Zum aktuellen Bericht: “Eltern bringen Lehrer mit erlogenem Prügelvorwurf vor Gericht – Freispruch”
ESCHWEGE. Die Vorwürfe lauten: Schlagen, Zerren, Kneifen. Ein Lehrer aus dem hessischen Eschwege soll nicht gerade zimperlich mit seinen Schülern umgegangen sein – behaupten jedenfalls Eltern. Vor Gericht wies der Pädagoge alle Vorwürfe zurück. Ist die Anklage Ergebnis einer Kampagne?
Der Vorwurf wiegt schwer, vor allem in seiner Branche: Ein Lehrer soll mehrere Schüler an den Haaren gezerrt und auf den Arm geschlagen haben. In Eschwege muss sich der Pädagoge wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht verantworten. Am ersten Prozesstag wies der Förderschullehrer alle Vorwürfe von sich und bezeichnete die Anschuldigungen als «pure Erfindungen». Der Anklage zufolge soll der Pädagoge von Herbst 2012 an und im Jahr 2013 in zehn Fällen insgesamt sechs Schüler im heutigen Alter von neun bis elf Jahren geschlagen, gekniffen, geschubst und an den Haaren gezogen haben.
Die Verhältnisse in der Klasse der Schule für Lernhilfe seien eine Herausforderung gewesen, sagte der 53-Jährige. Die Kinder stammten fast alle aus schwierigen häuslichen Verhältnissen, aggressives sowie unangemessenes Verhalten sei an der Tagesordnung gewesen. Dennoch sei in seiner fast 30-jährigen Zeit als Lehrer das Zufügen von Schmerz nie sein Mittel zur Erziehung gewesen. Seiner Ansicht nach ist der Prozess das Ergebnis einer Kampagne der Eltern der Kinder, die diese manipuliert hätten.
«Ich bin ihnen zu unbequem geworden, da ich erwarte, dass Eltern sich um ihre Kinder in diesem Alter kümmern», nannte er als möglichen Grund für die Anschuldigungen. Bereits vor einigen Monaten habe eine Mutter, die bei dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, einer Zeitung erzählt, er habe ihre Tochter in den Schritt gefasst. Diese Aussage habe sie jedoch wenig später wieder zurückgenommen.
Öffentlich wurden die Anschuldigungen laut Hessischer/Niedersächsischer Allgemeine nach einem Elternabend. Die Elternbeiratsvorsitzende habe die Eltern im April vergangenen Jahres zusammengerufen und von einem körperlichen Angriff des Lehrers auf einen Schüler berichtet. Danach seien unabhängig voneinander weitere Fälle bekannt geworden, berichteten die sechs Mütter, die jetzt als Zeugen vernommen wurden. In der Zeit davor, rund 21 Monate, habe es keine Probleme gegeben.
Die Eltern seien anschließend schnell aktiv geworden, heißt es. Drei Tage nach Bekanntwerden der Vorfälle erstatteten sie Anzeige bei der Polizei. Unabhängig voneinander, wie die meisten Mütter beteuerten. Merkwürdig ist allerdings, dass alle Elternteile fast zeitgleich bei der Polizei auftauchten. Die Aussagen der Kinder waren vor Gericht bislang schwer verwertbar, heißt es.
«Ich habe ein gewisses Verständnis für Sie», sagte die zuständige Staatsanwältin in Richtung des Angeklagten. Sie bezweifele nach seinen Beschreibungen aber, dass ein vollkommen gewaltfreier Umgang bei solchen Schülern möglich gewesen ist. «Wenn Sie einen bockigen Schüler vor die Tür begleiten müssen, dann geht das doch gar nicht ohne Gewalt.» Der Angeklagte verneinte diese Aussage vehement, seiner Ansicht nach sei Gewalt bei so kleinen Kindern niemals nötig. Insgesamt sagen 23 Zeugen bei dem Prozess aus. Das Urteil wird Mitte Juni erwartet. News4teachers / mit Material der dpa
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