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Facebook & Co: Freundschaft zwischen Lehrern und Schülern?

DÜSSELDORF. Sollten Schüler und Lehrer in sozialen Netzwerken wie Facebook befreundet sein? Wo hört die Arbeit auf und wo fängt die Privatsphäre an? Fragen, die nicht immer leicht zu beantworten sind und die sich Lehrer immer häufiger stellen.

Als Annika Mazziotti über Facebook eine Freundschaftseinladung von einem Schüler erhielt, nahm sie diese nicht an und stellte ihre Profilseite sofort so ein, dass sie nicht mehr von Schülern besucht werden kann. „Ich bin nicht nur Lehrerin, sondern auch eine Privatperson und möchte an sozialen Netzwerken wie Facebook auch gerne privat teilnehmen können“, sagt die 29-jährige Lehrerin aus Bielefeld. Sie wolle nicht, dass die Schüler ihre Urlaubsbilder und Pinnwandeinträge sehen können und Gleiches gelte wohl auch umgekehrt. „Ich denke, dass die Jugendlichen es auch nicht so gut fänden, wenn ich mir ihre Bilder anschauen würde und wüsste, auf welcher Party sie am Wochenende waren.“

Ist es unangebracht, mit Schülern befreundet zu sein? Verlieren Lehrer ihre Autorität, wenn sie Schüler „adden“ und auf deren Nachrichten reagieren? Oder aber wäre etwas mehr Offenheit hilfreich, um besser zu verstehen, was die Jugendlichen bewegt und ihnen zu ermöglichen, auch nach der Schule mit den Lehrern in Kontakt treten zu können? Klare Antworten und einheitliche Regeln, wie sich Lehrer verhalten sollen, gibt es hierzulande scheinbar nicht. Vielmehr ist es eine Entscheidung der einzelnen Lehrer und Kollegien.

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In sozialen Netzwerken verschwimmen die Grenzen zwischen Schule und Privatleben; Foto: Brian Lane Winfield Moore /Flickr (CC BY-SA 2.0)

„Ich reagiere prinzipiell nicht auf Nachrichten, die mir Schüler über Facebook schreiben“, erzählt Annika Mazziotti. Sie lege Wert auf eine professionelle Distanz und halte sich konsequent an diese Regel. Wenn sie eine neue Klasse übernehme, gebe sie den Schüler ihre Schul-Mail-Adresse, über die die Jugendlichen sie kontaktieren können. Diese rufe sie regelmäßig ab und antworte dort auch auf Mails von Schülern.

Im US-Bundesstaat Missouri wird sehr viel restriktiver mit dem Thema “Freundschaften zwischen Lehrern und Schülern” umgegangen: Dort wurde Ende August ein Gesetz verabschiedet, dass Lehrern untersagt, in sozialen Netzwerken wie Facebook mit Schülern befreundet zu sein. Freundschaftsanfragen dürfen weder angenommen noch gestellt werden. Die Lehrervereinigung „Missouri State Teachers Association“ hält das Gesetz für einen Verstoß gegen die Verfassung und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Die Umsetzung des Gesetzes wurde vorläufig bis zum Frühjahr 2012 gestoppt.

Trennung zwischen Schule und Privatsphäre aufgehoben

Eine derart strenger Umgang scheint jedoch eher die Ausnahme zu sein. In Österreich nutzen – einer Studie von Safer Internet zufolge – derzeit rund 35 Prozent aller Lehrer Facebook. Wie das Technologieportal „Futurezone“ berichtet, seien von diesem Drittel etwa 37 Prozent auch mit Schülern vernetzt. Dies sei eine sehr hohe Zahl und bedeute eine Aufhebung der Trennung zwischen Schule und Privatsphäre, erklärt Bernhard Jungwirth, Projektleiter von Saferinternet.at, in dem Artikel. Es gebe Schulen, die deswegen derzeit an einer Facebook-Netiquette arbeiten, so der Experte.

Auch in Deutschland haben einige Schulen bereits ihre eigenen Regeln aufgestellt, wie Lehrer mit Freundschaftseinladungen von Schülern umgehen sollten. Wie „Der Westen“ berichtet, habe sich das Kollegium an der Dortmunder Karlschule beispielsweise darauf verständigt, nur Schüler als Freunde zu „adden“, wenn die Lehrer sich ein zweites Profil im Netzwerk angelegt haben.

Dilek Atalay tendiert ebenfalls dazu, Privates und Berufliches zu trennen. „Lehrer sind Autoritätspersonen“, sagt die Referentin von klicksafe – einer europäischen Initiative für mehr Sicherheit im Netz. Sie sollten sich daher gut überlegen, ob sie die Freundschaftseinladungen von Schülern annehmen, weil diese damit gegebenenfalls auch Einsicht in ihr Privatleben hätten – das Gleiche gelte umgekehrt natürlich auch für die Jugendlichen. Gleichzeitig sei es bei Facebook auch möglich, seine Freunde in verschiedene Gruppen einzusortieren. Je nach Freundschaftsgruppe könne von dem jeweiligen Profil dann entweder viel oder nur sehr wenig eingesehen werden, so die Fachfrau. Sie regt an, das Thema Facebook im Unterricht zu thematisieren: Denkbar wäre beispielsweise, dass Lehrer und Schüler gemeinsam eine Seite in einem sozialen Netzwerk anlegen, dabei über Datenschutz und Privatsphäre sprechen oder aber eine eigene Gruppe gründen. Über diese könne die ganze Klasse, wie in einer Art Forum, dann kommunizieren. FRAUKE KÖNIG

 

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