KOPENHAGEN. Dänemarks Ministerpräsidentin Thorning-Schmidt zeigt sich ernstlich besorgt: In Dänemark sind die Osterferien zu Ende gegangen – und trotzdem blieben viele Schulen geschlossen. Rund 70.000 Lehrer sind nämlich von ihrem Dienst befreit, genauer: Sie sind ausgesperrt. Die kommunalen Arbeitgeber wollen über den Arbeitskampf längere Unterrichtszeiten für die Pädagogen erzwingen.

Außerdem soll die Anwesenheitspflicht an der Schule ausgeweitet werden. Die Lehrergewerkschaft lehnt die Forderungen ab. Sie spricht von Maßnahmen zur Kostensenkung in einer «Discountschule». Nachdem mehrere Wochen ergebnislos lang verhandelt worden war, platzte den Arbeitgebern der Kragen: Sie verhängten ein „Lockout“; sämtlichen gewerkschaftlich organisierten Lehrern ist damit das Betreten ihrer Schulen verboten. Betroffen vom unverhofften Schulfrei rund 600.000 Schüler der ersten bis neunten Klassen. „Es ist die größte Aussperrungsmaßnahme, die die dänischen Schulen je erlebt haben“, berichtet die ARD.
Sie zitiert Dänemarks Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt: „Das Frühjahr und der Sommeranfang ist natürlich die Zeit, in der unsere Kinder und Jugendlichen ihre Examen absolvieren. Und da wirft dieser Arbeitskampf natürlich viele Fragen auf.” Weiter meinte die Sozialdemokratin: „Ich will hier gerne unterstreichen, dass diese Aussperrungsmaßnahmen die Ausbildung unserer Schüler nicht verzögern wird. Wir können zusichern, dass alle die Möglichkeit haben werden, ihr Zeugnis oder Abgangsexamen zu bekommen. Wie genau wir das machen werden, das hängt davon ab, wie lange diese Aussperrung noch dauern wird.” Klingt nicht so, als hätte sie bereits einen Plan. Eine Zwangsschlichtung wäre dem Bericht zufolge möglich.
Die Pädagogen, die heute nicht unterrichten durften, zogen heute wütend vor die Rathäuser ihrer Kommunen. Und die Gewerkschaften zeigten sich demonstrativ gelassen: Sie könnten den Arbeitskampf mit ihren gut gefüllten Kassen durchaus einige Wochen durchstehen – wohlwissend, dass die dänischen Eltern, die vielfach vor einem ernsten Betreuungsproblem stehen, dann schon längst auf den Barrikaden sein dürften. News4teachers
(2.4.2013)
Zur Meldung: “Dänemark: Staat sperrt gewerkschaftlich organisierte Lehrer aus”
