DÜSSELDORF. Eltern sind offenbar zunehmend bereit, bei schlechten Noten ihrer Kinder Druck auf die Lehrer auszuüben – bis hin zur Klage. Dies berichtet die „Rheinische Post“.
Die Lehrerverbände in Nordrhein-Westfalen beklagen der Zeitung zufolge, dass Eltern bei der Notenvergabe für ihre Kinder zunehmend Druck auf die Pädagogen ausüben. „Die Zahl der Klagen über angeblich zu schlechte Zensuren nimmt von Jahr zu Jahr immer stärker zu”, sagte Brigitte Balbach, Landesvorsitzende von Lehrer NRW, gegenüber dem Blatt. Um Konflikte mit Eltern zu vermeiden, scheuten sich viele Pädagogen mittlerweile davor, überhaupt noch schlechte Noten zu vergeben. „Dann gibt man lieber eine Vier minus als eine Fünf plus. Auch wenn das dem Leistungstand des Kindes nicht entspricht. Aber so kann man möglichem Ärger aus dem Weg gehen”, so zitiert die „Rheinische Post“ die Verbandssprecherin.
Auch der Philologenverband habe eine zunehmende Bereitschaft der Eltern festgestellt, gegen Beurteilungen rechtlich vorzugehen. „Lehrer werden zunehmend unter Druck gesetzt, eine gute Note geben zu müssen”, sagt der Landesvorsitzende Peter Silbernagel dem Bericht zufolge. Er kritisiere das Verhalten vieler Eltern. „Sie denken, dass sie ihren Kindern damit einen Gefallen tun, wenn sie eine bessere Note einklagen, aber das Gegenteil ist der Fall”, sagte Silbernagel laut Zeitung. „Der Druck auf die Kinder wird dadurch immer größer, weil sie den weiteren Anforderungen nicht gewachsen sind.”
Auch bei Elternvertretern ist das Phänomen offenbar bekannt. Regine Schwarzhoff, Vorsitzende des Elternvereins NRW, weiß von immer mehr Elternbeschwerden aufgrund von Schulnoten – auch schon in der Grundschule. „Die Anzahl hat eklatant zugenommen”, sagte Schwarzhoff der „Rheinischen Post“. Eine Ursache: „Viele Elternteile haben das Vertrauen in die Kompetenz der Pädagogen verloren und zweifeln ihr Urteilsvermögen an.”
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) appelliert an Eltern, Ruhe zu bewahren. „Niemand hat gern eine 4 oder 5 auf dem Zeugnis – aber Noten sagen nicht alles über ein Schulkind aus“, sagt Vorsitzender Udo Beckmann. Schlechte Noten seien keine Einbahnstraße. „Durch das Aufzeigen von möglichen Auswegen kann auch ein eher schlechtes Zeugnis noch eine positive Wendung bringen.“ In vielen Bundesländern, darunter in Nordrhein-Westfalen, wurden heute die Halbjahreszeugnisse ausgegeben. News4teachers
(1.2.2013)