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Schüler schwänzt Schule fast 1000 Mal – Mutter verurteilt

BERLIN. Trauriger Rekord: Fast 1000 Tage schwänzte ein heute 17-jähriger Junge die Schule. Der Teenager kann kaum schreiben und lesen. Nun wurde die Mutter verurteilt.

Eine Mutter, deren Sohn an fast 1000 Tagen den Schulunterricht in Ludwigshafen und Berlin geschwänzt hatte, ist zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Hausfrau, die selbst Analphabetin ist, habe ihre Fürsorge- und Erziehungspflicht verletzt, begründete das Berliner Amtsgericht die Entscheidung. «Sie hätten einen feinen Jungen haben können, das haben sie ihm verbaut», sagte Richterin Kerstin Deike. Der Sohn sei durchschnittlich intelligent und hätte das Rüstzeug gehabt, etwas zu werden, urteilte das Gericht. Nun aber hat der Teenager die Schule ohne Abschluss verlassen. Er kann nicht schreiben und lesen und keine Berufsschule besuchen.

Von September 2003 bis Januar 2012 hatte der heute 17-jährige unentschuldigt gefehlt. Zunächst kamen in einer Schule in Ludwigshafen 781 Tage zusammen. Die sechste Klasse versäumte er fast komplett. Zwölf Bußgeldbescheide gegen die fünffache alleinerziehende Mutter zeigten keine Wirkung. Auch nach dem Umzug im Januar 2010 nach Berlin änderte sich nichts.

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Die Mutter habe dem Sohn die Zukunft verbaut, urteilt das Gericht. Foto: Michael Grabscheit / pixelio.de

Der Schuldirektor der Förderschule im Stadtteil Reinickendorf sprach als Zeuge von einem sehr freundlichen Jungen. «Er war aber immer sehr müde und konnte nicht lernen aufgrund hoher Defizite», sagte der Pädagoge. Und: «So extreme Fehlzeiten hatten wir nie».

Der 17-Jährige werde es nicht schaffen, auf ehrliche Weise gutes Geld zu verdienen, hielt das Gericht der Hartz-IV-Empfängerin vor. Vielleicht habe sie ihren Sohn immer bei sich haben wollen, mutmaßte die Richterin.

Die Hausfrau und der Sohn – ihr Nesthäkchen – hatten im Prozess die Aussage verweigert. Der Junge hat trotz des Engagements des Berliner Schulleiters und der Behörden keinen Schulabschluss erreicht. «Wäre er zur Schule gegangen, hätte er das sicher geschafft, ich fand es persönlich schade», sagte der Direktor.

Die Schule hatte schon nach wenigen Fehltagen die Mutter und den Sozialpädagogischen Dienst informiert. Nach Angaben des Direktors gab es ein einziges Gespräch mit der Frau. Damals habe sie das Fehlen mit Nierenproblemen und Bluthochdruck ihres Sohns begründet. dpa

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