Ein Kommentar von NINA BRAUN.
Erschreckend, wie leicht manche Reflexe immer noch funktionieren. Homosexualität ist offenbar so ein Thema. Es ruft sämtliche selbsternannten radikalen Familienbeschützer auf den Plan, egal, ob es notwendig ist oder nicht. Die Debatte in Baden-Württemberg entzündet sich daran, dass die grün-rote Landesregierung das Thema „sexuelle Vielfalt“ stärker als bisher im Bildungsplan verankern will. Dabei stellt ja niemand die traditionelle Familie in Frage. Das Thema ist vielmehr «Akzeptanz sexueller Vielfalt». Und die Erwähnung des einen Umstands, dass es Schwule und Lesben gibt, ist ja keineswegs eine Herabwürdigung des anderen Umstands, dass Menschen nach wie vor in traditionellen Familien leben.
Angesichts der Tatsache, dass Homosexualität angeboren ist, kann die Landesregierung nur das Ziel verfolgen, Toleranz zu vermitteln – und nicht, wie offenbar von den Kritikern befürchtet, Einfluss auf die Lebensweise von Schülern zu nehmen. Hier stellt sich mir unweigerlich die Frage: Was stellen sich die Kritiker vor, wie der Unterricht zukünftig ablaufen wird? Dass Kinder plötzlich reihenweise dazu gebracht werden, sich nicht mehr fürs andere Geschlecht zu interessieren, sondern für ihr eigenes? Absurd. Wer solche oder ähnlich diffusen Ängste hat, bestätigt die Landesregierung in Ihrem Vorhaben: Aufklärung tut not.
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