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Druck im Schuldienst – und der Arbeitgeber Staat versagt

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Ein Kommentar von NINA BRAUN.

Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: Bildungsjournalisten.de

Der öffentliche Dienst, ein Paradies aus entspannter Arbeitstaktung und sozialer Sicherheit? Im Schuldienst sicher nicht. Wenn es noch eines Beleges dafür bedurft hätte, welcher Druck auf Pädagogen lastet, dann ist es der aktuelle Fall aus Niedersachsen. Ein Lehrer wird seit mittlerweile mehr als zwei Jahren als „Faulpelz“ und unfähig in der Lokalpresse beschimpft. Die Schulbehörde reicht ihn offenbar von Schule zu Schule weiter – ohne dass sie ihrer Schutzpflicht dem Beschäftigten gegenüber genügen würde.

Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um die Frage, ob der Pädagoge Fehler gemacht, schlecht unterrichtet hat oder vielleicht sogar mit seiner Aufgabe überfordert war oder ist. Es geht darum, dass sich von den Vorgesetzten niemand – der Schulleiter nicht und schon gar nicht die Schulverwaltung – dem Elternfuror und der medialen Hetzjagd entgegenstellt und deutlich macht: So geht man nicht mit Menschen um. Welche Hilfsangebote hat der Lehrer bekommen? Warum ist er nicht aus der Schusslinie genommen und mit einer Aufgabe fernab der Öffentlichkeit in der Schulverwaltung betraut worden? Das wäre ohne Eingeständnis eines Fehlverhaltens möglich gewesen.

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Ausgerechnet die vielgescholtene Katholische Kirche macht im Fall des Limburger Bischofs Terbartz-van Elst vor, wie so eine Geschichte vernünftig geregelt werden kann: Der Mann wird aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, ohne ihm sein Amt (und seine Würde) zu nehmen. In Ruhe können dann später weitere Schritte erfolgen.

Weil das im Schuldienst aber offenbar zu viel Mühe macht, wird der aktuell betroffene Lehrer lieber der Medienmeute zum Fraß vorgeworfen. Das Ende der Geschichte ist (fast) absehbar: Der psychische Druck wird so groß, dass lediglich die – dauerhafte – Krankschreibung als Ausweg bleibt. Den Schaden haben alle: der betroffene Lehrer sowieso, die Schule aber auch (die Stelle kann so schnell nicht neu besetzt werden) und damit letztlich auch die Schüler. Ein verantwortungsbewusster Arbeitgeber? Der Fall zeigt: Das ist der Staat nicht.

Zum Bericht: Elternfuror, Medienhatz: Wie ein Lehrer niedergemacht wird

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