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Ungerecht? Dicke Kinder bekommen schlechtere Noten

Bauch eines übergewichtigen zehnjährigen Jungen. Foto: tobyotter / Flickr (CC BY 2.0)
Bauch eines übergewichtigen zehnjährigen Jungen. Foto: tobyotter / Flickr (CC BY 2.0)

BERLIN. Übergewichtige Mädchen und Jungen haben in der Grundschule seltener gute Zensuren als ihre schlanken Klassenkameraden. Zu diesem Ergebnis kommt nach Informationen des „Spiegel“ eine neue Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Ob es sich um eine Benachteiligung von dicken Kindern handelt, ist allerdings unklar. Belegt sind Ungerechtigkeiten bei der Notenvergabe durch eine Reihe von früheren Untersuchungen.

Die Studie der Forscher erscheine bald in der “Zeitschrift für Soziologie”, so heißt es in dem Bericht. Demnach liege die Wahrscheinlichkeit, dass übergewichtige Kinder im Fach Mathematik eine Eins oder eine Zwei bekommen, im Vergleich um mindestens zehn Prozent niedriger. Die Wissenschaftler arbeiten in ihrer Studie mit Daten des Robert Koch-Instituts und des Mikrozensus 2009. Konkret fragten sie den Angaben zufolge, wie der Body-Mass-Index von Schülern mit deren Schulnoten sowie dem Übertritt aufs Gymnasium zusammenhängt – auch der gelingt adipösen Heranwachsenden seltener.

Dicke Kinder weisen zudem ein geringeres Selbstwertgefühl auf, schreiben die Autoren Marcel Helbig und Stefanie Jähnen. Der negative Effekt von Übergewicht auf die Schulleistungen bestehe unabhängig vom sozialen Status der Familie, aus der die Betroffenen kommen. Ob und wie stark Eltern und Lehrer den fülligen Kindern negative Eigenschaften zuschreiben, konnten die Wissenschaftler allerdings nicht klären. So bleibt auch ungeklärt, ob die schlechtere Benotung ungerecht ist – oder tatsächlich im Schnitt schwächeren Leistungen entspringt.

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Frühere Studien legen allerdings die Vermutung nahe, dass es sich bei dem beobachteten Effekt tatsächlich um eine Benachteiligung übergewichtiger Kinder handelt. So bekommen attraktive Schüler im Schnitt bessere Noten – ohne dass dies durch bessere Leistungen gerechtfertigt ist, wie Bildungsforscher der Universität Wuppertal in einer Untersuchung herausgefunden haben. Die Wissenschaftler hatten in einem ersten Schritt das Wissen und die Intelligenz der Jugendlichen getestet. Im zweiten Schritt ließen sie deren Attraktivität durch die Lehrer bewerten. Darüber hinaus berücksichtigten sie auch die jeweiligen Zensuren. Laut der „Frankfurter Rundschau“ kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, „dass die physische Attraktivität der Schüler signifikant und substanziell ihre Fachnoten beeinflusst“.

Weitere durch eine Studie im Auftrag der Vodafone-Stiftung belegte Zusammenhänge: Kinder aus sozial benachteiligten Familien bekommen bei gleicher Leistung in der Schule schlechtere Noten als Kinder aus sozial begünstigten Elternhäusern. Und im Durchschnitt erhalten Mädchen bessere Noten als Jungen. News4teachers

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