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„Schule ohne Rassismus“: Aktuelle Broschüre “ein Machwerk”?

BERLIN. Der deutsch-britische Journalist Alan Posener hat in der Tageszeitung „Die Welt“ ein aktuelles Heft des Netzwerks “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” scharf kritisiert. Die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Broschüre für Schüler verschweige „den muslimischen Rassismus und Antisemitismus“. Böse seien nur die Europäer. Posener nennt das Heft “ein Machwerk“.

Mittlerweile 1270 Schulen bundesweit haben dieses Schild am Eingang hängen. Foto: Bernd Schwabe in Hannover / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Rund 1270 Schulen in Deutschland mit zusammen rund einer Million Schüler haben sich mittlerweile der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angeschlossen und dokumentieren das mit einem Schild am Schuleingang. „Wir sind ein Projekt von und für SchülerInnen. Es bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten, in dem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden. Wir sind das größte Schulnetzwerk in Deutschland“, heißt es auf der Homepage der Initiative.

Dort wird auch das neue Themenheft „Rassismus. Erkennen & Bekämpfen“ beworben. Es informiere „über die Entstehung und die Geschichte des Rassismus und wie er heute in Deutschland auftritt. Es thematisiert den alltäglichen Rassismus in den Medien, Behörden, in der Schule und will dazu beitragen, rassistische Denk- und Argumentationsmuster zu erkennen und eindeutig beim Namen zu nennen“, so heißt es.

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Das aber bezweifelt der Journalist Posener. „Das Heft thematisiert nur die Vorurteile gegen Zuwanderer. Die Bösen sind weiß, christlich und rechts; die Guten nichtweiß, islamisch und links“, schreibt er und meint: Das Heft sei “Ausdruck eines antieuropäischen Rassismus”, bei dem der Rassismus der Zugewanderten – „vor allem der seit Jahren von vielen Experten angeprangerte virulente Antisemitismus arabischer und türkischer Zuwanderer“ – verschwiegen werde. „Und das“, so Posener, „obwohl neulich ein Rabbiner mitten in Berlin vor den Augen seiner kleinen Tochter zusammengeschlagen wurde. Dieser Rassismus soll wohl nicht erkannt und bekämpft, sondern verschwiegen und geduldet werden“.

Zwar schrieben die Herausgeber in ihrem Editorial: “Niemand ist nur Opfer oder Täter.” Doch diese Erkenntnis relativierten sie sofort, indem sie die Aufmerksamkeit der Leser auf “die Idee einer weißen Vormachtstellung” konzentrierten. Alle Erscheinungsformen des Rassismus würden aus dem europäischen Kolonialismus abgeleitet. Rassismus in anderen Kulturkreisen wie dem arabischen komme nicht vor. So heiße es etwa zur Erklärung des Nationalsozialismus: “Viele Deutsche hatten nach dem Verlust der Kolonien … und während der Weimarer Republik und der Nazidiktatur das Gefühl, im Gerangel um die Kolonien in Afrika und andernorts zu kurz gekommen zu sein’.” Deshalb hätten sie die anderen Länder Europas so unterworfen, wie diese Länder Afrika unterworfen hätten. Posener: „Der Massenmord an den europäischen Juden, der so gar nicht in dieses simple antiimperialistische Schema passt, wird ganze zweimal – in je einem Satz – erwähnt.“

Überhaupt werde der Antisemitismus heruntergespielt. Der Anteil der Menschen mit antisemitischen Einstellungen nehme in Deutschland “kontinuierlich ab” – inzwischen hielten “nur noch 19 Prozent” das Judentum für eine Bedrohung, so heiße es in der Broschüre. Dafür treffe heute “die Ablehnung vieler Deutsche die Muslime und ihre Religion”. Posener schlussfolgert empört: „Die Muslime sind die neuen Juden.“ Der Journalist fordert Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf, sich von dem Heft zu distanzieren.

Tatsächlich hat sie nichts mit dem Inhalt der Broschüre zu tun, wie die Herausgeber in ihrer Einleitung betonen: „Für die Inhalte des Heftes ist allein die Bundeskoordination von ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ verantwortlich.“ Damit auch für folgende Empfehlung: Quentin Tarantinos Splatter-Western “Django Unchained” werde Schülern nahegelegt, weil dort “ein Schwarzer mit der Institution Sklaverei aufräumt”. „Klar“, so meint Posener sarkastisch, „und Batman ist empfehlenswert, weil er mit dem organisierten Verbrechen aufräumt, und James Bond mit dem Bösen in aller Welt“. News4teachers

Hier geht es zu Poseners Beitrag in der “Welt”.

Hier geht es zu der Seite von “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” mit einem Auszug aus dem Heft.

 

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