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Studie: Frühe Trennung von Haupt- und Realschülern schadet

MÜNCHEN. Bildungsexperten des ifo-Instituts haben die frühe Trennung von Haupt- und Realschülern in Bayern kritisiert. SPD und Grüne sehen sich in ihrer Forderung nach Gemeinschaftsschulen bestärkt. Das Kultusministerium hält dagegen, die bayerischen Haupt- und Realschüler seien im Ländervergleich mit Abstand die besten.

Die Aufteilung schon von Zehnjährigen wirkt offenbar nicht leistungsfördernd, zumindest nicht im Bereich der Haupt- und Realschulen. Foto: Lida Rose / flickr (CC BY-ND 2.0)
Die Aufteilung schon von Zehnjährigen wirkt offenbar nicht leistungsfördernd, zumindest nicht im Bereich der Haupt- und Realschulen. Foto: Lida Rose / flickr (CC BY-ND 2.0)

Seit die Schüler schon nach der vierten Klasse aufgeteilt würden, hätten sich die Leistungen der Hauptschüler wie auch der Realschüler «deutlich schlechter entwickelt, insbesondere im Lesen», heißt es in der in München veröffentlichten ifo-Studie. «Dabei ist in den Hauptschulen die Zahl besonders leistungsschwacher Schüler besonders stark gestiegen, während in den Realschulen der Anteil besonders leistungsstarker Schüler zurückging.»

Studienautor Marc Piopiunik hatte die Pisa-Tests 15-jähriger Schüler von 2000 und 2006 verglichen. Bis 2000 waren Haupt- und Realschüler erst nach der sechsten Klasse getrennt worden. Piopiunik sagte, die Schüler hätten «durch die frühe Aufteilung weniger Anreize, sich in der fünften und sechsten Klasse besonders anzustrengen, da ja die Würfel bereits gefallen sind. Außerdem verringert eine frühere Aufteilung die Wahrscheinlichkeit, dass Schüler dem für sie richtigen Schultyp zugewiesen werden».

Kultusministerium: Die Daten sind überholt

Das Kultusministerium erklärte die Daten für überholt. «Die bayerischen Haupt- und Realschüler sind im bundesweiten Ländervergleich mit großem Abstand am besten», sagte Sprecher Ludwig Unger. Das bewiesen auch die Zahlen des Berliner Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, das die Kultusministerkonferenz berät. Außerdem seien die Würfel keineswegs gefallen – das Schulsystem sei inzwischen durchlässig, sagten Unger und FDP-Bildungssprecherin Renate Will. Ein Viertel der bayerischen Haupt- und Mittelschüler schließe mit der mittleren Reife ab, und 43 Prozent der Abiturzeugnisse würden nicht am Gymnasium, sondern an Fach- und Berufsoberschulen erworben.

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Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Martin Güll, kritisierte: «Nur Bayern teilt schon Zehnjährige in verschiedene Schularten auf.» Die Gemeinschaftsschule sei die bessere Alternative. «Wenn die Kinder weniger werden, muss man sie auch nach der Grundschule in den Schulen zusammen lassen und nicht in verschiedene Schubladen aufteilen», sagte Güll. «Gute Schüler ziehen schwächere mit und profitieren dabei selbst am meisten.» Sein Grünen-Kollege Thomas Gehring hieb in dieselbe Kerbe: Längeres gemeinsames Lernen sei besser. dpa

(14.2.2013)

Zum Bericht: “Grün-Rot treibt die Gemeinschaftsschule voran”

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