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Jeder 6. Lehrer fühlt sich gemobbt – am meisten vom Schulleiter

LANDAU. Lehrer fühlen sich wesentlich häufiger gemobbt als Angehörige anderer Berufsgruppen. Jeder sechste Pädagoge berichtet einer neuen Studie zufolge davon, in jüngster Zeit schikaniert worden zu sein. Weitere Überraschung: In den meisten Fällen sind nicht Schüler die Täter – sondern Schulleiter und Kollegen

Von Mobbing betroffen zu sein, berichten etwa 18,6 Prozent der Befragten. Foto: Helga Weber / Flickr (CC BY-ND 2.0)

Wer geglaubt hat, dass das Mobbing von Lehrkräften am häufigsten durch Schüler erfolgt, der irrt. Eine bundesweite Befragung von Lehrern durch das Zentrum für Empirische Pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau ergab: Im Empfinden der Lehrkräfte sind die direkten Mobbingattacken aus der Sicht der Betroffenen am stärksten seitens der Schulleiter (54 Prozent9, gefolgt von den Kollegen (48 Prozent), den Eltern (21 Prozent) und den Schülern der eigenen Klasse (16 Prozent).

Nur 1,6 Prozent der Lehrer berichten von Cybermobbing

Von direktem Mobbing – also Beleidigungen, körperliche Aggression, verbale Attacken, Ausschließen einer Lehrkraft aus der Gruppe – betroffen zu sein, dies berichten etwa 17 Prozent der Befragten. Als Opfer von Cybermobbing, der Schikane im Internet, über soziale Netzwerke oder Handys, sehen sich 1,6 Prozent der Lehrer. Dabei wurden nur die Lehrkräfte berücksichtigt, die nach eigenen Angaben innerhalb von zwei Monaten von vier oder mehr Mobbingattacken betroffen waren. Damit fühlen sich Lehrer offenbar wesentlich häufiger schikaniert als andere Arbeitnehmer: Eine repräsentative Studie für die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin von 2002 geht davon aus, dass unter den Beschäftigten in Deutschland insgesamt lediglich 2,7 Prozent betroffen sind.

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Das Projektteam des zepf unter Leitung von Prof. Reinhold S. Jäger ermittelte bei der Auswertung der Befragung von 1.500 Lehrerinnen und Lehrern Faktoren, die das Mobbing in der Schule beeinflussen:

Jäger sieht die Notwendigkeit, das Mobbing bereits bei den Lehramtskandidaten zum Thema zu machen. „Hier greifen die Ausbildungsinhalte derzeit noch zu kurz. Aber es gehört auch in die Verantwortung der Schulen selbst, das Thema aktiv anzugehen. Dazu müssen allerdings auch Schulleiterinnen und -leiter entsprechend qualifiziert werden“, meint der Studienleiter. „Es ist an der Zeit, die Voraussetzungen für eine qualifizierte Personal- und Organisationsentwicklung an den Schulen zu leisten. Denn letztendlich gilt: Das Schulklima wird entscheidend durch das Klima im Kollegium und zwischen Leitung und Kollegium bestimmt, und dort, wo das Schulklima stimmt, sind beste Voraussetzungen dafür geschaffen, ein für die Schülerinnen und Schüler förderliches Klima zum Lernen und Erzielen von guten Leistungen bereit zu stellen.“ News4teachers
(14.11.2012)

Zum Bericht: “Cyber-Mobbing: Immer mehr Lehrer werden Opfer”

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