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Edel-Rechner-Streit: NRW-Schulministerium prüft Alternativen zu grafikfähigen Taschenrechnern

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DÜSSELDORF. Grafikfähige Taschenrechner haben sich zu einem Zankapfel in der nordrhein-westfälischen Schulpolitik entwickelt. Nach einer Anhörung im Landtag will das Schulministerium nun Alternativen zur zwangsweisen Einführung der Geräte für das kommende Schuljahr prüfen. Selbst die SPD-Fraktion ist dafür, das Schulen selbst entscheiden können.

Die geplante Zwangsanschaffung teurer grafikfähiger Taschenrechner kommt nach massiver Kritik von Eltern und Experten noch einmal auf den Prüfstand. In einer Anhörung im Schulausschuss sprachen sich zahlreiche Sachverständige gegen die zum 1. August geplante Einführung der «Edel-Rechner» in der Oberstufe aus. Selbst die SPD forderte, den Erlass nachzubessern.

Eine veraltete Technik? Der Streit um die zwangsweise Einführung grafikfähiger Taschenrechner setzt das NRW-Schulministerium unter Zugzwang. Foto: Scoobay / flickr (CC BY 2.0)

Bei Schulpraktikern fiel der Rechner als «technisch veraltet» durch; Tablet-PCs seien besser und im Gegensatz breiter zu nutzen. Andere stellten den Kostenaspekt bei dem bis zu 100 Euro teuren Rechner in den Vordergrund.

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Das Schulministerium werde nun prüfen, ob die erwünschten Änderungen zentrale Voraussetzungen erfüllten, teilte ein Sprecher mit. Alternativen müssten täuschungssicher und für alle ohne Diskriminierung finanzierbar sein. Außerdem müsse es Regeln für ein einheitliches Verfahren an den Schulen geben, damit die Schüler eine vergleichbare Ausstattung hätten.

Auch die Grünen forderten Sicherheit, dass niemand bei der Anschaffung überfordert werde. Schulen und Eltern benötigten rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahres Klarheit, unterstrich die schulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Sigrid Beer.

Ähnlich wie die Schulpraktiker könnte sich auch die SPD die Nutzung von Tablets als Alternative vorstellen. Das müssten die Schulen selbst entscheiden können, meinten Vertreterinnen der Fraktion. Die Taschenrechner, die außerhalb der Schule kaum zu nutzen seien, könnten auch von den Fördervereinen der Schulen angeschafft werden, um Eltern zu entlasten, schlugen sie vor.

Der stellvertretende Leiter des Düsseldorfer Max-Planck-Gymnasiums, Axel Böckmann, sieht auch für teure Tablets Finanzierungswege. So seien etwa Mietkäufe oder Unterstützung durch Sponsoren für Eltern denkbar, die die dünnen, leichten Computer nicht anschaffen können.

Keinesfalls dürften die Eltern auf den Kosten sitzenbleiben, unterstrich Mathematiklehrer Carl Andersson aus Bergisch-Gladbach. Auf die Frage, was die Anschaffung die Eltern kosten dürfe, hatte er eine präzise Antwort: «Klar: Null, nix.»

Die Piraten sehen sich nach der von ihnen veranlassten Anhörung bestätigt. «Die Einführung veralteter Technologie ist absoluter Unfug», unterstrich die Abgeordnete Monika Pieper nach der Ausschusssitzung. Wenigstens sollte die verbindliche Einführung der Taschenrechner um ein halbes Jahr verschoben werden.

Auch die CDU-Opposition kritisierte «voreiliges Vorgehen» von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Wichtig sei eine pragmatische Lösung, die größtmögliche Sicherheit gegen Betrugsmöglichkeiten bei Klassenarbeiten biete, unterstrich die schulpolitische Sprecherin der Fraktion, Petra Vogt. (dpa)

zum Bericht: Neue Runde im NRW-Edel-Rechnerstreit

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