Lernen mit Schülerinnen und Schülern in der Kölner Bildungslandschaft Altstadt-Nord (BAN). Foto: Montag Stiftung Denkwerkstatt / Christoph Söder

Die Mitglieder des Jungen Bürgerrats Bildung und Lernen machen im Gespräch eines ganz deutlich: Sie wollen nicht nur unterrichtet werden – sie wollen mitbestimmen, mitgestalten, mitentscheiden. Es geht ihnen darum, nicht die Freude am Lernen zu verlieren. Die Schülerin Gemma aus Ingelheim bringt es auf den Punkt: „Ich stelle mir die Schule der Zukunft so vor, dass Schüler*innen mehr Mitsprache bei den Lerninhalten haben.“

Ihr Bürgerratskollege Luis ergänzt: „Für mich wäre eine Schule der Zukunft eine Schule, in der jeder Schüler und jede Schülerin individuell lernt, so wie er oder sie es am besten kann. Und wo Schülerinnen und Schüler in die Entscheidungen darüber, was sie lernen sollen, involviert werden – entsprechend ihrem Alter und ihrem Lernfortschritt.“

Minister Teuber: Druck und Angst erschweren das Lernen

Der rheinland-pfälzische Bildungsminister Sven Teuber (SPD) hat während der Sommerferien in seinem Bundesland eine ähnliche Debatte angestoßen. Er kritisierte den hohen Leistungsdruck in der Schule und sprach sich für eine veränderte Test- und Prüfungskultur aus. „Die Lernforschung weiß seit vielen Jahren, dass Druck und Angst das Lernen erschweren“, sagte Teuber in einem Streitgespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“, in dem es unter anderem um unangekündigte Tests ging. Weiter kritisierte er: „Kinder sind neugierig von Geburt an, aber leider unternehmen wir einiges, um ihnen die Freude am Lernen auszutreiben.“

Er spricht damit ein Thema an, das Schülerinnen und Schüler in allen Bundesländern derzeit umtreibt: Die Frage nach der mentalen Gesundheit. Die Empfehlung des Ministers lautet daher: noch mehr Beziehungsarbeit und eine zeitgemäße Feedback- und Prüfungskultur in Schulen etablieren. In Rheinland-Pfalz können Schulen im Rahmen der Initiative „Schule der Zukunft“ seit 2021 beispielsweise größere Freiräume erhalten, um neue Lehr- und Lernformen oder alternative Leistungsfeststellungen und Leistungsbeurteilungen auszuprobieren. Teuber: „Wir müssen die Schule so verändern, dass es den Schülerinnen und Schülern an diesem Ort besser geht. Nicht weniger Leistung, sondern das Entfalten, Fördern und Entwickeln von Potenzialen zu Kompetenzen ist unser Ziel.“

Zukunftskongress: Wie könnte Schule im Jahr 2040 aussehen?

Die Initiative „Schule der Zukunft“ und der Bürgerrat Bildung und Lernen haben bereits im Rahmen des Zukunftskongresses eine gemeinsame Aktion durchgeführt, bei der die Visionen junger Menschen im Mittelpunkt standen. Im Workshop „Zukunft – Bitte kommen!“, organisiert vom Bürgerrat Bildung und Lernen, trafen sich rund 30 Schülerinnen von „Schulen der Zukunft“ mit Vertreterinnen der Landesschüler:innenvertretung sowie des jungen Bürgerrats zu einer „Reise in die Zukunft“. Gemeinsam entwickelten sie Ideen, wie Alltag und Schule im Jahr 2040 aussehen könnten.

Für die Schülerin Milla, die seit Jahren aktiv im Bürgerrat Bildung und Lernen mitarbeitet, gehört zu einer Zukunftsschule vor allem mehr Lebensnähe: „Man sollte in der Schule nicht nur Sachen auswendig lernen, sondern auch Dinge fürs Leben lernen, zum Beispiel, wie man mit Geld umgeht, wie man sich selbst besser versteht oder wie man gut mit anderen zusammenarbeitet.“ Sie plädiert außerdem für mehr Projektarbeit und mehr Möglichkeiten, um kreativ sein zu können. „Und dass man nicht nur still rumsitzen muss, sondern sich auch mehr bewegt oder draußen lernt.“

Mina aus Berlin wünscht sich außerdem kleinere Klassen. Dann säßen „keine 30 Schüler (oder wie bei mir 33) in den Klassen, sondern nur noch maximal 20, sodass jedem auch geholfen werden kann, sobald Probleme beim Verstehen entstehen“. Auch sollte es in Zukunft modernere Schulgebäude geben und das Lernen mit digitalen Unterrichtsmaterialien sowie mit Künstlicher Intelligenz zum Standard gehören.

Insgesamt zeigen diese Stimmen aus dem Jungen Bürgerrat und die bildungspolitischen Signale von Minister Teuber, dass die Zeit für Veränderungen gekommen ist. Beide Seiten setzen sich für ein selbstbestimmteres Lernen mit weniger Druck ein. Ihre Aussagen zeigen: Es lohnt sich, Schule neu zu denken – und zwar im Sinne derer, die sie jeden Tag erleben.

Hintergrund: 

Der Bürgerrat Bildung und Lernen

Der Bürgerrat Bildung und Lernen wurde von der gemeinnützigen und unabhängigen Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Seit 2021 haben bereits 700 zufällig ausgeloste Menschen an den Sitzungen des Bürgerrats teilgenommen. Gemeinsam haben sie Empfehlungen für ein gerechteres und zukunftsfähigeres Bildungssystem entwickelt. Auch Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren arbeiten aktiv im Bürgerrat mit, indem sie ihre Perspektiven in die Beratungen des Bürgerrats einbringen.

Weitere Informationen zum Bürgerrat: www.buergerrat-bildung-lernen.de

Über die Montag Stiftung Denkwerkstatt

Die Montag Stiftung Denkwerkstatt ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zu den Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitbilds der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ übernimmt sie die Aufgabe, gesellschaftlich relevante, zukunftsweisende Themen aufzuspüren, den konstruktiven Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zu suchen und soziale Veränderungsprozesse anzustoßen. Die Montag Stiftung Denkwerkstatt konzipiert, moderiert und organisiert Veranstaltungen, Dialogforen und Werkstätten für unterschiedliche Teilnehmerkreise, für Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete ebenso wie für die allgemeine Öffentlichkeit.

Dies ist eine Pressemitteilung der Montag Stiftung Denkwerkstatt. 

Bürgerrat-Talk über Schulnoten: Gerechter bewerten – oder bewährtes System behalten?

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